„Unternehmen Sie etwas!“

Rezension zu Baris Ülker (2016): Enterprising Migrants in Berlin. Bielefeld: transcript.

Antonie Schmiz

In seinem Buch Enterprising Migrants in Berlin, das auf seiner an der Central European University eingereichten Dissertation beruht, geht Barış Ülker der Frage nach, warum und unter welchen politischen Rahmenbedingungen ethnisches Unternehmertum in Berlin gefördert wird. Die explorative ethnographische Studie, die in einem Zeitraum von vier Jahren durchgeführt wurde, zeichnet sich durch eine große Methodenvielfalt aus. Neben qualitativen Interviews mit migrantischen Unternehmer_innen werden Expert_innen aus Politik, Wirtschaft, Wirtschaftsförderung, Verbänden und Vereinen sowie deutsche Unternehmer_innen befragt, die zunächst systematisch ausgewählt und in einem weiteren Schritt per Schneeballsystem gewonnen werden. Besonders hervorzuheben ist die Vorgehensweise in der Wahl von Interviewpartner_innen und Gesprächsführung, bei der Ülker stets von der Expertise beziehungsweise der Selbstzuschreibung der Gesprächspartner_innen zur Kategorie ‚migrantische Unternehmer‘ und nicht vom Gegenstand der migrantischen Ökonomie ausgeht. Die Reflexion dieser Vorgehensweise verdeutlicht den kritischen Umgang des Autors mit der Konstruktion migrantischer Ökonomie durch die Forschung, die noch allzu oft in die aufgezeigte methodologische Falle tappt. Seine ethnographische Erhebung komplettiert Ülker durch eine Reihe teilnehmender Beobachtungen und unterlegt sie mit statistischen Daten, bildlichem Material, einer Medienanalyse sowie einer Dokumentenanalyse.

Den Rahmen des Buches liefert ein programmatisch gestützter Toleranzdiskurs. Dieser wird anhand von Programmen und Förderlinien gegen Rassismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit veranschaulicht, die sowohl auf der Berliner Landes- als auch auf Bundesebene das Fundament für die diskursive Einbettung ethnischen Unternehmertums in die Sozialpolitik legen. Diese Politik wird unter anderem durch die Adressierung ethnischen Unternehmertums in Programmen wie „Soziale Stadt“ unterstützt, das Ülker als eine Politik des aktivierenden Staates kritisiert. Damit greift Ülker im Kern seines Buches zwei aktuelle Debatten auf – zum einen hinterfragt er die politische Einordnung der migrantischen Ökonomie in die Sozialpolitik statt etwa in die Wirtschaftspolitik. Diese Debatte hat in der Forschung zu migrantischen Ökonomien eine große Aktualität und Relevanz. Sie konzentriert sich auf die politische Frage, ob migrantische Unternehmen eine Sonderförderung erhalten sollten oder ob die zielgruppenübergreifende Wirtschaftsförderung von Institutionen wie IHK und IBB sie als kleine und mittelständische Unternehmen ausreichend unterstützen können (vgl. Husseini de Araújo/Weber 2014).

Zum anderen thematisiert Ülker ethnisches Unternehmertum als willkommenes Ergebnis neoliberaler Politiken des aktivierenden Staates. Diese Politiken unterscheidet er in neoliberale Stadtpolitiken und liberale Wirtschaftspolitiken. Als neoliberale Stadtpolitik adressiert die ‚Willkommenskultur‘ vor allem hochqualifizierte und hochmobile globale Eliten. Als liberale Wirtschaftspolitik zielt ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ darauf ab, Personen mit Migrationshintergrund unternehmerisch zu aktivieren, da sie somit in Relation zu ihren Qualifikationen den höchstmöglichen volkswirtschaftlichen Nutzen erbringen – bei möglichst niedriger Belastung der Sozialsysteme. Seine These unterlegt Ülker, indem er Programme und Initiativen der Unterstützung migrantischer Ökonomien in Politiken neoliberaler Stadtentwicklung und europäischer Sozialpolitik einordnet. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Mittel für diese Initiativen nicht etwa aus Wirtschaftsförderprogrammen, sondern aus Sozialstrukturprogrammen stammen.

