„Mithin ist Natur kein physikalischer Ort, den man besuchen kann, ebenso kein Schatz, der sich einzäunen oder horten läßt, auch keine Wesensheit [sic!], die gerettet oder der Gewalt angetan würde. (…) Sie ist nicht das ‚Andere‘, das Ursprung, Ergänzung und Dienstleistung verspricht. Die Natur ist weder Mutter noch Amme noch Sklavin und insofern weder Matrix noch Ressource noch Werkzeug für die Reproduktion des Menschen/Mannes.“
(Haraway 1995a: 13)
Derzeit beginnen im Rahmen spätkapitalistischer Neoliberalisierungsprozesse die Städte (wieder) zu ‚wuchern‘[1]: Die Nachfrage nach (Wohn-)Raum steigt, die Bodenpreise explodieren und Strategien der (Nach-)Verdichtung werden nötig. Dabei geraten innerstädtische Freiflächen zunehmend unter Druck. Dies gilt einerseits für ‚wilde‘ Brachflächen, die im „Spannungsfeld zwischen Naturschutz und (baulicher) Wiedernutzung“ stehen (Hansen et al. 2012). Andererseits sind Flächen davon betroffen, die als Naturschutz- bzw. Landschaftsschutzgebiete Nutzungsrestriktionen unterliegen und deren Status immer wieder neu legitimiert werden muss. Welche städtischen Räume und ‚Natur/en‘[2] aus welchen Gründen eines besonderen Schutzes bedürfen, von Bebauung und Versiegelung verschont bleiben und/oder sich ‚frei‘ von anthropogenen Einflüssen und Regulierungen entwickeln dürfen, muss vor diesem Hintergrund immer wieder (neu) diskutiert und ausgehandelt werden.
Seit den 1990er Jahren haben ‚wilde‘ Stadtnaturen und ‚neue‘ Wildnisse[3] als interdisziplinärer Untersuchungsgegenstand[4] im internationalen Diskurs zunehmend an Bedeutung gewonnen. Kulturwissenschaftliche und historische Arbeiten zeigen, dass ‚Wildnis‘ schon immer ein kulturelles Phänomen gewesen und historisch einem Bedeutungswandel unterlegen ist (Cronon 1996; Vicenzotti/Trepl 2009). Das Konzept der Wildnis verweist dabei auf ein Gegenmodell zur hegemonialen Ordnung der Gesellschaft (Kirchhoff/Trepl 2009). Mit der diskursiven Gleichsetzung des ökologischen Werts von ‚alter‘ und ‚neuer‘ Wildnis (u. a. Kowarik 2017) hat ein Wandel der sozialen und kulturellen Bedeutungszuschreibungen auf ‚Stadtnatur/en‘ im Sinne einer Ästhetisierung und Inszenierung von Industriebrachen eingesetzt (Hauser 2001; Jorgensen/Keenen 2012; Gandy 2019). Aus der Perspektive des Naturschutzes rückt die Forderung nach dem Schutz „wilder Stadtnatur“ (Deutsche Umwelthilfe 2014: 13) dabei immer deutlicher in den Fokus: ob zum Erhalt urbaner biologischer Vielfalt (Kowarik 2011), zur Erholungsnutzung und als Naturerfahrungsraum (Schemel/Reidl/Blinkert 2005) oder als Ausgleichs- und Experimentierraum in Zeiten des Klimawandels (Mathey et al. 2011) beziehungsweise in Bezug auf Neobiota (Olischläger/Kowarik 2011).
Mit Blick auf Schrumpfungsprozesse (Rink 2009) und Prozesse von „green gentrification“ (Checker 2011; Rosa/Lindner 2017) werden in der Forschung zunehmend Ambivalenzen in den Zuschreibungen auf Stadtwildnis deutlich. Diese werfen explizit die Frage nach ‚neuer‘ Wildnis als Freiraum auf (u. a. Gandy 2012; Hofmeister 2010) und diskutieren die soziale Teilhabe daran unter anderem im Kontext von Prozessen des Ausschlusses aufgrund von Ethnisierung (Stoetzer 2014, 2018). Doch obgleich die konstitutive Abgrenzung zwischen ‚Natur‘ und Kultur beziehungsweise Stadt materiell in Auflösung begriffen ist[5], wird sie in symbolischer und kultureller Hinsicht tatsächlich immer wirksamer: Auch Stadtökologie und Naturschutz im urbanen Raum nehmen ‚Wildnis‘ als einen Begriff in Anspruch, der wie kein anderer aufgeladen ist mit ‚Natur‘ und ‚Natürlichkeit‘ als dem Anderen von Gesellschaft und Sozialem. Die Forderungen nach Wildnisschutz bewegen sich daher – nicht nur, aber insbesondere in Bezug auf urbane ‚Wildnis‘ – auf unsicherem Boden, nämlich in einem enorm kontroversen politischen Aushandlungsraum. Darin geht es um die Grenzen zwischen Kultur/Gesellschaft versus ‚Natur‘, zwischen ‚Eigenem‘ und ‚Fremdem‘, zwischen ‚natürlich‘ und ‚künstlich‘ und nicht zuletzt auch zwischen ‚Wildem‘ und ‚Zivilisiertem‘. Wo immer die in der Trennungsstruktur zwischen Natur und Kultur/Gesellschaft verankerten kulturellen Denkmuster und die symbolischen Einschreibungen in den Wildnisbegriff nicht ausreichend reflektiert und transparent werden, wird es daher schwieriger werden, den Schutz (urbaner) ‚Wildnisgebiete‘ und der ‚Wildnisentwicklung‘ zu legitimieren.
Mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung des urbanen Raumes wird es unerlässlich sein, Freiflächen in der Stadt als sozial-ökologische Aushandlungs- und Freiräume zu ermöglichen: sie zu erhalten, zu entwickeln und zu schaffen. Doch dafür braucht es einerseits gerade die politische Aushandlung darüber, ob und wie sich Natur und Gesellschaft physisch und materiell in diesen Räumen verbinden. Andererseits wird an Kontroversen um Freiflächen in der Stadt auch deutlich, dass und wie sich das Trennungsverhältnis zwischen Gesellschaft und Natur kulturell symbolisch auf historisch spezifische Weise realisiert. Bedarf es daher vielleicht gerade solcher besonderen Räume – Räume, an denen erfahrbar wird, wie sich gesellschaftliche Naturverhältnisse im jeweiligen Spannungsverhältnis zwischen Materiellem und Diskursivem darstellen und beide Dimensionen miteinander vermittelt sind –, wenn man sich auf den Weg in eine nachhaltigere und herrschaftsärmere Gesellschaft aufmachen will (vgl. dazu auch Hofmeister 2008, 2010)? Dies wirft zugleich die Frage auf, ob und wie durch die (naturschutzfachlichen) Debatten zu ‚neuer Wildnis‘ dichotome Hierarchisierungen in Frage gestellt, aufgebrochen oder aber gefestigt werden. Vor diesem Hintergrund verorten wir unsere Untersuchung im sozial-ökologischen Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse (u. a. Becker/Jahn 2006b) und verbinden dies mit Erkenntnissen einer genderorientierten Nachhaltigkeitsforschung (dazu u. a. Hofmeister/Katz/Mölders 2013) (Kapitel 2). Diskutiert werden diese Fragen exemplarisch an einem Schutzgebiet, das die Bezeichnungen ‚neue Wildnis‘ und ‚Stadtwildnis‘ stadtökologisch fundiert beanspruchen und sich auf eine Geschichte als ein sehr spezifischer Aushandlungsraum für die ökologische Stadtentwicklung berufen darf: das Schöneberger Südgelände in Berlin[6] (Kapitel 3). Aufgrund der historisch-politischen, kulturellen sowie ökologischen Entwicklungen kommt Berlin im Kontext der Forschung zu Stadtnatur und ‚neuer‘ Wildnis eine besondere Rolle zu. Hier hatte sich die ‚Stadtökologie‘ als (neuer) Zweig der wissenschaftlichen Ökologie etabliert. Zugleich hatte aber auch eine spezifische Wahrnehmung, Planung und Unterschutzstellung von Stadtnatur in Berlin entstehen können (u. a. Lachmund 2003; Sukopp 2008). Dies ist insbesondere für den Natur-Park Schöneberger Südgelände gut untersucht (u. a. Fery 2004; Langer 2012; Lachmund 2016). Auf Basis unserer Ergebnisse diskutieren wir, inwiefern Aushandlungsprozesse über gesellschaftliche Naturverhältnisse in Naturschutzkonzepten, -rationalitäten und -praktiken im Südgelände Ausdruck finden. Darüber hinaus fragen wir danach, ob und wie diese in gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Schutz versus Nutzung, um Seinlassen versus Eingreifen und in Fürsorge für ‚Natur/en‘ eingelassen sind (Kapitel 4).
Wir nähern uns der Beantwortung dieser Frage, indem wir im Folgenden ‚Wildnis‘ – genauer: Räume, die als ‚wild‘ wahrgenommen und als solche gesellschaftlich wertgeschätzt werden – im Kontext sozial-ökologischer Krisenkonzepte zu verstehen suchen (u. a. Becker/Jahn 2006a). ‚Wildnis‘ als Ausdruck und empirische Besonderheit gesellschaftlicher Naturverhältnisse (Jahn/Wehling 1998; Becker/Jahn 2006b) materialisiert sich in Räumen (Mölders 2017; Levin-Keitel/Lelong/Thaler 2017). Auf dieser Grundlage sind unsere Überlegungen zu ‚neuer Wildnis‘ normativ am Leitbild der nachhaltigen Raum- und Stadtentwicklung orientiert. Wir fassen ‚Nachhaltigkeit‘ als ein macht- und herrschaftskritisches Konzept auf: Eine nachhaltige Entwicklung ist dadurch gekennzeichnet, dass soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Entwicklungsziele integrativ aufeinander bezogen werden (BMU o. J.). Konzeptionell und politisch zielt das Leitbild nachhaltiger Raum- und Stadtentwicklung auf eine Gesellschaft, die ihre Lebens- und Wirtschaftsweise „(re)produktiv“ zu gestalten versteht (Biesecker/Hofmeister 2015). Nachhaltige Raumentwicklung meint daher eine Entwicklung, in der Raum als Einheit von Wirtschaftsraum, sozial-kulturellem und ökologischem Lebensraum verstanden wird. Als solcher wird er durch gesellschaftliches Handeln kontinuierlich (wieder-)hergestellt und erneuert. Das Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse ist als normativ in einem kritischen Nachhaltigkeitsverständnis verankertes (Jahn/Wehling 1998: 87 ff.) aus zwei Gründen für unsere Überlegungen weitreichend: zum einen, weil sich hierin Natur-Mensch-Gesellschafts-Beziehungen materiell-physisch als ein unauflösbarer Zusammenhang und zugleich symbolisch-kulturell als spezifisches Trennungsverhältnis begreifen lassen (ebd.: 84); zum anderen, weil sich in diesem Zugang sozial- und kulturwissenschaftliche Überlegungen zu ‚Stadtwildnis‘ mit naturwissenschaftlich-ökologischen Aspekten auf eine Weise zusammendenken lassen, die sowohl naturalistische als auch sozialkonstruktivistische Reduktionen konsequent vermeidet.
In dieser Perspektive zeigt sich im Blick auf ‚Wildnis‘ und insbesondere auf ‚neue Wildnis‘, dass und wie sich im Raum Gesellschaft-Natur-Beziehungen materialisieren – sowohl im Blick auf Vorgefundenes als auch im Hinblick auf künftige räumliche Strukturen, Elemente und Qualitäten. Zugleich wird deutlich, dass und wie sich durch die kulturelle Wahrnehmung von Räumen als ‚wilde‘ Räume und deren gesellschaftliche Bewertung ein historisch besonderer, hierarchisch strukturierter Trennungsakt vollzieht, in dem ‚Natur/en‘ als das Andere von Gesellschaft und Kultur konstruiert werden. Doch inwiefern sind Schutz- und Fürsorgekalküle in diesen doppelseitigen Prozess der Produktion und Reproduktion gesellschaftlicher Naturverhältnisse eingelassen? Und (wie) kommt dieser Prozess in gesellschaftlichen Praktiken des Schützens zum Ausdruck?
