Editorial

Redaktion sub\urban

Liebe Leser_innen,

wir haben vor drei Jahren (2013) die erste Ausgabe einer neuen Zeitschrift veröffentlicht. Sie sollte ein Ort für deutschsprachige Auseinandersetzungen mit der disziplinären und transdisziplinären Perspektivvielfalt kritischer Stadtforschung werden. Die Idee war da, unser Enthusiasmus riesig, das Interesse potenzieller Leser_innen groß – und die Arbeit daran, wie sollte es anders sein, hart. Gleichzeitig haben uns, zusammen mit einer Menge Spaß, einige Überzeugungen dabei gehalten, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt, nach drei Jahren, die zehnte Ausgabe der Zeitschrift s u b \ u r b a n veröffentlichen können! Viele Menschen haben daran mitgewirkt, ob durch ihr Schreiben, ihr Begutachten, ihr Lektorieren, ihr Setzen oder ihr Mitdiskutieren und nicht zuletzt durch ihr Lesen und Spenden.

Wir möchten dieses ‚Jubiläumsheft‘ zum Anlass nehmen, ein bisschen eingehender darüber zu reflektieren, wie unter welchen Bedingungen welches kritische Wissen eigentlich von wem produziert und verbreitet wird. Damit erweitern wir unseren gewöhnlichen Fokus auf Stadt und schwenken ihn einerseits hin zur Reflexion über Stadtforschung. Andererseits erweiterten wir unseren Blick auf die Arbeitsbereiche, innerhalb derer Stadtforschung stattfindet, allen voran universitäre Wissenschaft mit Forschung, Verwaltung und Lehre, aber auch auf soziale Bewegungen, Planungspraxis und Gewerkschaften sowie die Beziehungen zwischen diesen Feldern. Wir haben diesen Themenschwerpunkt zur ‚kritischen Wissensproduktion‘ bewusst gewählt und gestaltet, um über die Inhalte einer kritischen Stadtforschung nicht zu vergessen, wie wir überhaupt dazu kommen, eine solche zu formulieren und wer sie von welchem Standpunkt aus formulieren kann.

Unser Versprechen als Redaktionskollektiv von s u b \ u r b a n, zu einer ‚kritischen‘ Stadtforschung beizutragen, wurde bisher vor allem dadurch eingelöst, dass wir eben diesen Ort für kritische Perspektiven auf Städte geschaffen haben. Mit dem Themenschwerpunkt unseres 10. Hefts drücken wir unsere Auffassung aus, dass kritische Forschung sich nicht nur mit inhaltlicher Kritik begnügen kann, sondern dass wir dabei auch auf die strukturellen Fragen der Produktion dieser Inhalte zielen müssen. Wir denken, dass die Trennung zwischen der Analyse von Inhalten und deren Produktionsbedingungen überholt werden muss. Die Bedingungen, unter denen Stadtforscher_innen arbeiten, beeinflussen nicht nur grundlegend die Auswahl ihrer Forschungsthemen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Themen erforscht, erarbeitet und präsentiert (z. B. publiziert) werden. In gewisser Weise wurde bei der Gründung von s u b \ u r b a n mit der Feststellung einer ‚subalternen‘ oder ‚minoritären‘ Position der kritischen Stadtforschung argumentiert; dementsprechend folgt sie einem gegenhegemonialen Impuls. Die Etablierung einer solchen Zeitschrift zielt auf die Überwindung der Marginalisierung und ihrer Ursachen ab. Aber auch sie geht einher mit Setzungen, die bisweilen zu deren Verwandlung in hegemoniale oder zumindest dominante Positionierungen führen können. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe, die Inhalte dieser Zeitschrift beständig mit einer Reflexion darüber zu begleiten. In diesem Sinne sind uns auch entsprechende Beiträge willkommen – ob in der kritischen Auseinandersetzung mit den Positionierungen, die in den veröffentlichten Beiträgen zum Ausdruck kommen oder in deren Kontextualisierung in den erweiterten Rahmen von Stadtforschung, Wissenschaft und außeruniversitärer Wissensproduktion und Kritik.

