Arbeiter statt Anarch

Die Identitäre Bewegung rezipiert Ernst Jünger

Christian Marty

Für eine politische Bewegung, die sich nicht nur rechts, sondern auch städtisch geben will, ist es nicht einfach, in der Geistesgeschichte Vorreiter zu finden: Rechtsgerichtete Denker sind nämlich meist stadtfeindlich (vgl. Breuer 1993). Carl Schmitt befand, dass urbane Zentren den dümmsten Ökonomismus verkörperten. Martin Heidegger glaubte, dass abgelegene Feldwege das klügste Denken stimulierten. Und Ernst Jünger zeigte sich – zumindest tat er dies während mehrerer Jahrzehnte – als Verfechter eines naturnahen Lebens, das wenig gemein hat mit dem pulsierenden Treiben einer Metropole wie Berlin. Für gewöhnlich sind die prominenten Geister aus dem rechten Spektrum also dem ‚einfachen‘ Leben zugewandt; ein kleines Häuschen in Plettenberg (Schmitt), Todtnauberg (Heidegger) oder Wilflingen (Jünger) ist ihr Idyll (vgl. Bolz 1989).

Dass dies nun keineswegs heißt, politische Bewegungen, die sich sowohl rechts als auch städtisch geben, könnten sich nicht auf etwaige Vorreiter beziehen, beweist der deutschsprachige Teil der „Identitären Bewegung“. Die Identitären sind weder etablierte Partei noch starre Organisation, eher ein weltanschaulich sehr homogener Verbund von Rechtsextremen, welcher die Öffentlichkeit durch gezielten Aktionismus insbesondere für nationalistische Positionen begeistern will. Sie versuchen sich unsäglich angestrengt so modern wie trendig zu geben. So präsentieren sie sich auf einer anspruchsvoll gestalteten Internetseite und zeigen sich auf angesagten Vernissagen, verdecken ihre extremistischen Ansichten durch bewusst unauffällige Kleidung und sie erinnern zumindest in ihrem Erscheinungsbild kaum an die vertretene Ideologie – und feiern Ernst Jünger als ‚ihren‘ Autor (vgl. Penke 2018: 108ff.). Auf einem ihrer populärsten T-Shirts – im Internet bestellbar, Kostenpunkt 24,90 Euro – heißt es: „Ernst Jünger ist kein Mensch. Er ist ein Jahrhundert, ein Ereignis, ein Schicksal […], ist einer der großen Vorbilder“ (Vgl. Phalanx-Europa.com).

Wie das? Wie ist es möglich, dass eine – dem eigenen Anspruch nach – breite Bewegung einem selbsterklärten Elitisten huldigt? Wie ist es möglich, dass eine urbane Bewegung einem naturverbundenen Individualisten frönt? Es ist möglich, indem die in Rede stehende Bewegung den besagten Schriftsteller überaus selektiv rezipiert.

Die vielen Facetten des Ernst Jünger: Vom Arbeiter zum Anarchen

Ernst Jünger (1895-1998) hat das biblische Alter von 103 Jahren erreicht und während einer Schaffenszeit von mehr als acht Jahrzehnten ein enorm breites Oeuvre vorgelegt. Mit Sicht auf diesen Sachverhalt betonen seine Biographen (vgl. Magenau 2012, Kiesel 2009, Meyer 1993) einstimmig, dass sich Jüngers Werk nicht auf einen Begriff bringen lasse. Tatsächlich findet sich darin eine Vielzahl von Aspekten: Anzutreffen sind ein enthusiastischer Ideologe, der nationalsozialistisches Gedankengut verehrt, ein bissiger Spötter, der Adolf Hitler als Oberförster veräppelt, ein begeisterter Modernisierer, der das Wachstum der Städte mit Bewunderung betrachtet, ein amoralischer Ästhet, der sich am Schrecken des Krieges ergötzt, ein homo religiosus, der sich der Lehren der Bibel bedient, ein Diagnostiker der modernen Welt, der den Auszug daraus erprobt, ein Analytiker der gottfernen Welt, der dieser mit heroischem Realismus standzuhalten versucht, ein Mensch, der technischen Errungenschaften gegenüber mal sehr positiv, mal sehr negativ eingestellt ist, letzten Endes eine Person, die ihre Ansichten im Laufe ihres Lebens mehrfach drastisch verändert. Wer findet, dass Ernst Jünger ein Nazi oder ein Ästhet oder ein Zeitdiagnostiker und nur eines davon und nichts anderes gewesen sei, der macht es sich ohne Zweifel zu einfach (vgl. Schwaabe 2011: 315ff.).