Wenn wir ‚Wildnis‘ in der Orientierung am Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse als ein sozial-ökologisches Phänomen lesen (ebd.: 82 ff.), wird deutlich, dass und wie materiale und symbolisch-kulturelle Dimension in der Relation Mensch/Gesellschaft-Natur in einem Wandel begriffen sind. Mehr noch: Sichtbar wird, dass sich in diesem Transformationsprozess beide Dimensionen weiter voneinander zu lösen beginnen. Was der Begriff ‚Wildnis‘ in symbolischer Dimension spiegelt – die ‚ursprüngliche‘, nicht verfügte und nicht verfügbare Natur als Andere zu Gesellschaft/Kultur, als „Gegenwelt“ (Kirchhoff/Trepl 2009: 43 ff.) –, scheint in materialer Hinsicht durch die Entwicklung der Industriemoderne hindurch verloren gegangen. Stattdessen sind jenseits des Trennungsverhältnisses Natur versus Gesellschaft/Kultur Hybride entstanden, in die das Spannungsverhältnis zwischen den Polen direkt eingeschrieben ist, zum Beispiel, wenn sie als ‚StadtLandschaft‘, ‚StadtNatur‘ oder ‚StadtWildnis‘ angesprochen werden. ‚Stadt‘ und ‚Wildnis‘, bislang Gegensätze in der Beschreibung der materialen Welt, waren und sind metaphorisch verbunden in der Sichtweise auf ‚wuchernde Städte‘ oder den ‚Großstadtdschungel‘ (vgl. Vicenzotti 2011). Um die Relation und wechselseitige Durchdringung von Stadt und Wildnis besser zu verstehen, gilt es daher, beide Dimensionen in den Blick zu nehmen und in ihrer Widerständigkeit und Widersprüchlichkeit aufeinander zu beziehen. Die Betrachtung von ‚neuer Wildnis‘ als sozial-ökologisches Phänomen erfordert und ermöglicht also zum einen die Zusammenführung verschiedener gesellschafts-, geistes- und naturwissenschaftlicher Perspektiven; zum anderen ist dieser Zugang normativ angelegt, was zugleich eine Annäherung an die Frage nach den Potenzialen sogenannter ‚Wildniskonzepte‘ für eine sozial-ökologische Regulierung gesellschaftlicher Naturverhältnisse im Prozess der Nachhaltigkeitstransformation ermöglichen könnte.
Indem wir geschlechtliche Einschreibungen mit Gesellschafts-Natur-Beziehungen verbinden, nehmen wir eine macht- und herrschaftskritische Perspektive ein. Im Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse werden Natur- und Geschlechterverhältnisse als ein Zusammenhang betrachtet, der nicht voneinander trennbar ist (Schultz/Hummel/Hayn 2006). Diese Verbindung hat sich auch für kritische Analysen von Naturschutz und ‚Wildnis‘ als fruchtbar und weitreichend erwiesen (Weber 2007). Indem im Naturschutzdiskurs die geschlechtlichen Konnotationen des Wildnisbegriffs sichtbar gemacht, dekonstruiert und in der Verschränkung zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen untersucht werden (ebd.; vgl. auch Mann 2002, 2011; Termeer 2005), werden Hierarchisierungsprozesse sichtbar und kritisierbar. Zugleich ermöglicht die Genderperspektive zu verstehen, ob und wie dichotome Trennungsstrukturen zwischen ‚Natur‘ und Kultur/Zivilisation (Stadt), Nutzen und Schützen von (Natur-)Räumen (vgl. dazu u. a. Katz/Mölders 2013) sowie Bewahren und Zulassen von ‚wilder‘ (Natur-)Entwicklung in die Konzeptualisierung von (neuer) ‚Wildnis‘ eingehen. Im Blick auf geschlechtliche Einschreibungen werden zudem Hierarchisierungsakte sichtbar gemacht, die über die Kategorie Geschlecht im eigentlichen Sinn schon hinausweisen: zum Beispiel mittels Praktiken des ‚othering‘, also des (epistemischen) Trennens des Anderen vom Eigenen – sei es im Blick auf die Dichotomisierungen zwischen Nutz- und Schutzräumen oder auch zwischen ‚Natur/en‘ wie in der Unterscheidung zwischen ‚heimischen‘ und ‚fremden‘ Tier- und Pflanzenarten (Eser 1999).[7]
‚Stadtnatur‘ ist allerdings nicht nur Ergebnis von gesellschaftlicher Transformation, sondern zugleich im Blick auf ihre künftige Entwicklung auch Teil derselben. In der ‚neuen Wildnis‘ sind es ‚Natur/en‘, die (über-)formen, (über-)wuchern, verdrängen und leugnen, was Gesellschaft und Ökonomie an Naturprodukten hinterlassen haben. Diese kulturelle Umdeutung gesellschaftlicher Naturbeziehungen könnte symbolisch auch als ‚Emanzipationsprozess‘ einer Natur gedeutet werden, die sich aus dem Status des erniedrigten, substanziell ausgehöhlten und ausgebeuteten Objekts sozioökonomischer Entwicklung befreit und sich den Status eines Natursubjekts verschafft hat – sich also zurückzuerobern beginnt, was ihr einmal eigen war. In dieser Lesart ist ‚Wildnis‘ nicht mehr das Gelände, in dem der Mensch/Mann dominiert, sondern es sind die aus der gesellschaftlichen Transformation hervorgegangenen hybriden ‚Naturen‘ als Produkte gesellschaftlicher Entwicklung, die nun als Gegenüber wahrgenommen werden. In dieser Idee von einer ‚neuen Wildnis‘ dürfen sich jene eigensinnigen und eigenmächtigen Hybridnaturen tummeln, sie werden sein gelassen – sogar dann noch, wenn sie sich anschicken sollten, die tradierten hierarchischen Ordnungen zwischen Menschen/Gesellschaft und Natur umzukehren. Die Vorstellung von einer ‚emanzipierten‘ Natur und von einer sich künftig realisierenden Emanzipationsgeschichte der ‚Natur/en‘ würde auch den wechselseitigen Konstitutionszusammenhang zwischen ‚Natur‘ und ‚Geschlecht‘ neu konfigurieren: Denn durch die Konstruktion einer wilden, hybriden ‚Natur‘, deren Merkmale – Aktivität, Prozesshaftigkeit, Selbstregulationsfähigkeit, Eigendynamik, ‚Eigensinn‘ – den Objektstatus selbiger in Frage stellen, werden zugleich die traditionellen Geschlechtskodierungen irritiert oder gar aufgehoben (Weber 2007: 70 ff.).
Hiervon ausgehend stellt sich die Frage nach den in Schutzkonzepte eingelassenen Macht- und Herrschaftsmomenten auf grundsätzliche Weise neu. Im Blick auf die kulturell symbolische Dimension gesellschaftlicher Naturverhältnisse wird sich das sozial weiblich konnotierte ‚Naturobjekt‘ seiner Subjekthaftigkeit bewusst und beginnt, sich aus seiner tradierten passiven Rolle herauszulösen und sich etwas zu nehmen, das ihm ‚gehört‘: die materiale, physische, körperliche Seite der Stadt. Dies gelingt allerdings nur insoweit, wie diese aus der ökonomischen Verwertung entlassen scheint und als ‚ökologisch‘ wertvoll geschätzt wird. Im Blick auf die materiell-physischen Naturverhältnisse wird daher entscheidend, ob die mit der Idee der Wildnis und dem Konzept des Prozessschutzes verbundenen Versprechungen, ‚Natur‘ Natur sein zu lassen, auf Interventionen zu verzichten und eine ‚freie‘ Naturentwicklung zu ermöglichen, gerade auch innerhalb des Fürsorge- und Schutzparadigmas eingelöst werden (können).
