Bewegung handhaben oder: Planung als Problem? Eine Einladung das Denken der Stadtplanung am Beispiel infrastruktureller Praxis im peri-urbanen Raum von Mexiko-Stadt zu hinterfragen

Christian von Wissel

Stadtplanung steht auf dem Prüfstand und das wieder einmal und zu Recht. Vielerorts wird der Planung unserer Städte auf den Leib gerückt und die Perspektiven dieser Kritik – zum Beispiel aus der historischen Metropolenforschung[1], der Kulturanthropologie[2] oder den Science and Technology Studies (STS)[3] – sind erfrischend vielseitig. Denn debattiert wird nicht nur was Stadtplanung (falsch), sondern grundsätzlich wie Planung Stadt macht.

Der Ursprung dieses neuen alten Interesses an der Planung liegt auf der Hand: Nicht nur in Deutschland herrscht Unzufriedenheit über die Prozesse und Ergebnisse der Planung unserer Städte. Alternative Ansätze und die kritische Begleitung von Planung werden zwar breit diskutiert (und publiziert), stehen aber noch immer einer Überzahl kapitalgetriebener, top-down- sowie growth-as-usual-Planungen gegenüber. Viel, scheint es, ist bei den Entscheidungsträger_innen bislang nicht angekommen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn man den Blick über den deutschen beziehungsweise europäischen Tellerrand hinaus wirft. Dass ein Umdenken in der Planung aber weltweit erwünscht ist, zeigt die dritte United Nations Conference on Human Settlements „Habitat-III“, die im Oktober 2016 unter dem Motto Housing and Sustainable Urban Development politische Entscheidungsträger_innen und Vertreter_innen städteplanender Disziplinen und Institutionen aus 193 Mitgliedsländern in Quito, Ecuador, zusammenrief, um die Parameter zukunftsfähiger Planung und Lenkung von Städten für ein „New urban Age“ (UN-Habitat 2013: 1; Hervorhebung d. A.) zu verhandeln.

Der folgende Beitrag setzt sich mit der – auf eben dieser Habitat-III-Konferenz formulierten – Vorstellung von Planung auseinander. Er tut dies aber, indem er den Blick abwendet von institutioneller Städteplanung und sich stattdessen auf das alltägliche, in den Handlungen der Bewohner_innen und Nutzer_innen sich entfaltende Tun und Werden der Stadt richtet. Ein solches Stadtmachen, city making, beschreibt, wie Menschen ihre Wege im Raum kreuzen, sodass Überschneidungen entstehen, denen man städtische Wirkung beimessen kann. In der Literatur wird diese praxisorientierte Vorstellung von Stadt zunehmend unter dem Begriff der cityness diskutiert (siehe Sassen 2010, Simone 2010a, Pieterse 2010). Die Akteur_innen dieser cityness – bekanntermaßen nunmehr die Mehrheit der Erdenbürger_innen – möchte ich hier als Stadthandelnde, als practitioners of the urban in den Blick nehmen.[4]

Nicht Planungsbeamt_innen und Architekt_innen, sondern Stadtbewohner_innen stehen somit am Anfang der folgenden Betrachtung. Durch diesen Perspektivwechsel, so meine These, lässt sich die Art und Weise wie Stadtplanung gemeinhin gedacht wird, aufzeigen und hinterfragen. Was wäre, wenn die Art und Weise wie Stadtplanung ihre Aufgaben beschreibt Teil des ‚Problems’ wären, welches sie zu beheben antritt? Und wie könnte und müsste man Planung aus der Perspektive eines täglichen Stadthandelns anders denken, dass heißt aus der Perspektive einer city practice?

Um diesen Fragen nachzugehen, verfolge ich die Strategie einer Gegenüberstellung. Zunächst analysiere ich das Denken der herkömmlichen sozial-räumlichen Planung, wie es sich auch über den auf der Habitat-III-Konferenz propagierten Paradigmenwechsel hinweg fortschreibt. Ich tue dies anhand ausgewählter Prozess- und Abschlussdokumente ebendieser Konferenz. Dagegen stelle ich mehrere ethnografische Vignetten aus dem Leben am sich rapide ausdehnenden Rande von Mexiko-Stadt. Diese Vignetten erlauben einen Blick auf die Alltagspraxis des Stadthandelns. Sie rücken in den Fokus, was ich als infrastrukturelles, körperliches und, in seiner Wirkung, ‚stadt-machendes‘ Handeln erkenne.[5] Zudem lässt sich in ihnen das Werden von Stadt als Akte gesellschaftlicher Mitsprache diskutieren, welche nicht auf außergewöhnliche Orte und Momente beschränkt sind, sondern Teilhabe als alltägliche Handlungen an alltäglichen Orten beschreiben (siehe Holston 2009). Die kurzen Lebenseinblicke entspringen go-along Interviews (siehe Kusenbach 2003), teilnehmenden Beobachtungen und walkarounds (siehe Clark/Emmel 2009), die ich im Rahmen einer Studie zu Wandel und Wahrnehmung des peri-urbanen Raums von Mexiko-Stadt zwischen 2009 und 2016 durchgeführt habe.

Das alte Denken im Neuen

Beginnen möchte ich mit der Kritik an herkömmlicher Stadtplanung. In einem think piece, das unter Expert_innen zur Vorbereitung der Habitat-III-Konferenz zirkulierte, heißt es diesbezüglich, die dominante Stadtplanung des 20. Jahrhunderts sei für ihre „einseitige Auslegung städtischen Raums auf die Bedürfnisse der Industrie, der Immobilienwirtschaft, des Handels und der Bürokratie“ (UN-Habitat 2013: 10, Übers. d. A.) zu kritisieren. Als Antwort auf diese missliche Planungsrealität wird im Dokument die Notwendigkeit formuliert, die Dynamik der Stadtplanung „zu verjüngen“ (ebd.: 4ff., Übers. d. A.), um so die „Transformative Power of Urbanization“ (ebd.) freizusetzen. Zur Verbesserung der Situation wird eine ‚New Urban Agenda‘ (NUA) eingefordert, durch die die Stadtplanung alles Mögliche ‚optimieren‘, ‚vorantreiben‘ und ‚maximieren‘ soll, um so zu einer ‚besseren‘ und ‚menschlicheren […] Vision von Stadt‘ zu gelangen (ebd., Übers. d. A.).

