Zur Konzeption kritischer Stadtforschung. Ansätze jenseits einer Eigenlogik der Städte

Jan Kemper, Anne Vogelpohl

Kritisch gemeinte Positionierungen sind in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung weit verbreitet. Dieser Eindruck lässt sich gewinnen, wenn deutschsprachige und internationale Publikationen zu urbanen Fragen in den Blick genommen werden: Ungleichheiten, Machtstrukturen, Differenzen, Exklusion – diese Phänomene und ihre Ursachen werden vielfach thematisiert und die Liste ließe sich ohne Mühe noch weiter ergänzen. Allerdings mangelt es an (Selbst‑)Verständigungen über konzeptionelle Grundlagen und forschungsstrategische Absichten einer „kritischen Stadtforschung“. Was kennzeichnet eine kritische Haltung in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung? Wie sieht eine kritisch angelegte Analyse des Städtischen aus? Den Bedarf an einer Verständigung über solche und ähnliche Fragen sehen wir geweckt, weil das Reden über Städte in den letzten Jahren eine erstaunliche Konjunktur erfahren hat. Das gilt für wissenschaftliche Kontexte ebenso wie für die parlamentarische und außer-parlamentarische Politik. Es ist eine neue Nachfrage von politischen Initiativen und Parteien, aber auch in wissenschaftlichen Arbeitszusammenhängen nach Erklärungsangeboten aus der Stadtforschung entstanden. Den Hintergrund für die Konjunktur des Redens über Städte und für das Interesse an Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Stadtforschung geben die intensivierte Städtekonkurrenz und ihre Folgen. In dem Maße wie die nationalstaatliche Regulation der Wirtschafts- und Sozialpolitik aufgeweicht wird, scheint die Notwendigkeit zuzunehmen, Wettbewerbsfähigkeit auf lokaler Ebene herzustellen (Brenner 2004). Das öffentliche wie wissenschaftliche Interesse an Stadtentwicklungsprozessen (z. B. die Diskussionen um die „creative class“ und deren „creative cities“) bildet diesen Trend ab.

Die Perspektiven der Stadtforschung auf die intensivierte Konkurrenz zwischen Städten allerdings differenzieren sich aus: In der internationalen Stadtforschung wird sie zumeist als Basis einer neoliberalen Transformation der Städte interpretiert, die häufig über Politiken der kreativen Stadt durchgesetzt wird (z. B. Häußermann et al. 2008: insb. 246ff, Scott 2008a, Peck 2005). Diese analytische Verknüpfung von Städtekonkurrenz, kreativer Stadt und Neoliberalisierung strebt an, die Durchsetzung unternehmerischer Stadtpolitiken mit ihren Folgen, den sozialen und räumlichen Prozessen der Polarisierung, gesellschaftstheoretisch zusammenzuführen. In Teilen der deutschsprachigen Stadtforschung dagegen ist auf die intensivierte Städtekonkurrenz und deren Folgewirkungen konzeptionell auf eine andere Weise reagiert worden: mit der postulierten Entdeckung einer „Eigenlogik der Städte“ (EdS) und dem programmatischen Vorschlag, statt einer Stadtsoziologie nun eine „Soziologie der Städte“ (Löw 2008a) zu betreiben. Zu einem Zeitpunkt, zu dem angesichts wachsender sozial-räumlicher Ungleichheiten die Preisgabe des Gebots der Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen problematisiert wird (z. B. Butterwegge 2011, Göschel 2004), wird in der Konzeptliteratur zu dieser Forschungsperspektive das Defizit der bisherigen Stadtforschung darin gesehen, „Städte in ihrer Differenz und in ihren lokalen Besonderheiten“ (Berking/Löw 2008a: 9) nicht genug beachtet zu haben. Und in dem Moment, in dem zunehmend die einst zentralstaatlich regulierten Aufgaben an den Lokalstaat überführt werden, setzt die EdS-Perspektive dazu an, die „Idee einer lokalspezifischen, eigensinnigen Wirklichkeit von Städten zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen“ (Berking/Löw 2008a: 7, Herv. gestr.) machen zu wollen.