Durch diese Bearbeitung der beiden skizzierten Debatten kommt Ülker zum Kernpunkt einer Ambivalenz, die die ethnische Ökonomienforschung normativ durchsetzt. Geht die Forschung über eine reine Grundlagenforschung hinaus und adressiert die politische Praxis, stellt sich die Frage: Ist eine Sonderförderung und die damit einhergehende positive Diskriminierung zu vermeiden, da sie in die ‚ethnic trap‘, die Falle des kultur-essentialistischen ‚othering‘ tappt und damit Differenz (re-)konstruiert? Oder ist sie auf der Grundlage des Toleranzdiskurses als Ausgleich struktureller Diskriminierungen und Benachteiligungen politisch zu legitimieren?

Dieser Frage geht Ülker auf der Basis einer umfassenden Literaturanalyse nach. Als dominierende Erklärungslinien für ethnisches Unternehmertum stellt er zum einen die sogenannte „Berliner Schule“ der migrantischen Ökonomienforschung heraus, die von strukturalistischen Ansätzen dominiert wird und migrantische Unternehmer_innen als Verlierer_innen des deutschen Arbeitsmarktes und der Gesetzeslage versteht. Als zweite Erklärungslinie benennt er die Kritik an der Essentialisierung von Kultur als Movens für migrantisches Unternehmertum. Ülker schließt sich keiner dieser beiden Erklärungslinien an, sondern fordert das ihnen zugrundeliegende Verständnis von Kultur, Nation und Ethnizität heraus. Er sucht weder nach einer historischen Erklärung noch nach institutionellen Mechanismen, sondern nach Brüchen und Unstimmigkeiten in der strukturalistischen Erklärungslinie. Er gesteht der essentialismuskritischen Perspektive zu, dass es nicht bestimmte Eigenschaften von Migrant_innen sind, die ihr Unternehmertum begünstigen, entgegnet ihr jedoch, dass es die Vielseitigkeit dieser Form des Unternehmertums ist – seine Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Kapazität und sein strategisches Potential, unterschiedliche Ressourcen zu mobilisieren. Dabei fordert er die Binarität der essentialismuskritischen Perspektive heraus, die sich durch die Überwindung kultureller Zuschreibungen bei gleichzeitiger Akzeptanz der Koexistenz unterschiedlicher Kulturen ergibt und damit im methodologischen Nationalismus verhaftet bleibt (Wimmer/Glick Schiller 2003).

Für Berlin bietet migrantisches Unternehmertum einen Pfeiler der Selbstvermarktung im Sinne Richard Floridas, was sich in dem Leitspruch „Sei Gast, sei willkommen, sei Berlin“ manifestiert. In dieser Willkommenskultur, der sich aktuell zahlreiche Metropolen in einem vermeintlichen Konkurrenzkampf um Kapital und Einwohner anschließen, lässt sich ethnisches Unternehmertum als multikulturelles Flair inszenieren. Es bildet eine neue Konsumlandschaft für kosmopolitische Stadtbewohner_innen und trägt zur Aufwertung bisher als benachteiligt bezeichneter Nachbarschaften bei. Neu ist dabei die Rolle der Stadtregierungen, die im Sinne eines „rescaling“ (Glick Schiller/Çağlar 2009) unterschiedliche Aufgaben des Nationalstaats übernehmen. In dieser neuen Position übergeben Stadtregierungen Verantwortung an migrantische Unternehmer_innen, die innerhalb ihrer ethnischen Netzwerke Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollen, womit sich Stadtregierungen eines neoliberalen Leitprinzips bedienen. Neben dieser physisch-materiellen und symbolischen Inwertsetzung durch Städte ist in Ülkers Analyse insbesondere die Eigeninitiative migrantischer Unternehmer_innen von Relevanz. Der Widerspruch in dem Leitsatz „Sei Gast, sei willkommen, sei Berlin“ liegt in seiner Begrenzung des Willkommenseins auf den temporären Besucher als Gegenbild zum Migranten. Dies ist nicht nur eine zynische Parallele zu Gastarbeiter_innen, die auch nur ‚auf Zeit‘ willkommen waren. Die Bedingtheit der Toleranz drückt sich auch in einer Unterscheidung von Migrant_innen anhand ihres kulturellen und ökonomischen Potentials in ‚erwünschte‘ und ‚unerwünschte‘ Migrant_innen aus.

