„Riot – warum denn riot? Gibt es keinen deutschen Begriff dafür?“

Fabien Jobard, Philippe Greif

Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabien Jobard über den Begriff riot, städtische Gewalt und Konfliktlinien im aktuellen Forschungsstand zu diesen Themen. Fabien Jobard ist Directeur de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und derzeit als Gastforscher am Zentrum Marc Bloch in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Soziologie der Polizei und die Rechtsprechung. Zusammen mit David Waddington und Mike King ist er Herausgeber des 2013 erschienenen Sammelbandes Rioting in the UK and France. A comparative analysis.

Philippe Greif: Sie unterscheiden städtische Gewalt von revolutionärer Gewalt, die auf eine nachhaltige Veränderung oder das Umstürzen herrschender Verhältnisse wie sozialer Ungleichheit abzielt. Können Sie uns Ihr Verständnis von städtischer bzw. urbaner Gewalt erläutern?

Fabien Jobard: Städtische Gewalt scheint immer immer eruptiv zu sein und an ein unvorhergesehenes Ereignis angebunden. Klassischerweise handelt es sich dabei um eine gewaltvolle Auseinandersetzung mit der Polizei, einen von der Polizei verursachten Todesfall oder um ein entsprechendes Gerücht. Das ist das klassische Muster der städtischen Gewalt, wie sie sich in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und in Belgien entfaltet. Interessant ist es, dabei zu bemerken, dass es sich um Länder handelt, die einen kolonialen Hintergrund bzw. eine Geschichte haben, die sehr stark von Segregation oder Sklaverei geprägt ist. Den Unterschied zwischen revolutionärer Gewalt und urbanen Aufständen sehe ich in den Zielen der Teilnehmer_innen. Nämlich in der Tatsache, dass die Teilnehmenden von riots oder urbanen Aufständen es meistens nicht zum Ziel haben, die Macht zu erobern, die Machthabenden zu stürzen oder an der Macht bzw. an der politischen Herrschaft teilzuhaben. Die Jugendlichen, die Steine auf die Polizei werfen, sind an institutioneller Politik im Grunde nicht interessiert. Denen ist es in erster Linie wichtig, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, Präsenz und Stärke zu zeigen und Widerstand zu leisten. Sie suchen also nicht unbedingt eine Anknüpfung an städtische Politik. Es gibt natürlich Leute, die unter solchen Umständen versuchen, eine Verknüpfung zur Politik aufzubauen. Das hat man bei den Aufständen 2005 in Frankreich ganz gut beobachten können. Es gab in diesem Herbst 2005 in Clichy-sous-Bois einen Unterschied zwischen Nacht und Tag. Tagsüber gab es konventionelle Politik, also Demonstrationen, Friedensmärsche, Unterschriftensammlungen, Kundgebungen und Diskussionsrunden mit oder ohne den etablierten Parteien. Auch wurde versucht, Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. In der Nacht herrschten andere Handlungsformen vor. Dass die Personen, die tagsüber an den Aktionen teilgenommen haben, dieselben waren, wie die, die nachts teilgenommen haben, ist unwahrscheinlich. Aber es gab häufige Kontakte zwischen Teilnehmer_innen, die nachts aktiv waren, und denen, die sich tagsüber zu Wort gemeldet haben. Das heißt, die Grenzen zwischen gewalttätiger Politik und gewaltloser oder konventioneller Politik sind unscharf bzw. können unscharf sein.

PG: Unterscheiden Sie riots von städtischer Gewalt?

FJ: Die Frage muss ich eigentlich euch stellen. Ich habe den Call for Papers dieses Themenheftes gelesen und da taucht immer dieser englische Begriff auf: riot. Warum denn riot? Gibt es in der deutschen Sprache keinen Begriff dafür? Als ob es eine fremde Erfahrung wäre.

PG: Mein Eindruck ist, dass es im Französischen, im Deutschen und im Englischen einen unterschiedlichen Umgang mit einem eher diffusen Phänomen gibt, was sich auch in der Begrifflichkeit widerspiegelt.