Mit diesen Vorhaben wendet sich die EdS-Perspektive dem eigenen Selbstverständnis nach von einer „kritischen Stadtsoziologie“ (Häußermann/Siebel 1978: 494) ab, die den Themenkomplex „Stadt“ in engem Zusammenhang mit politisch-ökonomischen und allgemeinen soziokulturellen Trends diskutiert sehen möchte (z. B. Berking/Löw 2008a: 8). Diese Abgrenzungsbemühung findet ihr Echo auch in anderen dualistischen Konzeptionen der gegenwärtigen Stadtforschung. So wird in der Ankündigung zu einer Ad-hoc-Sitzung auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2012 ein Dualismus zwischen „kritischer“ und „eigenlogischer“ Stadtforschung festgestellt (vgl. DGS 2012). Und das Redaktionskollektiv von sub\urban, der „Zeitschrift für kritische Stadtforschung“, nennt in seinem Positionspapier zur Zeitschriftengründung die EdS-Perspektive gleich zu Beginn als ein Beispiel für „jene Stadtdiskurse, welche die deutschsprachigen Debatten derzeit prägen“ und „wogegen wir mit unserer Intervention einen Kontrapunkt setzen möchten“ (Redaktionskollektiv sub\urban 2012: 2).

Die Beobachtung von Abgrenzungsbemühungen gegen eine kritische Stadtforschung einerseits bei gleichzeitigem Verständigungsbedarf über die Konzeption einer kritischen Stadtforschung andererseits ist der Ausgangspunkt für die folgenden Ausführungen. Das sub\urban-Redaktionskollektiv macht den Einwand gegen die EdS-Perspektive an der beobachteten Parallelität zwischen dem eigenlogischen Forschungsprogramm und dem „Stadtmarketing“ geltend – also an der vermuteten Fähigkeit der EdS-Perspektive, über die Herausstellung einer angeblichen „kulturelle[n] Eigenart“ (Löw 2010: 606) einer Stadt die stadtpolitischen Behauptungsversuche in der (inter-)nationalen Städtekonkurrenz zu legitimieren bzw. konsensual abzustützen. Diese funktionale Einordnung der Verwendungsmöglichkeit von Forschungsergebnissen entlastet allerdings nicht von einer Einschätzung der konzeptionellen Herangehensweise an den Gegenstand Stadt. An dieser Stelle möchten wir nun ansetzen und fragen: Wie ist ein „kritischer“ Blick auf die Gegenwart der Städte zu werfen? Woraufhin sind in der Stadtforschung verwendete Konzepte oder Begriffe „kritisch“ zu hinterfragen? Wie ist eine „kritische“ Haltung gegenüber solchen Themen zu gewinnen, die in Teilen der jüngeren deutschsprachigen Stadtforschung im bewussten Gegensatz zu einer „kritischen“ Stadtforschung aufgeworfen worden sind? Über solche Fragen findet bisher wenig Verständigung statt. Die Nachfrage nach Situationsdiagnosen und Erklärungsangeboten der Stadtforschung im Allgemeinen sowie die von Teilen der deutschsprachigen Stadtforschung vollzogene Absetzbewegung gegen eine Tradition „kritischer“ Stadtforschung allerdings verlangen eine Auseinandersetzung mit ihnen.

Ausgehend von dieser Problemdiagnose ist es das Ziel des vorliegenden Beitrags, zur Konturierung einer kritisch orientierten Stadtforschungsperspektive beizutragen. Dafür skizzieren wir zunächst in Grundzügen die Forschungsperspektive der EdS. Wir verdeutlichen, dass die EdS-Forschung konzeptionelle Angebote formuliert, die vor allem aus einer Antwort auf die Frage „Was ist Stadt?“, aus der Betonung von Unterschieden zwischen Städten sowie aus Ausführungen über gefühlte und erlebte Räume bestehen (1). Anschließend konturieren wir Ausgangspunkte für eine kritische Stadtforschung. Um das Feld einer kritischen Stadtforschung abzustecken, greifen wir auf einen Klassiker zurück: An Friedrich Engels’ Untersuchung Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) stellen wir einige Schritte der Etablierung einer kritischen Haltung im Umgang mit städtischen Entwicklungen heraus (2). Schließlich bringen wir diese beiden Perspektiven wieder in Zusammenhang, um Alternativen für die Bearbeitung einiger Themen der EdS-Forschung sowie Ausgangspunkte für eine kritische Stadtforschung vorzuschlagen. Dafür verfolgen wir an drei wiederkehrenden Diskussionsfeldern sozialwissenschaftlicher Stadtforschung – an der Konstitution ihres Gegenstandes „Stadt“, an dem Verhältnis von Raum und Gesellschaft sowie an dem Stellenwert von Differenz und Besonderheit des Städtischen –, wie einerseits die EdS-Perspektive sich dieser Themen angenommen hat, andererseits eine kritische Haltung in der Analyse des Städtischen eingenommen werden kann (3).