Diese Einsichten und Forderungen sind bemerkenswert für die höchste Institution der Weltgemeinschaft, wenngleich sie im besagten Dokument lediglich als Diskussionsvorschläge unterbreitet werden. In der Deklaration von Quito und in der wortgleichen draft resolution Nummer A/71/L.23 der Vereinten Nationen heißt es später: „We commit ourselves to working towards an urban paradigm shift for a New Urban Agenda that will: (a) Readdress the way we plan, finance, develop, govern and manage cities and human settlements“ (UN General Assembly 2016: 5f.). Die intern so offen formulierte Kritik an der ‚alten’ Planungspraxis lebt in diesen gewichtigen Worten fort, auch wenn sie nun als allgemeiner Aufruf, sich der Grundsätze der Stadtentwicklung neu anzunehmen, daherkommt.

Verständlicherweise stößt solch ein kritischer Aufruf selbst auf Kritik. Herrberg (2016) gibt den wichtigen Hinweis, dass die notierten Ziele weder rechtlich noch zeitlich als verbindlich vereinbart wurden. So werden Wunsch und Realität der Stadtplanung (und des Zustands unserer Städte) sicherlich auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weit auseinanderklaffen. Zudem besteht die Besorgnis, die Fachkompetenz der internationalen sozialwissenschaftlichen Stadtforschung werde zu wenig einbezogen (siehe McPhearson et al. 2016). Schon vor der Konferenz warnte Ash Amin (2013) vor den Folgen einer ‚business consultancy’ Stadtentwicklung und einem ‚telescopic urbanism‘, welche den Lebensaussichten der armen Mehrheitsbevölkerung wenig bis kein Interesse schenken würden. Zum Nachdenken regt zudem die Arbeit an den Länderreports und policy units zur Vorbereitung der Habitat-III-Konferenz an, in denen die demokratische Beteiligung der Zivilgesellschaft am Prozess in Zweifel gezogen wird – und dies, obwohl die Wichtigkeit einer solchen Beteiligung im Abschlussdokument der Habitat-II-Konferenz von vor 20 Jahren besonders hervorgehobenen wurde (siehe Lipietz 2016, auch Satterthwaite 2016).

In Reaktion auf die in der NUA formulierten Kritik an der Praxis und Ausrichtung gängiger Planung, wie auch in Reaktion auf die Kritik am Zustandekommen der NUA selbst, gilt es zunächst, die vornehmlich einseitige Richtung der Planung zu reflektieren: Noch immer kommt diese nämlich vorwiegend ‚von oben’. Wie etwa halten es ‚alte‘ und ‚neue‘ Planung mit dem Zuhören? Insbesondere mit dem Anhören derer, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen oder sozialen Situation, ihrer ethnischen Herkunft oder ihres Geschlechts, politisch und strukturell vielerorts – und noch immer – von den Entscheidungsprozessen der Planung ausgeschlossen werden (siehe Amin 2013)? Auch wenn wir uns über die Notwendigkeit einer (irgendwie) besseren Planung für bessere Städte einig sind, müssen wir uns fragen, worin und auf welcher Grundlage dieses ‚Besser’ besteht und definiert wird. Das beinhaltet nicht nur zu fragen, wer die zu verfolgenden Planungsziele der Stadt formuliert, sondern auch wie die Planung ihre ‚Visionen’ produziert, pfadabhängig festschreibt und mitunter gewaltsam durchsetzt.

Zunächst richtet sich meine Kritik aber auf einen anderen Umstand, der sich in den hier zitierten Dokumenten manifestiert: ‚Neue‘ oder ‚verjüngte‘ Ansätze in der Stadtplanung sollten zuallererst ihre Sprache überdenken. Statt wie bisher nach Optimierung, Antrieb und Maximierung zu schreien, sollte sie sich in leisen Tönen zum Beispiel der sozialen Befähigung, der Transformation und der Frage nach einem buen vivir (siehe zum Beispiel Fatheuer 2011) üben. Leise Töne lägen sogar in der Natur der schwierigen Textarbeit an internationalen Verträgen, in denen um jedes Wort und dessen Bedeutung gerungen wird (siehe Guse 2017). Umso deutlicher zeigt die Wortwahl im oben erwähnten think piece und der draft resolution, wie sehr das Denken der ‚neuen‘ politischen Weichenstellung für die Stadtplanung noch immer unglücklich tief im Denken der ‚alten’ verhaftet ist.

Die Situation am Rand der Stadt

Begeben wir uns also vom ‚Olymp‘ der NUA in die Stadt der täglichen Handlungen: Víctor und ich treffen uns vor den Toren einer mit Gittern verschlossenen Straße in der Siedlung Sierra Hermosa, in der Gemeinde Tecámac, im Norden der Metropolregion des Tals von Mexiko. Víctor verkauft Obst und Gemüse von der Ladefläche seines Kleinlasters. „Die Siedlung ist erst sieben Jahre alt“[6], erzählt er in einem ruhigen Moment. „Davor war das hier alles Ackerland.“ Unsere Blicke passieren den Zaun der Siedlung und schweifen über die angrenzenden Felder. Nach einigen Minuten nimmt er das Gespräch wieder auf:

„Diese Siedlungen wachsen sehr schnell. Da drüben ist eine andere, und auf der anderen Seite der Hauptstraße noch eine… Wenn Sie aber hier lang gehen, zu Fuß, über die Felder, dann kommen Sie in ein Dorf. Dort hinten, wo die Bäume stehen, dass ist San Pedro Atzompa. Da drüben ist noch richtiges Dorf.“

Víctor und ich stehen unmittelbar an einer der vielen Bruchlinien des peri-urbanen Raums von Mexiko-Stadt: Massenfabrizierte Reihenhäuser des Sozialwohnungsbaus stehen hier vis-à-vis von landwirtschaftlichen Anbauflächen in Kollektivbesitz, sogenannten ejidos. Auch befinden wir uns in einem flüchtigen Moment peri-urbaner Zeit: Schon bald werden die Felder den Baustellen des Stadtentwicklungsgebiets Provenzal del Bosque weichen und in weniger als zwei Jahren werden die ersten Bewohner_innen des 3.000 Wohneinheiten umfassenden Neubauviertels hier, am Rand der Stadt, ihren Lebensmittelpunkt beziehen.

