Editorial

Redaktion sub\urban

Liebe Leser_innen,

thematisch ‚offene‘ Hefte wie das vorliegende ermöglichen unserer Zeitschrift stärker als Themenhefte, den Fokus zu öffnen und den Blick zu weiten. Damit wir weiterhin sowohl interdisziplinär als auch transdisziplinär diskutieren und dabei noch stärkere Bezüge zu den vielfältigen Praktiken und sozialen Bewegungen durch unsere Zeitschrift herstellen können, sind Aufsätze, Debatten- und Magazinbeiträge sowie Rezensionen aus der weitgefächerten ‚Landschaft‘ der Stadtforschung jederzeit willkommen! Eure/Ihre Anregungen und Einreichungen bringen uns weiter in Richtung einer kritischen Stadtforschung, die sich für eine Veränderung der Lebensbedingungen zum Wohle aller positioniert, indem sie sich wissenschaftlich und politisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt und dabei städtische und soziale Gegebenheiten herausfordert.

Um utopische Gegenentwürfe geht es in diesem Heft nicht nur auf unserem Titelbild, das auf einem Foto von Anna Blattner aus dem Magazinbeitrag „Make-Shift-Urbanismus in den Zeiten einer Absoluten Gegenwart?“ basiert. Dieser Beitrag zeigt, wie prekär alternative Lebensentwürfe in vielen Städten trotz anders anmutender öffentlicher Debatten nach wie vor sind – nicht nur am Berliner Ostkreuz. Der kritische Gehalt kollektiver, meist innerstädtischer Raumaneignungspraktiken durch Radfahren und Gärtnern wird von Anke Strüver am Beispiel der Hamburger Critical Mass und von Andreas Exner und Isabelle Schützenberger am Beispiel von Wiener Urban-Gardening-Projekten diskutiert. Ganz konkrete Raumaneignungen sind auch eine der Folgen der von Sebastian Schipper und Felix Wiegand in ihrem Beitrag beschriebenen Neubau-Gentrifizierungsprozesse des Gallusviertel in Frankfurt am Main. Jenny Künkel beschäftigt sich hingegen mit der Metaebene des (Stadt-)Forschens und plädiert in diesem zweiten Teil ihres Doppelartikels (vgl. erster Teil) zu dem noch jungen Forschungsfeld urban policy mobilities für eine kritische Zusammenführung marxistischer und poststrukturalistischer Ansätze.

Ein Beitrag der kanadischen Stadt- und Queerforscherin Natalie Oswin bildet unsere Debatte in diesem Heft. Im Rahmen des diesjährigen Deutschen Kongresses für Geographie (DKG) im Oktober 2015 in Berlin hat s u b \ u r b a n Oswin gemeinsam mit dem AK Geographie und Geschlecht zu einer Journal Lecture eingeladen. Sowohl Urban Studies als auch Queer Studies, so Oswin, treiben ein worlding, eine ‚Verweltlichung‘ der untersuchten Probleme, voran. Die Fragestellungen, die aus einem Zusammenführen von urban worlding und queer worlding entstehen, ermöglichen neue Blicke auf die Rolle, die gerade marginalisierte Subjekte in Prozessen von Urbanisierung und Globalisierung spielen. Wir freuen uns sehr, die Übersetzung ihres Beitrag „Queer worldings in the urban age“ zu veröffentlichen. Anders als gewohnt möchten wir damit keine Debatte präsentieren, die bereits stattgefunden hat, sondern eine Debatte anstoßen. Diese soll dann in den folgenden Heften bestritten werden. Beteiligt euch – beteiligen Sie sich! Unser Magazin beschäftigt sich dieses Mal besonders mit Entwicklungen in Berlin: Ceren Türkmen ebenso wie Nina Gribat, Hannes Langguth und Mario Schulze fragen, wem die Stadt gehört und wer sie macht, wie sie geplant und angeeignet wird.

Thematisch stärker fokussiert wird unserer für Herbst 2016 terminiertes Themenheft „Wer plant die Planung?“. Auf den Call zu diesem Heft, den wir in den kommenden Wochen veröffentlichen, möchten wir an dieser Stelle gern aufmerksam machen.

 

Die Redaktion wünscht eine anregende Lektüre.

 

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Mélina Germes, Nina Gribat, Johanna Hoerning, Stefan Höhne, Jan Hutta, Yuca Meubrink, Boris Michel, Nikolai Roskamm, Nina Schuster und Lisa Vollmer