Kritische Stadtgeographie – ein Archipel epistemischer Gemeinschaften

Cécile Gintrac

In Deutschland nimmt die Kritische Geographie seit den frühen 2000er Jahren Konturen an (Belina et al. 2009). In Frankreich dagegen, wo ich selbst studiert habe und Geographie lehre, mussten wir bis 2010, 2011, 2012 warten: Erst in diesen Jahren stieg die Zahl der Übersetzungen[1], einheimischen Veröffentlichungen[2] und Konferenzen[3], die sich einer kritischen und radikalen Stadtgeographie widmeten. Als die Zeitschrift Carnets de géographes 2011 dazu aufrief, Beiträge zu „Kritischen Geographien“ einzureichen, definiert sie diese als

„Gesamtheit der Ansätze, die im weiteren Sinne eine Infragestellung der klassischen analytischen Kategorien zum Lesen der Welt betreiben und den Willen artikulieren, Einfluss auf die politischen und sozialen Entwicklungen der untersuchten Gesellschaften zu nehmen. In den angelsächsischen Geographien sind kritische Ansätze in der Regel mit einer radikalen, gegenüber dem Kapitalismus und dem Neoliberalismus als dominanten strukturierenden Kräften kritischen Haltung und den dazugehörigen kritischen Oppositionsströmungen verbunden, wie beispielsweise die postcolonial studies oder die subaltern studies (Calbérac/Morange 2011)."

Es erschien mir sinnvoll, nicht bei allgemeinen Definitionen stehen zu bleiben, sondern genauer zu untersuchen, was diese kritische, radikale Stadtgeographie für diejenigen Gruppen bedeutet, die sich ihr weltweit verschrieben haben, von Brasilien bis Japan über Spanien oder auch Südafrika. Dies impliziert auch den Versuch zu verstehen, was dies konkret für das Funktionieren dieser Kollektive, für ihre ‚Art, etwas zu tun‘ bedeutet – und auch für das Verhältnis zur Universität, für das eigene Engagement und die Politik.

Dafür ist es erforderlich, sich den Einsichten der Soziologie der Wissenschaften und allgemeiner der Science Studies (STS) zuzuwenden. Dabei geht es dann nicht mehr allein darum, sich lediglich mit dem Inhalt von Forschungen zu beschäftigen, sondern auch die Praktiken der Forscher_innen mit in die Untersuchung einzubeziehen. Die wissenschaftliche Arbeit wird unter diesem Blickwinkel als eine soziale ‚Konstruktion‘ betrachtet, deren Ergebnis nicht eine bloße Re-Transkription der Wirklichkeit ist – auch wenn sie sich stetig dieser anzunähern versucht –, sondern zu einem gewissen Teil von ihren spezifischen Produktionsbedingungen bestimmt ist. Die kombinierte Lektüre der Arbeiten Pierre Bourdieus, insbesondere von Science de la science et reflexivité (Wissenschaft der Wissenschaft und Reflexivität, Bourdieu 2001), und Bruno Latours (1979; 2005; 2006; 2007) hat mich Schritt für Schritt dahin gebracht, eine Untersuchung ohne apriorischen Fokus auf Praktiken und Wissen der Forschenden zu bevorzugen und auf solche Weise „den Akteuren selbst zu folgen“ (Latour 2007).

Bei dieser Herangehensweise werden die analytischen Kategorien nicht durch eine externe Beobachterin festgelegt, sondern als Bekräftigung und Legitimierung der eigenen Praxis von den Akteur_innen selbst formuliert. Aus diesem Grund werde ich von dem Postulat ausgehen, dass die Kritische Geographie von der Gesamtheit der lokalen Gruppen hervorgebracht wird, die dieses Etikett für sich in Anspruch nehmen und so dazu beitragen, dem Begriff einen Sinn zu geben und ihn zu definieren.

Ich habe mich daher entschlossen, diese ‚Fabrik‘ zu untersuchen, indem ich drei aktuelle Gruppen in den Blick nehme – die GESP (Grupo de Estudos sobre São Paulo) in Brasilien, die Kritische Geographie Berlin in Deutschland sowie das internationale Netzwerk INURA (International Network for Urban Research and Action) –, die sich ausdrücklich mit der Kritischen Stadtgeographie identifizieren. Trotz der räumlichen Distanz sowie kultureller und wissenschaftlicher Unterschiede teilen sie eine ausdrücklich kritische Herangehensweise der Stadtforschung. Außerdem lassen sie sich gewissermaßen als ‚peripher‘ qualifizieren, wenn man der mehrfach in Debatten innerhalb der Kritischen Geographie vertretenen Auffassung folgt, dass es in diesem Bereich ein hegemoniales Zentrum anglophoner Wissensproduktion gebe.

Die Untersuchung der Kritischen Geographie der Stadt durch das Prisma der science studies baut auf verschiedenen Postulaten auf, die ich im folgenden Kapitel ausführen werde. Im Anschluss werden die drei genannten Gruppierungen vorgestellt. Danach werde ich anhand einer Analyse der kollektiven Praktiken zu zeigen versuchen, was genau die Kritische Geographie ausmacht. Abschließend wird es dann um die Frage gehen, wie sich diese Gruppen in die heutige globale Geopolitik des Wissens einschreiben, insbesondere im Hinblick auf die nationalen und internationalen Machtverhältnisse in der akademischen Welt.

Der unverzichtbare Beitrag der Science Studies

Die Sciences Studies bieten wertvolle Instrumente für die Untersuchung der zeitgenössischen Kritischen Stadtgeographie. Sie beruhen vor allem darauf, „von den wissenschaftlichen Praktiken zu sprechen und auf dieser Grundlage ein realistischeres Exposé der Wissenschaft im Werden zu entwerfen, indem diese fest in den Kontext der Institute, Erfahrungen und Forschungsgruppen gesetzt wird“ (Latour 2007: 23). Mit anderen Worten: Beim Versuch, die Wissenschaften zu verstehen, werden die Inhalte in einer Weise untersucht, die sie von der Betrachtung der alltäglichen oder besonderen Praktiken der Forschenden, die sie hervorbringen, nicht mehr abtrennt. Es geht also darum, sich nicht auf eine internalistische Epistemologie zu beschränken, bei der lediglich die Inhalte analysiert werden, sondern diese stattdessen in den Kontext eines externalistischen Blicks auf die Wissenschaft zu stellen, im Sinne einer Analyse der Praktiken, einer (um Latours Begriff wieder aufzugreifen) ‚Anthropologie‘ der wissenschaftlichen Arbeit, die auf einer sozial-relationalen Konzeption aufbaut, die auf konkrete Interaktionen der Forschenden in ihrem Alltag fokussiert.

Auch Bourdieu befasst sich mit den Praktiken. Er wirft Latour allerdings vor, die Analyse auf die Ebene der Forschungsstätte, des Labors, zu beschränken, was dazu führen könne, „wie in einer Dorfmonographie in der Forschungsstätte selbst erklärende Prinzipien zu suchen, die sich außerhalb befinden, in der Struktur des Raums, in dem sich diese befindet“ (Bourdieu 2001: 68). Bourdieu zufolge „haben Untersuchungen von Forschungsstätten die Tendenz gezeigt, die Wirkungen der Positionierung der Forschungsstätte innerhalb einer Struktur zu vernachlässigen“ (ebd.: 75): Dispositive der Wissenschaftsverwaltung (z.B. Gesetzgebung und Finanzierung), aber auch Kräfteverhältnisse zwischen den Forschungsstellen, Universitäten oder Forschungszentren. Der Konstruktivismus Bourdieus lässt sich also als strukturalistisch auffassen. Er stützt sich auf die Theorie der Felder und zeichnet auf dieser Grundlage eine Art Geopolitik des wissenschaftlichen Felds, das auf der nationalen Ebene vorgestellt wird als „ein Ort eines mehr oder weniger ungleichen Kampfes zwischen Akteuren, die in unterschiedlichem Maße mit je spezifischem Kapital ausgestattet sind“ (1976: 96, Hvh. i. O.).

Im Grunde sind die Auffassungen der beiden Autoren also diametral entgegengesetzt: sozial-relational bei dem einen, strukturell beim anderen. Aber diese beiden zunächst einmal antagonistischen Herangehensweisen sind nicht unvereinbar: Die anthropologische Beschreibung der wissenschaftlichen Praktiken, wie Latour sie vorschlägt, gewinnt, wenn sie um eine Analyse der wissenschaftlichen und politischen Machtverhältnisse ergänzt wird, und zwar auf nationaler wie auf internationaler Ebene (womit wir uns im letzten Abschnitt des Aufsatzes befassen werden). Und meinem Verständnis nach sollte die Beschreibung der alltäglichen Forschungspraxis im Kontext der großen Entwicklungen der Wissenschaftsverwaltung berücksichtigt werden. Bleibt die Frage, wie eine solche Studie methodologisch anzulegen, und vor allem auf welcher Ebene sie durchzuführen wäre.