Mit anderen Worten: Raum und Zeit des Peri-urbanen sind in ständigem Wandel, getrieben von rasanten Veränderungen in der Bodennutzung, ungleichen sozial-räumlichen Entwicklungen und konkurrierenden ‚städtischen‘ und ‚ländlichen‘ Logiken (für einen Überblick siehe Adell 1999, Allen/da Silva/Corubolo 1999, für Mexiko siehe zum Beispiel Aguilar/Escamilla 2011). Zur gleichen Zeit entscheidet der Zustand des Peri-urbanen über die Zukunft von Stadt im Allgemeinen. Mehr noch: In der charakteristischen Gleichzeitigkeit und Überlagerung von Entwicklungswegen, in diesem sich ständig verändernden und verschiebenden spatial interface – einer Art Schnitt-Raum – zeigt sich, wie wir diese Zukunft zu verstehen versuchen.

Peripherien ins Zentrum

In den 1960er-Jahren wendete man sich zunehmend dem Peri-urbanen als spezifische Kondition städtischer Randzonen zu. Die Heterogenisierung der Bodennutzung, die Verdichtung, Verfielfältigung und Ausfransung der Baugebiete sowie ein gesellschaftsstruktureller Wandel des vormals als ländlich beschriebenen, immer aber städtischen Hinterlands, führten zu der Einsicht, solche Territorien als Ergebnis von einzigartigen Bedingungen und Dynamiken zu verstehen (siehe Adell 1999: 5). Die ‚kritische Botschaft‘ dieser Zuwendung, so Keith Hoggart (2005: 2), liege im Verweis auf die Zentralität von Peripherien für gesamtstädtische Entwicklungsprozesse von Stadtregionen. Die besondere Herausforderung für die Planung dieser vielschichtigen Übergangsgebiete liegt in der für sie charakteristischen, fortwährenden Veränderung und Uneindeutigkeit.

Nichtsdestotrotz wird der Begriff des Peri-urbanen heute überwiegend in Anbetracht der Stadt-Land-Verflechtungen im Globalen Süden verwendet (siehe Adell 1999: 7).[7] Mit ihm werden dort gemeinhin die „armen oder ‚informellen‘ Ausläufer“ (siehe ebd., Übers. d. A.) von Städten beschrieben. Gleichzeitig reift jedoch die Erkenntnis, dass der peri-urbane Raum Produkt und Zeugnis der Globalisierung ist und genau hier die ökologische Tragfähigkeit sowie die Versorgung von Städten und Regionen zunehmend unter Druck geraten (siehe zum Beispiel McGregor/Simon/Thompson 2006). Auch deswegen gilt dem Peri-urbanen weltweite Aufmerksamkeit.

Für Mexiko-Stadt beschreiben die Geografen Guillermo Aguilar und Peter Ward den Bedeutungszuwachs des Peri-urbanen als Ergebnis eines Wachstumsmusters der „region-based urbanization“ (2003: 4f.). Die „Dezentralisierung urbaner Funktionen und Bevölkerungen“ (ebd., Übers. d. A.) habe das herkömmliche Muster einer „city-based urbanization“ (ebd.) abgelöst. Der Stadtanthropologe Eduardo Nivón (2005: 144) bestätigt dieses Bild durch die Beschreibung einer umfassenden (kulturellen) ‚Peripherisierung‘ der Gesamtstadt Mexiko. Dies entspricht einem Prozess, in dem das, was wir gemeinhin Peripherie nennen, jenes, was wir Stadt nennen, zunehmend als Wahrnehmungsrahmen ablöst (von Wissel 2012).

Die Antriebskräfte dieser Entwicklung sind vielfältig und dabei oft in sich widersprüchlich. Nicht nur verfolgen unterschiedliche Verwaltungsebenen oft unterschiedliche Ziele, sondern lokale und globale Interessen, wie auch Demokratisierung und Finanzialisierung überlagern sich stark in ihrer Wirkung. So werden in Mexiko einerseits bestimmte Entscheidungsbefugnisse zunehmend – wenn auch langsam und, wie zu erörtern wäre, nach wie vor unzureichend – auf die Ebene der Kommunalverwaltungen übertragen (siehe Guarneros-Meza 2009: 465).[8] Andererseits sucht sich internationales Kapital im großen Stil Anlagemöglichkeiten durch die Massenherstellung angeblich bezahlbaren Wohnraums. Die staatliche Förderung hat dabei mehr die Interessen der Investor_innen als die der zukünftigen Bewohner_innen im Blick (siehe Ziccardi/González Reynoso 2012, Monkkonen 2011, siehe auch Moreno 2014). Informelle Urbanisierungsprozesse nehmen somit ebenfalls weiterhin ihren Lauf und werden durch ihre Tolerierung und Instrumentalisierung sogar staatlich gefördert (für Mexiko siehe Huamán Herrera 2014, Gilbert/De Jong 2015) beziehungsweise staatlich produziert (siehe Roy 2005). Dass der Agrarsektor dem Druck des internationalen Wettbewerbs weitgehend ausgesetzt ist und zudem kollektive Formen des Landbesitz zugunsten marktauglicher Strukturen des Privatbesitzes preisgegeben werden, bereitet dem Schauspiel fruchtbaren Boden (siehe Varley 1985, Jones/Ward 1998, Salazar 2012).

In Reaktion auf diese und vergleichbare Situationen ist viel geschrieben worden. So zum Beispiel zu den unterschiedlichen, und doch eng verwobenen Themenfeldern der Regulierung informeller Siedlungen (siehe Schteingart 2007, Iracheta/Smolka 2000), einer „Stadt für Menschen, nicht für den Profit“ (Brenner/Marcuse/Mayer 2011) oder der Bedeutung urbaner und peri-urbaner Landwirtschaft (siehe Atkinson 2013). Trotz vehementer Kritik – auch in Mexiko – an einer kapitalgetriebenen, flächenintensiven und von oben implementierten Stadtentwicklung, wird diese weiterhin von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger_innen betrieben. Die meisten Versuche auf diese Situation planerisch einzuwirken, erweisen sich entweder als zu schwach, um die Entwicklungen zum Wohl aller Bewohner_innen zu steuern, oder aber agieren als willige Vollstrecker_innen der sowieso schon dominanten Kräfte. Planung und ihre Kritik haben zudem gemein, dass sie die Geschehnisse lediglich als eine Vielzahl an ‚Problemen‘ zu beschreiben vermögen; seien es die Entwicklungen als zu schnell, zu viele oder zu abhängig von strukturellen oder externen Faktoren, seien es die Rahmenbedingungen der eigenen Arbeit als zu geld- oder machtarm oder seien es die von der Planung adressierten – oder vernachlässigten – Menschen als zu informell in ihren Handlungen.