Zu fassen ist diese Vielgestaltigkeit, wenn man sich vor Augen führt, dass Jünger im Laufe seines Lebens von ganz verschiedenen „Typen“ (ebd.) fasziniert ist, von ganz unterschiedlichen „Gestalten“ (Jünger 2014 [1932]: 10), wie er diesbezüglich sagt. In einer früheren Phase tut es ihm der „Arbeiter“ an, eine Figur, die sich im gleichnamigen Essay opferbereit in den Dienst einer Neugestaltung der Welt stellt. Später begeistert ihn der „Anarch“, eine Figur, die sich im Roman Eumeswil bewusst aus den Wirren der Zeit heraushält. Des Weiteren findet er am „Waldgänger“ Freude, der ein gutes Gespür für die Natur hat und meint, die Geschichte steuere nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der industrialisierten Zentren auf eine ökologische Katastrophe zu. Mit den genannten „Typen“ sind nur einige von Ernst Jüngers bevorzugten „Gestalten“ genannt – es käme noch „der Soldat“, „der Abenteurer“ oder „der Dandy“ dazu, denn je nach Schaffensperiode hegt der Autor auch für diese eine große Bewunderung (vgl. Schwaabe 2011: 315ff.).

So kommt es, dass sich bei Ernst Jünger – dahingehend vergleichbar mit Friedrich Nietzsche – unterschiedliche, manchmal geradezu gegensätzliche Aussagen finden lassen. Die Idee der Humanität sei der kleinbürgerliche Traum von Straßenbahnpassagieren, meint er das eine Mal. Die Absichten der Politik müssten sich auf die vielen Probleme der Unterschicht konzentrieren, befindet er das andere Mal. In abschließendem Gestus notiert er, das „Abenteuer ist ein Konzentrat des Lebens“ (Jünger 2010 [1929]: 476). Aber bleibt es bei dieser Positionierung? Nebeneinander existieren beim Schriftsteller eine aufgeklärte und eine gegenaufklärerische, eine weltabgewandte und eine weltzugewandte, eine politische und eine apolitische Seite und andere Seiten mehr. „Das ist ja toll. Das soll ich gesagt haben? Das ist ja gar nicht übel. Wirklich nicht übel.“ (Jünger 1982: 160) Rückblickend – gegen Endes seines Lebens – ist sich Jünger sehr bewusst, dass sein Werk disparat ist, dass es ganz verschiedene Perspektiven beinhaltet.

Diese Uneinheitlichkeit hat Folgen für die Beschäftigung mit Jünger (vgl. Schöning 2014). Einerseits ist eine sowohl möglichst umfassende als auch möglichst differenzierte Rezeption kaum möglich. Andererseits bietet die Auseinandersetzung mit Jüngers Schriften, sofern man diese mit einer bestimmten Agenda betreiben möchte, eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten. Für die letztere Variante steht die Identitäre Bewegung: Ihr Bezug auf Jünger lässt sich in einem klassischen Sinne als Instrumentalisierung bezeichnen, denn sie betrachtet grundsätzlich nur das, was ins eigene Weltbild passt (vgl. Penke 2018: 108ff.).