Die meisten Beiträge dieses Heftes beschäftigen sich deshalb nicht direkt mit Stadt, sondern mit der Produktion von Wissen (über Stadt) und den Bedingungen, in denen es entsteht. Aufsätze einzuwerben, die sich wissenschaftlich mit dem Thema der Bedingungen der universitären und außeruniversitären Wissensproduktion beschäftigen, war nicht leicht. Diese Erfahrung möchten wir mit Euch Leser_innen teilen, weil uns dieses Problem symptomatisch für die mangelnde wissenschaftliche Beschäftigung mit ihren eigenen Produktionsbedingungen scheint. Wie kann Wissenschaft kritisch sein, wenn sie nicht in der Lage ist, die eigene Position kritisch zu reflektieren?

In den Vorbereitungen zu unserem ‚Jubiläumsheft‘ haben uns vier Themenstränge in Bezug auf diese Reflexion beschäftigt:

(1) Wie schon zu Beginn des Projektes s u b \ u r b a n tauchte die Frage wieder auf, was eigentlich Kritik ist und welche akademischen wie außerakademischen Positionierungen hierzu erkennbar sind. Einerseits geht es darum, darüber nachzudenken, was mit kritischer Stadtforschung in der Wissenschaft gemeint ist, andererseits, wie sich diese Kritik innerhalb der wissenschaftlichen Stadtforschung zu kritischen Beiträgen in der Praxis sozialer Bewegungen verhält. Wir freuen uns sehr, dass wir hierzu einen Beitrag von Cécile Gintrac gewinnen konnten. In ihrem Aufsatz setzt sie sich mit einer Reihe semi-autonomer Gruppen auseinander, die an der Schnittstelle zwischen institutionalisierter akademischer Wissenschaft und außerakademischer, praktischer Kritik beziehungsweise kritischer Praxis positioniert sind. Indem Gintrac die Gruppen GESP (Grupo de Estudos sobre São Paulo) in Brasilien, Kritische Geographie Berlin und das internationale Netzwerk INURA (International Network for Urban Research and Action) zu ihren kollektiven Wissenspraktiken als kritische epistemische Gemeinschaften untersucht, geht es ihr darum herauszufinden, welche normativen und theoretischen Grundlagen, welche politischen Praktiken und welches Wissen aus diesen Positionierungen heraus produziert wird. Mit diesem Thema ist für uns die Frage verbunden, wie sich linke Kritik in die Praxis übersetzen lässt. Unsere Debatte zu Basisorganisierung wird eingeleitet durch einen Beitrag von Claudia Kratzsch und Robert Maruschke, die ein Plädoyer für basisorientierte Ansätze des community organizing in der Arbeit sozialer Bewegungen halten. Die Debatte löst dabei etwas ein, was mit dem Anspruch der Transdisziplinarität dieser Zeitschrift verbunden ist: Diskutiert wird die Frage der Basisorganisierung nicht von akademischen Wissenschaftler_innen, sondern von stadtpolitischen Initiativen, die diesen Ansatz in ihrer politischen Praxis verfolgen. Die Debattenbeiträge kommen von Rothe Ecke aus Kassel, von Kotti&Co aus Berlin und vom Workers Center München. Dass der Austausch zwischen akademischer und aktivistischer Wissensproduktion nicht ganz einfach ist, hat die Organisation dieser Debatte gezeigt, für die es nicht einfach war, Repliken einzuwerben. Viele politische Gruppen haben schlicht keine Zeit, selbstreflexive Texte zu verfassen, manch andere will interne Konflikte nicht in der Öffentlichkeit austragen, wieder andere fragen sich, ob eine wissenschaftliche Zeitschrift überhaupt der richtige Ort für eine solche Diskussion ist. Zur Überbrückung der verschiedenen Logiken von Wissensproduktion, denen Akademie und Bewegung folgen, möchte s u b \ u r b a n auch in Zukunft beitragen. An diese Debatte knüpft der Magazinbeitrag zum Lucius-Burckhardt-Platz in Kassel an, in dem es um den Kampf um Legitimität und Deutungshoheit bei der Neugestaltung des Campus der Universität Kassel geht. Geschrieben ist er von Mitgliedern der Initiative „Lucius-Burckhardt-Platz bleibt!“ selbst. Mit der Diskussion um das Verhältnis von Theorie und Praxis beziehen wir uns auf deutlich ältere Debatten, die sich besonders pointiert anhand feministischer Wissensproduktion zeigen lassen. Nina Schuster beschäftigt sich in ihrem Magazinbeitrag mit der Entwicklung dieses Anspruchs feministischer Wissensproduktion, skizziert seine Fallstricke und plädiert dafür, akademische feministische Wissensproduktion und Bewegungspraxis einander wieder stärker anzunähern.

