Editorial

Redaktion sub\urban

Liebe Leser_innen,

 

in dieser thematisch offenen Ausgabe von urbansind eine Reihe von Diskussionssträngen miteinander verflochten, die den Austausch zu Inhalten und Zielen einer kritischen Stadtforschung weiterführen. So diskutieren alle Aufsätze ihre Themen vor dem Hintergrund der Frage, was kritische Stadtforschung heißt und welche Inhalte dabei von Relevanz sind. Radostin Kaloianov und Noa Ha erörtern, wie kritische Migrationsforschung bzw. postkoloniale Stadtforschung theoretisch gefasst werden können und welche Bedeutung das für die Forschungspraxis sowie ihre Anwendung auf den konkreten Gegenstand hat. Dabei geraten insbesondere Fragen nach den forschenden und beforschten Subjekten und ihren Positionen und Perspektiven ins Zentrum der Betrachtung.

Einen empirischen Blick auf die umkämpfte, sich neoliberalisierende Stadt werfen Eva Youkhana und Christian Sebaly in ihrer Untersuchung von Urban Art und Protest in Madrid-Lavapiés. Axel Schubert beschäftigt sich am Beispiel des Umgangs mit Verunsicherung und Irritation im Planungshandeln mit der Bedeutung von Emotionen für eine kritische Planungspraxis. Er möchte damit zugleich zu einem ‚emotional turn‘ in der Planungstheorie beitragen.

Unsere Debatte greift dieses Mal einen weiteren theoretischen Strang zur Frage auf, was unter ‚Kritik‘ in einer kritischen Stadtforschung verstanden werden kann. Alexa Färber schlägt im Hauptartikel die Perspektive von Akteur-Netzwerk-Theorie und Assemblageforschung vor. Um über deren Belastbarkeit für eine kritische Stadtforschung zu diskutieren, haben wir sechs weitere Autor_innen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen zu Kommentaren eingeladen.

Der Magazinteil schließt zunächst thematisch an die von Youkhana und Sebaly am Beispiel Madrids geführte Diskussion um die Fokussierung und Aufwertung von Quartieren in der unternehmerischen Stadt an. Das Interview mit einem stadtpolitischen Akteur zu aktuellen Veränderungen in Hamburg St. Pauli verdeutlicht, wie sehr sich die Prozesse in verschiedenen Städten und Ländern Europas ähneln und wie kreativ der Widerstand dagegen ausfällt. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass sich deren Beschreibungen in Theorie und Stadtteilpraxis deutlich überlappen.

Außerdem freuen wir uns sehr, in diesem Heft zwei künstlerische Beiträge veröffentlichen zu können: den Film- und Textbeitrag der indonesischen Künstler_innen Irwan Ahmett und Tita Salina, deren spielerische Interventionen Bezug auf Mythologie und Methoden der indonesischen Freiheitskämpfer_innen nehmen und sich mit den Konsequenzen des Kolonialismus in Indonesien auseinandersetzen, sowie den Fotobeitrag von Anna Borgman und Endy Lenk zu ihrer Installation „Luftschloss“ in Berlin-Hellersdorf. In einem Workshopbericht greift die Gruppe Kritische Geographie Berlin aktuelle Diskussionen um eine touristification in Berlin auf und stellt ihre Annäherung an das Thema vor. Die Magazinbeiträge von Matthias Naumann und Nico Grunze zum Gesprächskreis „Stadtpolitik“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung und von Jörn Hamacher zur Humangeographischen Sommerschule „Kritische Stadtforschung“ 2013 in Frankfurt am Main sowie eine Rezension zu Imogen Tylers Revolting Subjectsvon Lisa Vollmer runden unser Heft 1/2014 ab.

 

Wir wünschen allen eine anregende Lektüre!

Die Redaktion

Laura Calbet i Elias, Mélina Germes, Nina Gribat, Nelly Grotefendt, Jan Hutta, Johanna Hoerning, Boris Michel, Kristine Müller, Manfred Oberländer, Carsten Praum, Nikolai Roskamm, Nina Schuster