Der identitäre Fokus auf Ernst Jüngers Frühwerk: Arbeiter statt Anarch

In Anbetracht einiger Publikationen – wie auf ihrer offiziellen Internetseite, in populären Blogeinträgen oder maßgebenden Schriften –, in denen die deutschsprachigen Leitakteure der Identitären Bewegung über ihre Ziele, Ideen und Vorreiter sprechen, zeigt sich, wie die Identitären Ernst Jünger rezipieren.

Im Allgemeinen, so ist zunächst festzuhalten, konzentrieren sich die zentralen Akteure der Identitären Bewegung auf einen ganz spezifischen Ausschnitt aus Jüngers Frühwerk: Es sind die im Laufe der 1920er- und zu Beginn der 1930er-Jahre verfassten Schriften, die in ihren Kreisen Kultstatus genießen (vgl. ebd.). Mehr zitiert als jedes andere Werk wird der 1932 erschienene Essay Der Arbeiter; von großer Popularität ist die 1929 veröffentlichte Polemik Das abenteuerliche Herz; von beträchtlicher Beliebtheit auch die 1926 publizierte Streitschrift „Großstadt und Land“. Ein Diktum, das von den Federführern sehr häufig zitiert sowie von der Propagandaabteilung auf T-Shirts gedruckt wird, stammt aus jener Epoche: „Unsere Hoffnung beruht in den jungen Leuten, die an Temperaturerhöhungen leiden […]. Sie ruht im Aufstand, der sich der Herrschaft der Gemütlichkeit entgegenstellt […].“ (Vgl. Phalanx-Europa.com)

Im Speziellen sind es zwei Aspekte, welche die Identitären dabei faszinieren: Zum einen der nationalistische, chauvinistisch-heimatliebende Zug, zum anderen der urbane, modernistische, technikbewundernde Charakter der Frühschriften (vgl. Schwilk 2010: 75). Ernst Jünger liefert Ideen, Gedanken und Ziele, welche bei identitären Vordenkern auf großes Interesse stoßen – und sozusagen zu einem Leitfaden der politischen Agitation gemacht werden.

Um das Interesse der Identitären an Jünger zu verstehen, hilft der Blick auf seine überaus nationalistisch gefärbten Äußerungen zur Großstadt – insbesondere sie sind es nämlich, die bei den Identitären für Begeisterung sorgen, wie ein Gang durch deren Publikationen kenntlich macht. Ernst Jünger erachtet – dies im Unterschied zur Mehrheit seiner rechtsgerichteten Mitstreiter – die Großstadt für den idealen Raum für eine nationalistische Revolution, und dies in mindestens dreifacher Hinsicht: Erstens in intellektueller Hinsicht, denn dank ihrer Medienkonzerne biete die Großstadt den Revolutionären die Möglichkeit, sich öffentlichkeitswirksam als geistige Vorhut zu inszenieren; zweitens in politischer Hinsicht, denn dank ihrer Behörden liefere sie die Chance, in die Nähe der Staatsmacht zu gelangen, drittens in ökonomischer Hinsicht, denn dank ihrer Unternehmen biete sie die Gelegenheit, in den Umkreis der Wirtschaftsmacht zu kommen (Reimann 1995: 179f.). Für Jünger (1926a: 579f.) liefern „die Kräfte der Großstadt“ die Mittel, die geeignet sind, um die „Masse“ in die „richtige“ Richtung zu bewegen; zentral sei da nur, dass man sich diese Mittel auch tatsächlich zu eigen mache. Man müsse die „Energien“ (ebd.) der Metropolen für die eigene Sache verwenden, man solle das, was die Ballungszentren bieten, nicht verteufeln, sondern verherrlichen, gefügig machen, an sich reißen. „Und so entstand das sonderbare Bild“ – so Ernst Jünger (2008: 86f.) in einem seiner radikalsten Texte über seine Vision einer nationalistischen, urbanen, revolutionär gesinnten Gruppe von Rechtsextremen –, „dass junge Leute, durch ein geheimnisvolles Walten für die heiße und grausame Welt des Abenteuers bestimmt, sich vorbereiteten, in die Mauern der Bibliotheken Breschen zu schlagen und sich in die […] Arbeitsmäntel der […] Institute zu panzern – in der festen Überzeugung, auf dem Wege ins vorderste, schärfste Treffen zu sein.“