1. Die Forschungsperspektive der „Eigenlogik der Städte“

Die für die „eigenlogische“ Forschungsperspektive konstitutive inhaltliche Botschaft lässt sich einem gleichnamigen Sammelband des Forschungsprojekts entnehmen (Berking/Löw 2008b). Laut Buchrücken soll „die individuelle Gestalt der Städte erschlossen und ins Verhältnis gesetzt werden“. Aufsatztitelteile wie „Wenn New York nicht Wanne-Eickel ist...“ (Berking/Löw 2005), „Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen“ (Berking 2008) oder „Jede Stadt ist ein Seelenzustand“ (Löw 2011) geben zudem nicht nur den konsequenzialistischen und phänomenologischen Ton vor, der die Konzeptliteratur der eigenlogischen Forschungsorientierung in weiten Teilen bestimmt. Sie funktionieren vor allem als Parolen, mit denen die zentrale Botschaft der Forschungsperspektive so ausgerufen wird, dass diese ohne weitere Erklärung auskommt und doch verstanden wird. Der EdS-Perspektive, klingt es in diesen Titelteilen an, geht es um Wesentliches: um eine erfahrbare Eigenart einer jeden Stadt sowie um damit gesetzte und tradierte Unterschiede zwischen Städten.

Die Aufmerksamkeit, die der EdS-Perspektive in Wissenschaft und Medien zugekommen ist, ist nicht allein auf die leichte Anknüpfbarkeit an alltägliche Gespräche über Städte zurückzuführen. Für eine sozialwissenschaftliche Stadtforschung mag an der „eigenlogisch“ orientierten Forschungsperspektive zum einen attraktiv sein, dass sie der Frage „Was ist Stadt?“ nicht ausweicht. Gerade in einer Hochkonjunktur der Stadtforschung werden Angebote an möglichen Antworten auf diese Frage vermutlich gerne angenommen. Die Thematisierung von Unterschieden zwischen Städten ist darüber hinaus gut anschlussfähig sowohl an Diskussionen der lokalen Politikforschung, in der ein Teil der Varianzen zwischen Stadtpolitiken nicht erklärt werden kann (vgl. Zimmermann 2008), als auch an kulturorientierte Stadtforschungen (vgl. Wietschorke 2012). Außerdem bietet die EdS-Perspektive wegen ihrer Ausführungen über gefühlte und erlebte Räumen eine Projektionsfläche für jene, die der Relevanz von Affekten, Gefühlen und Imaginationen für städtische Prozesse nachgehen wollen. Da wir in diesen Themen – (a) die Erörterung der Frage „Was ist Stadt?“, (b) die Betonung von Unterschieden zwischen Städten sowie (c) das Erleben einer Stadt – zentrale Aspekte in der EdS-Rezeption sehen, werden sie im Folgenden auch die Darstellung der EdS-Perspektive und die anschließenden Überlegungen zu Alternativen organisieren.[1]

(a) Forschung über Städte statt Stadtforschung. Die Gegenstandskonstitution der EdS-Perspektive verläuft theoretisch über die Behauptung einer individuellen, strukturellen Konfiguration einer jeden Stadt. Der Forschungsfokus wird auf eine „eigensinnige Strukturbildung moderner Städte“ (Berking/Löw 2008a: 9) gelegt, die weder durch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen erklärt noch als Aggregat der sozialen Raumproduktion einzelner Gruppen in der Stadt verstanden werden könne. Mit einem Stadtbegriff, der in „Stadt“ „zweifelsfrei eine genuin eigenständige Vergesellschaftungsform“ (Berking 2008: 17) sieht, wird stattdessen ein Forschungsprogramm begründet, nach dem jede Stadt für sich genommen das Handeln und Verhalten ihrer Bewohnerinnen und Bewohner prägt. Vergesellschaftung vollzieht sich somit im „eigenlogischen“ Ansatz weder durch beispielsweise das Handeln einzelner Akteure noch durch historisch spezifische Formationen der Arbeitsteilung oder medial vermittelte Moden, sondern durch die Stadt selbst (z. B. Löw 2008a: 104, 112).