FJ: Sowohl in England als auch in den USA ist riot in der Umgangssprache der Begriff schlechthin. In der Literatur in Frankreich gibt es zudem die unscharfen Begriffe von „Proto-Politik“ und „Vor-Politik“. Loic Wacquant, Gérard Mauger und Michel Kokoreff sprechen beispielsweise häufig davon. Sie beziehen sich damit auf Hobsbawm und Thompson. Vor allem Hobsbawm hatte von „Proto-Politik“ gesprochen. Dieser Begriff setzt aber voraus, dass bestimmte Handlungsformen eine Vorstufe zu Politik sind. Da gibt es also eine bestimmte evolutionistische Lektüre der politischen Handlung oder Tätigkeit. Bei der Idee, sich erst an riots zu beteiligen und später, wenn die Voraussetzungen da sind, in der etablierten Politik weiter zu machen, handelt es sich um eine Vermutung, die sich empirisch nicht unbedingt belegen lässt. Ich denke, bei den jugendlichen Teilnehmern der Aufstände könnte es sich auch um Jugendliche handeln, die überhaupt gar kein Interesse an der Politik zeigen oder sich sogar von ihr fernhalten möchten. Und das in vielerlei Hinsicht: Erstens haben die Jugendlichen von ihren Vätern, Onkeln bzw. älteren Brüdern gehört, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist. Und sie haben von der Erfahrung des Marche pour l´égalité et contre le racisme[1]Anfang der 1980er Jahre gehört, die von der etablierten Politik „betrogen“ wurden. Das wollen sie nicht, deswegen möchten sie sich von der Politik fern halten. Und das ist im Nachhinein eine Legitimierung der disruptive politics, wie Richard Cloward und Frances Fox-Piven das nennen. Disruptive politics werden dadurch legitimiert, dass die vorherige Generation von „der Politik“ betrogen wurde.

Die zweite Haltung ist eine bestimmte religiöse Haltung, die man nicht nur bei Muslim_innen, sondern auch bei Christ_innen oder Buddhist_innen beobachten kann, und die besagt: Politik ist an sich schmutzig. Man muss die Reinheit seiner Seele pflegen, sich um das Wohl seiner Familie, die Tugend und die Erziehung seiner Kinder, die Tugend seiner Frau und seiner selbst kümmern, anstatt sich in diese weltlichen Tätigkeiten einzumischen. Ob diese Haltung richtig religiös informiert ist und so im Koran bzw. in der Bibel nachgelesen werden kann, ist natürlich sehr fraglich. Aber diese Teilung zwischen „was hier auf der Erde“ und „ dort oben im Himmel“ los ist, diese Unterscheidung zwischen „hier“ und „dort“, ist sehr präsent. Die Angst oder die Befürchtung betrogen zu werden, ist der Nährboden für die Legitimierung einer bestimmten religiösen Entfernung von der Politik.

Aber ich möchte noch einmal die Frage stellen: Warum riot, ein Begriff aus der englischen Sprache, im Deutschen verwenden? Es ist interessant, dass auch der französische Begriff banlieue sich in der deutschen Umgangssprache mittlerweile durchgesetzt zu haben scheint.

Warum riot im Deutschen verwenden?

PG: Im Deutschen gibt es keinen äquivalenten Begriff für riot. Es gibt die Begriffe Aufstand oder Revolte, wobei Revolte stärker politisch gefärbt ist.

FJ: Revolte wäre in meinem Verständnis eher ein Begriff, der von der Linken verwendet wird. So wie auch in Frankreich, wo die Linke versucht, nicht mehr den Begriff émeute[2], sondern révolte urbaine zu verwenden. Sobald sich eine Person zu Wort meldet, weiß man, je nachdem welche Bezeichnung verwendet wird, welche politische Orientierung sie hat.

PG: Im Kreis der Herausgeber_innen haben wir darüber diskutiert, was mit dem Begriff riot bezeichnet wird und was nicht bzw. welche anderen Begriffe in diesem Zusammenhang noch eine Rolle spielen. Wir konnten und wollten diese Frage letztlich nicht beantworten, sodass sie auch einen Gegenstand der Auseinandersetzungen in diesem Heft darstellt.

FJ: Okay, dann liegt es also an uns, Antworten auf eure Fragen zu finden und eure Konfliktlinien zu lösen. Interessant wäre es, sich die Frage zu stellen, ob auch Phänomene, die hier in Deutschland zu beobachten sind oder waren, als urbane Aufstände oder urbane riots gekennzeichnet werden oder gekennzeichnet werden können. Gestern wurden am Rande einer PEGIDA-Demonstration Autos angezündet. Ist das ein riot? Ist das ein urbaner Aufstand? Ist das städtische Gewalt (violences urbaines)? Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und andere kollektive gewalttätige Angriffe auf Asylbewerberheime – waren das riots? Waren das Aufstände? War das städtische Gewalt (violences urbaines)? Um was für Phänomene handelt es sich da? Die Revolutionäre 1. Mai-Demo in Kreuzberg – ist das ein riot, oder nicht? Was ist das für ein Phänomen? Ist das schon revolutionäre Gewalt? Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 – war das ein riot? War das urbane Gewalt? Was war das? Oder die Halbstarken-Krawalle in verschiedenen westdeutschen Städten? Also: Die Frage kann und will ich so direkt nicht beantworten. Aber offensichtlich müssen formal drei Elemente vorhanden sein, damit in der Umgangssprache der Begriff violences urbaines oder émeutes auftaucht: Erstens muss die Polizei teilnehmen, zweitens muss es eine subkulturelle Gruppe geben und drittens muss eine gewisse Anzahl an Personen vor Ort sein.