Das Buch nähert sich dem Phänomen des ethnischen Unternehmertums sowohl aus der Makro- als auch aus der Mikroperspektive. Aus Gesprächen mit 89 ethnischen Unternehmer_innen wählt Ülker fünf Personen aus und portraitiert sie und ihre Erzählungen als Fallstudien. Die ethnographische Studie analysiert unternehmerische Praktiken von Migrant_innen in dreierlei Hinsicht: der Selbstpräsentation der Unternehmer_innen, der Rahmenbedingungen für ihr Handeln und der von ihnen gestellten Wahrheitsansprüche. Als Ergebnis der Analyse stellt er eine häufige Bezugnahme auf die Grundprinzipien der Eigenverantwortung (‚Fördern und Fordern‘) und der Hilfe zur Selbsthilfe heraus. Auch das in Netzwerken gebundene Vertrauen und die Loyalität innerhalb der migrantischen Unternehmerschaft im Quartier, die zu einer reziproken Unterstützung jenseits staatlicher Unterstützung führen, sind ein zentrales Ergebnis der Arbeit.

In seine Analyse bezieht Ülker historische Hintergründe ein, die es ihm erlauben, das Zusammenspiel von Praktiken und rationalen Ordnungen in der Herausbildung ethnischen Unternehmertums einzuordnen. Die Entwicklung des ethnischen Unternehmertums in der deutschen Wirtschaftsgeschichte schildert Ülker in diachroner Perspektive anhand von Brüchen und Widersprüchen. Das Buch liefert eine detailliert recherchierte politische Ökonomie der deutschen Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei zeigt es auf, dass die seit Mitte der 1950er Jahre angeworbenen Gastarbeiter_innen als niedrig qualifizierte Arbeitskräfte im fordistischen Wirtschaftssystem gebraucht wurden, da sie durch ihre Lohnabgaben einen wichtigen Beitrag zum Sozialversicherungssystem leisteten. Als Steuerzahler_innen und Konsument_innen der Massenproduktionsgüter unterstützten sie zugleich das keynesianische Wirtschaftssystem. Dabei problematisiert er, dass Staatsausgaben in den 1970er und 1980er Jahren weitestgehend in technologische Innovationen und in allgemeine ökonomische Restrukturierungen flossen, was zu Problemen bei der Finanzierung des Wohlfahrtstaates führte – insbesondere der Sozialpolitik. Die mit der Ölkrise 1973 verbundene Krise des Fordismus deutet Ülker als Wegbereiter für den Aufstieg kleiner und mittelständischer Betriebe. In diese neue Konkurrenzsituation bettet er das Entstehen von migrantischen Betrieben ein, die als Subunternehmer, Zulieferer und Joint Ventures flexibel auf die neuen Vorstellungen und Anforderungen des post-fordistischen Wirtschaftssystems reagieren konnten.

Im Kapitel „Re-Imagining Migrants“ nimmt Ülker dann gezielt türkische Unternehmer_innen in den Blick und fragt, warum diese nicht zur problematisierten Gruppe türkischer Migrant_innen gezählt werden, denen aufgrund hoher Arbeitslosenzahlen und Bezugszahlen von sozialen Transferleistungen Integrationsdefizite zugeschrieben werden. Dieser Frage geht er anhand der Berliner Wirtschaftsentwicklung und Migrationsgeschichte seit 1950 nach. So begründet er den Bedarf an Gastarbeiter_innen als Steuerzahler_innen und Arbeitskräften mit der in den 1970er und 1980ern betriebenen Subventionierung von (unwirtschaftlichen) Arbeitsplätzen und steuerlichen Erleichterungen in Westberlin durch Westdeutschland. Anhand einer Vielzahl von Primär- und Sekundärquellen und statistischer Daten zeigt Ülker, wie angesichts des ‚fehlenden Hinterlands‘ und der damit einhergehenden Schwierigkeit, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, türkische Gastarbeiter_innen die Lücke auf dem Westberliner Arbeitsmarkt füllen konnten.