Forschungsstrategisch soll mit dieser Stadtkonzeption ein neues Paradigma der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung möglich gemacht werden. Theoriepolitisch betrachtet werden mit der programmatischen Individualisierung von Städten zwei Gegner konstruiert: Die Ablehnung, „Stadt“ als das Resultat des Mit- und Gegeneinanderhandelns verschiedener sozialer Gruppen zu konzipieren, geht mit der Abgrenzung gegen eine eher mikrosoziologisch ausgerichtete Stadtsoziologie einher, die über die ganze Bandbreite an sozialwissenschaftlichen Themenstellungen in Städten forscht (in der EdS-Konzeptliteratur „Konkretionslogik“ genannt). Die Betonung der Eigensinnigkeit jeder Stadt wiederum wird gegen eine eher makrosoziologisch ausgerichtete Stadtsoziologie angeführt, die in einer gesellschaftstheoretisch begründeten Rückführung beobachteter Phänomene auf gesamtgesellschaftliche Strukturen die angenommenen Besonderheiten der Städte vernachlässige (in der EdS-Konzeptliteratur „Subsumtionslogik“ genannt). Eine „Eigenlogik“ der Städte anzunehmen, wird demgegenüber als der angemessene Mittelweg zur Analyse von Städten präsentiert (z. B. Berking 2008: 18).

(b) Städte als erlebte Einheiten. Den „eigenlogisch“ konzipierten Städten werden stabile strukturelle Eigenschaften zugeschrieben. Diese seien – das soll ein Hauptmerkmal der Städte sein – „präreflexiv“ gegeben, aber im Alltag unmittelbar präsent und erfahrbar, weil in das Handeln und in die Körper der Stadtbewohnerinnen und -bewohner eingeschrieben (Löw 2008b: 42f). Die angenommene „Eigenlogik“ wird auf diese Weise als allgegenwärtig in einer Stadt eingeführt und als „großstädtische Doxa“ (Berking 2008: 24) behandelt.[2] Helmuth Berking und Martina Löw (2005: 10) qualifizieren die Stadt deswegen auch als „privilegierte[n] Erfahrungsraum“. Die Kategorien des Erlebens und Erfahrens spielen also eine große Rolle für das Verständnis der EdS. Die eigenlogisch funktionierenden Städte sind als „erlebte Einheit“ zu begreifen, in die die materielle, soziale, politische oder affektive Heterogenität des städtischen Lebens aufgegangen ist (Gehring 2008: 158, Löw 2008a: 70, Berking/Löw 2005: 12).

(c) Unterschiede zwischen Städten. Ein weiteres Hauptmerkmal eigenlogisch konzipierter Städte ist, dass ihre Strukturen in der ganzen Stadt einheitlich seien, sich jedoch von denen anderer Städte unterschieden. Städte würden, so Löw (2008a: 71), „als eigen und als anders erfahren“. Die Einheit, die Städte in „eigenlogischer“ Hinsicht darstellen sollen, wird als Ergebnis von „lokalspezifischen Modi der Besonderung“ bzw. eines für jede Stadt „typische[n] Modus der Verdichtung“ (Berking 2008: 23; eigene Herv.) präsentiert. Gesamtstädte stellen in der EdS-Perspektive also einen homogenen Erfahrungsraum dar, der in den einzelnen Städten quer zu sozialen Merkmalen wie Alter, Bildung, Klasse, Geschlecht etc. (die in anderen Forschungen oftmals zur Untersuchung von sozialer Ungleichheit bzw. Differenz herangezogen werden) einheitlich wahrgenommen wird, aber gegenüber anderen Städten abzugrenzen ist.[3] So wird zum einen eine Homogenisierung der Sozialverhältnisse der Städte „nach innen“, zum anderen ihre Isolierung „nach außen“ vorgenommen (vgl. Kemper/Vogelpohl 2011b: 22ff).[4]