Halten wir also zunächst fest, dass es sich bei den Begriffen émeutes, violences urbaines und städtische Gewalt um Versuche handelt, einen fremdsprachigen Begriff in die deutsche Sprache zu überführen. Aber es sind, wie Tilly sagte, Begriffe, die aus der Umgangssprache stammen und in die sozialwissenschaftliche Sprache übernommen wurden.

In den USA versucht man mit den Begriffen protest politics, contentious politics oder disruptive politics eine wissenschaftliche Begrifflichkeit zu begründen. Der Begriff riot wird in den USA oft zusammen mit einem weiteren Zusatz verwendet: police riots, race riots oder urban riots, die auch als urban violence bezeichnet werden. Doch Begriffe sind notwendigerweise umstritten, sowohl in der Umgangs- als auch in der Wissenschaftssprache. Denn Sprache ist lebendig, unscharf und interpretationsbereit. Die deutsche sprachliche und gesellschaftliche Situation ist deswegen besonders, weil erstens immer vermutet wird, dass es in Deutschland keine riot-ähnlichen Situationen gäbe und zweitens kein üblicher Begriff für riot in der Umgangssprache existiert. Folglich ist die Bereitschaft groß, Begriffe aus dem Englischen zu übernehmen, was wiederum Debatten wie jene nach sich zieht, die wir gerade führen.

PG: Wenn der Begriff riot aus der Umgangssprache stammt, wäre es dann nicht sinnvoller, empirisch zu schauen, welche massenhaften Ausschreitungen es gibt und wann diese von wem als riots bezeichnet werden, und wann nicht? Wenn wir zum Beispiel an die rassistisch motivierten bzw. rechtsextremen Ausschreitungen 2015 in Heidenau und Freital denken…

FJ: Genau. Der Begriff soll nicht einschüchtern. Wenn man von riot spricht, handelt es sich um Gewalt, die sich gegen Güter und/oder gegen die Polizei richtet. Riot ist aber auch der übliche Begriff für gewaltsame Ausschreitungen in Indien, und diese Angriffe werden von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft gegen Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten unternommen, nämlich von Hindus gegen die Moslem_innen oder gegen Sikhs. Diese schon fast traditionellen Ausschreitungen wurden von den Brit_innen während der Kolonialzeit als communal riots bezeichnet, und dieser Begriff ist bis heute im indischen Englisch üblich. Aber man sollte sich immer die Frage stellen, ob bestimmte Situationen nicht den Begriff riot wert wären. Es wäre beispielsweise interessant, sich Hoyerswerda, Rostock und die Reichspogromnacht unter diesen Gesichtspunkten anzuschauen. Demnach wären Rostock und Hoyerswerda also im engsten Sinne communal riots. In gewisser Weise sind die ethnischen Konflikte in Indien und Ostdeutschland vergleichbar, wenngleich selbstverständlich nicht im gleichen Ausmaß. Warum dann den Begriff riot nicht auch im Deutschen gebrauchen?

Wir können also festhalten, dass es sich beim riot-Begriff um einen sehr unscharfen Begriff handelt, der aus der Umgangssprache kommt. Gleiches gilt im Übrigen für die französischen Begriffe violences urbaines und émeutes.

Die räumliche Dimension von riots

PG: Sie messen der Kategorie Raum für die Entstehung und den Verlauf von urbanen Aufständen eine grundlegende Bedeutung bei. Warum?

FJ: Raum ist eine Kategorie, die für unsere Diskussion ganz wesentlich ist. Wir sprechen hier von violences urbaines, also von urbaner bzw. städtischer Gewalt. Das für diesen Raum Wesentliche, sprich seine urbane Form, seine Urbanität, spielt als Auslöser der Gewalt und für deren Formen und Verlauf eine bestimmende Rolle. Warum kann man beispielsweise in Frankreich seit Beginn der 1990er Jahre immer wieder die gleichen Formen und Abläufe beobachten? Das ist absolut faszinierend. Es gibt eine_n Tote_n, eine_n Verletzte_n bzw. entsprechende Gerüchte in Bezug auf die Polizei. Im Anschluss daran findet sich eine gewaltbereite Gruppe zusammen und es werden Autos in Brand gesetzt. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um ganz bestimmte Autos, nicht um alle. Dann kommen die CRS[3], die Bereitschaftspolizei, die Gendarmerie, Polizei etc. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen diesen beiden Gruppen, die in der Regel ein bis zwei Nächte andauert. Das Faszinierende daran ist, dass sich während dieser Konfrontationen keine der beiden Gruppen nennenswert vom Fleck bewegt. Dabei handelt es sich um Konfrontationen in oder am Rande von Wohnsiedlungen, die sich niemals in das Stadtzentrum verlagern. Daran lässt sich bereits erkennen, dass wir es hier nicht mit einer Revolte revolutionären Charakters zu tun haben. Die Gewalt richtet sich nicht gegen die nahegelegene Gemeindeverwaltung, sie verlagert sich noch nicht einmal vor das Rathaus der entsprechenden Vorstadt.