Dass Jünger den vermeintlichen Nihilismus überwinden will, indem er „Die totale Mobilmachung“ beschwört, dass er die demokratische Politik der Weimarer Republik durch einen „Nationalismus der Tat“ (1926b: 7) zu zerstören beabsichtigt, dass er die kapitalistische Wirtschaft der Zwischenkriegszeit durch eine „Perfektion der Technik“ (1946: 1) zu unterwandern gedenkt, wie er (wie sein Bruder) in den Werken jener Ära mehrfach zum Ausdruck bringt, das ist es nun, was vom deutschsprachigen Part der Identitären Bewegung ungemein wohlwollend aufgenommen wird. Wenn Jünger (2014 [1932]: 29) nationalistische, urbane, heeres- und ordensähnlich organisierte Gruppierungen herbeisehnt, die durch eine „Elementarsprache“ die „neue Hierarchie“ installieren und durch den „Kampf“ die entscheidenden „Produktionsmittel“ übernehmen sollen, stößt er bei der IB damit auf offene Ohren. „Schließt Euch zusammen!“, appelliert der Autor (2008 [1926]: 68) im Jahre 1926 explizit an die Nationalisten aus Berlin, München und Frankfurt, damit sich die jungen Leute, „die an Temperaturerhöhung leiden“, einer „gegen die Welt […] gerichteten Zerstörung“ hingeben. Und die Identitären?

Sie drucken nicht nur das „Schließt Euch zusammen“, sondern auch das Diktum der „Temperaturerhöhung“ auf ihre Fahnen, machen in den großen Städten des deutschsprachigen Raums „mobil“ und versuchen in direkter Anlehnung an Jünger, in den urbanen Zentren mittels nationalistischer Propaganda eine „schlagkräftige Einheit zu formen“ (vgl. Phalanx-Europa.com, identitäre-bewegung.de). Man sollte die identitäre Jünger-Rezeption nicht als vage Inspiration verstehen, wie es in den wenigen Publikationen, die es zum Thema gibt, nahegelegt wird (vgl. Penke 2018, Peltsch 2016). Die Bezüge sind zwar äußerst selektiv, aber zugleich auch äußerst strenggläubig: Etliche Mitglieder der Identitären Bewegung lesen ihren ‚Ahnherr‘ unkritisch; sie verstehen ihn als Überbringer einer Offenbarung, als Wegweiser, der aufzeigt, in welche Richtung es gehen soll – eben in die Städte, von wo aus eine nationalistische Revolution zu starten sei.

Die Publikationen von führenden Vertretern der Identitären Bewegung, etwa von Martin Sellner, Jonathan Rudolph oder Benedikt Kaiser, sprechen eine unmissverständliche Sprache. „Wir nennen uns Nationalisten“, sagt Ernst Jünger (2001a: 182) im Vorwort zum Aufmarsch des Nationalismus – und mit ihm sagt es Sellner (2017) in einem Text namens „Nationalismus revisited“. „Diese Stellung innezuhalten und dennoch nicht in ihr aufzugehen“, fordert Jünger (2014: 68) im Arbeiter – und mit ihm tut es Rudolph (2018) auf Twitter. Als sich die Identitären aufmachen, in Berlin gegen den „Multikulti-Liberalkapitalismus“ zu demonstrieren, da machen sie das einerseits mit Jünger-Parolen und andererseits mit Jünger-Hashtags.[1] „Weil wir die echten, wahren und unerbittlichen Feinde des Bürgers sind“, bekundet Jünger (2001a: 507) gegen Ende der 1920er-Jahre in einer Streitschrift in Bezug auf die (noch) herrschenden Größen sowohl aus der Politik als auch aus der Wirtschaft, „macht uns seine Verwesung Spaß“, wobei dieser – in der Tat unmissverständliche – Satz in identitären Kontexten oft vorgebracht wird, wenn es darum geht, rechten Gruppierungen den Weg zu weisen (vgl. Weiss 2017).