Das Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftstheoretischer Anleitung der Forschung und detaillierter Aufmerksamkeit für die soziale Wirklichkeit wird in der EdS-Perspektive noch mit einer Positionierung zwischen mikro- und makrogesellschaftlichen Ansätzen gelöst. Gleichzeitig von Vielfalt in einer Stadt und eindeutigen Unterschieden zwischen Städten zu reden, ist aber eine analytisch kaum überwindbare Hürde. Hier würde sich ein Mittelweg nur dann auftun, wenn alle heterogenen Einzelheiten einer Stadt auch jeweils stadtspezifisch wären. Analytisch wird diese Hürde in der EdS-Perspektive offenbar so überwunden, dass Vielfalt vereinheitlicht wird, indem Städte (und ihre Heterogenität) zugleich den erklärenden Phänomenbereich und dessen erklärendes Prinzip sein sollen. Wollte man also erklären, weshalb Cuxhaven grundsätzlich anders sei als andere Städte, wäre die Erklärung, dass es die Cuxhavener Vergesellschaftung sei, die die Cuxhavener Bevölkerung präge: Es ist Cuxhaven, weil es Cuxhaven ist.[5]

2. Friedrich Engels: Der Bruch mit dem frühviktorianischen Slum-Diskurs

Eine zentrale Forschungshypothese der EdS-Perspektive ist, dass jegliche Praxis in Städten von der Prägung durch die eine städtische Struktur durchzogen ist und deshalb auch „quer zu den Milieus die Taxifahrer, Hochschullehrer, Tänzer und Priester etc. einer Stadt gemeinsame Praxisformen ausprägen“ (Löw 2008a: 82). So wird eine einheitliche Stadtgesellschaft konstruiert. Die alltäglichen Verflechtungen der Stadtbewohnerinnen und ‑bewohner untereinander werden als durch die „kulturelle Disposition“ (Löw 2008a: 63) einer Stadt bestimmt vorgestellt – also von einem Korsett an gemeinsam geteilten Sitten und Gebräuchen bzw. überindividuellen Gefühls- und Geisteshaltungen sowie von „doxisch“ gewordenen Interpretationsmustern getragen konzipiert.

Der junge Friedrich Engels dagegen, daran hat jüngst noch einmal Walter Siebel (2012: 462) erinnert, machte in seiner Untersuchung über Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845, im Folgenden: Lage) eine ganz andere Beobachtung. Er bemerkte: „Die Bourgeoisie hat mit allen andern Nationen der Erde mehr Verwandtes als mit den Arbeitern, die dicht neben ihr wohnen.“ Letztere „sprechen andre Dialekte, haben andre Ideen und Vorstellungen, andre Sitten und Sittenprinzipien, andere Religion und Politik als die Bourgeoisie“; sie sind „allmählich ein ganz andres Volk geworden“ (Engels 1970: 351). Engels stellt also fest, es in den von ihm besuchten Städten offensichtlich mit unterschiedlichen sozialen Gruppen zu tun zu haben. Diese Gruppen unterscheiden sich nicht nur in Hinblick auf ihre soziale Lage und ihre räumliche Positionierung in den Städten, sondern auch in Hinblick auf ihre Praxis- und Identitätsformen. Eine Stadtgesellschaft ist demnach gar nicht als eine positive, erfahrbare Einheit zu haben. Engels’ Entdeckung ließe sich abtun, indem sie als eine für vergangene Sozialverhältnisse gültige, aber für heutige Städte nicht mehr angemessene Situationsdeutung begriffen würde. So zu argumentieren aber bedeutet nicht nur, die anhaltende Relevanz sozialer Ungleichheit für die Organisation der Sozial- und Raumverhältnisse der Städte zu negieren sowie daran anhängige Prozesse der Identitätsbildung zu übersehen. Es bedeutet auch, die konzeptionelle Leistung der Abhandlung von Engels für eine auf „Stadt“ und „Städtisches“ konzentrierte Forschung zurückzuweisen. Seine Abhandlung geht über eine reine Situationsbeschreibung weit hinaus.