Darüber hinaus ist Raum bei diesen gewaltvollen Konfrontationen auch eine strategische Ressource für die Polizei. Denn was macht die Polizei? Sie postiert sich zunächst an allen Ein- und Ausgangspunkten der Wohnsiedlung, die zum Zentrum bzw. zum Rest der Vorstadt führen. Die Unterschiede, die im Alltag der Bewohner_innen zwischen den cités[4] und dem (Vor-)Stadtzentrum bestehen, spielen in der ausgeführten Taktik der émeutes eine erhebliche Rolle. Die Orte, an denen die Polizist_innen alltäglich Identitätskontrollen durchführen, von den Jugendlichen Checkpoints genannt, sind die Orte, an denen sich die Polizei postiert, um zu verhindern, dass sich der Aufstand weiter ausbreitet. Die Jugendlichen auf der anderen Seite haben nicht das geringste Interesse daran, das vertraute Terrain ihrer Wohnsiedlung zu verlassen, das sie so gut kennen. Sie wissen ganz genau, bei welchen Nachbar_innen sie im Zweifelsfall klingeln müssen, die sie dann ohne zu fragen in ihre Wohnung lassen, um sich dort vor der Polizei zu verstecken. Die Jugendlichen kennen jeden Keller und jedes Versteck in ihrer Wohnsiedlung, weshalb sie genau dort die Konfrontation mit der Polizei suchen.

PG: Vielleicht handelt es sich für die Jugendlichen dabei eben nicht nur um ein Terrain, sondern um „ihr“ Territorium?

FJ: Ja, aber ich möchte die symbolische Interpretation hier zunächst außen vor lassen. Aber sicher … die Autos beispielsweise oder die Bibliotheken: Warum zündet man Bibliotheken an? Weil es sich dabei um eine öffentliche Einrichtung handelt, an der die Fahne der französischen Republik hängt. Man zündet die öffentlichen Einrichtungen an, die in direkter Nähe sind. Wenn man ein Kommissariat in der Wohnsiedlung hätte, würde man dieses sicher auch anzünden, doch so etwas gibt es meistens nicht. Die Tatsache, dass Bibliotheken in Brand gesetzt werden, ist auch ein Beweis dafür, dass sich der Staat nicht völlig aus den Vororten zurückgezogen hat, dass es Bibliotheken, Schulen und Kitas gibt. Und warum zündet man sie an? Weil es die Polizei in erster Linie verhindert, woanders hinzugehen, um dort sprichwörtlich Feuer zu legen. Warum zündet man Autos an? Na, man zündet Autos an, weil es eben ganz einfach ist, Autos anzuzünden. Man muss nur einen in brennbare Substanz getunkten Lappen auf die Reifen legen und los geht’s, es brennt! Ein brennendes Auto ist sehr schön, das ist ein faszinierendes Schauspiel. Es ist faszinierend zu beobachten, wie viele Kolleg_innen bereit sind, hier sofort nach einer interpretativen Symbolik zu suchen und dabei außer Acht lassen, was sich konkret bei einem urbanen Aufstand (émeute) abspielt. Ein Aufstand (émeute) heißt: Du willst einen Aufstand machen, dann machst du ihn hier und nicht woanders. Da muss man ganz genau hinschauen und unterscheiden, denn in London lief es ganz anders. In London waren die Aufständischen die ganze Zeit in Bewegung, von einem Punkt zum anderen. Das ließ sich in Echtzeit über Twitter und Facebook verfolgen. In Frankreich kann man das nicht, dort finden solche Ausschreitungen immer vor Ort statt.

Hugues Lagrange hat in diesem Zusammenhang etwas sehr Interessantes aufgezeigt, nämlich dass sich die Aufstände tendenziell in Städten ausgebreitet haben, die nicht zu den größeren Agglomerationen gehören, sondern vergleichsweise kleine Städte sind. Es kam vor allem in Städten der erweiterten Pariser Peripherie – wie beispielsweise in Villiers-le-Bel oder in Grigny im Département Essonne – zu Aufständen. Lagrange hat gezeigt, dass es an diesen Orten eine hohe Präsenz von neu Zugewanderten gab, die den Aufstand als Protestmittel für sich entdeckt haben. Man hat später ganz klar gesehen, dass es sich dabei um Aufstände in einem semi-ländlichen bis ländlichen Milieu handelt. Und das konnte man auch nach 2005 weiterhin beobachten.

PG: Sie sind in den 1970er Jahren selbst in der nördlichen Pariser banlieue aufgewachsen. Im Vergleich zu Großbritannien ist die geographische Distanz vieler Pariser Vorstädte zum Zentrum größer. Inwiefern spielen diese Unterschiede eine Rolle?