Im Folgenden analysieren wir das Verhältnis von ‚Wildnis‘ und Stadt und die darin eingelassenen Trennungsstrukturen und Machtverhältnisse auf Grundlage einer empirischen Untersuchung von Natur- und Wildnisverständnissen sowie Naturschutzbegründungen in Bezug auf den Natur-Park Schöneberger Südgelände in Berlin. Es handelt sich dabei um einen Raum, der für die Zuschreibungen auf und Untersuchung von ‚wilder‘ Stadtnatur aus verschiedenen disziplinären Perspektiven eine besondere Bedeutung einnimmt, denn der Eröffnung des Geländes als ‚Natur-Park‘ war ein jahrzehntelanger historischer Transformationsprozess der Bedeutungszuschreibungen auf Stadtbrachen und städtische ‚Wildnis‘ in (West-)Berlin vorausgegangen (vgl. Lachmund 2016).
Bis in die 1950er Jahre hinein war das Südgelände als Rangierbahnhof genutzt worden; die politische Teilung Berlins hatte anschließend zu einer schrittweisen Einstellung des Bahnverkehrs geführt (planland 2000: 22 f.). Unter diesen Rahmenbedingungen konnten sich auf der entstandenen Bahnbrache neue Ökosysteme ‚wild‘ und weitgehend frei von direkten menschlichen Einflüssen entwickeln. Neben dem ‚urwüchsigen‘ Wald, der heute etwa zwei Drittel der Vegetationsfläche ausmacht, gehören ruderale Hochstaudenfluren, Halbtrockenrasen sowie Sand-Trockenrasen zum ökologischen Inventar des Gebiets (ebd.:11 ff.). Der Natur-Park umfasst 16,7 Hektar und gliedert sich in zwei verschiedene Schutzgebietskategorien, wobei 12,8 Hektar auf das Landschaftsschutzgebiet und 3,9 Hektar auf das im zentralen Bereich des Geländes gelegene Naturschutzgebiet entfallen (vgl. Abb. 1). Ziel des Parkkonzeptes ist es, den Schutz von Biodiversität durch die Konservierung der Offenflächen mit ungestörter Wildnisentwicklung auf den Gehölzflächen zu verbinden und beides mit einer Erholungsnutzung in der Stadt zusammen zu denken (ebd.: 23). Neben der historischen Bedeutung des Südgeländes für die Rolle von ‚Stadtwildnis‘ in Berlin ist es gerade diese (postulierte) Gleichwertigkeit und Gleichzeitigkeit von Landschafts- und Naturschutz sowie Erholungs- und Freizeitnutzung auf engem innerstädtischem Raum, die das Schöneberger Südgelände relevant für die Untersuchung von Natur- und Wildnisverständnissen in der Stadt macht.
Die durchgeführte Fallstudie basiert auf zehn leitfadengestützten Interviews mit Praxisakteur*innen, Wissenschaftler*innen und Entscheidungsträger*innen, die durch ihre verschiedenen Hintergründe und Tätigkeitsfelder eine große Vielfalt an Perspektiven auf das Südgelände widerspiegeln (Bogner/Littig/Menz 2002) (vgl. Tab. 1).[8] Die Auswahl der Interviewpartner*innen erfolgte in einem gestuften Verfahren aus direkter Recherche über Internetpräsenzen und Vorschläge der Interviewpartner*innen selbst (Kruse 2015: 250 ff.). Die Interviews fanden zwischen November 2017 und Januar 2019 an verschiedenen Orten in Berlin, unter anderem im Natur-Park Schöneberger Südgelände, statt und wurden anonymisiert.[9] Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand einer Rekonstruktionsanalyse (ebd.: 361 ff.).[10][11] Ziel der Analyse war es, dichotome Trennungsstrukturen zwischen Natur und Gesellschaft, ‚Wildnis‘ und Stadt sowie Bewahren und Zulassen von (Natur-)Räumen mit Blick auf inhärente Hierarchien und Machtverhältnisse kritisch zu analysieren. Aus dieser macht- und herrschaftskritischen Perspektive versuchen wir im Folgenden, die Frage zu klären, ob und wie im Schöneberger Südgelände Konzepte ‚neuer Wildnis‘ tatsächlich dazu beitragen können, dichotome Trennungsstrukturen aufzubrechen und ‚Natur/en‘ in der Stadt als sozial-ökologisch offene Räume gestaltbar werden zu lassen.
Tätigkeitsfelder |
|
---|---|
Praxisakteur*innen[a] |
I1, I2, I6, I8 |
Entscheidungsträger*innen[b] |
I3, I4, I5 |
Wissenschaftler*innen[c] |
I7, I9, I10 |
Perspektiven auf Wildnis |
|
[a] umfasst Personen, die konkrete naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen im Natur-Park durchführen, Führungen zu vielfältigen Themenschwerpunkten anbieten und/oder an der künstlerischen Gestaltung des Südgeländes mitwirken [b] umfasst Personen, die Leitungsfunktionen in Bezug auf den Natur-Park ausüben und/oder für die Senatsverwaltung naturschutzfachliche Entscheidungen in Bezug auf den Natur-Park treffen [c] umfasst Personen, die sich wissenschaftlich, v.a. aus ökologischer Perspektive die Entwicklung des Natur-Parks begleiten oder begleitet haben (z.B. Kartierungen, Monitoring, etc.) | |
naturschutzfachlich |
I1, I3, I5 |
landschaftsplanerisch |
I2, I4, I9 |
stadtökologisch-botanisch |
I7, I10 |
kulturell |
I6, I8 |