(2) Der zweite Themenbereich dreht sich um die oben aufgeworfene Frage danach, wie und unter welchen Bedingungen überhaupt kritische Wissenschaft möglich ist und welche Arbeits- und Produktionsbedingungen für kritische Wissenschaftler_innen gegeben sind. Vieles wurde bereits gesagt, vonseiten des akademischen Mittelbaus, vonseiten einzelner Fachvereinigungen (etwa von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie DGS) und insbesondere auch vonseiten der GEW. Die konkreten Arbeits- und Studienbedingungen haben sich dennoch kaum bis gar nicht verbessert. Im Gegenteil: Der Umbau der Hochschulen hin zu Orten der Ausbildung (und nicht des Studiums und des kritischen Denkens) wird weiter vollzogen und die Kette derer, die die Stell(en)schrauben eng und enger drehen können oder sich dazu genötigt fühlen, reicht über alle (politischen und Status-)Ebenen und trifft auch mehr als nur eine Statusgruppe. Ähnlich schwerwiegend sind die paradigmatische Neuausrichtung der Forschung, der permanente Wettbewerb um Forschungsgelder und die zum Teil miserablen Arbeitsbedingungen und Aussichten für Projektmitarbeiter_innen. Wo und wie, so fragt man sich, soll hier noch Raum für Andersdenken, für Verweigerung, für selbstbestimmte Forschung sein, die nicht den Regeln des Wissenschaftsbetriebs und seiner Gier nach Neuheiten, sondern den gesellschaftlichen Verhältnissen und ihrer kritischen Reflexion folgt? Warum ist der Widerstand so gering? Welche Möglichkeiten der Interessenvertretung sind überhaupt noch gegeben? Welche Beispiele für Gegeninitiativen gibt es, woraus können wir heute lernen, woran anknüpfen, wenn wir morgen nicht in einer Entfremdungsmaschinerie lernen, lehren und forschen wollen? Annekathrin Müller und Sarah Speck reflektieren in ihrem Magazinbeitrag, dass die Prekarisierung mitnichten alle in gleichem Maße in den Würgegriff nimmt. Ausgehend davon, was es bedeutet, wenn der Beruf als Berufung zur Genialität verstanden wird und angesichts der Frage, in welchem Maße Wissenschaftsmythos und -kultur männlich sind, plädieren die Autorinnen für eine neue Wissenschaftskultur. An einem virtuellen runden Tisch zu den Verhältnissen von Rassismus, Klassenverhältnissen und Geschlecht wird diese Frage noch weitergeführt. Das Redaktionsmitglied Jan Hutta hat mit Encarnación Gutiérrez Rodriguez, Kien Nghi Ha, Emily Ngubia Kessé, Mike Laufenberg und Lars Schmitt die Mechanismen diskutiert, die hinter der anhaltenden De-Thematisierung insbesondere von Rassismus, aber auch von Klassenverhältnissen steckt. Gemeinsam eruieren die sechs Forscher_innen sowohl intersektionelle Verstrickungen verschiedener Machtformen als auch praktische Möglichkeiten des Umgangs damit und der Intervention. Mit konkretem Bezug zu den Produktionsbedingungen kritischer Stadtforschung haben die Redaktionsmitglieder Nina Gribat, Nina Schuster, Stefan Höhne und Boris Michel ein Gespräch geführt. Der daraus entstandene Text befasst sich mit einer Rekonstruktion der Geschichte der interdisziplinären Stadtforschung im deutschsprachigen Raum und der Frage danach, was eigentlich kritische Stadtforschung ist und sein kann. Für eine weitergehende Reflexion über den grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Wissenschaftssystem freuen wir uns über den Aufsatz von Tilman Reitz, der uns in einer wissenssoziologischen Analyse berichtet, inwiefern die vorherrschende epistemische Praxis von Kritik auf Konkurrenz umgestellt wurde. Wenn Wissenschaft zu einem selbstreferentiellen Wettbewerb um Forschungsgelder und Status wird, Kritik, wenn überhaupt, voröffentlich im Rahmen von Review-Verfahren geäußert wird und Berufungen zu reiner Statistik werden, dann, so Tilman Reitz, weist das auf eine Entpolitisierung wissenschaftlicher Auseinandersetzungen hin. In einer Vorveröffentlichung zu dieser Ausgabe ist außerdem bereits der Magazinbeitrag von Angela Graf, Christina Möller und Tilman Reitz erschienen, der die Fortsetzung der Exzellenzinitiative kritisch reflektiert und problematische Folgen des Wettbewerbs um Fördermittel und ‚Exzellenz‘ aufzeigt. Auch dieser Beitrag ist in unserem Heft enthalten. – Und wie funktioniert nun eigentlich Interessenvertretung unter diesen Verhältnissen? Was bedeutet universitäre Selbstverwaltung eigentlich noch in diesem Kontext? Über die Aushöhlung der Mitbestimmung und die Schwierigkeiten der Interessenvertretung im wissenschaftlichen Kontext schreibt Sonja Staack in ihrem Magazinbeitrag.