Ein Klassikerstatus in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung kommt Engels’ Untersuchung nicht zu, weil dort erstmals eine neue soziale Realität angesprochen worden wäre, nämlich das soziale Elend der in den „schlechten Vierteln“ (Engels 1970: 259) der wachsenden Industriestädte zusammengedrängten armen, arbeitenden und besitzlosen Bevölkerungsteile. Schon im frühen 19. Jahrhundert hatte die damals neue, später dann als „soziale Frage“ thematisierte Wirklichkeit einem beunruhigten Bürgertum „Anlass zur Sorge und damit zur Forschung“ (Lindner 2004: 13) gegeben. Konfrontiert mit dem Pauperismus und gruppiert um die Angst vor der Cholera wurde die Erforschung der unbekannten, aber bedrohlich anmutenden Situation in den Wohnbezirken der unteren Klassen initiiert. Sie war der praktische Impuls für eine rege Forschungstätigkeit, die auf Überwachung und moralische Besserung der unteren Klassen zielte. Rückblickend kann diese Zeit als der Beginn einer sozialwissenschaftlichen Stadtforschung dargestellt werden, die mit den Techniken des Surveys, der Sozialstatistik und der Kartierung zu arbeiten beginnt (Lindner 2004: 27ff). Der Bericht von Engels, so legt es jedenfalls Rolf Lindner (2004: 31f) nahe, bewegt sich thematisch, methodisch und forschungspraktisch auf diesem Terrain. Wenn seinen Bericht überhaupt etwas vom „Slum-Diskurs der frühen viktorianischen Periode“ (Lindner 2004: 27) bzw. dem bürgerlichen Verlangen nach einem positiven Wissen über die physische, soziale und moralische Lage der arbeitenden Armen unterscheide, dann dessen spezifische Parteinahme für „seine englischen Arbeiter“ (Lindner 2004: 30).

Tatsächlich stößt sich Engels an dem von ihm beobachteten Elend, und zwar in einer anderen Art und Weise, als es die von ihm verarbeiteten Enqueten und Traktate tun. Letztere stören sich in Sorge um die bestehenden Sozialverhältnisse an den werktätigen Armen, ihren Krankheiten, Lastern und Ausschweifungen. Sie führen das Elend auf das Handeln und Verhalten der Elendigen zurück. Ihnen ist deshalb für eine Verteidigung der bestehenden sozialen Ordnung vor allem an einer moralischen Besserung der unteren Klassen gelegen (vgl. Lindner 2004). Engels dagegen entsetzt sich über einen gesellschaftlichen Zustand, der massenhaftes Elend hervorruft und Devianz begünstigt, wenn nicht gar erzwingt (vgl. May 2008). Seine Analyse fällt deshalb als eine Anklage nicht der arbeitenden Armen, sondern der Umstände und Bedingungen aus, denen sie unterworfen sind.

Doch ebenso wenig wie in der Auseinandersetzung mit dem sozialen Elend wird es genügen, in der Parteilichkeit von Engels’ Untersuchung die „klassisch“ zu nennende Leistung für eine sozialwissenschaftliche Stadtforschung ausmachen zu können. Klassikerstatus ist der Analyse vielmehr für die von ihr transportierte Kritik zuzusprechen. Sie erscheint als Parteinahme, erschöpft sich aber nicht darin. Die Parteilichkeit kann vielmehr erst selbst aus der eigentlich herausragenden Leistung der Lage erwachsen, nämlich: auf eine spezifische Art und Weise zugunsten einer neuen, veränderten Problemstellung mit dem tradierten „Slum-Diskurs“ der frühviktorianischen Proto-Stadtforschung zu brechen. [6]

Den Bruch organisiert Engels in der Lage in drei programmatischen Schritten. Erstens begnügt er sich weder mit einer beschreibenden, den Ist-Zustand dokumentierenden Darstellung der Slums, noch skandalisiert er konsequenzialistisch die vermeintlichen Folgen der proletarischen Misere für das Sozial- und Sittengefüge der Gesellschaft. Stattdessen lässt er eine Analyse der gesellschaftlichen Voraussetzungen der Misere in seine Untersuchung einfließen: Er zeigt auf, woher das Elend in den britischen Städten kommt. Historisch betrachtet, so Engels einführend, ist es das Resultat der ineinandergreifenden Prozesse der Proletarisierung, der Industrialisierung und der Verstädterung. Strukturell betrachtet drücken die „proletarischen Zustände“ (Engels 1970: 232) eine Klassenspaltung der Gesellschaft aus: Entlang der Verfügung bzw. Nicht-Verfügung über „Lebensmittel im weitesten Sinne des Wortes“ (Engels 1970: 307) wird nach Engels eine Vergesellschaftungskonstellation erzeugt, die durch eine Ausbeutungsbeziehung zwischen den Klassen sowie durch Konkurrenzbeziehungen zwischen den Einzelnen innerhalb einer Klasse geprägt ist (Engels 1970: 306ff).