Strategisches Überlesen – und Jüngers Rückzug ins Unpolitische

Die Einblicke in ihre Jünger-Rezeption bieten zugleich Erkenntnisse über die Absichten, Ziele und Motive der Identitären. Darüber kann es keine Illusionen geben: Weder die aktuelle Form der Politik noch die aktuelle Form der Wirtschaft stoßen bei der Identitären auf Zustimmung; vielmehr wollen sie den herrschenden Verhältnissen lieber früh als spät den Garaus machen – gewisse Mitglieder fordern unter Berufung auf Jünger gar eine „Stadtguerilla“ (Kubitschek 2013). Die Identitären stehen ‚quer‘ – dies auch ein Begriff, der von der Identitären Bewegung vielfach verwendet wird – zu dem, was man (im weitesten Sinne) als liberal-demokratisch zu bezeichnen pflegt.

Dass die Ablehnung der liberalen Demokratie und der Kampf für den autoritären Staat als extreme Formen der Blasiertheit begreifbar sind, zeigt nicht nur die Beschäftigung mit der Geschichte, sondern auch die Auseinandersetzung mit Ernst Jünger: Der Autor löst sich in Ansätzen ab 1933, mit Nachdruck ab 1939 von seinen nationalistischen Parolen, wobei er damit einhergehend auch seine Vorliebe für den „modernen, großstädtischen“ (Schwilk 2010: 75) Aktivismus aufgibt und sich immer öfter auf sein Landgut in Wilflingen zurückzieht. Aus welchen Gründen er zu seiner Standpunktänderung kommt, sei an dieser Stelle nicht diskutiert – sicher ist, dass sich Jünger im Laufe der Zeit immer mehr vom Arbeiter ab- und dem Anarchen zuwendet (vgl. Magenau 2012, Kiesel 2009, Meyer 1993).

In seiner Spätschrift Eumeswil – eine Abhandlung, welche von den Identitären außer Acht gelassen wird – erhält Jüngers neue Haltung Ausdruck: Es sei angebracht, so sinniert er da, sich aus der Gesellschaft herauszuhalten. Es sei illusionär, so bekundet er dort, an etwaige Veränderungsmöglichkeiten zu glauben. Die einzige Haltung, die noch „Rang“ beanspruchen dürfe, sei die betrachtende, die schauende, die distanzierte. Jünger entwickelt eine politisch keineswegs unproblematische, aber doch ganz andere Position als im Frühwerk (vgl. Schwaabe 2011: 321ff.): „Als ‚Anarch‘ bin ich entschlossen, mich auf nichts einzulassen, nichts letzthin ernst zu nehmen – allerdings nicht auf nihilistische Weise, sondern eher als ein Grenzposten, der im Niemandslande zwischen den Gezeiten Augen und Ohren schärft.“ (Jünger 2001b [1977]: 87)

Von diesem Niemandslande will die Identitäre Bewegung nichts wissen. Sie zieht in die Städte, bereitet den Umsturz vor und betreibt nationalistischen Aktivismus, macht das, was Ernst Jünger in seinem Spätwerk während einer Rückschau auf die eigene Lebensgeschichte schlicht als Fehler bezeichnet (vgl. Magenau 2012, Kiesel 2009, Meyer 1993). Freilich: Mit diesem Eingeständnis kann Jünger seine massiven Entgleisungen aus seinem Frühwerk weder vergessen noch entschuldigen lassen, im Unterschied zu den identitären Strategen zeigt er damit aber wenigstens ansatzweise, dass er sich bewusst ist, welch großen Schwachsinn seine Rede von der „gegen die Welt […] gerichteten Zerstörung“ (Jünger 2008 [1926]: 68) darstellt.