Auffällig ist, dass ‚Wildnis‘ für die Interviewpartner*innen mit ambivalenten, zum Teil gegensätzlichen Bedeutungen aufgeladen ist, wobei im jeweiligen Verständnis von ‚Wildnis‘ immer auch die dichotome Trennung von Natur und Kultur, Schutz und Nutzen, Eingreifen und Zulassen verhandelt wird. Die historische Naturentwicklung wird als im Wesentlichen ungestört von direkten anthropogenen Einflüssen beschrieben und ‚Wildnis‘ dichotom als das ‚Andere‘ zur Gesellschaft konstruiert. Nur durch die Trennung von Natur und Gesellschaft, durch die Nicht-Nutzung, durch das ‚Vergessen‘ des Geländes konnte sich Natur ‚frei‘ entwickeln und ‚Wildnis‘ mitten in der Stadt entstehen:
„Ja, das ist hier eine ganz besondere Geschichte am Naturpark, weil die Natur hier wirklich über zwanzig, dreißig Jahre machen konnte, was sie wollte. Sie war nicht gestört von irgendwelchen menschlichen Einflüssen. […] Das hängt also damit zusammen, dass es eben ‚out of limits‘ war, das heißt, es war ein mehr oder weniger vergessenes Gelände.“ (I1: 415-417, 1003-1007)
Andererseits wird darauf verwiesen, dass sich ‚wilde‘ Natur im Südgelände eben nur durch den Schutz vor Nutzung, durch Betretungsverbote und die Kontrolle des Wachschutzes, das heißt keineswegs ‚frei‘, sondern, in Abhängigkeit zur Gesellschaft entwickeln konnte. ‚Wildnis‘ im Südgelände kann also sowohl als Produkt dichotomer Trennung von Natur und Gesellschaft sowie von Schutz und Nutzung als auch als (Mit-)Produkt gesellschaftspolitischer Prozesse, von Macht und Kontrolle und somit als vergesellschaftete Natur beschrieben werden (Abb. 2). Gleichzeitig kann ‚Wildnis‘ als Bedrohung bestehender gesellschaftlicher Naturverhältnisse gesehen und als Widerspruch zu den ästhetischen Vorstellungen und Wertesystemen, die mit ‚gepflegter‘ Natur verbunden sind, interpretiert werden. ‚Wilde‘ Naturentwicklung provoziert Vorstellungen von geordneter Natur und kann mithin als unordentlich und ungepflegt, als Verlust von Kontrolle, als Bedrohung gesellschaftlicher Ordnungsprinzipien, als Verwahrlosung wahrgenommen werden: „Man wird den Dingen gar nicht Herr. Ich weiß nicht, was es denn immer ist. Lianen, Schlingpflanzen und, und, und…“ (I6: 433-435). Wenn Natur Natur sein gelassen wird, verschiebt sich das Machtverhältnis zwischen Gesellschaft und Natur in Richtung der letzteren. Vielleicht wird Wildnisentwicklung auch deshalb von einigen Interviewpartner*innen gegenüber dem gepflegten Teil des Südgeländes abgewertet, nicht ernst oder gar nicht erst wahrgenommen. ‚Wildnis‘ ist hier „Laissez-faire“ oder ein Teil des Natur-Parks, „wo eben überhaupt nichts passiert“ (I1: 620; 608). Während die gepflegte Natur, die Trockenwiesen, das Hybride aus Natur, Kultur und Technik, als das ‚Besondere‘ wahrgenommen wird, wird das Waldgebiet, in dem ‚ungestörte‘ Naturentwicklung stattfinden kann, als das ‚Gewöhnliche‘ dargestellt: „Das ist immer das Paradoxe, was ich auch in den Führungen immer wieder sehe. Im Naturschutzgebiet, da haben die Leute das Gefühl: ‚Ja, da kann die Natur wachsen.‘ Dabei wird da am intensivsten bei uns gepflegt.“ (I1: 610-614) Durch die Konservierung des Hybriden im Südgelände entsteht also insbesondere dort der Eindruck von ‚Wildnis‘ bzw. ‚Verwilderung‘, wo intensive konservierende Pflegemaßnahmen zum Erhalt des „Wildnischarakter[s]“ (I3: 344) durchgeführt werden.
Doch nicht nur das Verhältnis von Wildnisentwicklung zu konservierenden Pflegemaßnahmen im Südgelände, sondern auch das Verhältnis von ‚Wildnis‘ und Stadt bleibt ambivalent. Einerseits steht ‚Wildnis‘ in Konkurrenz zum „anwachsenden Berlin“ (I3: 805) und zur „wuchernden“ Stadt (I3: 177). Mit wachsendem Nutzungsdruck, steigender Bebauung und (Nach-)Verdichtung in der Stadt wird es schwerer, Grünflächen zu erhalten. ‚Neue Wildnisse‘ in der Stadt sind durch diese Prozesse besonders gefährdet und gelten zunehmend als bedroht, denn „Wildnis ist das, was wahrscheinlich als erstes hops geht“ (I5: 818 f.). Andererseits erweist sich ‚Wildnis‘ in der Stadt als durchaus ‚produktiv‘, nämlich dann, wenn Naturschutz mit einer großen Vielfalt an kulturellen (Freizeit-)Angeboten um Aufmerksamkeit, Relevanz und damit nicht zuletzt um finanzielle Zuwendung konkurriert:
„Wildnis ist wichtig in der Stadt, […] da hat man so einen kleinen Aufmerksamkeits-Kick mit drin, weil dieser Kampf um Aufmerksamkeit ist gerade in großen Städten natürlich für Naturschutzthemen wirklich tödlich. Es gibt so viele Angebote […] und dann ist Wildnis plötzlich so: Aha, Wildnis! Dann kriegt man auch Leute, die man sonst nicht kriegt.“ (I1: 246-258)
‚Wildnis‘ wird im Schöneberger Südgelände in diesem „Kampf um Aufmerksamkeit“ zum Konkurrenzvorteil: Der Seltenheitswert von ‚wilder‘ Natur in der Stadt wird in der Außenwirkung des Südgeländes als ‚das Besondere‘ inszeniert, während innerhalb des Südgeländes Wildnisentwicklung als ‚das Gewöhnliche‘ abgewertet und – zum Schutz von Biodiversität – auf vielen Flächen zurückgedrängt wird.