FJ: In der Alltagsgeographie eines Jugendlichen aus einer banlieue ist sein Zentrum das Zentrum eben dieser Stadt. Und dieses Zentrum kann von der Plattenbausiedlung weit entfernt sein oder nicht, das hängt sehr stark von den verschiedenen Städten ab. Raum spielt da eine sehr wichtige Rolle. Und es ist faszinierend zu beobachten, dass daraus eine Polizeitaktik entsteht, während daraus zugleich auf Seiten der Jugendlichen eine rebellische Taktik hervorgeht. Und beide stehen in vollem Einklang miteinander. Deswegen auch diese Rituale. Man versteht sich. Ich würde auch die These vertreten, dass die relative Abgeschiedenheit der Plattenbausiedlungen einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Möglichen hat. Wenn man nicht raus kann aus dem Kaff, wenn sich der Horizont des Zerstörbaren, des Gegners, auf die formierten Reihen der Polizei beschränkt, dann denkt man nicht unbedingt daran, „drüben“ eine Revolution zu betreiben, dann betreibt man eben „Revolution“ vor Ort.

Riots in der Forschung

PG: Welche Konfliktlinien und Leerstellen sehen Sie in der Erforschung von riots bzw. städtischer Gewalt?

FJ: Die Frage, ob es sich bei den Aufständischen um Plündernde handelt – also eine Lesart der Aufstände als bloße Erscheinungen von Kleinkriminalität –, hat in England eine große Rolle gespielt. Solche kriminalisierenden Auffassungen hat David Cameron von Anfang an unterstützt. Und nicht ohne Grund, denn im Unterschied zu den Franzosen schienen die jungen rebellischen Brit_innen mehr Wert darauf zu legen, Läden und kleine Geschäfte zu plündern, als die Konfrontation mit der Polizei zu suchen. Da muss man sich schon die Frage nach möglichen politischen Beweggründen stellen. Die Plünderungen können auch ein Mittel gewesen sein, um eine gewalttätige Auseinandersetzung mit der Polizei zu suchen. Foot Locker als politisches Ziel, also die Aneignung der Schuhe von Foot Locker als politische Botschaft zu lesen, ist hingegen schwierig.

Aber warum soll es keine politische Handlung sein, anlässlich eines durch die Polizei verursachten Todes auf die Straße zu gehen und Autos anzuzünden? Und auch der Begriff des Proto-Politischen, der eigentlich kein Begriff, sondern ein Nicht-Begriff ist, kann keine Antwort darauf sein. Wenn man sagt „Ich kann etwas nicht definieren, also erfinde ich mit proto-politisch einen Begriff zwischen politisch und unpolitisch“, dann ist nicht nur die Antwort falsch, dann verstehe ich bereits die Frage nicht.

Wichtig wäre es in meinen Augen, die Auswirkungen der riots in den Blick zu nehmen. Clichy-sous-Bois und Montfermeil haben ganz klar von den riots profitiert. Und wie! 30 Jahre lang hat der Bürgermeister von Clichy-sous-Bois ein Polizeirevier für die Stadt gefordert. 30 Jahre lang hat sich nichts bewegt. Dann wurden tausende Autos geplündert und angezündet und die größte riot-Welle Frankreichs nahm dort ihren Ausgangspunkt. Und dann haben sie doch ihr Polizeirevier bekommen. Und nicht nur das: Es wurde auch ein Abkommen mit der Pariser Elitehochschule Sciences Po[5] geschlossen. Das gleiche gilt für Montfermeil. Und da sehe ich die These von Piven und Cloward bestätigt: Disruptive politics sind für bestimmte Bevölkerungsschichten das beste Mittel, um Zugang zu öffentlichen Mitteln zu bekommen.

PG: Wobei an diesem Punkt auch zu überlegen wäre, wie die riots bzw. émeutes entstanden sind: wer daran beteiligt war und wer hingegen dieses Polizeirevier gefordert hat. Das waren unterschiedliche Akteur_innen mit unterschiedlichen Interessen.