Wie es Berlin schließlich gelingt, nach dem historischen Bruch des Mauerfalls ein neues Image aufzubauen, stellt Ülker anhand des Institutionengefüges der involvierten Akteure dar. In seiner Kontextualisierung der Berliner Wirtschaftsgeschichte belegt Ülker einen, größtenteils durch die Wiedervereinigung bedingten, gelenkten Strukturwandel in Berlin. Im Zuge dessen wurde zwischen 1991 und 1999 mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in der Produktion abgebaut. In diese Zeit fällt auch die Entwicklung einer migrantischen Ökonomie, die in Berlin von einer Vielzahl von Akteuren, Institutionen und der lokalen Geschichte beeinflusst war. Dabei übten Banken durch die Finanzierung von Unternehmensgründungen und der benötigten Infrastruktur einen entscheidenden Einfluss aus.

Die zentralen Erklärungsansätze zu ethnischem Unternehmertum führt der Autor auf die Arbeiten der Soziologen Simmel, Sombart und Weber zurück, die Unternehmer als innovativ, und risikofreudig, aber auch als Fremde und Außenseiter in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts beschreiben. Erst durch Rationalisierung, Kalkulation und Nützlichkeit traten Unternehmer ins Zentrum der Gesellschaft. Damit wird der ethnische Unternehmer als Anderer konstruiert, der als Unternehmer frei im Wettbewerb agieren kann, aber eingebettet ist in Gesetze, Institutionen und soziale Netzwerke.

Einen weiteren Bruch in der politischen Steuerung des ethnischen Unternehmertums sieht Ülker in den 2005 eingeführten Hartz-IV-Reformen. Deren Ziele waren es, durch Ich-AG und Steuererleichterungen niedrig qualifizierte Personen als Selbständige in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Zuge dieser Reformen und der Agenda-2010-Politiken kamen neoliberale Arbeitsmarktpolitiken sehr deutlich zum Einsatz – so etwa im Nationalen Aktionsplan zur Arbeitsmarktpolitik, in dem Individuen verstärkt dazu angehalten werden, Verantwortung zu übernehmen. So wird an die ethnischen Unternehmer_innen appelliert, als selbsternannte Schlüsselpersonen innerhalb ihres ethnischen Netzwerkes zu fungieren und über ihre Vertrauensbeziehungen ethnische Gemeinschaften zusammenzubringen.

Als sinnbildlich für eine städtische Strategie, durch die eine kompetitive, unternehmerische Stadtgesellschaft angerufen wird, deutet Ülker den Slogan der Investitionsbank Berlin (IBB), „Unternehmen Sie etwas“. Als Teil der eigenverantwortlichen Stadtgesellschaft werden ethnische Unternehmer einerseits als ambitionierte rationale Individuen gesehen und andererseits als Bindeglieder zu der ethnischen Gruppe, der sie zugeschrieben werden und für die sie wiederum auch Verantwortung übernehmen sollen. Die politische Erwünschtheit ethnischen Unternehmertums pointiert Ülker wie folgt:

„Ethnic entrepreneurship is about creating jobs, offering training, paying taxes, producing goods and services, making an economic profit and investing more. It is about people becoming more responsible to themselves, their families, and migrant groups […].” (S. 100)

Ausgehend von dieser These untersucht der Autor drei Initiativen in Berlin, die Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Eine davon ist die durch den Europäischen Sozialfonds finanzierte Initiative Selbständiger Immigrant_innen e.V. (ISI), die Gründer_innen in individuellen Beratungen und Seminaren nicht nur ‚hartes‘ unternehmerisches Knowhow vermittelt, sondern auch ‚weiche‘ Skills wie interkulturelle, soziale Kompetenzen und Vernetzungsfähigkeit in den Blick nimmt. Das Prinzip ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ wird anhand eines Portraits der Unternehmerin und ISI-Gründerin Nevin Dicle analysiert, die unternehmerische Eigenschaften wie Verantwortung, Effizienz und Enthusiasmus inkorporiert hat. Durch Nevin Dicles Minimierung sozialer Kosten bei gleichzeitiger Maximierung ökonomischen Profits übernimmt sie eine Vorbildfunktion und verkörpert die Politik des ‚Förderns und Forderns‘ der Kohl- und Schröder-Ära.