Nach der Wiedervereinigung 1990 waren die Gründe, welche die Nutzungsbeschränkung des Schöneberger Südgeländes politisch determiniert hatten, obsolet. Mit dem Beschluss der Realisierung des Natur-Parks wurde es deshalb notwendig, das bisher dichotome Verhältnis von Natur und Gesellschaft, Schutz und Nutzung im Südgelände neu zu bestimmen. Der strenge Schutz einer von Gesellschaft getrennten Natur, ein Ausschluss der Menschen aus dem Südgelände war – auch aufgrund der Konkurrenz zur ‚wachsenden‘ Stadt – weder angestrebt noch zu rechtfertigen:
„Die Grundsatzforderung war: Wir wollen betretbares Gelände daraus machen, wir wollen also kein Naturschutzgebiet erhalten, wo ein Zaun drum rum ist. […] In den ersten Gutachten […], da war der wertvollere Bereich durch hohe Zäune abgegrenzt und da haben wir immer gesagt, das kann es nicht sein. In der Stadt, mit S-Bahnanschluss.“ (I7: 193-200)
Die auf der Bahnbrache entstandene ‚neue Wildnis‘ musste, wollte man sie für Bewohner*innen der Stadt nutzbar machen, ‚gezähmt‘, die Dichotomie zwischen Schutz und Nutzung innerhalb des Südgeländes aufgebrochen werden. Dabei stand einerseits die Sicherheit der Besucher*innen, also der Schutz des Menschen vor der ‚Wildnis‘ im Fokus: „Alle Sachen, [von denen] […] eine Sicherheitsgefährdung ausgeht, oder dass da ein Baum umfällt, ein Ast runterfällt, sind abgesperrt und meistens sind diese Bäume auch dann beseitigt worden.“ (I3: 300-303) Andererseits wird die ‚Wildnis‘ im Südgelände auf bestimmten Flächen gezähmt, um die Artenvielfalt des Südgeländes zu erhalten: „Wenn wir hier der Wildnis freien Lauf lassen würden, würde sich die Biodiversität schon […] deshalb reduzieren, weil die offenen Flächen verloren gehen.“ (I2: 224-227) Wildnisentwicklung wird somit als direkte Konkurrenz zu Biodiversität gelesen und insbesondere auf den Flächen, wo die Naturentwicklung im Widerspruch zum Erhalt der Offenflächen und der Trockenwiese steht, zurückgedrängt. Durch die Pflegemaßnahmen tritt so an die Stelle unkontrollierter, dynamischer Naturentwicklung der Erhalt eines bestimmten (Natur-)Zustands. Dieser Zustand des Südgeländes wird aber eben nicht dichotom, sondern hybrid – als spezifische Mischung aus Natur, Kunst und Technik, als besondere ‚Eigenart‘ des Geländes – akzeptiert und konstruiert. Aus diesem Grund wird nicht nur Natur, es werden gleichermaßen auch Relikte anthropogener Nutzung konserviert:
„Wir haben darüber hinaus dann diese ganzen Signalmasten, die Drehscheibe, alles auch nur konserviert, das heißt Rostschutzfarbe ran, alte Hölzer rausgenommen, also wir haben einfach die Eisenbahntechnik wieder sichtbar gemacht und vor dem Verfall versucht zu erhalten.“ (I2: 739-743)
Die Konservierung des Hybriden verläuft demnach in beide Richtungen der einst dichotom gedachten Pole ‚Natur‘ und ‚Kultur‘: Während Naturentwicklung unterbrochen wird, um die Vielfalt von Arten und Strukturen im Südgelände zu schützen, wird gleichzeitig versucht, die Spuren, die Kultur und Gesellschaft in der ‚Natur‘ hinterlassen haben, sichtbar zu machen und/oder zu erhalten: „Und das Interessante hier […] für mich war im Rahmen der Erschließung, […] dass man sagt, wir wollen das Gelände so, wie es sich im Grunde genommen 1980 dargestellt hat, versuchen zu konservieren.“ (I2: 59-64) Im Rahmen der Erschließung wurde das Südgelände als historisch hybrid akzeptiert, aber als statisch interpretiert und inszeniert. Das ‚ursprüngliche‘, schützenswerte gesellschaftliche Naturverhältnis ist nun dasjenige, das sich zum Zeitpunkt der Erschließung des Geländes gezeigt hat. Auffällig bleibt, dass der politische Aushandlungsprozess um die Art und Weise des Schutzes von ‚Natur/en‘ im Südgelände mit der Unterschutzstellung jedoch zum Stillstand gekommen zu sein scheint und sich Debatten darum, welche ‚Natur/en‘ geschützt werden sollen, als herrschaftsförmig darstellen. So kritisiert eine*r der Interviewpartner*innen den amtlichen Naturschutz, der die Naturschutzpflege im Südgelände bestimme und dabei kaum Interesse an Bürgerbeteiligung zeige: „Aber in dem Moment, in dem sie endlich die Unterschutzstellung hatten, da haben sie gesagt, sie reden mit gar keinem mehr drüber jetzt, was Naturschutz ist, das bestimmen sie in dieser Stadt.” (I7: 383-386)
Die Zähmung von ‚Wildnis‘ im Südgelände beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Zurückdrängen unerwünschter ‚wilder‘ Naturentwicklung, sondern wird darüber hinaus auch auf die Zähmung menschlichen Verhaltens zum Schutz vor Nutzung, aber auch vor sozialer ‚Verwilderung‘[12] – unter anderem Vandalismus, Müllentsorgung oder Anbringen von Graffitis außerhalb der erlaubten Flächen – übertragen. Dabei wird die Nutzung des Südgeländes durch Besucher*innen in bestimmten Gebieten eingeschränkt, – zum Beispiel ist das Sprühen von Graffitis zu bestimmten Zeiten auf bestimmten Flächen erlaubt (Abb. 3) –, in anderen Bereichen ist die Nutzung vollständig ausgeschlossen. Das Verlassen der Wege ist auf den Flächen des Naturschutzgebiets strikt untersagt[13], der Ausschluss der Besucher*innen aus dem Landschaftsschutzgebiet wird durch direkte Ansprache und Information der Besucher*innen – unter anderem durch die Ausstellungen im Gelände – diskursiv hergestellt:
„Im Landschaftsschutzgebiet darf der Mensch ja eigentlich frei rumlaufen. Das heißt, er dürfte sich mit einer Picknickdecke auf die Rasenfläche legen. Das wollen wir hier nach Möglichkeit nicht, weil […] die Bodenbrüter, die wissen nicht: Aha, hier ist Naturschutzgebiet, da ist Landschaftsschutzgebiet. Deshalb versuchen wir möglichst die Menschen da raus zu halten.“ (I2: 281-290)
Indem die historisch hybride ‚Wildnis‘ im Schöneberger Südgelände als ‚prozesshaft‘ konserviert wird, werden die dichotomen Trennungen zwischen den Sphären Natur und Gesellschaft nur scheinbar aufgelöst und stattdessen gegenwärtig an vielen Stellen getrennt und als das jeweils ‚Andere‘ inszeniert. Diese symbolische Trennung materialisiert sich unter anderem im sogenannten Steg, der im Südgelände als Weg auf den ehemaligen Bahngleisen angelegt ist und die Besucher*innen – getrennt von der sie umgebenden Natur – durch den Natur-Park leitet: „Wenn wir durch das Naturschutzgebiet gehen, gehen wir auf diesem Steg, […] eine[r] begehbare[n] Skulptur. Man geht ein paar Zentimeter über dem Erdboden, man geht auf den alten Gleisen, aber man berührt den Boden nicht. Der ist den Käfern und Gräsern vorbehalten.“ (I4: 359-363) Der Steg schafft dabei Distanz, aber gleichzeitig auch Nähe zur Natur. Aus dieser bewusst erfahrenen Trennung zwischen Natur und Kultur soll eine größere Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegenüber einer als ‚das Andere‘ inszenierten Natur entstehen. Gesellschaftliche Naturverhältnisse im Südgelände werden als hybrid konserviert und dabei insbesondere als Mittel der Kontrastierung eingesetzt, um das Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft als Differenz sichtbar bzw. erfahrbar zu machen und zu erhalten.