Mit diesen Beiträgen ist eine (beileibe nicht umfassende) Vielfalt an Perspektiven und Kritik an den derzeitigen Verhältnissen wiedergegeben. Diese Analysen, diese Reflexionen sind unumgänglich. Wie aber weiter? Wir haben ein Experiment gewagt und eine Zukunftswerkstatt abgehalten, in der es um das Entwerfen einer konkreten Utopie der kritischen Universität ging. Ein Kollektiv aus Studierenden und studentischen Mitarbeiter_innen, arbeitslosen beziehungsweise prekär beschäftigten Akademiker_innen und solchen mit stabileren Beschäftigungsverhältnissen an der Universität hat ausgehend von einer Problemanalyse drei Utopien entworfen, wie wir uns Universität jenseits der heutigen, entmündigenden Verhältnisse vorstellen können. Wir hoffen, dass diese Entwürfe (möglicherweise zu weiteren Entwürfen) inspirieren und uns im Zweifel sogar Orientierung bieten können bei der Überwindung heutiger Verhältnisse.

(3) Ein dritter Themenbereich, der uns in unseren Diskussionen sehr am Herzen liegt, ist die kritische Lehre. Gerade weil die Universitäten immer stärker auf Ausbildung statt Studium ausgerichtet sind und durch die Bologna-Reform extreme Standardisierung (Modularisierung) eingeführt haben, von den leidvollen und leidigen Credit Points ganz zu schweigen, sieht sich auch die Lehre in einem immer engeren Korsett gefangen. Welche Freiräume aber gibt es auch hier noch? Wie kann kritische Lehre heute aussehen? Wir haben zu diesen Fragen ein Interview mit Thomas Bürk geführt und unter anderem über die Arbeitsbedingungen sowie Möglichkeiten emanzipatorischer Lehrformen an der neoliberalen Universität diskutiert. Sandra Huning und Frank Schulz beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit den Ansprüchen an das Projektstudium und aktuellen Veränderungen in diesem Bereich und beschreiben eine Gratwanderung zwischen emanzipatorischem Lehr-Lernanspruch und Verwertbarkeitsinteressen. Einen Bogen zur Wissensproduktion außerhalb der Akademie und der Frage, welches kritische Wissen wo und von wem produziert wird, schlägt ein Beitrag, der die Schnittstelle zwischen Universität und sozialen Bewegungen beleuchtet: Ein besonderes Lehrveranstaltungsformat fand im Wintersemester 2014/15 am Institut für Architektur der TU Berlin statt, in dem sich das Fachgebiet für Städtebau und Urbanisierung CUD gemeinsam mit der Initiative Stadt von Unten und dem Mietshäuser Syndikat ein Semester lang mit den Potenzialen der Produktion von Stadt als Gemeingut beschäftigte. Paul Welch-Guerra führte das Interview mit Anna Heilgemeir, Asli Varol, Beatrice Termeer, Enrico Schönberg und Dagmar Pelger.