Auch der türkischen Pflegeökonomie, die Ülker anhand eines Familienunternehmens portraitiert, wird seitens des Staates eine Eigenverantwortung überlassen. So zitiert die interviewte Leiterin des Pflegebetriebes die ihr entgegengebrachte Ansicht: „The big Turkish family will take care of its members.“ (S. 164) Es ist einer der vielen Hinweise auf einen aktivierenden Staat, der seine Bevölkerung in die Pflicht nimmt, während er gleichzeitig eine zu starke Regulierung und Intervention meidet. Diese Form des Regierens deutet Ülker nach Foucaults Gouvernementalität als Säule des zurückhaltenden Staates, der eine neue Verteilung von Verantwortung zwischen Staat und Gesellschaft vorsieht.

Ebenfalls als Bindeglieder zwischen Staat und Gesellschaft fasst Ülker ethnische Netzwerke auf, die er anhand von drei türkischen Unternehmerverbänden in Berlin untersucht. Die in diesen Netzwerken gebundene ethnische Solidarität kann darüber hinaus mit theoretischen Konzepten der ethnischen Ökonomie erklärt werden, nach denen sie als Plattformen des materiellen und ideellen Austauschs zwischen türkischen Unternehmer_innen dienen.

Es ist einer der großen Mehrwerte des Buches, dass Ülker seine Thesen konsequent mit einer umfangreichen Empirie verbindet und in den theoretischen Kapiteln erläuterte Konzepte fortlaufend und systematisch aufgreift. So gelingt es ihm aufzuzeigen, dass die Ausgestaltung einer ethnischen Ökonomie weder top-down durch die Pläne, Programme und Politiken von Expert_innen, Politiker_innen, Institutionen und Wissenschaftler_innen definiert wird, noch ausschließlich durch die agency der ethnischen Unternehmer_innen selbst. Er zeigt, dass es vielmehr das bewusste und unbewusste Zusammenwirken beider Seiten ist, das ethnisches Unternehmertum in seiner jeweiligen Erscheinungsform beeinflusst. Mit dieser Einbettung zwischen structure und agency positioniert der Autor sein Buch in einer der Kerndebatten sozialwissenschaftlicher Forschung, die aktuell auch die stadtbezogene Migrationsforschung zum Beispiel durch die Ansätze des rescaling beziehungsweise der lokalen Migrationsregime prägt (Glick Schiller/Çağlar 2009, Pott/Tsianos 2014). Nicht nur in Berlin, sondern auch auf nationaler und europäischer Ebene, so resümiert Ülker, werden ethnische Unternehmer_innen zu tolerierten Anderen, die auf sich selbst und auf „ihre“ ethnische Gemeinschaft Acht geben.

Autor_innen

Antonie Schmiz arbeitet als Geographin zu Migrations- und Stadtforschung, insb. gesellschaftliche Transformation durch Migration und städtischer Umgang mit Migration.

antonie.schmiz@uni-osnabrueck.de

Literatur

Glick Schiller, Nina/ Çağlar, Ayse (2009): Towards a comparative theory of locality in migration studies. Migrant incorporation and city scale. In: Journal of Ethnic and Migration Studies 35/2, 177–202.

Husseini de Araújo, Shadia/ Weber, Florian (2014): “Migrantenökonomien” zwischen Wirtschaftsförderung und Diskriminierung - eine empirische Fallstudie am Beispiel der Stadt Nürnberg. In: Paul Gans (Hg), Räumliche Auswirkungen der internationalen Migration. Forschungsberichte der ARL. Hannover: ARL, 365–380.

Pott, Andreas/ Tsianos, Vassilis (2014): Verhandlungszonen des Lokalen. Potentiale der Regimeperspektive für die Erforschung der städtischen Migrationsgesellschaft. In: Jürgen Oßenbrügge/ Anne Vogelpohl (Hg.), Theorien in der Raum- und Stadtforschung. Münster: Westfälisches Dampfboot, 116–135.

Ülker, Barış (2016): Enterprising Migrants in Berlin. Bielefeld: transcript.

Wimmer, Andreas, Glick Schiller, Nina (2003): Methodological nationalism, the social sciences, and the study of migration. An Essay in Historical Epistemology. In: International Migration Review 37/3, 576–610.