Endnoten

Autor_innen

Christian Marty ist Ideenhistoriker; er beschäftigt sich mit Max Weber, der Geschichte des Liberalismus, und den verschiedenen Formen der Kulturkritik.

christian.marty@uzh.ch

Literatur

Bolz, Norbert (1989): Auszug aus der entzauberten Welt. Philosophischer Extremismus zwischen den Weltkriegen. Paderborn: Wilhelm Fink.

Breuer, Stefan (1993): Anatomie der Konservativen Revolution. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Jünger, Ernst (1926a): Großstadt und Land. In: Deutsches Volkstum II, 577-581.

Jünger, Ernst (1926b): Der Nationalismus der Tat. In: Arminius. Kampfschrift für deutsche Nationalisten XII, 7-11.

Jünger, Ernst (1982): Bruderschaftstrinken mit dem Tod, in: Der Spiegel, 16.8.1982.

Jünger, Ernst (2008) [1926]: Das Abenteuerliche Herz. Erste Fassung. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht. Stuttgart: Klett-Cotta.

Jünger, Ernst (2001a): Vorwort des Herausgebers. In: Sven Olaf Berggötz (Hg.), Politische Publizistik. 1919-1933. Stuttgart: Klett-Cotta, 182-186.

Jünger, Ernst (2001b) [1977]: Eumeswil. Stuttgart: Klett-Cotta.

Jünger, Ernst (2010) [1929]: Kommentar. In: Helmuth Kiesel (Hg.), Kriegstagebuch. 1914-1918. Stuttgart: Klett-Cotta, 470-594.

Jünger, Ernst (2014) [1932]: Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt. Stuttgart: Klett-Cotta.

Jünger, Friedrich-Georg (1946): Die Perfektion der Technik. Frankfurt a. M.: Klostermann.

Kiesel, Helmuth (2009): Ernst Jünger. Die Biographie. München: Pantheon.

Magenau, Jörg (2012): Brüder unterm Sternenzelt. Friedrich Georg und Ernst Jünger. Stuttgart: Klett-Cotta.

Meyer, Martin (1993): Ernst Jünger. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.

Peltsch, Fabian (2016): Soundtrack eines rechten Gefühls, in: Die Welt, 6.8.2016.

Penke, Nils (2018): Jünger und die Folgen. Stuttgart: J. B. Metzler.

Rudolph, Jonathan (2018): Ein Waldgänger. Heroischer Realismus. https://twitter.com/einwaldgaenger/status/952873717855596545 (letzter Zugriff am 20.11.2018).

Bruno W. Reimann / Renate Haßel (1995): Ein Ernst Jünger-Brevier. Jüngers politische Publizistik 1920 bis 1933. Analyse und Dokumentation. Marburg: BdW-Verlag.

Schöning, Matthias (2014): Forschungssituation und Ausblick. In: Matthias Schöning (Hg.), Ernst Jünger-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart: J.B. Metzler, 412-419.

Schwaabe, Christian (2011): Seismographie des Abgründigen. Ernst Jüngers Auseinandersetzung mit der Moderne aus postheroischer Perspektive. In: Scheidewege 2011, 315-329.

Schwilk, Heimo (2010): Ernst Jünger. Leben und Werk in Texten und Bildern. Stuttgart: Klett-Kotta.

Sellner, Martin (2017): Nationalismus revisited – Teil 1. https://www.identitaere-bewegung.de/blog/nationalismus-revisited-teil-1/ (letzter Zugriff am 20.11.2018).

Weiss, Volker (2017): Faschisten von heute? ‚Neue Rechte‘ und ideologische Traditionen. http://www.bpb.de/apuz/257660/neue-rechte-und-ideologische-traditionen?p=all (letzter Zugriff am 20.11.2018).