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GraffiCity – kreativer Protest, belonging und citizenship im Madrider Stadtteil Lavapiés

Autor/innen::

Eva Youkhana , Christian Sebaly

Abstract

Kreative Protestformen in urbanen Räumen haben in den letzten Jahren weltweit eine Renaissance erfahren. Symbolische Aneignungen durch Haus- und Platzbesetzungen, Graffiti und politische stencils (Schablonen) prägen zunehmend den öffentlichen Raum in Großstädten und stehen beispielhaft für Protest, der jenseits institutionalisierter politischer Auseinandersetzungen angesiedelt ist. Wie aber werden dadurch Bürgerrechte und diejenigen gestärkt, die sich nicht in vorgegebenen gesellschaftlichen Systemen und sozialen Strukturen bewegen? Welche Rolle spielt der urbane Raum für Vergemeinschaftungsprozesse, für die Konstituierung von Zugehörigkeit und sozialen Kollektiven?

Am Beispiel des Stadtzentrums von Madrid zeigt sich im Rahmen des neoliberalen Umstrukturierungsprozesses, wie städtische Formen, die Machtbeziehungen prägen und reflektieren, und die daraus hervorgehenden soziomateriellen Beziehungen auch den Bewohner_innen in den alltäglichen Auseinandersetzungen für das ‚Recht auf Stadt‘ dienen können. Anhand des Arbeiter- und Migrantenviertels Lavapiés wird erörtert, wie einerseits durch die Etablierung kultureller Institutionen und die Neugestaltung (inklusive verstärkte Kontrolle) öffentlicher Plätze Veränderungen des Images des Stadtteils sowie der Wohn-, Miet- und Besitzverhältnisse unterstützt und provoziert worden sind, und damit auch Gentrifizierung und die Vertreibung von weniger bemittelten Bevölkerungsgruppen. Als Folge dieser sozialräumlichen Wandlungsprozesse haben sich andererseits aber auch verschiedene widerständische und kreative Praktiken herausgebildet und Lavapiés zu einem umkämpften Raum gemacht. Diese Initiativen stehen – entgegen der Kommerzialisierung, Kontrolle und Vertreibung – für eine politische Kultur, die neue Formen der Zugehörigkeit schafft, die dynamisch, situativ und fließend sind.