Infrastrukturelles Handeln

Planungspraxis in Mexiko und anderswo kritisch in den Blick zu nehmen, ist also weiterhin von großer Dringlichkeit. Entscheidend für diesen Beitrag ist aber, zu fragen, wie die Planung die Prozesse und unmittelbar handelnden Akteure des peri-urbanen Raumes betrachtet und welchem Selbstverständnis sie dabei folgt. So bleibt insbesondere die Perspektive des ‚gelebten Lebens‘ – hier also der alltäglichen Meisterung widersprüchlicher, peri-urbaner Lebensbedingungen – in Planung und Politik, oft aber auch in deren Kritik, unberücksichtigt.

Víctors eingangs geschilderte Darstellung der sozial-räumlichen Situation in und um die Siedlung Sierra Hermosa ist so eine gelebte Perspektive des praktischen Stadtmachens. Für ihn ist das, was Investor_innen als ‚Anlage‘, Politiker_innen als ‚Wachstum‘ und kritische Expert_innen als ‚Krise des Territoriums‘ oder ‚Mangel an Stadt‘ beschreiben (für Mexiko siehe zum Beispiel Iracheta/Eibenschutz 2010), die spezifische Bedingung der eigenen Position und ihrer Handlungsspielräume, denen er mit viel Arbeit und Geschick sein Leben abringt.

„Vor vier Jahren wurde ich aus meinem alten Job entlassen und seitdem betreibe ich dieses Geschäft. Wir wohnten in der inneren Stadt, aber aufgrund meiner Arbeitslosigkeit waren wir gezwungen, unsere Zukunft hier am Stadtrand zu gestalten. Die Situation ist aber alles andere als einfach: Es gibt hier keine Beschäftigung. Man muss also schauen, wie man sich über Wasser hält. Man muss kreativ sein in seiner Suche.“

Solch eine kreative Suche ist ein wesentliches Merkmal des Peri-urbanen. Sie ist der Versuch, auf die strukturellen Abhängigkeiten, in denen man in städtischen Peripherien gefangen ist, eine Antwort zu geben. Doch wie ist diese Suche zu verstehen? Während viele Darstellungen den Begriff der Informalität bemühen (siehe Adell 1999, Browder/Bohland/Scarpaci 1995) – welcher generell kontrovers und kritisch diskutiert wird (siehe zum Beispiel Altvater/Mahnkopf 2003, Varley 2013) –, werden die spezifischen Leistungen der Akteur_innen, sich ihrer peri-urbanen Alltagsrealitäten anzunehmen, oft übersehen. Wie genau bringt Víctor sich selbst in Arbeit? Welche sozialen und physischen Gegebenheiten setzt er wie ein, um sie sich als Ressourcen seines (Über-)Lebens zu erschließen?

Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich dem alltäglichen Tun der Stadthandelnden zuwenden und hier insbesondere den infrastrukturellen Praktiken, wie ich sie im Folgenden nennen möchte. Dies bedeutet, die spezifischen Handlungsweisen in den Blick zu nehmen, mittels derer sich die Akteur_innen des täglichen Lebens selbst mobilisieren, um mit dem, was zur Hand ist, über die Runden zu kommen. Für meine Definition derartiger infrastruktureller Praxis stütze ich mich auf AbdouMaliq Simones (2004) Begriff der ‚people as infrastructure‘, also auf seine Analyse eines Verbindungsprozesses, durch den Menschen in der Lage sind „soziale Strukturen aus einer Reihe singulärer Fähigkeiten und Bedürfnisse heraus zu erzeugen“ (ebd.: 410f., Übers. d. A.). Gleichzeitig richte ich die Aufmerksamkeit auf die Handlung, die die infrastrukturellen Verbindungsprozesse trägt, und damit auf die im sozialen wie physischen Raum handelnden Körper, insofern sich diese Körper als Infrastruktur in Arbeit setzen (für eine Übersicht zur Materialität und Körperlichkeit sozialer Praktiken siehe Reckwitz 2003: 290).

Der Mehrwert einer Betrachtung infrastruktureller Praktiken liegt darin, peri-urbane Raum-Zeit nicht von außen – und somit meistens als Krise oder Problem – zu beschreiben, sondern aus der (Innen-)Perspektive derer, die mit und in den sozio-materiellen Gegebenheiten ihr tägliches Leben gestalten. Nur so lassen sich gangbare – und lebenswerte – Wege finden, auf denen es möglich sein wird, die Herausforderungen anzunehmen. Für den planerischen Eingriff in peri-urbane Prozesse bedeutet dies, mit der charakteristischen Instabilität und Uneindeutigkeit räumlicher und zeitlicher Beziehungen umzugehen. Das Aufspüren von Wegen, das heißt die Praxis des „wayfinding“ (Ingold 2000: 155) – und nicht die Definition fixer Ziele – würde somit zu einem elementaren Teil dessen, wie Planung Stadt denkt. Eine vergleichbare Forderung für ein Umdenken in der Planung findet sich bei Ananya Roy (2005), die für ein Erlernen des planerischen Umgangs mit dem „‚Unplanbaren‘ – mit den Ausnahmen der Ordnung formaler Urbanisierung“ (ebd.: 147, Übers. d. A.) – wirbt.

Mit dem Körper die Stadt erarbeiten

Auf meinen Streifzügen durch die Felder und Neubaugebiete der Gemeinde Tecámac begegne ich Ivan auf einer Bauschutthalde neben dem Eingang einer weiteren Variation des sogenannten bezahlbaren Wohnungsbaus. Ivan steht auf einem Trümmerhaufen, den er mit einem Vorschlaghammer in Bewehrungsstahl und Beton trennt. Während wir reden, dehnt er die Antworten durch ausgiebiges Schwingen des Hammers in die Länge. Der Tagesgewinn seiner Arbeit steht im direkten Verhältnis zu der Menge an Stahl, die er recyceln kann, und somit zu der Zeit, die er tatsächlich aufwendet, um Ausführungsfehler und Überproduktionen aus der benachbarten Großbaustelle in ihre Bestandteile zu zerlegen. Genügend Bauschutt ist vorhanden, seine Arbeitskraft und -zeit aber sind begrenzt. ‚Bezahlt‘ wird Ivan beim Weiterverkauf an einen lokalen Schrotthändler pro Kilo.