‚Neue Wildnisse‘ können als Ausdruck dynamischer gesellschaftlicher Naturverhältnisse auf Basis materialer Hybridität von Natur und Kultur/Gesellschaft gelesen werden, in der zugleich in kulturell symbolischer Dimension das Gegensatzverhältnis zwischen diesen beiden Polen über die Gegenwart hinaus in zukünftige, werdende ‚Natur/en‘, verlängert wird. Eben jener doppelte Verweis auf die dichotome Trennung von Natur und Gesellschaft wird durch die Leitideen in der Schutz-Konzeption des Natur-Parks Schöneberger Südgelände unterstrichen: Einerseits wird das Südgelände als historisch gewordener und als ‚wild‘ inszenierter, hybrider Raum – als NaturKulturHybrid – konserviert. Durch den Erhalt der Offenflächen, der jungen Sukzessionsstadien sowie der Technikrelikte wird so der historische Zustand der ehemaligen Gleisanlagen des Südgeländes als „Natur hinter uns“ (Hofmeister 2010: 80) weiterhin sichtbar gehalten. Würde hier tatsächlich eine Wildnisentwicklung zugelassen, wären die Spuren anthropogener Nutzungen – inklusive einer bestimmten Ausprägung von Biodiversität – materiell-physisch in Auflösung begriffen und würden nach und nach „von der Natur vereinnahmt“ (Loidl-Reisch 1992: 78). Andererseits finden genau diese Prozesse ‚ungestörter‘ Wildnisentwicklung auf den Gehölzflächen im Südgelände statt. Es wirkt, als könne dort eine Transformation anthropogen stark überformter und intensiv ge- und vernutzter Natur zurückfinden in ihren scheinbar ‚unberührten‘ Zustand. Im Südgelände wird ‚Wildnis‘ mithin gleichzeitig als das ‚Andere‘ zu Stadt, Kultur und/oder Technik inszeniert. Auch Lachmund (2016: 444) unterstreicht, dass das Gegensatzverhältnis von Natur und Stadt im Südgelände nicht aufgehoben wird, sondern „gerade aus ihrer räumlichen Gegenüberstellung an Qualität gewinnt“. Es habe ein Prozess der „Ästhetisierung der Ruderalnatur“ (ebd.: 443) stattgefunden, in dessen Folge „das Thema der spontanen Naturentwicklung auf Brachen in einem ästhetischen Rahmen inszeniert“ (ebd. 447) worden sei.
Materiell-physisch sind jegliche ‚Natur/en‘ im Südgelände – sowohl die ‚wilden Naturen‘ als auch die konservierte ‚Natur‘ – (längst) hybrid; symbolisch werden jedoch verschiedene Deutungsmuster wirksam. Die auf dichotomer Trennung von Natur und Gesellschaft beruhende Konzeption von Wildnis birgt dabei die Gefahr, „die Täuschung, dass es sich bei ‚Wildnis‘ um eine (noch) existierende und/oder wiederherstellbare Realnatur handeln könnte“ (Hofmeister 2010: 79), aufrecht zu erhalten bzw. zu reproduzieren. Die gleichzeitig stattfindende, jedoch räumlich getrennte Konservierung des Hybriden im Südgelände hält dabei jedoch eine Vielzahl an verschiedenen Möglichkeiten der Entwicklung und Gestaltung zukünftiger ‚Natur/en‘ – auch im Hinblick auf Schutz und/oder Nutzung – offen. Der Natur-Park Schöneberger Südgelände wird so als ein ‚anderer‘ Raum erschlossen, in dem „das Erfahren von Vielfältigem und Widersprüchlichem“ (ebd.) ermöglicht wird und Verweise auf vergangene wie auch auf künftige gesellschaftliche Naturverhältnisse sichtbar werden. In Hinblick auf die dichotome Trennung zwischen Natur und Gesellschaft kann das Schöneberger Südgelände deshalb durchaus als „Illusions-, Kompensations- und […] Reflexions[-raum] über Gesellschafts-Natur-Beziehungen“ (ebd.: 80) gelesen werden, zumindest aber als ein Raum, in dem die Möglichkeiten verschiedener zukünftiger ‚Natur/en‘ aufscheinen und somit auch Möglichkeitsräume für künftige nachhaltige Entwicklungsprozesse sichtbar und offen bleiben.
‚Neue Wildnisse‘, wie sie beispielsweise im Natur-Park Schöneberger Südgelände erlebbar werden, laden mithin zum Nachdenken und zur (normativen) Verständigung über gesellschaftliche Naturverhältnisse und deren Transformation ein. Sie können dann als visionäre Kategorie wirken, wenn sie gesellschaftliche Aushandlungsprozesse darüber provozieren, welche ‚Natur/en‘ wir wollen und welche Regulierungsformen gesellschaftlicher Naturverhältnisse sich als nachhaltig erweisen. Im Schöneberger Südgelände hat diese normative Aushandlung insbesondere in der Auseinandersetzung um den Schutz des Geländes vor erneuter Bebauung bzw. (Wieder-)Inbetriebnahme sowie in der Phase der Konzeption und Erschließung des Südgeländes stattgefunden. Unter der Beteiligung von Politik, Naturschutz, Wissenschaft sowie Bürgerinitiative(n) wurden die Debatten darum, was ‚Natur‘ ist und/oder sein kann – bzw. rechtlich sein darf –, gesellschaftlich ausgehandelt, zum Beispiel, wie Wildnisgebiete in der Stadt für die Bewohner*innen zur Erholung und zu Bildungszwecken nutzbar gemacht werden und trotzdem der Schutz von ‚Natur/en‘ sichergestellt werden kann. In diesem politischen Aushandlungsprozess wurden vielfältige ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale Funktionen des Südgeländes stark gemacht, integriert und zusammen gedacht. Er kann mithin als Prozess nachhaltiger Entwicklung, des Aufbrechens von Dichotomien sowie der sozial-ökologischen Gestaltung von ‚Natur/en‘ verstanden werden. Lachmund (2016: 445) versteht den Prozess der Unterschutzstellung des Südgeländes als Dynamik sozialer Aneignung, bei der die Frage nach dem Ausmaß der Organisation und Gestaltung gestellt und gleichzeitig die Integration ökologischer und sozialer Aspekte angestrebt wurde. Somit sei der Natur-Park einerseits ein Produkt „spontan vollzogener Naturentwicklung“, aber auch „materielles Produkt sozialer Definitionskämpfe“ (ebd. 445 f.); eine Deutung, die durchaus als sozial-ökologische gelesen werden kann.