(4) Als Zeitschrift ist es schließlich für uns von besonderer Bedeutung, darüber zu reflektieren, was eigentlich kritisches Publizieren unter den heutigen Bedingungen heißen kann. So haben wir bereits im Vorfeld ein Interview mit Christiane Schulte & Freund_innen zu ihrer Kritik an den Human-Animal-Studies und Totalitarismustheorien sowie zu ihrer Diagnose eines verbreiteten Konformismus in den Geistes- und Sozialwissenschaften geführt. Hieraus ist zu unserer Freude nun eine ganze Debatte entstanden: Ilko-Sascha Kowalczuk etwa vertritt die These, dass „Schulte et al. nicht nur den Finger in die Wunde gelegt [haben], [sondern] auch Ausdruck derselben“ sind. Und der Chimaira Arbeitskreis für Human-Animal Studies fragt: „Warum denn nicht über Rex den Schäferhund schreiben?“

In diesem Themenfeld wären viele weitere Beiträge denkbar: Als Open Access-Zeitschrift bleibt etwa die Frage, was eigentlich der Stand einer kritischen Reflexion über eine solche Form der öffentlichen Zugänglichmachung sein kann – ohne dabei erneut Formen der (Selbst-)Ausbeutung zu kreieren oder einen Ort zu schaffen, der die Wissenschaft weiter mit Artikeln überflutet, auch nur Unmengen an Positionen wiedergibt und damit dem Publikationswahn weiter Vorschub leistet. Und wie sieht es aus mit der anglophonen Hegemonie und der Frage nach Sprache und der Situiertheit von Wissen? Hier ist uns insbesondere an einer Reflexion dazu gelegen, wie kolonial das imaginierte internationale Wissenschaftssystem eigentlich ist. Wir hoffen, dass wir hierzu in Zukunft (noch) mehr Autor_innen gewinnen können.

Im offenen Teil dieses Doppelheftes finden sich außerdem die folgenden spannenden Beiträge: In seinem Aufsatz argumentiert Dario Azzellini, dass die Platzbesetzungen der neuen urbanen Bewegungen, die Betriebsbesetzungen in Lateinamerika und darüber hinaus sowie die kollektiven lokalen Selbstverwaltungen wie etwa in Mexico oder Venezuela Teile globaler nicht-staatszentrierter Transformationsperspektiven sind. Der Fotoessay Gelsomina von Katharina Lepik lenkt den Blick auf skurrile und märchenhafte Orte, die etwas aus der Zeit gefallen scheinen. Linus Klappenbergers machtkritische Analyse untersucht neoliberale urbane Sicherheitsregime am Beispiel des umkämpften Konstanzer Seerheinufers. Ebenfalls in dieser Ausgabe finden sich zwei Magazinbeiträge, welche die Debatte um Austerity Urbanism aus der Sicht deutscher und griechischer Städte aufgreifen: Einmal von Felix Wiegand, Tino Petzold, Daniel Mullis und Bernd Belina, ein weiteres Mal von Paschalis Samarinis und Dimitra Spanou. Abgerundet wird dieses Heft durch vier Rezensionen: Markus Kip bespricht den Sammelband Suburban Constellations von Roger Keil (Hg.) (2013), Antonio Carbone rezensiert Risse im Raum von Anne Huffschmid (2015), Lisa Vollmer rezensiert den Band Urban Uprisings von Margit Mayer, Catharina Thörn und Håkan Thörn (Hg.) (2016) und Joscha Metzger hat sich mit Konflikte um die Stadt für Alle von Moritz Rinn (2016) auseinandergesetzt.

Dank der spannenden Auseinandersetzungen mit unseren Autor_innen und innerhalb des Redaktionskollektivs hat dieses Heft viele Fragen aufgeworfen, darunter auch die zum Begriff der Kritik, wie er durch die Veröffentlichungen in s u b \ u r b a n selbst zum Ausdruck kommt. Wir freuen uns, für das kommende Jahr einen Beitrag ankündigen zu können, der sich damit beschäftigen wird.

Wir möchten den Anlass unseres 10. Heftes nutzen, diese und weitere Themen mit euch öffentlich zu diskutieren. Dazu veranstalten wir am Freitag, den 20. Januar 2017 im Südblock in Berlin/Kreuzberg einen Workshop und möchten danach gern zusammen mit unseren Leser_innen, Autor_innen, Unterstützer_innen, Freund_innen und allen Interessierten die zehnte Ausgabe und das Bestehen dieses Zeitschriftenprojekts feiern. In diesem Sinne: Wir freuen uns, Euch am 20. Januar 2017 in Berlin zu sehen und wünschen einstweilen eine inspirierende Lektüre.

 

Die Redaktion von s u b \ u r b a n,

 

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Antonio Carbone, Mélina Germes, Nina Gribat, Johanna Hoerning, Stefan Höhne, Jan Hutta, Justin Kadi, Yuca Meubrink, Boris Michel, Carsten Praum, Nikolai Roskamm, Nina Schuster und Lisa Vollmer.