Denkströmungen aus der Perspektive der epistemischen Gemeinschaften

In vielerlei Hinsicht erscheint die Ebene der Forschungsgruppe als relevant; sie verweist uns auf den Begriff der ‚epistemischen Gemeinschaft‘. Dieser Begriff, der aus den Konzepten der Science Studies stammt, kam in den Arbeiten von Peter Haas (1992) auf und bezeichnet eine Gruppe, deren Mitglieder Werte und eine spezifische wissenschaftliche Herangehensweise teilen. Die Konstituierung als Gruppe erfolgt meist über die Annahme eines Namens und die Definition von Prinzipien und schafft so eine starke innere Einheit. Unter diesem Blickwinkel ist die Kritische Geographie nichts anderes als die Summe der epistemischen Gemeinschaften, die diesen Begriff für sich verwenden und die dann ein mehr oder weniger kohärentes Netzwerk bilden.

Unsere Methode besteht darin, solche selbstkonstituierte Gruppen zu untersuchen, deren Einheit endogen und nicht von dem oder der Betrachter_in hergestellt ist. Anstatt also „anzunehmen, dass epistemische Gemeinschaften a priori existieren, müssen wir wissen, wie sie entstehen, wie sie hergestellt und materialisiert werden, was eine Untersuchung der Praktiken, Objekte, Metaphern, Instrumente und Diskurse erfordert, die diese Gemeinschaften hervorbringen und aufrechterhalten“ (Meyer/Molygneux-Hodgson 2001: 149).

Mit dem Konzept der epistemischen Gemeinschaften und der Methode, die sich mit ihm zur Verfügung stellt, lassen sich die meisten methodologischen Probleme lösen, welche die Untersuchung einer umfänglichen Denkströmung mit sich bringt:

  1. Die Modalitäten der (Selbst-)Organisation der Gruppe sind häufig Gegenstand von kollektiven Aushandlungsprozessen und Debatten, die meist repräsentativ sind für die vertretenen Werte. Wenn sie sich von üblichen Forschungspraktiken unterscheiden, dann ist dies fast immer absichtlich der Fall.
  2. Mit dem Untersuchungsobjekt ‚Gruppe‘ erledigt sich die Frage nach den zeitlichen und räumlichen Eingrenzungen: Jede Gruppe entfaltet sich in der Zeit (im Rahmen ihrer eigenen spezifischen Geschichte) sowie im Raum (über das Netzwerk, das aus den von ihren Mitgliedern und den zu anderen Gruppen und Institutionen geknüpften Verbindungen besteht).
  3. Gleichzeitig regelt die Gruppe die Frage nach dem Platz des Individuums: Die freiwillige Mitgliedschaft reicht aus, um das Individuum in das Forschungsfeld einzubeziehen.
  4. Die Gruppe ermöglicht es schließlich, sich nicht bloß auf die großen Namen zu beschränken und über rein individuelle Erzählungen hinauszugehen. Sie erlaubt es uns, sich für alle Mitglieder der Gruppe ungeachtet des Status zu interessieren.

Die epistemische Gemeinschaft erscheint uns daher als ein tragfähiger Begriff, der für das Studium kritischer Ansätze besonders gut geeignet ist: Sie ermöglicht es, eher das Kollektiv als das Individuum in den Blick zu nehmen, die Selbstorganisierung anstelle der Institution, die konkreten Praktiken anstelle der kanonischen Arbeiten.

Drei Gruppen mit dem Anspruch, Kritische Stadtgeographie zu betreiben

Zwar bestehen die ausgewählten Gruppen zur gleichen Zeit, sie entwickeln sich aber in sehr unterschiedlichen sprachlichen und institutionellen Kontexten. Genau hierin besteht der Erkenntniswert einer Studie über Gruppen, die sich alle einem gleichen Ansatz verschrieben haben. Sie haben sich selbst auf Grundlage dieser gemeinsamen Zugehörigkeit definiert und konstituiert.

Was sie zunächst einmal voneinander scheidet, ist die geographische Entfernung. Die GESP ist an der Universität von São Paulo untergebracht, in einer Metropole des sogenannten ‚Südens‘, während die Kritische Geographie Berlin in der Hauptstadt eines großen ‚industrialisierten‘ Landes sitzt, wo sie aber in Örtlichkeiten außerhalb der Universität aktiv ist (ehemals besetzten Häusern, Kneipen, Vereinslokalen). INURA ist ein internationales Netzwerk, dessen Mitglieder aus der ganzen Welt kommen, das aber administrativ in Zürich angesiedelt und in seiner Zusammensetzung im Wesentlichen europäisch geblieben ist. Es tritt nur dann in der Wirklichkeit zutage, wenn sich seine Mitglieder zu Konferenzen in Hotels, Konferenzsälen und zu Exkursionen treffen. Zwei der Gruppen sind also städtisch verankert, während INURA sich als internationales mobiles Netzwerk präsentiert, welches jährliche Konferenzen an ständig wechselnden Orten ausrichtet. Die Mitgliederzahlen der Kritischen Geographie Berlin und der GESP bleiben mit 15 bis 25 bescheiden, während INURA etwa hundert Mitglieder zählt.

Die drei ausgewählten Gruppen sind in gewissem Sinne ‚peripher‘: Wenn wir die wichtigsten Orte der Publikation und der Verbreitung von Wissen in der Stadtgeographie und den Stadtstudien, seien sie kritisch oder nicht, als zentral annehmen, dann sind die maßgebenden Fachzeitschriften und Konferenzen englischsprachig und befinden sich in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten. Abgesehen von INURA, wo Englisch die wichtigste Verkehrssprache ist – selten aber die Muttersprache der Mitglieder –, bevorzugen die ausgewählten Gruppen Publikationen in ihrer eigenen Sprache, also Portugiesisch im Fall der GESP und Deutsch im Fall der Kritischen Geographie Berlin. Die Gruppen haben sich entschieden, ihre Ergebnisse in erster Linie lokal und national zu verbreiten. Diese Entscheidung rührt auch von einer angenommenen persönlichen – wenn nicht sogar aktivistischen – Haltung her, die nicht erneut die ohnedies am häufigsten veröffentlichten und kommentierten Autor_innen ins Zentrum der Analyse stellen will.

Eine Reihe von Feldforschungen wurde zwischen 2012 und 2015 von Forschungsgruppen und Verbänden an von ihnen frequentierten Orten (Universitäten, Vereinslokale etc.) unternommen. Die Studie stützt sich auf die Analyse der dort geführten Interviews, der besuchten Konferenzen, der schriftlichen Produktion, der Bibliographien, der Praktiken der untersuchten Gruppen und versteht sich als Untersuchung der Kritischen Stadtgeographie in Aktion, von Berlin nach São Paulo über Lissabon und Belgrad.

Abb. 1 Parolen in den Abteilungen für Geschichte und Geographie der FFLCH
Abb. 1 Parolen in den Abteilungen für Geschichte und Geographie der FFLCH [4] (Quelle: Cécile Gintrac, 29.10.2013)

Die GESP (Grupo de Estudos sobre São Paulo) als marxistisch-lefebvrianische Forschungsgruppe

Die GESP ordnet sich auf ihrer Webseite der radikalen und Kritischen Stadtgeographie zu. Sie will den Prozess der „aktuellen Produktion des Raums“ beschreiben, den sie als „zutiefst ungleich“ qualifiziert, und an „der Konstruktion des Projekts einer anderen Stadt“ mitwirken. Es mag zunächst paradox erscheinen, dass eine solche Forschungsgruppe an die größte und mächtigste Universität Lateinamerikas angeschlossen ist. Die im Jahre 1934 gegründete USP (Universidade de São Paulo) ist eine öffentliche Universität, die vom Bundesstaat São Paulo finanziert wird und etwa 80.000 Studierende aufnimmt. Die GESP ist innerhalb der Abteilung für Geographie entstanden, die ihrerseits der Fakultät für Philosophie, Geistes- und Humanwissenschaften (Faculdade de Filosofia, Letras e Ciências Humanas) angehört. Die FFLCH verbindet den Anspruch, die – insbesondere politische – Elite des Landes heranzubilden, mit dem Geist der Revolte; daraus erklärt es sich, dass die GESP und das LABUR (Laboratório de Geografia Urbana [Forschungsstelle für Stadtgeographie]), in dessen Rahmen sie gegründet worden ist, sowohl im Bereich der Forschung als auch in der Lehre eine weitgehende Autonomie genießen.