FJ: Aber sie haben ja nicht nur ein Polizeirevier bekommen, sondern auch Schulen, öffentliche Gelder, Sportplätze und Turnhallen. Es ist schließlich Aufgabe der Sozialwissenschaften, konkret zu untersuchen, welche Auswirkungen öffentliche Ausgaben und Politiken tatsächlich haben; da kommen wir gleich noch einmal drauf zurück. Man weiß, dass die Nachfrage nach Polizei in diesen Vierteln sehr groß ist. „Die Nachfrage“ nach Polizei ist sehr groß? – Ein fünfzehnjähriger Junge wird ganz sicher niemals nach einer zusätzlichen Polizist_in fragen. Aber seine Mutter schon, seine Schwester auch, sein großer Bruder vielleicht auch. Er macht sich auch keinen Kopf darum, ob er eine Wohnung findet etc., aber seine Familie schon. Eine weitere Tatsache ist, dass viele der Jugendlichen, die sich nachts in Clichy-sous-Bois an den Aufständen beteiligt haben, tagsüber einer Erwerbsarbeit in der Pariser Agglomeration nachgegangen sind, wofür sie auf den Bus, die Metro und den Regionalzug angewiesen sind. Es gibt in Clichy-sous-Bois staatliche Präsenz in der Öffentlichkeit, sei es die Polizei, die Schule, was auch immer. Es gibt auch Wohlstand, die Möglichkeit vor Ort zu arbeiten und öffentliche Verkehrsmittel.

Für den Aufstand in Clichy-sous-Bois sind mehrere Dinge verantwortlich. Es gab die zwei Toten. Sofort kam es zu der Entsendung von Einheiten der Bereitschaftspolizei CRS, die den Jugendlichen gegenüber von Beginn an sehr provokativ auftraten. Bei diesen CRS-Einheiten handelte es sich nicht um ortskundige Polizist_innen. Schließlich wurde eine Tränengasgranate von der CRS in eine Moschee gefeuert. Mit einer lokalen Polizeieinheit wäre das niemals passiert, nicht in der gleichen Form.

Nehmen wir die ersten Aufstände (émeutes) in den 1980er Jahren, die sogenannten „heißen Nächte“ von Lyon, von Vénissieux, von der Cité „Les Minguettes“, die im Endeffekt zu dem bereits angesprochenen „Marsch für die Gleichheit und gegen Rassismus“ geführt haben. 1981 hatten die Jugendlichen alles, was sie wollten. Sie sind umsonst in den Urlaub gefahren, sie hatten im Sommer alle möglichen Freizeitangebote, sie hatten eine entsprechende Stadtentwicklungspolitik samt eigenem Ministerium für Stadtplanung. Das war ganz erheblich. Und wie kam es dazu? Zum großen Teil dadurch, dass sie gezeigt haben, zu welcher Gewalt sie in der Lage waren.

Die größte Lehre, die die Sozialwissenschaften aus außereuropäischen Fällen von Aufständen gezogen haben, ist die, dass die Grenzen zwischen Aufständen (émeutes), politischen Versammlungen, Demonstrationen und Wahlen äußerst fließend sind. Darüber hinaus steckt hinter jeder Demonstration die potentielle Gefahr eines Aufstands. Wahlen bringen immer die Gefahr eines Aufstandes mit sich. Es gibt Gebiete in Frankreich, wo nur fünfzehn Prozent der Bewohner_innen wählen gehen. Das sind Gebiete, mit denen man auf andere Weise Politik macht, und zwar mit Gewalt oder mit der Androhung von Gewalt. Das ist sehr wichtig! Es gibt belegte Fälle aus Städten, in denen der Bürgermeister Jobs an junge Männer vergibt, weil er genau weiß, dass sie, wenn er ihnen diese Jobs nicht gibt, Autos anzünden. Also offensichtlich kann man mit Gewalt schon etwas erreichen. Aufstände sind also auch Momente, die uns daran erinnern, dass die zivilisierte Politik durch Wahlen nur eine Seite der Politik darstellt.

Was die Frage nach den theoretischen Perspektiven angeht, möchte ich hier nur etwas über Frankreich sagen. In Frankreich haben die Soziolog_innen nicht genug auf die Politikwissenschaft eingewirkt. Es ist die politische Anthropologie, die in diesem Fall hilft zu verstehen, was sich abspielt, nicht die Stadtsoziologie oder Richtungen in der Soziologie, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sagen, es handele sich um eine legitime Revolte, weil die Jugendlichen die Schnauze voll haben. Lohnenswert erscheint hier, die unscharfen Formen in den Blick zu nehmen, welche die Politik von der „Nicht-Politik“, und damit Konflikte im Privaten von Konflikten in der Öffentlichkeit trennen. Wenn man zum Beispiel das Auto des Nachbarn anzündet, weil man weiß, dass er ein Rassist ist: Da wird es doch interessant. Michel Kokoreff hat gezeigt, dass in Saint-Denis ein ganz bestimmtes Gymnasium zum Ziel von Gewalt wurde, weil der Schulleiter ein Rassist war bzw. als solcher wahrgenommen wurde.

Meinem Eindruck nach vernachlässigen es viele Kolleg_innen, eine Soziologie der Aufstände mit breiteren soziologischen Perspektiven, wie etwa der Funktionsweise politischer Systeme, zu verknüpfen. Man verbleibt oftmals bei einer Soziologie, die einen geradezu kausalen Charakter hat: Hier kommt es zu Aufständen, weil hier dies und das passiert, fertig. Dabei handelt es sich aller Absicht oder Intention entgegen um keine militante Soziologie, sondern um eine moralisierende Soziologie.