„Jeder verdient an dem, was er findet“, erklärt mir Ivan sein Tun. Doch mehr als von dem – mehr oder weniger – zufälligen Auffinden von recyclebarem Bewehrungsstahls, zeugt seine Bemerkung von der Fähigkeit, Gebäudeschutt als Verdienstmöglichkeit zu erkennen und dann in eine solche zu verwandeln. Verdienstchancen wie diese zu finden und umzusetzen bedeutet, die Stadt und ihre Materialien ganz unmittelbar als Ressource zu lesen. Es zeigt aber auch, wie Ivan dieses Finden praktiziert: Es ist der eigene Körper, der ihm als Werkzeug dient, um sich durch harte physische Anstrengung diese Chancen zu erarbeiten.

Einige Kilometer nördlich, in der Gemeinde Tizayuca, liegt die Siedlung Colonia Antorcha; ein staubiges Stück Land, das erst seit Kurzem durch die Mitglieder von Antorcha Popular urbanisiert wird. Antorcha Popular ist eine soziale Bewegung beziehungsweise Organisation, die mithilfe von Landbesetzungen und Massendemonstrationen Bauland erschließt und Bleiberechte erwirkt (siehe MAN 2013).

Die Häuser hier sind alles andere als stabil. Noch immer befindet sich die urbane ‚Kolonie‘[9] auf dem, was der gültige Flächennutzungsplan als Ackerland ausweist. Darüber hinaus – so erklärt es mir die regionale Führerin der Organisation – sei das von Antorcha Popular ausgesprochene informelle Siedlungsrecht der Mitglieder an deren ‚aktive Teilnahme‘ und ‚echtes Engagement‘ gebunden (zusätzlich zur obligatorischen Gemeinschaftsarbeit und der Zahlung wöchentlicher Mitgliedsbeiträge). Die soziale Bewegung organisiert den politischen Kampf der Armen und die Armen sind im Gegenzug dazu verpflichtet, kontinuierlich die politische Masse für diesen, ihren Kampf, zu demonstrieren. Teilnahme und Engagement wirken somit als Zahlungsmittel für Bauland. Sie werden aber, und das ist der (mit-) entscheidende Punkt, lediglich in der für Manipulation und fehleranfälligen Form von Zählstrichen und Häkchen auf unterschiedlichen und ständig wechselnden Listen von ebenfalls wechselnden Mitarbeiter_innen registriert.

Jeglicher Nachweis dieser Zahlung durch Engagement ist somit doppelt prekär. Ein Umstand, der von der Führung gezielt als Herrschaftswerkzeug eingesetzt wird: Fehlt der Nachweis, kommt es in letzter Konsequenz zum Verlust des – durch Antorcha Popular kontrollierten – Grundstücks und damit ebenfalls des in Eigenleistung errichteten Hauses. Siedler_innen müssen folglich nicht nur mit Geld, Material, Präsenz und Engagement bezahlen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Namen und Baulandnummern immer wieder richtig notiert werden und über die Zeit korrekt auf den wechselnden Listen verbleiben. Diese ‚Papier-Arbeit‘, das heißt die Strapazen, auf wechselnden Zetteln die eigene Existenz immer wieder zu verbuchen, ist nur durch den mühevollen Einsatz des eigenen, bei allen diesen Verpflichtungen anwesenden und handelnden Körpers zu bewerkstelligen.[10]

Planung als Problem

Beide Vignetten beleuchten exemplarisch die körperliche Arbeit, durch die Stadthandelnde sich selbst und ihre städtischen, stadt-werdenden Lebenswelten und Realitäten erschaffen und formen. Anhand der in ihnen skizzierten infrastrukturellen Praktiken lässt sich das Phänomen der Verstädterung aus der Erfahrung alltäglicher Handlung in den Blick nehmen. Dies wiederum erlaubt es, das Denken der Planung in diesem Sinne und in Gegenüberstellung zur oben dargelegten neuen alten politischen Weichenstellung für die Stadtplanung zu hinterfragen.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die fortschreitende Urbanisierung unseres Planeten nicht nur zu tiefgreifenden klimatischen, materiellen und biologischen Veränderungen führt, sondern auch verlangt, uns den mit diesen Veränderungen einhergehenden und zunehmenden „intellektuellen, repräsentativen und politischen Komplexitäten“ (Brenner/Madden/Wachsmuth  2011, Übers. d. A.) zu stellen. Dazu gehört auch die Frage, wie wir Städte nicht mehr nur als festgeschriebene, territorial begrenzte Objekte, sondern als sozial-räumliche Prozesse (siehe Harvey 1996, Brenner/Schmid 2015) und auch politisch-emanzipatorische Projekte (siehe Davidson/Iveson 2015) betrachten können und müssen.

Hier aber versagt die NUA der Habitat-III-Konferenz, weil sie es nicht schafft, althergebrachte Rahmen und Richtungen der Planung effektiv neu zu formulieren. ‚Prozess’ setzt sie nach wie vor prinzipiell mit (wirtschaftlichem) Wachstum gleich, wenngleich dieses Wachstum nun nicht nur „sustained“ (UN-General Assembly 2016: 2, Paragraf 4), sondern auch „inclusive“ und „sustainable“ (ebd.) werden soll. Statt politischer Emanzipation und gemeinsamer Suche mit den Stadthandelnden nach alltagstauglichen Lösungen, strebt sie primär quantifizierbare Zielvorgaben an, wie sie im Rahmen der Agenda 2030 als Sustainable Development Goals (SDGs) formuliert wurden – auch wenn deren „inclusive and participatory […] localization“ (UN-SDSN/GIZ 2016: 11), das heißt die beteiligungsorientierte Anpassung, Implementierung und Überwachung (Monitoring) der Agenda auf Stadtverwaltungsebene, beharrlich angemahnt wird. Die ‚neue‘ Planung dieser neuen Agenda wird infolge selbst zum Problem, weil sie den Fragen unserer Zeit mit überwiegend alten Antworten zu begegnen versucht. Ash Amin (2011: 638f.) verweist in diesem Sinne auf die Notwendigkeit, eine kritische Betrachtung der allgemeinen sozialen Transformationen – von der ‚Risikogesellschaft‘ (Beck 1996) bis zum ‚Hyper-Individualismus‘ (zum Beispiel Žižek 2009) – als Grundlage der Stadtplanung anzuerkennen.