Die Forschungsgruppe, die im Jahre 2015 zwanzig Mitglieder zählt, ist aus sich selbst heraus entstanden, ohne Finanzierung und außerhalb der Strukturen der Forschungsstelle und der Abteilung. Seit 2001 hat sie mehr oder weniger regelmäßig Lektüregruppen und Debatten zum Thema der kapitalistischen Produktion des urbanen Raums organisiert. Es geht ihr darum, gestützt auf die Vielfalt der konkreten Forschungen der Gruppenmitglieder einen Zugriff auf die ‚metropolitane Totalität‘ São Paulos zu bekommen. Diese kollektive Reflexion hat nicht erst im Jahre 2001 mit der Gründung der Gruppe begonnen. Sie ist, wie die Professorin Ana Fani Alessandri Carlos als Mitgründerin der GESP erklärt,[5] die Frucht einer langen Tradition innerhalb der FFLCH:

„18 Jahre lang haben wir jedes Jahr über fünf Monaten hinweg jeden Mittwochvormittag von 9 bis 13 Uhr Marx gelesen und studiert – in der Gruppe, die der Soziologe Martins 1975 gegründet hat. Jeder las für sich und dann diskutierte man für drei oder dreieinhalb Stunden. Wir haben das ganze Kapital gelesen, die Grundrisse, die Deutsche Ideologie … fast alles, was man von Marx lesen kann. Danach schlug Professor Martins vor, das Werk eines Intellektuellen zu lesen, der das Denken von Karl Marx fortgesetzt hat, um so das 20. Jahrhundert zu denken: Es handelte sich um Henri Lefebvre. Ab 1989, mit dem gleichen Arbeitsstil […], haben wir angefangen, Recht auf Stadt zu lesen, Die Produktion des Raums, Die Revolution der Städte.“ (Carlos 2011, Interview im Orig. auf Französisch)

Innerhalb der Gruppe bildet das Werk Lefebvres die unverzichtbare theoretische Grundlage. Dies gilt nicht nur für das Recht auf Stadt als Hauptreferenzwerk der brasilianischen Geographie, die von der GESP in Bewegung gesetzt wird, sondern für die Gesamtheit der Konzepte Lefebvres (Produktion, Alltagsleben, Raum-Zeit), die sich alle in dem Band Crise Urbana, dem ersten kollektiven Werk der GESP, wiederfinden (Carlos 2015).

Die heute zwanzig Mitglieder der GESP sind zur Hälfte Professor_innen, zur anderen Hälfte Studierende. Unter den Ersteren finden sich drei zentrale Figuren der radikalen brasilianischen Geographie: Ana Fani Alessandri Carlos, die Gründerin der Gruppe, Ariovaldo Umbelino de Oliveira, ein Landwirtschaftsgeograph, der ländliche Räume untersucht hat, und Arlete Moysés Rodrigues, eine Spezialistin für die Kämpfe in den favelas. Die Frauen sind in der Mehrheit, auch bei den Professor_innen (unter denen neun Frauen sind). Die Forschung der GESP versteht sich als kollektive Arbeit, ungeachtet des akademischen Grades der Mitglieder, und die Gruppe hat sich nicht gescheut, öffentliche Kritik am universitären Produktivismus zu üben (Carlos 2012; Cruz 2012).

Bislang genießt die GESP in Brasilien beträchtliches wissenschaftliches Ansehen – wegen seiner Einbindung in die USP, aber auch, weil ihre Mitglieder dazu beigetragen haben, anerkannte Räume und Infrastrukturen zu schaffen: Zeitschriften, Sammelbände, Konferenzen. Für letztere steht beispielhaft das SIMPURB (Simpósio Nacional de Geografia Urbana [Nationales Symposion für Stadtgeographie]), die wichtigste Konferenz zur Stadtgeographie, auf der sich alle zwei Jahre hunderte von Forscher_innen versammeln und die 1989 auf Initiative von Ana Fani Alessandri Carlos ins Leben gerufen wurde. Die GESP hat zudem Verbindungen zu anderen, verwandten brasilianischen Gruppen wie der NuPeD (Núcleo de Pesquisas sobre Desenvolvimento Sócio-Espacial [Forschungszelle für sozialräumliche Entwicklung]) in Rio de Janeiro geknüpft: Dort vertritt Marcelo Lopes de Souza eine weniger marxistische als libertäre Version der Kritischen Geographie.

Die GESP setzt sich ausdrücklich für „eine andere Stadt“ ein und unterstützt den „Kampf für das Recht auf Stadt“ (GESP 2014). Einige Mitglieder nehmen an städtischen Kämpfen teil, insbesondere in den favelas. Bislang ist das ‚Terrain‘ der Aktivitäten der GESP allerdings vor allem die Universität. Die Forschenden der GESP haben niemals die pädagogische Arbeit vernachlässigt und beteiligen sich beispielsweise an der Weiterbildung der staatlichen Lehrkräfte des Staates São Paulo. Ana Fani Alessandri Carlos und Arlete Moysés Rodrigues haben in diesem Zusammenhang weit verbreitete und mehrfach nachgedruckte didaktische Arbeiten veröffentlicht: A Cidade, A geografia na sala da aula (Carlos 2006) und Moradia nas Cidades Brasileiras (Rodrigues 1988). Diese kleinen Büchlein werden in großem Umfang von den Lehrenden der Sekundarstufen verwendet. Im Unterschied zur Komplexität der Formulierungen in manchen akademischen Aufsätzen und Büchern der GESP ist der Schreibstil sehr einfach gehalten, wobei im Prozess der Popularisierung nichts von der ‚radikalen‘ Energie verlorengeht: Nicht umsonst lautet etwa der Titel des sechsten Kapitels „Die Stadt als Kampffeld“ (Carlos 2006).

INURA (International Network for Urban Research and Action): Ein urbaner Altermondialismus

Das Netzwerk wurde im Mai 1991 gegründet, ein Jahr nachdem die Idee während eines Treffens in Zürich aufgekommen war. Salecina, der Ort der Gründungskonferenz, wurde nicht zufällig ausgewählt: Hier lebte der Aktivist Theo Pinkus, dessen Anspruch es war, die Bewegungen der extremen Linken zusammenzubringen. Er war daher eine Inspirationsquelle für die jungen Züricher Geograph_innen, die ein transdisziplinäres Netzwerk außerhalb der Mauern der Universität ins Leben rufen wollten. INURA ist von Anfang an als eine Gruppe konzipiert worden, die ebenso offen ist für Künstler_innen und politische Aktivist_innen wie für Forschende (Prinzip 10). Sie ist sich im Klaren über „die Bedeutung ethnischer und kultureller Diversität und die Notwendigkeit, sich Diskriminierungen aufgrund von Rasse, Klasse und Geschlecht entgegenzustellen“ (Prinzip 3). Einer Formulierung des ersten ‚Bulletins‘ des INURA zufolge (1991: 3) „will INURA die Grenzen der Isolierung der Individuen und Disziplinen voneinander zum Fallen bringen. Es ist das Ziel unseres Netzwerkes, unsere Städte und unsere Regionen zu besseren, lebenswerteren Orten zu machen.“

Abb. 2 Die zehn Prinzipien des INURA-Netzwerks. Auszug aus dem ersten ‚Bulletin‘ (Quelle: INURA 1991: 1)
Abb. 2 Die zehn Prinzipien des INURA-Netzwerks. Auszug aus dem ersten ‚Bulletin‘ (Quelle: INURA 1991: 1)

Bereits 1991 wird der Beschluss gefasst, die jährlichen Konferenzen jeweils an einem anderen Ort stattfinden zu lassen, zunächst mit einer Beschränkung auf Europa. Die Konferenzen sind offen für alle; konzipiert und organisiert werden sie jeweils von einer Gruppe von Freiwilligen. Im Jahr 2014 beispielsweise, als die Konferenz in Belgrad stattfand, hatte das Belgrader Kollektiv Ministarstvo Prostora [Raumministerium] die Ausrichtung übernommen. Diese Aktivistengruppe, die keine direkten Beziehungen zur Universität unterhält, vereint Architekt_innen, Forschende, Designer_innen und Künstler_innen. Im Falle Belgrads unterstrich die Geographie der Konferenz selbst den Umstand, dass die Zusammenkünfte keine klassischen akademischen Konferenzen sind: Sie war verstreut auf zahlreiche universitäre, städtische, kulturelle und aktivistische Lokale.

