Schöneweide - neu kollagiert. Ein künstlerisches Forschungsprojekt

Albert Markert

Schöneweide – neu collagiert
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Der Berliner Stadtteil Schöneweide – einst AEG-Areal und Wiege der Elektrifizierung Berlins - war bis zur Wende einer der größten Industriestandorte Europas. Nach der Wende schlossen nahezu alle Industriebetriebe. Seitdem stehen die meisten Fabrikhallen leer. Seit einiger Zeit wandelt sich Oberschöneweide: Die Hochschule für Technik und Wirtschaft hat seit einigen Jahren hier ihren Hauptstandort; eine international expandierende Kunstgießerei hat eine neue Produktionsstätte eröffnet; der kanadische Rocksänger und Fotograf Bryan Adams plant, ein Kulturzentrum zum internationalen Austausch in einer der ehemaligen Produktionshallen zu etablieren. Seit einigen Jahren ziehen zahlreiche Designer_innen, Künstler_innen und Student_innen nach Schöneweide und prägen zunehmend das Erscheinungsbild des Stadtteils.

Die hier veröffentlichten Bilder von Albert Markert beschäftigen sich mit dem Wandel von Schöneweide. Entstanden sind sie im Rahmen eines fortlaufenden künstlerischen Forschungsprojektes. Sie werden von einem Computerprogramm per Zufall und automatisch generiert. Das Programm speist sich aus einer vom Künstler zusammengestellten Bildersammlung und wurde von Markert selbst programmiert. Die Sammlung umfasst ca. 1000 Bilddateien: historische Bilder zu Schöneweide, zumeist aus dem Internet; Fotografien des Künstlers zur gegenwärtigen Entwicklung von Schöneweide und Bilder von geplanten Stadtentwicklungs- und Bauprojekten, die die Zukunft von Schöneweide abbilden / zeigen. Das Computerprogramm collagiert aus dieser Bildersammlung jeweils zwei bis vier Bilder der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft zu einem neuen Bild, basierend auf wechselnden Bildbearbeitungsfiltern. Die Bilder werden in einem festgelegten Rhythmus generiert, aus einem unendlichen und niemals versiegenden Strom von neuen Kombinationsmöglichkeiten. Der Künstler kann mit einem Mausklick das Programm anhalten und einzelne Bilder speichern. In einer Anordnung von 3x3 Bildern arrangiert er die computergenerierten Bilder für Ausstellungen oder Publikationen.

Das Projekt basiert auf der Idee, dass sich mit den Vorstellungen und Plänen für die Zukunft Schöneweides auch die Wahrnehmung und Interpretation der Gegenwart und der Vergangenheit ändert. Und umgekehrt, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit – etwa dem Zwangsarbeiterlager in Niederschöneweide – die Wahrnehmung der Gegenwart und Zukunft von Schöneweide verändert.

Wir zeigen in dieser Ausgabe von s u b \ u r b a n die Schöneweide-Bilder von Albert Markert im Magazinteil und auf dem Titelblatt. Im Magazinteil werden neun 3x3 Bilder gezeigt, auf dem Titel ein Einzelbild.

Autor_innen

Albert Markert ist Künstler und Historiker. Er arbeitet zur Zeit bei Schöneweide Keativ als künstlerischer Leiter der Projektgalerie Schalterraum.

info@albert-markert.de