Der eingangs eingeführte Begriff der cityness hingegen interveniert in diese Debatte, indem durch ihn die Parameter unseres Stadtverständnisses anders zu bestimmen versucht werden. Die Stadt wird durch ihn als das Herstellen von ‚folgenreichen Verbindungen‘, als vielfältige „intersection of differences that actually produces something new; whether good or bad“ (Sassen 2010: 14), also, wie bereits erwähnt, in erster Linie als soziale Praxis, verstanden.[11] Den Fragen unserer Zeit nimmt sich cityness dabei unmittelbar an. Pieterse (2010: 9, 11) zum Beispiel beschreibt, wie durch die Betrachtung der von täglicher Gewalt geprägten Körper auch die strukturellen Ursachen solcher Gewalt in den Blick geraten, und das in entscheidendem Maße, ohne blind auf deren emanzipatorische Lösung zu hoffen. AbdouMaliq Simone (2010a: 3ff.) weist darüber hinaus ausdrücklich darauf hin, dass die westliche Stadttheorie und -planung sich schwer tue – oder sich verweigere –, das im Begriff der cityness beschriebene vielschichtige Stadtwerden im Handeln anzuerkennen. Es durchkreuze nämlich deren Versuche, alle „unruly yet dynamic“ (ebd.: 12) Entfaltungen des sozialen Raums streng zu regulieren. Cityness ins Visier zu nehmen kann daher auch als Anliegen „kognitiver Gerechtigkeit“ (de Sousa Santos 2014: 237, Übers. d. A.) betrachtet werden. Alternative Erkenntnisformen zu einer eurozentrischen, weißen und männlich-dominierten Wissensproduktion werden so in den Vordergrund gerückt. Es geht im Kern also nicht nur um eine Kritik an ‚falscher‘ (Stadt-)Planung, sondern um die kritische Revision der Erkenntnisweise und Seinsform der Planung selbst.

Das Denken und Handeln der Planung

Jegliche Planung, so auch die Planung unserer Städte, basiert grundsätzlich auf dem Anspruch, einen wünschenswerten Sollzustand der Welt, inklusive dessen Herbeiführung, vorab auszumalen (siehe Rittel 2012: 16). Für ihre Eingriffe in städtisches Werden strebt Stadtplanung also eine Abfolge an, in der zuerst gedacht und dann gehandelt werden soll. Unwissenheit und Spontaneität, so die Sorge, würden sonst zu fehlerhaften Entwicklungen führen (siehe ebd.: 15). Dies gilt sowohl für Planungsansätze, die danach trachten, das Stadtleben von einer Position der wissensgestützten Übersicht aus zu lenken, wie auch für solche, die – im Gegensatz dazu – auf Abwägen und demokratische Konsultationen setzen (siehe Amin 2011: 632f.). Beide Haltungen – die der „knowing tradition“ (ebd.) und die der „deliberative tradition“ (ebd.) – bedingen, das Handeln der Planung in ihrem Kern als zeitliches Nacheinander von Erkenntnis und vorbeugender Abhilfe zu denken. Diese Herangehensweise kommt jedoch zu ihrem Preis: Um der Realität steuernd vorzugreifen muss jegliche Planung diese in Modelle und Konzepte überführen, die sie ihren Denkstrukturen entsprechend manipuliert. Die Freiheit, die sie dabei hat, ist zugleich der Abweg von ihrem Anspruch auf objektive Gültigkeit. Beschreibung und Lösung des ‚Problems‘ bedingen sich gegenseitig, sodass trotz ihrer großen Wirkung auf die Bevölkerung „ein notorischer Mangel an ‚hinreichender Begründung‘ [besteht,] eine bestimmte Handlungsmöglichkeit und keine andere zu wählen.“ (Rittel 2012: 33).

Vergleichen wir dieses Planungsdenken nun mit der Art und Weise wie Ivan sich aus dem Istzustand heraus dem Sollzustand der Welt annimmt. Ivan baut gewissermaßen auf das, was Planung als größte Fehlerquellen beschreibt: auf Unwissenheit und Spontaneität. Er kann dies aufgrund einer Fehleinschätzung tun, welcher die Planung aufgesessen ist. ‚Unwissenheit‘ nämlich bedeutet hier ganz und gar nicht ohne Wissen zu sein, sondern beschreibt ein praktisches Wissen, bei dem das Denken in das Handeln eingeschrieben ist, statt Beides zu trennen und nacheinander zu verfolgen. Ivan denkt das Stadtwerden und das Werden seiner selbst in dieser Stadt im Handeln, dass heißt während er durch körperliche Arbeit die Stadt als Ressource nutzbar macht und sich selber, im Sinne des Begriffs der cityness, in folgenreiche Verbindung mit ihr setzt.

Ebenso erlaubt die zweite Vignette einen Blick auf das Denken und Handeln der Planung. Die Siedler_innen der Colonia Antorcha hinterfragen hier implizit deren Herrschafts- und Objektivitätsanspruch. Wie Horst Rittel (2012: 22ff.) darlegt, beruhe die Antizipation der Welt anhand von Plänen eben nicht auf allgemeingültigen Kriterien, sondern immer auf subjektiver Argumentation und Kompromiss. Sie ist – so meine ich – auch umso erfolgreicher (und nachhaltiger), je mehr sie durch Verhandlung, statt durch Machtanwendung, getragen wird. Das bedeutet aber, dass sich Stadtplanung nach beiden von Amin beschriebenen Traditionen nicht weiter von (körperlichen) Aushandlungen der eigenen Existenz – wie im Beispiel der ‚Papier-Arbeit’ skizziert – unterscheidet. Auch in der top-down-Planung findet sich das Prinzip, durch Anwesenheit Einfluss auf die Entwicklungen zu nehmen, nur dass die meisten unmittelbar Stadthandelnden, wie auch viele andere zivilgesellschaftlichen Kräfte, oft von diesem Prozess ausgeschlossen bleiben. Diejenigen, die beteiligt werden, befinden sich entsprechend in einer privilegierten Position: Nur sie erhalten die Möglichkeit, die Lage ihren Sichtweisen und Interessen entsprechend zu interpretieren und sie in den konzipierten Planungswerkzeugen in ihrem Sinne festzuschreiben. Dabei zeigt sich, dass auch der Staat – hier als ‚oberste Instanz’ formaler, sozial-räumlicher Planung verstanden – als „umstrittene[s] Produkt formeller und informeller Praktiken“ (Marston 2004: 5) verstanden werden muss, zu dem eine Vielzahl an Subjekten an einer Vielzahl von Orten beitragen.