Ihre Originalität beruht auch auf dem breitgefächerten Angebot an Stadtexkursionen, die häufig nachmittags stattfinden und nicht nur eine Vielzahl unterschiedlicher Viertel vorstellen, sondern auch verschiedene gerade stattfindende städtische Prozesse. Die Konferenzen des INURA bieten ihren Teilnehmer_innen so die Möglichkeit, in jeder Stadt, in der sie abgehalten werden, die städtischen Bewegungen kennenzulernen, die sich dort entwickelt haben. In Lissabon wie in Belgrad kamen in Podiumsdiskussionen Zusammenschlüsse und Nichtregierungsorganisationen zu Wort. Im Übrigen waren viele Mitglieder des INURA in ihrer Jugend in städtischen Kämpfen engagiert oder sind es noch immer. Aktive Gruppen zu treffen ist für sie daher ebenso wichtig – wenn nicht wichtiger – als der Erwerb wissenschaftlicher Kenntnisse. Die Parole „Eine andere urbane Welt ist möglich“ oder die Teilnahme am Weltsozialforum in Porto Alegre im Jahre 2005 erinnern daran, dass sich INURA das Ziel gesetzt hat, die städtische Wirklichkeit zu verändern – mit einer Konzeption, die der in den 1990er Jahren entstandenen altermondialistischen Bewegung nahesteht.

Abb. 3 Treffen mit der Vereinigung der Bewohner von Vale da Amoreira in Lissabon
Abb. 3 Treffen mit der Vereinigung der Bewohner von Vale da Amoreira in Lissabon [6] (Quelle: Cécile Gintrac, 19. Juni 2013)

Jeder Konferenz folgt ein Retreat, das heißt eine mehrtägige Zusammenkunft zur kollektiven Reflexion über ein Netzwerk, dessen Mitglieder weit verstreut leben. Es handelt sich dabei um ein grundlegendes reflexives Moment, durch das verschiedene Fragen über die Praxis und die eigentliche Organisation des INURA zur Sprache gebracht werden: Ist das Netzwerk den sozialen Bewegungen hinreichend nahe? Soll man sich als Kollektiv stärker engagieren? Sind die Redezeiten gleichmäßig verteilt?

Geselligkeit und freundschaftliche Bande, die inzwischen entstanden sind, bilden einen Teil des Erfolgs und der Treue der Mitglieder. Die Prinzipien der Selbstorganisierung und der Horizontalität, welche die Gruppe auszeichnen, materialisieren sich konkret in den gemeinsamen Publikationen: Possible Urban Worlds: Urban Strategies at the End of the 20th Century (INURA 1999) und The Contested Metropolis: Six Cities at the Beginning of the 21st Century (INURA 2004). In Fortsetzung der früheren Arbeiten hat INURA im Jahr 2008 ein großes gemeinsames Forschungsprojekt in Gang gesetzt, das sich dem „New Metropolitan Mainstream“ (NMM) widmet als einer neuen stadtentwicklungspolitischen Norm, die die städtischen Landschaften und das städtische Leben uniformisiert. Diese kollektive und internationale Forschungsarbeit erfolgt in Form einer fortlaufenden Kartographie der Metropolen, die von den Mitgliedern angefertigt wird und bereits in verschiedenen Ausstellungen gezeigt wurde.

Zwar geht die Gründung des INURA im Wesentlichen auf Geograph_innen zurück; diese haben aber von Anfang an darauf Wert gelegt, das Netz nicht auf einfache disziplinäre Grenzen festzulegen. In diesem Sinne bildet INURA ein echtes Netzwerk für eine Stadtforschung (Urban Studies), die weniger von einem disziplinären Zugriff ausgeht als vom Gegenstand der Stadt selbst. Infrastruktur- und Stadtplaner_innen, Architekt_innen, Stadtingenieur_innen stellen aus diesem Grund einen beträchtlichen Teil der Mitglieder.

Die gerühmte Horizontalität hat das INURA im Übrigen nicht daran gehindert, sich zu institutionalisieren und damit sein dauerhaftes Bestehen zu sichern. Von 1991 bis heute hat das Netzwerk, das auch als Verein besteht, 93 Mitglieder gewonnen und sich geographisch auf die ganze Welt ausgedehnt – wobei die Mehrheit der Teilnehmer_innen europäisch geblieben ist. Die Verteilerliste zählt im Juni 2014 350 Abonnent_innen als Einzelpersonen oder Gruppen. Obwohl das INURA also in hohem Maße mobil ist, hat es eine stabile und organisierte Struktur aufgebaut, die sich im INURA Common Office materialisiert. Das 1999 in Zürich eröffnete Büro erledigt das Alltagsgeschäft des Vereins.

Kritische Geographie Berlin: Kritische Geographie außerhalb der Mauern der Universität

Die Gruppe scheint nach dem Bild des sozialen Lebens in Berlin geschaffen: Sie ist prekär, selbstorganisiert, offen, aber sie hat seit ihrer Gründung wesentlichen Anteil daran, eine deutsche Kritische Geographie anzuregen.

Die monatlichen Treffen der Kritischen Geographie Berlin finden in Kreuzberg statt, in den Räumlichkeiten des Vereines Babylonia, der sich aus einer ehemaligen Hausbesetzung gleichen Namens gebildet hatte. Die Wahl eines unabhängigen Versammlungsortes entspricht den eigenen Prinzipien: „Kritische Geographie Berlin ist ein unabhängiger linker Zusammenhang, der nicht an politische Parteien, Universitäten oder andere öffentliche Einrichtungen gebunden ist“ (Über uns, Webseite 2012).

Abb. 4 Eingang zum Babylonia
Abb. 4 Eingang zum Babylonia[7] (Quelle: Cécile Gintrac, 18. Juli 2014)

Die Ursprünge der Gruppe gehen auf das Jahr 2000 zurück, als einige Studierende, die während Studienaufenthalten an englischsprachigen Universitäten die radikale Geographie kennengelernt hatten, sich als autonome Lektüregruppe organisierten. Zu dieser Zeit erschien die deutsche Geographie als eher konservative Wissenschaft. Bis 2005 bestanden diese Treffen „vor allem darin, sich als Gruppe selbst zu organisieren, die Konstruktion unseres Wissens selbst zu organisieren und herauszufinden, was wir mit diesem Wissen machen wollen“, erzählt Thomas Bürk, einer der Gründer der Gruppe. Dieses Engagement fand Widerhall in anderen Initiativen, die sich zu dieser Zeit bildeten. Von besonderer Bedeutung waren in diesem Zusammenhang die „Doreen Massey-Wochenenden“, eine Reihe von Konferenzen, die von 1999 bis 2004 von einer Gruppe feministischer Geographinnen ausgerichtet wurden. Diese Veranstaltungsreihe verlieh der deutschen feministischen Geographie neue Legitimität (B.A.S.S.D.A. 2006) und begünstigte die Internationalisierung der deutschen Geographie (Belina et al. 2009).

Trotz dieser neuen Dynamik kamen die Aktivitäten der Gruppe ab 2008 zum Erliegen. Die meisten Mitglieder beendeten zu dieser Zeit ihre Doktorarbeiten oder ihre Verträge als Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen endeten und sie verließen Berlin. In diesem Zusammenhang entstanden andere Gruppen der Kritischen Geographie in Frankfurt, Hamburg, Leipzig (AK Kritische Geographie).

Über mehr als ein Jahr fand kein Treffen der Gruppe statt. Die Mitglieder, die in Berlin geblieben waren, mussten nun eine Möglichkeit finden, die Gruppe wieder in Gang zu setzen und sie gleichzeitig zu vergrößern. Die tatsächliche Wiedergeburt der Gruppe findet schließlich 2010 statt. Seither gilt das Prinzip offener monatlicher Treffen. Damit verwandelt sich die Lektüregruppe, die im Wesentlichen auf Freundschaften aufbaute, zu einem offeneren Kollektiv, das 2012 als Verein eingetragen wird. Ebenfalls 2012 entsteht in der Gruppe der Gedanke, eine Online-Zeitschrift zu lancieren, die kostenlos und interdisziplinär ausgerichtet sein soll, woraus schließlich s u b \ u r b a n. zeitschrift für kritische stadtforschung entsteht. „Nach einem Treffen kamen wir darauf, dass wir eine Zeitschrift herausgeben müssten,“ erinnert sich Boris Michel, eines der Mitglieder. Mélina Germes, Boris Michel, Henning Schirmel und Jan Hutta haben daraufhin Berliner Kolleg_innen aus verschiedenen Disziplinen dazu eingeladen, sich ihnen anzuschließen, damit das Projekt in Gang kommt.