Mit der Unterschutzstellung und der Eröffnung des Schöneberger Südgeländes als Natur-Park scheint der Prozess der normativen Aushandlung jedoch zum Stillstand gekommen zu sein: Heute steht der Natur-Park modellhaft eher für eine Momentaufnahme dessen, was das Ergebnis von gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozessen sein kann. Doch wie kam es zu diesem Stillstand? Zeichnet ein oftmals zu konservierend gefasster oder ein zu sehr auf ästhetische und landschaftsplanerische Aspekte fokussierter Naturschutz dafür verantwortlich? Gandy (2019: 151) verweist darauf, dass ‚Wildnis‘ in der Stadt vor allem als Mittel ästhetischer und ökologischer Gestaltung diene und Konzepte und Verfahren wie das der „zeitlichen Schwebe“ oder der „stillgelegten Zeit“ als „Intervention zum Erhalt der artenreichen Frühphasen ökologischer Sukzession“ zu verstehen seien. Auch Rink (2009: 381) beschreibt, dass ‚Wildnis‘ bzw. ‚Verwilderung‘ von Landschaftsplaner*innen in erster Linie als ein Design-Ansatz verstanden wird, der die Lenkung bzw. Steuerung von Sukzession und Spontanvegetation einschließe. Auch das Südgelände ist im Rahmen der Ästhetisierung von ‚Wildnis‘ in der Stadt „zum Objekt ökologischer Planung und landschaftsarchitektonischer Gestaltung“ geworden (Lachmund 2016: 437). Naturschutz sollte – mit Blick auf ‚Stadtwildnis‘ – zukünftig jedoch weniger als ästhetischer Gestaltungs-, sondern stärker als politischer Aushandlungsprozess begriffen werden, der nicht auf das Erstarren von Naturentwicklung und das Konservieren von ‚Natur‘, sondern auf Naturdynamik und Veränderung von ‚Natur/en‘ fokussiert. Gleichzeitig darf nicht in den Hintergrund treten, dass die Unterschutzstellung von ‚Natur‘ in der Stadt durch institutionellen Naturschutz oftmals die einzige (rechtliche) Möglichkeit darstellt, um Grünflächen und ‚Wildnisse‘ einer Verwertungslogik, zum Beispiel durch Bebauung, zu entziehen. Zu strikte institutionelle Naturschutzvorgaben können jedoch zu einem Erstarren der Aushandlung, des Neu- und Weiterdenkens von ‚Natur/en‘ führen.
Untersuchungen zur Nutzung von Stadtnatur – unter anderem in Berlin – haben gezeigt, dass Formalisierungen und Regulierungen der Nutzungen von Parks bestimmte, zum Beispiel ethnisierte oder klassenspezifische Ausschlüsse herstellen und damit zu Gentrifizierungs- und Verdrängungsprozessen beitragen können (Stoetzer 2014, Checker 2011). Auch Lachmund (2016: 449) warnt vor der Vereinnahmung ‚neuer Wildnisse‘ in der Stadt durch Gentrifizierungsprozesse, indem er für die Unterschutzstellung von Brachflächen in Berlin diagnostiziert, dass diese „ihre ursprüngliche Konnotation mit städtischer Verwahrlosung abgestreift und […] zu positiven Landmarken geworden [sind], die auf die umgebenden Viertel ausstrahlen und sie damit zu potentiellen Trägern der Gentrifizierung werden lassen“. Aus sozial-ökologischer Perspektive gilt es daher zu fragen, welche Ausschlüsse durch Restriktionen und Regulierungen der Nutzung im Südgelände – auch und gerade unbeabsichtigt – (re-)produziert werden und inwiefern das Schutz- und Nutzungskonzept des Natur-Parks Prozesse der Gentrifizierung und Verdrängung in der direkten Umgebung, aber auch im Rahmen größerer neoliberaler städtischer Entwicklungsprozesse in Berlin, vorantreibt. Wenn ‚neue Wildnisse‘ als sozial-ökologische Räume im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Wirkung entfalten sollen, dürfen Regulierungen ‚wilder‘ Natur/en nicht Komplizinnen derjenigen Prozesse werden, die (neue) Verdrängungen und Marginalisierungen erzeugen und somit (sozial) ungerechte Verhältnisse stärken. Denn ‚neue Wildnisse‘ werden erst dort zu sozial-ökologischen Räumen, wo das (anscheinend) Unverfügte erfahren und „auf Restriktionen und Gängelungen verzichtet werden darf“ (Hofmeister 2010: 80).
Was können ‚neue Wildnisse‘ also leisten, wenn wir sie als sozial-ökologische und kulturelle Phänomene begreifen? Kann ‚Wildnis‘ in der Stadt zu nachhaltiger Entwicklung beitragen? Aus sozial-ökologischer Perspektive können ‚neue Wildnisse‘ dann als offene Räume aufgefasst werden, wenn ihre Entwicklungen nicht direkt gesteuert und ihre Nutzungen nicht bewusst, planvoll oder intentional gestaltet werden (ebd.: 80). Diese Offenheit „für alle Formen hybrider Ent- und Verwicklungen zwischen Natur und Gesellschaft“ (ebd.) ist im Südgelände jedoch nur eingeschränkt anzutreffen. Stattdessen finden wir – mehr oder weniger starke – Kontrolle über und Eingriffe in anthropogene Nutzungen von ‚Natur/en‘ sowie ‚natürliche‘ Prozesse vor: Während auf den konservierend geschützten Offenflächen ‚wilde‘ Naturentwicklung zurückgedrängt wird, kann diese auf den Gehölzflächen zwar stattfinden, die Nutzung des Natur-Parks durch die ‚Besucher*innen‘ und/oder Graffiti-Künstler*innen unterliegt dabei jedoch strengen räumlichen und zeitlichen Regulierungen und Restriktionen. Als Experimentierraum für eine nachhaltige Entwicklung – also eine, die offen ist für nicht gesteuerte soziale und kulturelle Prozesse – kann das Südgelände nur eingeschränkt gelesen werden. Obwohl ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Funktionen des Südgeländes in vielfältiger Ausprägung und zum Teil in integrativen Strukturen ausgebildet sind, finden offene Entwicklungen in den genannten Bereichen nur eingeschränkt, gesteuert und wenig aufeinander bezogen statt. Vielmehr steht der Natur-Park modellhaft für das Ergebnis einer gesellschaftspolitischen und normativen Aushandlung darüber, welche ‚Naturen‘ in der Stadt erhalten und gestaltet werden sollen bzw. können. Für die Entwicklung künftiger, vorsorgender und nachhaltiger gesellschaftlicher Naturverhältnisse dürfen solche Aushandlungsprozesse jedoch nicht zum Stillstand kommen. Zukünftig gilt es zu klären, inwiefern auch kleinräumigere und temporäre ‚neue Wildnisse‘, zum Beispiel städtische Brachflächen und Räume der Zwischennutzungen ohne Schutzstatus, jenseits eines konservierenden Naturschutzes als sozial-ökologisch offene Räume im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und gestaltet werden können.
Katharina Kapitza ist Nachhaltigkeitswissenschaftlerin mit den Forschungsschwerpunkten Geschlechterforschung, Neobiota, Naturschutz und Rechtsextremismus.
kapitza@leuphana.de
Sabine Hofmeister ist Umweltplanerin mit den Forschungsschwerpunkten Nachhaltige Raumentwicklung, Soziale Ökologie, Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit.
hofmeister@leuphana.de
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