Wohnen statt Bauen

Die Revision des Denkens und Handelns der Planung kann anhand der Gegenüberstellung mit praktischen Akten städtischen Werdens aus Mexiko-Stadt auch noch grundsätzlicher formuliert werden. Dann wäre zu fragen: Wie können wir die enge Beziehung zwischen Stadtplanung und Bauen von Stadt kritisch reflektieren und alternativ den Blick dem Bewohnen von Stadt zuwenden?

Mit der ‚dwelling perspective‘ (Perspektive des Wohnens) verweist der Ethnologe Tim Ingold (2000) auf das In-der-Welt-sein und das Wissen-um-die-Welt. Diese ergäben sich aus dem aktiven Engagement mit den Bestandteilen dieser bewohnten, in Vereinigung gelebten, beständig werdenden Welt. Die ‚dwelling perspective‘ stünde wiederum im Gegensatz zu einer ‚building perspective‘ (Perspektive des Bauens), in der die Welt losgelöst von praktischer Erkenntnis auf der Grundlage von zuvor erdachten Bildern und eben nicht aus und mit dem Leben wachse, sondern dem Leben von ‚außen‘ und ‚vorab‘ übergestülpt werde (siehe ebd.: 11ff.). Das Werkzeug dafür ist der Plan, welcher Entwicklungen festschreibt, indem er Endpunkte formuliert, bevor die Reise überhaupt begonnen wurde. Sollzustände können so nicht nur von Istzuständen entkoppelt formuliert werden, sondern wirken quasi auch aus der Zukunft auf die Gegenwart zurück. Die Perspektive des Wohnens, im Gegenzug, beschreibt ein Erkennen und Gestalten der Welt im lebendigen Engagement mit ihr. Das, so Ingold (2012), sei ein ‚thinking through making‘, ein Denken durch Machen, im Umgang mit gegenwärtigen Istzuständen. Diesem schaffenden Denken sei zueigen, dass es einserseits „mit der Phantasie vorangeht“ (ebd., Übers. d. A.), während es diesen Vorwärtsimpuls andererseits „mit den langsamen Bewegungen der Arbeit an den Materialien [des Lebens]“ (ebd., Übers. d. A.) abwäge. Für unseren Fall beschreibt dies also eine Vorstellung von Stadt, welche aus der Arbeit an den Materialien der Stadt im Hier und Jetzt erwächst.

Stadtdenken durch Stadtwohnen

Wie also könnte eine entsprechende Planung aussehen, die sich durch ihre unmittelbare Arbeit an der Stadt, durch ihr Stadtdenken im alltäglichen Stadthandeln, qualifiziert?

Zunächst rüttelt ein Zugang über Handeln und Wohnen an den Grundfesten des Plans in der Planung. Statt noch nicht existente Räume vorab festzuschreiben, müssten Raumprozesse und deren Wege vorausblickend gefühlt werden. Das bedeutet, Stadterfahrungen – wie die von Ivan oder der Bewohner_innen aus der Colonia Antorcha – als Wegweiser anzunehmen. Aller Raum hat seinen Ursprung im Körper, aller Raum wirkt auf den Körper hat schon Henri Lefebvre (2009: 169ff.) sinngemäß propagiert und damit den handelnden Menschen ins Zentrum der Raumproduktion gerückt.

Zudem ist es unablässig, das Gespräch zu kultivieren. Besser noch: viele Gespräche zu kultivieren. Denn je mehr Wahrnehmungen zur Sprache kommen, desto besser lässt sich die Komplexität des Stadtwerdens beschreiben. Gesellschaft und Politik müssen dafür einen Rahmen schaffen, in dem Stadtnutzer_innen (Stadthandelnde) mit den gleichen Rechten und Fähigkeiten sprechen können wie Stadtverwerter_innen (zum Beispiel Investor_innen). Die im Habitat-III-Prozess enthaltene Kritik an ‚alter‘ Planungspraxis ist also trotz ihrer Mängel ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Vor allem aber sind es die Recht-auf-Stadt-Bewegungen weltweit, die für eine gelebte, leibliche Perspektive des Wohnens einstehen. Nur finden sie in den meisten Planungsprozessen noch immer zu wenig Gehör oder verkommen zu Veranstaltungen derer, die sowieso schon „Zentralität und ihre Bewegungen“ (Lefebvre 2008: 150) dominieren (siehe zu dieser Gefahr zum Beispiel Marcuse 2009).

Folglich müsste man Stadtplanung als Stadthandeln und Städtebau als Städtewohnen neu denken. Dies beinhaltet in und mit der Welt zu lernen, um Stadt gemeinsam zu gestalten. Weniger sollte es darum gehen, a priori formulierte Bilder zu produzieren; eine Forderungen die sicherlich nicht neu ist, wohl aber relevant bleibt.[12] Technisches und gestalterisches Fachwissen in allen Ehren, bedarf es einer „Kunst des Zuhörens“ (Back 2007), der Inklusion, Moderation und des prozessualen Denkens. Aus der Sprache der Betriebswirtschaft entlehnt, würde dieses Zuhören einem ‚pull planning‘ (siehe Alfasi/Portugali 2004) – im Unterschied zum ‚push planning‘ (ebd.) – ähneln. Allerdings einem, welches allen Akteur_innen und räumlichen Gegebenheiten Gehör schenkt. Dies bedeutet, dass Entwicklungsentscheidungen nicht nach Plan ‚gedrückt‘, sondern just in time und ad-hoc auf der Basis sozio-physischer Konstellationen ‚gezogen‘ würden. Ganz so, wie es in „subaltern“ (Roy 2011) oder gar „insurgent“ (Holston 2009) Urbanisierungsprozessen bereits der Fall ist.