Das Angebot, das die Kritische Geographie Berlin über ihre monatlichen Veranstaltungen hinaus offeriert, besteht also darin, Geographie zu machen, ohne dass der Status, die soziale Stellung oder der akademische Rang diese Praxis beeinflussen würden. Die enorme Tendenz zur Prekarisierung ist der Grund für die Notwendigkeit, einen Ort außerhalb der Universität zu finden, wo sich Kritische Geographie betreiben und von wo aus sie sich verbreiten lässt – mit oder ohne Stelle, mit oder ohne Forschungsvertrag. Die Kritische Geographie Berlin hat öffentlich gegen die Logik der Prekarisierung der Forschung und der Kommerzialisierung des Wissens Stellung bezogen, indem sie gemeinsam mit anderen Forschenden und Gruppen einen Aufruf zum Boykott von LfbA-Verträgen (Lehrkräfte für besondere Aufgaben) herausgegeben hat, weil diese inakzeptable Arbeitsbedingungen vorschreiben.

Das Ziel der Gruppe besteht also weniger in der Produktion von Wissen, sondern begründet sich vielmehr durch das Interesse an den Bedingungen seiner Vermittlung und Verbreitung. Bemerkenswert ist in diesem Sinne, dass die Gruppe als Kollektiv nur einen einzigen Aufsatz veröffentlicht hat (Kritische Geographie Berlin 2014b). Dagegen organisiert die Gruppe im Babylonia auch Werkstätten, die für ein größeres Publikum geöffnet sind sowie kritische Exkursionen, an denen alle teilnehmen können; sie sind als praktische Alternative zur klassischen Geographie gedacht. Kritische Geographie zu betreiben kann so darin bestehen, das eigene Viertel, den eigenen Alltagsbereich zu beobachten und sich in die Konflikte einzubringen, die dort stattfinden.

Inhaltlich verfolgt Kritische Geographie Berlin das Ziel, die Dynamiken zu untersuchen, die das Berliner Alltagsleben tiefgreifend verändern, insbesondere den intensiven Gentrifizierungsprozess, der beispielsweise in Kreuzberg und im Prenzlauer Berg im Gange ist, oder die ‚Touristifizierung‘, die in sehr kurzer Zeit Berlin zur dritten europäischen Touristenmetropole nach London und Paris gemacht hat (Kritische Geographie Berlin 2014b; Füller/Michel 2014).

Berlin gilt als günstiges Pflaster für lokale, unabhängige, selbstorganisierte Bewegungen. In Berlin zu wohnen bedeutet für die Mehrzahl der Mitglieder daher auch ein intensives soziales und aktivistisches Leben.

„Berlin ist ein guter Ort, um Kritische Geographie zu machen, weil es so viele ‚kritische‘ Fragen gibt, die sich hier stellen und es so viele junge Leute gibt, die sich hier niederlassen. Das ist das Profil unserer Gruppe: junge Leute, die sich für die Stadt, ihre Probleme, ihre Konflikte interessieren. Das hätte man in einer Kleinstadt nicht machen können.“ (Bürk 2012, Interview auf Englisch)

Kritische Geographie Berlin schreibt sich zweifelsohne in diese berlinspezifische aktivistische Dynamik ein.

Das Neuzeichnen der Kritischen Stadtgeographie

Die Gemeinsamkeiten der drei Gruppen offenbaren im Abgleich eine Struktur der Kritischen Stadtforschung:

1. Die normative Verankerung der Absichtserklärungen

Alle drei Gruppen vertreten gemeinsame Werte, die in ihren Gründungserklärungen bestimmt werden; damit legen die Gruppen offen, von wo aus sie sprechen. Nun ist eines der grundlegenden Prinzipien, „das es uns ermöglicht, kritisches Denken in den konzeptuellen Raum der Humanwissenschaften einzuordnen, an das Verhältnis zwischen dem Deskriptiven und dem Normativen gebunden. Kritisches Denken neigt dazu, die Unterscheidbarkeit dieser beiden Instanzen in Frage zu stellen, mitunter sogar zurückzuweisen.“ (Keucheyan 2013: 101) Zunächst einmal scheint diese Positionierung im offenen Gegensatz zum – freilich meist idealisierten – Idealkonzept der Wertfreiheit zu stehen, wie Max Weber es aufgestellt hat. Dieser Begriff ist häufig herangezogen worden, „um das Bild des von parteiischen Leidenschaften freien Forschers zu rechtfertigen“ (Pinto 2011: 109).

Dieser offensichtliche Widerspruch lässt sich auflösen, indem man dem Gedanken folgt, dass „das, was die Kritik vorbringt, die Notwendigkeit ist, die eigenen normativen Setzungen rational zu begründen, das heißt sie einzugestehen und ausdrücklich zu nennen, damit sie nicht länger Implikationen sind, die als Schmuggelware mitgeführt werden“ (Granjon 2015).

In ihren Absichtserklärungen formulieren die Gruppen daher ausdrücklich ihre Absichten („Empowerment“, „Gerechtigkeit“, „Recht“, „Emanzipation“) und erklären, wogegen sie sich engagieren („Rassismus“, „Ungleichheit“, „Diskriminierung“ aufgrund von Klasse, Hautfarbe oder Geschlecht). Indem sie das tun, tragen sie zur Definition dessen bei, was Kritische Stadtgeographie ist: Eine offen aktivistische, wissenschaftliche Praxis, die städtische Formen der Machtausübung entlarvt und zur Schaffung einer gerechteren Stadt beitragen will.

2. Theoretische Grundlagen

Die Kritische Geographie verwendet ein linkes Theoriegebäude. Grundlage des Denkens der Linken ist der Wille, die bestehende Ordnung zu verändern, wohingegen das Denken der Rechten in dem Sinne zutiefst realpolitisch ist, als es den bestehenden Verhältnissen, der etablierten Ordnung, der „Macht der Dinge“ folgt (Terray 2012). Lawrence Berg sagt in einer der Enzyklopädien der Humangeographie nichts anderes, wenn er feststellt, dass sich zwar nicht alle Kritischen Geograph_innen auf den Marxismus berufen, sich aber „alle gerne als linke Fortschrittler identifizieren“ (Berg 2010: 619).

Ausgehend von den Bibliographien der Gruppen und den von ihnen zitierten Autor_innen bilden vier Autoren die gemeinsame theoretische Basis der drei Gruppen: David Harvey, Neil Smith, Edward Soja und vor allem Henri Lefebvre (Tabelle 1). Die Besonderheit dieser Autoren besteht darin, dass sie Theorien über den Raum formulieren.

Tab. 1 Geteilte Referenzen, die in mindestens zwei der Überblicksdarstellungen Handbuch Kritische Geographie (Belina et al. 2014), Crise Urbana (Carlos 2015) und The Contested Metropolis (INURA 2004) angeführt werden.

Kritische Geographie Berlin

Handbuch Kritische Stadtgeographie, 2014

INURA

The Contested Metropolis, 2004

GESP

Crise Urbana, 2015

Henri Lefebvre

6

5

40

David Harvey

23

5

9

Neil Smith

11

2

3

Edward Soja

1

1

3

Michel Foucault

13

1

Max Horkheimer

1

2

Karl Marx

9

6

Friedrich Engels

2

2

Milton Santos

1

3

Marcelo Lopes de Souza

1

1

Christian Schmid

1

2

Doreen Massey

13

2

Margit Mayer

9

4

Neil Brenner

3

1

Roger Keil

7

1

Antonio Negri und Michael Hardt

2

1

Bob Jessop

1

2

Andrej Holm

5

2

Jonathan Friedman

1

3

Saskia Sassen

5

3

Stephen Graham

5

1

Pierre Bourdieu

3

1

Dieser harte Kern der theoretischen Basis wird ergänzt durch spezifische Referenzen: Milton Santos in Brasilien, Michel Foucault in Deutschland oder Denker_innen wie Naomi Klein, die dem Altermondialismus nahestehen, bei INURA.

Sicherlich sind die meisten dieser Referenzautor_innen Marxist_innen oder Postmarxist_innen, insbesondere bei der Kritischen Geographie Berlin und der GESP, auch wenn einige (wie Bourdieu oder Foucault) sich nicht darauf reduzieren lassen. Zudem ist all diesen Denker_innen gemeinsam, dass sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln über Machtverhältnisse nachgedacht haben. Lawrence Berg betont: „Die Vertreter der Kritischen Humangeographie stützen sich auf theoretische Konzepte wie den Anarchismus, den Antikolonialismus, die kritische Rassentheorie (critical race theory), die Umweltbewegung, den Feminismus, den Marxismus, die nicht-repräsentative Theorie, den Post-Marxismus, den Postkolonialismus, den Poststrukturalismus, die Psychoanalyse, die queer-Theorie, den Situationismus und den Sozialismus“ (Berg 2010: 616).