Man könnte genauso gut sagen, dass sie komplett bescheuert sind! Drei Tage fackeln sie Autos ab und veranstalten ein riesiges Geschrei und dann gehen sie nicht einmal wählen?! Also: Wenn man eine verurteilende oder moralisierende Soziologie haben will, dann darf man sich mit dem Urteil auch nicht zurückhalten.

PG: Als Anlass für dieses Themenheft haben wir die Schwierigkeit in der deutschen Sozialen Bewegungs- und Protestforschung genommen, das Phänomen riots oder städtische Gewalt zu begreifen und zu analysieren. Macht es überhaupt Sinn, aus der Perspektive Sozialer Bewegungs- bzw. Protestforschung riots zu erforschen?

FJ: Ja und nein. Es ist deswegen sinnvoll, weil die Soziale Bewegungsforschung bestimmte Fragen stellt und Aspekte in den Blick nimmt, die für die Erforschung von riots nicht unwichtig sind. Es ist sehr wichtig und interessant zu überprüfen, welche Menschen das sind, die auf die Straße gehen, um sich an riots zu beteiligen. Eine sehr wichtige Frage, die in der französischen Sozialen Bewegungsforschung auch gestellt wird, ist die Frage nach den individuellen politischen Lebensläufen, also wie der oder die Einzelne sich politisch engagiert, ob sie oder er dabei auf die Straße geht oder nicht. Wie beginnt jemand sein politisches Engagement, und wie hört sie oder er damit unter Umständen wieder auf? Das sind interessante Aspekte.

Es aber andererseits weniger sinnvoll, dass die Soziale Bewegungsforschung sich mit riots beschäftigt, weil sie soziale Bewegungen einteilt und voneinander abgrenzt, wie beispielsweise die gay rights-Bewegung von solchen Bewegungen, die sich für Schwarze als Minderheit einsetzen. Bei riots gibt es aber keine entsprechende Bewegung. Es handelt sich dabei in erster Linie um eine Handlungsform ohne Organisation im klassischen Sinne. Man versucht immer, bestimmte Organisationen herauszufinden und sie zu kennzeichnen, aber das geht bei riots nicht so einfach. Und es macht auch deswegen keinen Sinn, weil sich der größte Teil der Sozialen Bewegungsforschung nicht die Frage nach der Inklusion der sozialen Bewegungen in das politische System stellt. Die Erforschung der unscharfen Trennungslinien zwischen konventioneller und unkonventioneller Politik erscheint mir vielversprechender zu sein.

Riots und Politik

PG: Wie verhält es sich mit dem Verhältnis von riots, dem Politischen und Politik? Waren die Aufstände 2005 in Frankreich nicht auch eine Initialzündung für die Politisierung von Individuen und die Formierung von politischen Gruppen und Assoziationen, die seither versuchen, sich auf lokaler und – darüber hinaus – auf überregionaler Ebene nachhaltig in die Politik einzubringen?

FJ: Aufstände sind Momente, in denen Alltag oder die alltäglichen Verhältnisse einen politischen Sinn gewinnen. Es sind Momente, die Fragen aufwerfen, die Diskussionen in Gang bringen, die politisches Bewusstsein erzeugen. Das ist richtig. Bestimmte Ereignisse führen aber auch zu Aufständen, weil es vorher bereits ein politisches Bewusstsein vor Ort gab. Daher ist die linke Bezeichnung der émeute als Revolte nicht falsch. In der einschlägigen französischen Literatur gibt es auch einige Dinge, die nur schwer verständlich sind, zum Beispiel dass die rioter stumm seien, dass sie nichts sagen würden. Um dies zu behaupten, muss man tatsächlich in einer Welt leben, die von der der rioter abgekoppelt ist. Die melden sich doch ständig zu Wort! Oder man blendet den Rap aus, als ob man nie davon gehört hätte, und auch Youtube und Diskussionsforen im Internet.

PG: Und es gibt auch Graffiti.