Dafür wiederum bedarf es der Stärkung der Urban Studies, also der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung, in Politik und Planung (siehe McPhearson et al. 2016) sowie der kontinuierlichen, kritischen Reflexion des eigenen Tuns. Es gilt, Istzustände städtischen Werdens erkennend zu begleiten, ohne Momentaufnahmen des Jetzt einseitig in die Zukunft zu extrapolieren wenn, entsprechend der „epistemischen Freiheit“ (Rittel 2012: 32) der Planung, die planenden Institutionen und Subjekte, je nach Interpretation und Haltung, diese umdeuten. Die Formulierung und Durchsetzung von Sollzuständen würden dadurch komplizierter, Sicherheiten und Kontrolle müssten zu weiten Teilen aufgegeben werden. Städtische Prozesse mit ihren sozialen Verflechtungen und physisch-räumlichen Wechselwirkungen würden so aber nicht nur greifbarer, sondern vor allem auch zu bewussten und immer neuen Ausgangspunkten. Gesamtstädtische Entwicklungen wären folglich als Effekt gradueller Anpassung und Akkumulation, nicht durch Vorwegnahme und standardisierte Vervielfältigung, beschrieben (siehe Tonkiss 2014: 167). In anderen Worten, die Zukunft der Stadt würde als das Beschreiten von Wegen und derer Verbindungen gedacht, nicht als Visionen. Anteilnahme am Werden der Stadt zu wecken und Möglichkeitsräume aufzuzeigen, wäre dann nicht die Aufgabe projizierter Bilder (siehe Healey 2007, Hillier 2007), sondern sie würden der gemeinsamen, praktischen Erfahrung am (physischen) Material des gelebten Raumes entspringen. Ash Amin beschreibt ein vergleichbares Vorwärtstasten entlang der Wechselwirkungen von Mensch und Materie als ein „pragmatisches Handeln in einer ungewissen Welt“ (2011: 640; Übers. d. A.). Die pragmatische Planung, die er daraus ableitet, skizziert er als eine vielstimmige und fortwährende Reise, „freighted with contingency, constraint, and surprise, and therefore in need of continual audit, update, and adjustment“ (ebd.).

Bewegung handhaben

Jeden Morgen stehen Eduardo und seine Frau mit ihrer Obstpresse und kistenweise Orangen auf dem Bürgersteig der Zufahrtsstraße von Sierra Hermosa. Erst kürzlich hat es sie – auf der Suche nach einer Gelegenheit, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – hierher verschlagen. Zum einen basiert ihr Getränkestand nun auf einem ausgedehnten Familiennetzwerk, zum anderen auf einem praktischem Lernen mit der Stadt, welches Eduardo folgendermaßen beschreibt: „Als erstes kamen wir und schauten, wie sich die Dinge bewegen würden“.

Solches Bewegungssehen ist eine zentrale Kompetenz für das Leben am Rand von Stadt und Gesellschaft, wo herkömmliche Infrastruktur und Arbeit, Teilhabe und Sicherheit weitgehend fehlen. Es ist zudem auch die praktische Bestätigung dessen, was in gängigen Stadtbeschreibungen zumeist übersehen wird: Dinge – und die Stadt in ihrer Summe – bewegen sich. Eduardo und seine Frau wussten, dass sie nicht nur sich selbst in Bewegung bringen, sondern ihre eigene in die Bewegungen Anderer einschreiben mussten.

Ermutigt durch den Anfangserfolg außerhalb ihrer neuen Wohnung zogen sie bald weiter und versuchten, sich die Bewegungen der örtlichen Schule zu erschließen. Hier jedoch verhielten sich die Dinge anders: Mehr Konkurrenz, mehr formale Kontrolle und mehr informelle Regeln bestimmten das Geschehen. Weil sie Bestechungsgelder zu zahlen ablehnten, zogen sie an die Hauptstraße. Eduardo erzählt von diesem ‚Lernen im Handeln‘ und spezifiziert: Nicht Bewegungen als solche gälte es zu erkennen, nicht das Wissen (knowledge) über Bewegung führe zum Erfolg, sondern „zu wissen wie man Bewegung in der Praxis handhabt.“ Wie in Ingolds Darstellung ist dieses wissen (knowing) ein Verb, eine Handlung, ein Prozess und eine Kunst, mit den Materialien des Lebens umzugehen. In seinen erkenntnistheoretischen Grundlagen gab Ludwik Fleck schon 1929 zu bedenken, dass Erkennen „weder passive Kontemplation, noch Erwerb einzig möglicher Einsicht im fertig Gegebenen“ (1929: 426) sei, sondern „ein tätiges, lebendiges Beziehungseingehen, ein Umformen und Umgeformtwerden, kurz ein Schaffen“ (ebd.).

Konkret bedeutet dies, dass Chancen identifiziert und verfolgt werden, indem Bewegungen navigiert (siehe Vigh 2009) und Verbindungen geknüpft und gelöst werden. Sie können aus dem Blauen heraus entstehen und auch wieder vergehen (siehe Simone 2010b). Es sind diese Bewegungen, die eigenen und die fremden, bei denen man – in Anlehnung an Eduardos Worte – Hand anlegen muss (handling movement), um sie zu lenken. Was wäre, wenn Stadtplanung in der Lage wäre, auf ähnliche Weise Bewegung durch Bewegung in die Hand zu nehmen und aus dieser doppelten Prozessualität ihre Kraft und Kunst zu schöpfen? Perspektiven und Begriffe, die aus der Lebenspraxis der Stadt entwickelt werden, können dabei helfen, Denkmuster der Stadtplanung zu hinterfragen. Dies ist ein wesendlicher Schritt, um die Art und Weise, wie Problemlagen und deren Lösungen diagnostiziert und planerisch angegangen werden, zu reflektieren (siehe Roy 2005: 150). Ist die Stadt also oder deren Planung das ‚Problem‘? Beide, möchte man antworten, sind Wegbewegungen, die sich folgenreich kreuzen.

Endnoten

Autor_innen

Christian von Wissel ist Architekt und Stadtsoziologe, arbeitet u. a. zu den Themen peri-urbaner Raum, Informalität, Materialität und Wahrnehmung sowie soziale Nachhaltigkeit.

c.von-wissel@tu-braunschweig.de

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