3. Wissensproduktion

Die Kritische Stadtgeographie, wie sie von der GESP, der Kritischen Geographie Berlin oder dem INURA konzipiert wird, weist eine stark theoretische Orientierung auf. Da sie sich – wie die Analyse des bibliographischen Korpus zeigt – meist an mindestens eine kritische Theorie anlehnt, strebt sie eine Form der ‚Totalisierung‘ an. Sie „postuliert einen gewissen Übergang zur Allgemeingültigkeit, sie beschränkt sich nicht auf ein genau bezeichnetes empirisches Objekt“ (Keucheyan 2013, 100).

Das Wissen, das die Kritische Stadtgeographie hervorbringt, gehört in den Bereich der Analyse kapitalistischer und/oder neoliberaler Raumproduktion. Diese Analyse will deren Antriebskräfte und Manifestationen verstehen, betont dabei aber Formen des Widerstands gegen Enteignungsprozesse und eine Negation des Alltagslebens. Es zeigt sich ein wiederkehrendes Triptychon aus Raumproduktion/Ungleichheiten/Widerständen.

Das Konzept, das von allen drei Gruppen im gleichen Sinne aufgegriffen wird, ist das von Henri Lefebvre eingeführte Konzept der sozialen Produktion des Raums. Bei diesem Begriff geht es vor allem darum, die dabei wirksamen Mechanismen sowie die Prozesse zu verstehen, durch die das Kapitalverhältnis im und durch den Raum produziert und reproduziert wird. Diese Interpretation ist unmittelbar der Production de l’Espace entnommen: „Jede Gesellschaft (und damit jede Produktionsweise mit der Vielfalt von Formen, die sie einschließt […]) bringt einen Raum hervor: den eigenen.“ (Lefebvre 2000 [1974]: 40). In anderen Worten: „Die Produktionsweise organisiert – produziert – gleichzeitig mit spezifischen sozialen Verhältnissen ihren Raum (und ihre Zeit)“ (ebd.: XXV).

Aber es lassen sich beim Vergleich der Gruppen auch Besonderheiten ausmachen: Der komparatistische Ansatz bei INURA, die Diskursanalyse in der Kritischen Geographie Berlin oder die Verwendung eines lefebvrianischen Analyserasters bei der GESP. Einige der spezifischen Themenstellungen reflektieren bestimmte lokale Dynamiken. So würde die Berliner ‚Touristifizierung‘ in São Paulo keinen Sinn ergeben, während umgekehrt die Frage nach Zugang der favela-Bewohner_innen zu städtischem Grundbesitz nichts zum Verständnis der Transformationen der deutschen Hauptstadt oder der Austeritätspolitik in Lissabon beiträgt, mit der sich die INURA-Konferenz im Jahr 2013 auseinandergesetzt hat.

4. Transdisziplinarität

Die drei Gruppen konzeptualisieren die Kritische Stadtgeographie als Möglichkeit, die Spezialisierung des Wissens und die Spaltung zwischen der akademischen Welt, der Welt der Aktivist_innen und der allgemeinen sozialen Welt zu überwinden. Es gibt also eine transdisziplinäre Ausrichtung, die sich schon in den Gründungsdokumenten des INURA oder auch in der Zeitschrift s u b \ u r b a n wiederfindet. Obwohl einige Mitglieder sich ausdrücklich einer geographischen Herangehensweise verschrieben haben, wird die Kritische Stadtgeographie immer mehr in die Kritische Stadtforschung (Critical Urban Studies) eingebunden, jenes immense Feld, an das sich zahlreiche andere Forschende anschließen. Im Le Droit à la ville [Recht auf die Stadt] stellt Lefebvre den „Partialwissenschaften“ eine „Philosophie der Stadt“ gegenüber, die das Objekt Stadt in ihrer Totalität in den Blick nimmt und „versucht, das Globale in den Griff zu bekommen“ (1986: 35). Da das spezialisierte Wissen nicht in der Lage ist, eine veritable Kritik zu formulieren, mit der sich die Wirklichkeit verändern ließe, ist es kaum verwunderlich, dass die Kritische Stadtgeographie, wie ein Blick in die Bibliographien deutlich macht, in beträchtlichem Umfang auf die Philosophie (Marx, Foucault, de Certeau u.a.) sowie auf die Soziologie zurückgreift.

5. Gegen den akademischen Produktivismus, für kollektive Praktiken

Die Feststellung, dass die Universität im Sinne des Neoliberalismus umgeformt wird, wird weitgehend geteilt – sicherlich an den englischsprachigen Universitäten, aber auch in verschiedenen anderen Ländern, in denen die Geograph_innen unserer Gruppen tätig sind. Unter ‚Neoliberalisierung‘ ist der Prozess der allmählichen Durchsetzung „einer Ideologie, die auf der Generalisierung der Prinzipien der Konkurrenz und des Marktes in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens aufbaut“ (Morange/Fol 2014), zu verstehen. Angewandt auf die Universität besteht Neoliberalisierung im Kern darin, eine Konkurrenz zwischen den Universitäten sowie zwischen den Forschenden selbst herzustellen. Erwan Lamy und Terry Shinn erklären, dass sich „die wissenschaftlichen Einrichtungen zunehmend in Richtung auf Modelle entwickeln, die an die Verhältnisse in der Industrie angelehnt sind“ (Lamy/Shinn 2006: 23), wobei der wissenschaftliche Erkenntniswert ersetzt wird durch den „ökonomischen Marktwert“ (ebd.). Die Produktionsweisen von Wissen in einer immer stärker von Konkurrenz geprägten akademischen Welt sind von kritischen Geograph_innen mehrfach angeprangert worden. So beschrieb Neil Smith die Universität als eine „Wurstfabrik“ (sausage factory) und stellte fest, dass „die Privatisierung der Universität ein globales Problem ist, dessen Wirkungen bei uns bereits spürbar werden“ (Smith 2000: 331).

Die Mitglieder unserer Gruppen prangern regelmäßig die Art und Weise an, in der derzeit Wissen produziert wird. In Brasilien wie in Deutschland sind sie aufmerksame Beobachter_innen der Entwicklungen der Forschung. Für die Kritische Geographie Berlin ist die Verschlechterung der Forschungsbedingungen offensichtlich: Sie wird zunehmend zu einer Handelsware. In Brasilien bezeichnet Rita de Cássia Cruz, eine brasilianische Forscherin und Mitglied der GESP, die angesehene USP, an der sie selbst tätig ist, als „neoliberale und neokoloniale Universität“ (Cruz 2012).

Weil es darum geht, die Welt zu verändern, soll das produzierte Wissen so weit wie möglich zugänglich und kostenfrei sein und weit verbreitet werden. Allen Gruppen ist daran gelegen, sich von den Bedingungen des Produktivismus abzusetzen und ihn anzuprangern. Sie versuchen, sich von der akademischen (zwischenmenschlichen und zwischen den Universitäten bestehenden) Konkurrenz zu emanzipieren, indem sie ein anderes Verhältnis zur Zeit, zur Publikation und zum Kollektiv entwickeln.

Die Kollektive bemühen sich also darum neue, horizontalere und kollektivere Räume der Wissensproduktion zu schaffen (Assoziationen/Vereine, nicht finanzierte Forschungsgruppen, Netzwerke, Veröffentlichungen bei unabhängigen Verlagen). Es wäre, unter Verwendung der Formulierung von Foucault, statthaft, sie als „Heterotopien“ der Forschung zu qualifizieren, als „tatsächliche Orte, wirksame Orte, Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft selbst eingezeichnet sind, die eine Art Gegenplatzierungen sind“ (Foucault 1994: 755-756).

6. Ein politisches Engagement mit variabler Geometrie

Engagement wird in den drei Gruppen unterschiedlich konzeptualisiert: Die GESP, die in die Universität eingebunden ist, hat sich entschieden, den Kampf vor allem innerhalb der Universität zu führen, gemäß einer sehr Bourdieu‘schen Auffassung der akademischen Welt als eines Schauplatzes von Machtverhältnissen: einem Feld, das man nicht aufgeben sollte. Dies entspricht weitgehend auch der Konzeption des amerikanischen Geographen Don Mitchell, der seine eigene Arbeit als die eines „Schreibtischradikalen“ (deskbound radical) beschreibt. Er geht davon aus, dass seine Rolle weiterhin eher darin besteht, Wissen zu produzieren, das dann in den Kämpfen verwendet werden kann, als in einer direkten Beteiligung an ihnen (Mitchell 2008). Dies liegt sicherlich an der soziologischen Charakteristik der brasilianischen Universität, wo Forschende und Studierende hauptsächlich aus der Mittelklasse kommen: das universitäre Engagement schließt oft gedanklich an die städtischen sozialen Kämpfe an, ist aber fast nie aus ihnen hervorgegangen.