FG: Ja, natürlich, na klar. Und vor den Hochhäusern wird die ganze Zeit diskutiert. Man muss schon wirklich völlig blind oder taub sein, um all diese Gruppen nicht zu hören. Diese Vorstellung von Aufständen mit Transparenten ist ein Hirngespinst, das sich mir jeglichem Verständnis entzieht. Es stimmt aber, dass die Aufstände in Frankreich zwei wichtige politische Bewegungen hervorgebracht haben: Bei der ersten handelt es sich um den marche des beurs, den Marsch für die Gleichheit. Dieser war sehr wichtig. Bei der zweiten Bewegung handelt es sich um die Assoziation AC le Feu[6]. Haben diese beiden etwas erreicht? Man spricht oft vom Scheitern der Generation des „Marsches für die Gleichheit“. Aber mit diesem Marsch haben sie es zumindest geschafft, die städtische Frage und die Einwanderungsfrage auf die politische Agenda zu setzen. Die Frage nach der Nationalität war zu dieser Zeit eine sehr wichtige. Vorher hatte es niemand geschafft, diese tatsächlich in den Mittelpunkt zu rücken. AC le Feu hat es sich zur Aufgabe gemacht, das politische Bewusstsein der Jugendlichen in den Vorstädten zu fördern. Ist AC le Feu gescheitert? Das ist schwierig einzuschätzen, weil sich AC le Feu der politischen Parteiform verweigert. Dadurch hat man keine konkreten politischen Resultate, die man messen könnte. Schließlich hat Mohamed Mechmache, Mitbegründer und lange Zeit Vorsitzender von AC le Feu, landesweit eine hohe mediale Bekanntheit erlangt. Das ist wichtig, denn wenn etwas passiert, dann äußern sich nicht nur die Rechte, die Linke und die Polizeigewerkschaft, sondern auch Mohamed Mechmache.

In diesen Vierteln spielt auch die Bevölkerungsgeographie eine große Rolle. Es gab all diese Maßnahmen im Rahmen des Programms der urbanen Erneuerung, in dessen Folge sich große Teile der Vorstadtbevölkerung neu verteilt haben. Man selbst wohnt dort, aber die eigenen Kinder dann nicht mehr. Die einzigen, die bleiben, sind die Bewohner_innen der Vorstadtzentren. Es ist die lokale Bourgeoisie, die dort bleibt und die öffentlichen Ämter wie das Bürgermeister_innenamt oder die Sitze im Gemeinderat unter sich verteilt. Unter diesen Umständen ist es kompliziert, Politik zu machen.

Sicher haben die Aufstände von 2005 zu einer Politisierung beigetragen. Sie haben beispielsweise im Rap große Spuren hinterlassen. Ich denke aber, dass sie auch dazu beigetragen haben, bestehendes Misstrauen gegenüber der etablierten Politik weiter zu verstärken. Bei den Präsidentschaftswahlen von 2007 gab es eine breite Wahlbeteiligung. Und dann: Niederlage! Einen Monat später haben sie sich nicht mal mehr an den Wahlen der Abgeordneten beteiligt. Sie haben sich ein Jahr später 2008 nicht mehr an den Gemeindewahlen beteiligt, das war es. Es war zu Ende. Dabei handelt es sich um eine Politisierung, die letztlich zu einem Misstrauen gegenüber der Politik geführt hat, weil die Politik nicht zufriedenstellend war. Ich denke, dass nichts schlimmer ist, als Stille und Apathie. Also ist ein kleiner Aufstand von Zeit zu Zeit ganz gut. Das nötigt die gesamte Gesellschaft dazu, sich Fragen zu stellen, auch in Bezug auf die Politikverdrossenheit.

PG: Ich habe zum Schluss noch eine Frage zu der These, die Aufständischen seien stumm und es gäbe keine Botschaft. Sie haben ja bereits gesagt, es gäbe den Rap, Graffiti und solche Dinge. Ist das nicht auch eine Kritik an der Sozialen Bewegungsforschung, die, überspitzt formuliert , wenn sie keine Transparente und Plakate sieht, zu dem Schluss kommt, es gäbe keine Agenda und keine Ziele?

FJ: Zu sagen, die Aufständischen seien stumm, heißt in erster Linie, dass man sie nicht hört bzw. nicht versteht. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es von solchen Stellungnahmen ausgehend sinnvoll ist, Aussagen über die Soziale Bewegungsforschung in Deutschland zu treffen. Aber zu sagen „Die haben keine Botschaft.“ verkennt, dass die Aufständischen für ihre Würde und für den Sinn ihres Lebens kämpfen. Man erschießt nicht einfach so einen Jugendlichen auf der Straße, man lässt nicht einfach zwei Kinder in ein Hochspannungstrafohaus laufen und sich in die Luft sprengen. Die Reaktionen auf solche Vorfälle sollen nicht politisch sein? Als ob Unterschriftensammlungen an den Bildungsminister in der Rue Grenelle in Paris die einzige Form der politischen Mobilisierung Jugendlicher wären!

 

Übersetzung aus dem Französischen von Philippe Greif

Endnoten

Autor_innen

Fabien Jobard ist Politikwissenschaftler und beschäftigt sich mit Rechtssoziologie, Polizeisoziologie und Gewaltforschung.

fj@cmb.hu-berlin.de

 

Philippe Greif ist Soziologe mit Interesse an urbaner Marginalität, Ethnographie, Intersektionalität/sozialer Ungleichheit und Geschlechterforschung. Er forscht aktuell zum Alltag von Jugendlichen in Pariser Banlieues.

phi.greif@googlemail.com