INURA verfolgt eine eindeutig horizontale Vision, in der sich die Aktivist_innen und die Forschenden innerhalb des Vereins auf Augenhöhe begegnen. In diesem Sinne vernetzt das Netzwerk auch die Erfahrungen lokaler Aktivist_innen.

Die Kritische Geographie Berlin bleibt im Wesentlichen ein Ort des Wissensaustauschs und ‚para-universitärer‘ Projekte, wobei die Gruppe sich ähnlich wie die aktivistische Historiographie und Soziologie Berlins auf intensive Interaktionen mit lokalen aktivistischen Netzwerken einlässt.

Diese Besonderheiten der einzelnen Gruppen führen aber niemals dazu, dass die Formen individuellen Engagements vollständig durch das Kollektiv festgelegt werden. In allen untersuchten Gruppen unterscheiden sich die Ausprägungen des Engagements von einer Person zur nächsten, je nach persönlicher oder familiärer Geschichte, Forschungsgebiet und der jeweiligen Auffassung von Engagement.

In jeder untersuchten Gruppe beteiligen sich einige Mitglieder an den städtischen sozialen Kämpfen, während andere sich der offiziellen Politik zuwenden oder sogar Mandate innehaben. Letzteres ist beispielsweise der Fall bei einem der Gründer des INURA, Richard Wolff, der seit 2013 Stadtrat in Zürich ist.

Es fällt auf, dass in allen drei Fällen studentische Politisierung und Infragestellung als eine der Triebkräfte für den Willen und das Engagement dafür aufscheinen, neue Klassensolidaritäten zwischen Akademiker_innen und stärker marginalisierten Bevölkerungsteilen zu schaffen. Es lässt sich die These wagen, dass die Vitalität der Bewegung in den 1980er Jahren (Kampf gegen die Diktatur in Brasilien, politische Militanz der Berliner Hausbesetzer_innen in Kreuzberg und in Zürich) dazu beigetragen hat, die aktivistische Identität der späteren Gruppenmitglieder zu prägen. Diese lange Dauer des Aktivismus findet sich im Übrigen mitunter sehr viel später in den Forschungspraktiken wieder.

Unser an sechs Punkten angesetzter Vergleich erlaubt es uns nun, festzuhalten, dass sich die Kritische Stadtgeographie an den Grenzen verschiedener Welten verortet: der disziplinären, der sozialen und der theoretischen. Ich greife damit einen Gedanken des Anthropologen und Soziologen Didier Fassin auf. In einem Artikel in der Zeitschrift Traces stellt er ohne Umschweife die Frage, ob „eine soziale Wissenschaft nützlich sein kann“ (Fassin 2009). Um eine solche herzustellen, schlägt er vor, der Überzeugung Michel Foucaults zu folgen, dass „man der Alternative von Drinnen und Draußen entkommen muss; man muss sich an den Grenzen positionieren. Die Kritik ist ja gerade die Analyse der Grenzen und die Reflexion über sie“ (Foucault 2001: 1393).

Die Kritische Stadtgeographie hält sich häufig an solchen Grenzlinien zwischen den Welten auf: zwischen dem Empirischen und dem Normativen, der Theorie und der Praxis, den Grenzen der Universität, indem sie Räume schafft, die nie vollständig institutionalisiert sind und niemals vollständig von der Institution abgekoppelt; an der Grenze zwischen unmittelbarem Engagement und kritischer Distanz; an den Grenzen der Disziplinen, zwischen spezialisiertem Wissen und interdisziplinären, transdisziplinären und gleichsam ‚nichtdisziplinären‘ Erkenntnissen. Und schließlich werden die Studienobjekte häufig an den Grenzen, der Peripherie, an den Fronten des Fortschritts oder des Rückzugs städtischer Phänomene (die Fronten der Gentrifizierung, der Deindustrialisierung oder der Touristifizierung) oder am Rand verortet – im soziologischen Verständnis des Begriffs, das heißt bei den armen, beherrschten, marginalisierten Bevölkerungsteilen. Zwischen diesen Linien wandern die Geograph_innen ständig hin und her. In welchem Maße resultiert nun aber die Zirkulation von Überlegungen der Kritischen Geographie auch aus einer entsprechenden transnationalen Mobilität?

Eine Geopolitik der Kritischen Stadtgeographie

Wir haben anhand der Arbeiten Bourdieus gesehen, dass nur eine Analyse des wissenschaftlichen Feldes es uns ermöglicht, einer Untersuchung der verschiedenen Gruppen Sinn und Tiefe zu geben. Auch wenn sich die drei betrachteten Gruppen selbst bestimmen und selbst organisieren, interagieren sie doch deshalb nicht weniger mit einer wissenschaftlichen Welt, die von einer in hohem Maße asymmetrischen institutionalisierten und internationalen Geopolitik strukturiert wird. Wie verorten sich die Gruppen innerhalb dieser Geopolitik? Tragen sie dazu bei, sie zu verändern? In welchem Maße sind sie innerhalb des Feldes marginalisiert?

Zwei der am häufigsten von GESP, INURA und Kritischer Geographie Berlin zitierten Autor_innen, David Harvey und Neil Smith, sind Briten, ein dritter, Edward Soja, Amerikaner. Alle drei haben an nordamerikanischen Universitäten gelehrt. Diese flüchtige Feststellung führt zu der Vermutung, dass es ein angloamerikanisches Zentrum der Produktion kritischer Stadttheorie gibt sowie Peripherien, die diese auf lokale Kontexte anwenden (Guttiérez/Lopez-Nieva 2001; Braun 2003; Keucheyan 2013). Selbst die Bezugnahmen der Kritischen Geographie Berlin und der INURA auf Foucault oder Lefebvre verorten sich eher im Bereich anglophoner Debatten als in französischen Auseinandersetzungen. So hat beispielsweise im INURA Christian Schmid, einer der Gründer und Lefebvre-Experte, eher Kontakte zu Lefebvrianer_innen in den Vereinigten Staaten (Neil Brenner und die Urban Theory) und Kanada (Kanishka Goonewardena) geknüpft denn zu solchen in Frankreich.

Diese Hypothese lässt sich offensichtlich dadurch stützen, dass unsere drei Gruppen wenig Kontakt untereinander haben, obwohl sie zahlreiche internationale Verbindungen geknüpft haben. Die anglophone Dominanz wird verstärkt durch die Geopolitik der Veröffentlichungen und die Rolle von Zeitschriften wie etwa der Antipode, die inhaltlich offen aktivistisch sind, gleichzeitig aber seit 1969 als Motor für die Entwicklung der radikalen Geographie sowie als Instrument zu ihrer Verbreitung und Anerkennung in der ganzen Welt funktionieren.

Diese Geopolitik der Wissensproduktion ist auch dadurch geprägt, dass das Englische faktisch zur lingua franca der Forschung (Germes/Husseini de Araujo 2016) und damit auch der Kritischen Stadtgeographie geworden ist – in solchem Maße, dass die jüngste Veröffentlichung der GESP, Crise Urbana (Carlos 2015), anders als die vorangegangenen Publikationen, ins Englische übersetzt wurde. Da sich die Gruppe ihrer relativen Randständigkeit bewusst ist, hat sie diese Übersetzungsarbeit als zu zahlenden Preis in einer Strategie der Anerkennung übernommen. In einem anderen Kontext, in Deutschland, hat sich die junge Kritische Geographie zu Beginn der 2000er Jahre mit Bezugnahmen auf den Erfolg der englischsprachigen Literatur gestützt, um die eigene Legitimität zu belegen. Bernd Belina, Ulrich Best und Matthias Naumann haben gezeigt, wie Anleihen bei der englischsprachigen Kritischen Geographie verhindert haben, dass diese Strömung von vornherein innerhalb eines deutschen wissenschaftlichen Felds abgelehnt wurde, das zunächst einmal kritischen Ansätzen gegenüber verschlossen war. Ab den 2000er Jahren war es leichter, solche Referenzen einzusetzen – „nicht weil sie kritisch wären, sondern weil sie international und auch international erfolgreich sind“ (Belina et al. 2009 : 54).

Die Geograph_innen sind sich über diese Kräfteverhältnisse im Klaren, und die Diskussion hierüber ist häufig auf den Konferenzen der Kritischen Geographie (ICCG) geführt worden. Der bemerkenswerteste der Vorschläge, die auf diesen Konferenzen vorgebracht worden sind, ist sicherlich die Gründung einer multilingualen Zeitschrift für Kritische Geographie, der ACME. An International E-Journal for Critical Geographies. Seit 2002 bietet die Zeitschrift Dossiers in verschiedenen Sprachen. Das Herausgeberkomitee verfügt über breite sprachliche Kenntnisse, der Zugang zur Zeitschrift ist völlig kostenfrei: „ACME soll international ausgerichtet sein. Ihre Herausgeber begrüßen akademische und nichtakademische Beiträge aus dem nicht-anglophonen oder -angloamerikanischen Bereich. Beiträge können auf Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch oder Englisch eingereicht werden.“ (ACME 2015)

Dieses Diffusionsmodell mit einem anglophonen Zentrum und unter dessen Einfluss stehenden Peripherien ist jedoch nicht dafür geeignet, die Zirkulation der Ideen der Kritischen Geographie vollständig zu erfassen: Tatsächlich gibt es nämlich sprachliche und transnationale Subsysteme (Houssay-Holzschuch/Milhaud 2013). Dies bestätigen auch die realen Netzwerke, die unsere drei epistemischen Gemeinschaften geknüpft haben. Unter sprachlichen Subsystemen sind privilegierte transnationale Austauschbeziehungen auf der Grundlage einer gemeinsamen oder nahe verwandter Sprachen zu verstehen. In den hier untersuchten Fällen sind dies das Spanische und Portugiesische, das Deutsche und das Schweizerdeutsch. Mit anderen Worten: Alle Gruppen haben internationale Netzwerke aufgebaut, die eine Geopolitik der Wissensproduktion sichtbar werden lassen, die sich nicht auf die Opposition Zentrum/Peripherie beschränken lässt.

Beispielsweise stehen sich INURA und Kritische Geographie Berlin geographisch und kulturell recht nahe. Auf der Webseite der Berliner Gruppe erscheint INURA auf der Liste der „Friends & Family“. Es gibt in Berlin ein lokales Komitee des INURA, dem aber nur ein Mitglied der Kritischen Geographie Berlin angehört. Obwohl diese beiden Gruppen keine echten gemeinsamen Initiativen gestartet haben, kommt es vor, dass sie sich gelegentlich auf Berliner Veranstaltungen begegnen, etwa 2014 während des „Festival[s] 48 Stunden Neukölln“. Die beiden Gruppen haben ihre engsten Beziehungen möglicherweise über Toronto. Hier bildet das German Studies-Programm der York University, der ersten kanadischen Universität, tatsächlich eine Plattform für den Austausch zwischen Deutschland und der englischsprachigen Welt. Zwischen Berlin, Toronto und Zürich zeichnet sich so ein sprachliches und wissenschaftliches Netzwerk ab. Die Besonderheit dieses Subsystems liegt sicherlich darin begründet, dass es sehr stark in internationale, anglophone Netzwerke eingebunden ist.

Die GESP hat in erster Linie Kontakte nach Spanien und in andere lateinamerikanische Länder geknüpft. Ana Fani Alessandri Carlos hat sogar 2012 den Geocritica-Preis „für ihren Beitrag zur Stadtgeographie sowie zur Theorie und Geschichte der Geographie und für ihre Beiträge zu einer lateinamerikanischen Kritischen Geographie“ (GEOCRITICA 2012) erhalten. Die über Horacio Capel hergestellte Nähe zu Katalonien – Capel hat die Zeitschrift Geocritica 1976 gegründet – zeigt sich auch in den universitären Beziehungen zwischen der USP und der Universität von Barcelona.

Die GESP verfügt auch über Verbindungen nach Frankreich, insbesondere zu lefebvrianischen Netzwerken (z B. La Somme et le Reste [Die Summe und der Rest]) sowie zur Universität in Nanterre. Dabei darf nicht vergessen werden, dass enge Beziehungen zwischen den brasilianischen Universitäten und der französischen akademischen Welt so alt sind wie erstere selbst: Die USP wurde nach französischem Vorbild gegründet und hat ihre Lehrstühle zunächst mit französischen Akademiker_innen besetzt. Heute sind diese Beziehungen durch ein Stipendienprogramm und eine Partnerschaft mit dem Institut des Hautes Etudes de l’Amérique Latine IHEAL (Institut für Höhere Lateinamerikastudien) sowie durch eine Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Nanterre und der USP zum Thema der räumlichen Gerechtigkeit institutionalisiert.

Die GESP zeigt, dass die englischsprachigen Zeitschriften und die britischen und amerikanischen Universitäten bei weitem nicht die einzigen relevanten Orte der Kritischen Geographie sind. Der Begriff der Hegemonie benennt hier zwar eine unbezweifelbare Asymmetrie; er verdeckt aber auch die Komplexität der Netzwerke, die sich über die Welt spannen, zu einem beträchtlichen Teil aber durch den Lupeneffekt unsichtbar werden, den die englische Sprache induziert.

Wir können also festhalten, dass sich diese Gruppen in der globalen Geopolitik des Wissens in sekundären Peripherien verorten und aus diesem Grunde in gewissem Maße – was die Publikationen und das Ansehen anbelangt – vom anglophonen Zentrum abhängig sind, dass es aber neben diesem andere, sekundäre und hochaktive Netzwerke gibt.

Schlussbemerkung

Es lässt sich abschließend feststellen, dass die Analyse der Kritischen Stadtgeographie auf dem Weg über die Gruppen, die diese für sich in Anspruch nehmen, neues Licht auf diese Denkströmung wirft.

Ausgehend von den methodologischen Ansätzen der Science Studies sehen wir, dass die Ideen nur als Ergebnisse ihrer Produktion und Verbreitung existieren. Sie entstehen in einem sozialen Handeln, das ebenso untersucht werden muss wie die hervorgebrachten Inhalte. Es gibt nur deshalb eine Kritische Stadtgeographie, weil bestimmte Gruppen an verschiedenen Plätzen der Welt sich auf sie berufen und sich bemühen, sie durch die Schaffung von Infrastrukturen und Aktivitäten zu verbreiten.

In vielerlei Hinsicht erscheint die Kritische Geographie als Experimentierfeld für wissenschaftliche Praxis, mit einem subtilen und mitunter paradoxen Spiel von Integration und Marginalität in ihren Beziehungen zur Institution der Universität. Letztlich scheint sie sich auf bzw. an der Schwelle zu befinden.

Die Untersuchung epistemischer Gemeinschaften ist in der Lage, die Komplexität der ‚internationalen‘ Wissenschaft, die allzu häufig in binärer Weise als Verhältnis von hegemonialem Zentrum und dominierten Peripherien aufgefasst wird, besser zu begreifen. Ausgehend von den tatsächlich bestehenden Netzwerken, sehen wir die Existenz mehrerer, unterschiedlich internationalisierter Subsysteme. Wenn wir diese Feststellung auf den Weltmaßstab übertragen, müssen wir berücksichtigen, dass es mehrere Subsysteme der Verbreitung gibt, die die Vorstellung in Frage stellen, dass die Geographie, wie sie die Kritische Geographie hervorbringt, eindeutig und einförmig wäre. Eine unbezweifelbare anglophone Hegemonie koexistiert mit dem Bestehen weniger bekannter, aber hochaktiver Subsysteme.

Selbstverständlich ließe sich das hier entwickelte Forschungsprogramm auf weitere Gruppen aus der Kritischen Geographie ausdehnen: Solche Gruppen bestehen in Hong Kong, Kolumbien, Spanien und anderen Ländern. Vor allem aber bringen die bislang untersuchten Gruppen, die sich der Kritischen Stadtgeographie zuordnen, in ihrer Mehrheit ja eine marxistische und postmarxistische Geographie hervor. Mit der hier gewählten Methode wäre es aber möglich, weitere Ansätze – etwa feministische oder postkoloniale – oder solche Gruppen zu untersuchen, die in noch periphereren Räumen ansässig sind.

 

Übersetzung aus dem Französischen: Michael G. Esch. Referenzen und Zitate aus französischsprachigen Werken/Originalen wurden eigens übersetzt.

Endnoten

Autor_innen

Cécile Gintrac ist französische Geographin mit Fokus auf Kritische Stadtgeographie und Wissenschaftstheorie.

Literatur

Die Publikationen der Gruppen erscheinen im Fettdruck

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