Mit seiner Schilderung der physischen, sozialen, räumlichen und sittlich-moralischen Lage der arbeitenden Klasse, die zugleich deren sozialgeschichtliche und sozialstrukturelle Voraussetzungen ins Bewusstsein hebt, gelingt Engels die weitgehende Entpathologisierung und Dekulturalisierung der proletarischen Misere (vgl. May 2008). Das Handeln und Verhalten der städtischen Unterklassen sowie die ihnen zugeordneten Moralvorstellungen und Rationalitätsstrukturen lassen sich nun mit Bezugnahme auf ihre Handlungssituation verändert auffassen. Sie müssen nicht länger als die Elemente einer nicht weiter hintergehbaren kulturellen Eigenart interpretiert bzw. unter Charakter und Tradition subsumiert werden. Stattdessen, so betont Michael May (2008: 30), werden in der Lage Lebensweisen als Reaktion auf gesellschaftliche Lebensverhältnisse verständlich gemacht. [7]

Zweitens erfahren die in der Lage geschilderten Lebensverhältnisse eine Dynamisierung. Sie werden nicht nur in ihrer geschichtlichen Gewordenheit präsentiert, sondern auch in ihrer Konflikt- und Krisenhaftigkeit erfasst. Engels beschreibt die an den Städten beobachteten Sozialverhältnisse weder in zeitlicher Hinsicht als statisch noch in systemischer Hinsicht als stabil. Determiniert wirkt zwar die soziale Lage der städtischen Unterklassen, ihre sozial-räumliche Absonderung, ihr Verhalten und Handeln. Ungewiss aber erscheint die Reproduktion des bestehenden gesellschaftlichen Gefüges selbst. Die Situation in den britischen Städten – „der soziale Krieg, der Krieg Aller gegen Alle“ (Engels 1970: 257) im Allgemeinen, die proletarische Misere im Besonderen – sorge dafür, dass man „sich über nichts wundert als darüber, daß das ganze tolle Treiben überhaupt noch zusammenhält“ (Engels 1970: 257). Denn eine Vergesellschaftung, die entlang einer Klassenstruktur organisiert ist und über Ausbeutungs- und Konkurrenzbeziehungen operiert, wird sich nur als ein Prozess vollziehen können, dem ökonomische Krisen (die permanent evozierte „Stockung“ in der „Produktion und Verteilung der Lebensmittel“, Engels 1970: 312) und politische Konflikte (die Auseinandersetzung zwischen den Klassen) den Takt vorgeben und der deshalb in Hinblick auf seine Verstetigung notwendig prekär bleiben muss.

Drittens wird mit dem Hinweis auf die Konflikt- und Krisenhaftigkeit, die den Sozialverhältnissen immanent sei, zugleich deren Veränderungsmöglichkeit angedacht. Engels schließt seine Untersuchung mit einer Diagnose ab, die ebenso Hoffnung ist: Wenn es so ist, dass die gegebenen Sozialverhältnisse prinzipiell instabil sind und die gesellschaftliche Dynamik durch Krisen und Konflikte bestimmt wird, werden auch Kräfte zu einer Überwindung dieser Verhältnisse von ihnen selbst hervorgebracht werden. Anders als der frühviktorianische „Slum-Diskurs“ ist Engels deshalb nicht auf ein Plädoyer für die Stillstellung des sozialen Geschehens mit den Mitteln der sozialen Kontrolle angewiesen, sondern kann sich mit den Mitteln der feuilletonistischen Polemik, der politischen Agitation und der soziologischen Aufklärung für eine Transformation des sozialen Geschehens einsetzen.

3. Kontroversen der Stadtforschung

Der Durchgang durch den von Engels in der Lage vollzogenen Bruch mit dem frühviktorianischen „Slum-Diskurs“ ist hier nicht gemacht worden, um unmittelbar an dessen zeitdiagnostische Beobachtungen oder politische Hoffnungen anzuknüpfen. Noch erwächst daraus zwangsläufig die Forderung nach dem Primat eines politisch-ökonomischen Paradigmas in der Stadtforschung. Allerdings sollte deutlich werden, dass Engels’ Gebrauch von dem, was in Folge von ihm und anderen als marxistische Gesellschaftstheorie ausgearbeitet worden ist, ihm eine kritische Haltung in der Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse in Städten und gegenüber der etablierten Art und Weise ihrer Untersuchung einzunehmen erlaubte: Zum einen wird so möglich, sozialgeschichtliche und sozialstrukturelle Voraussetzungen für das aktuelle Sozialgeschehen in den Städten zu berücksichtigen. Zum anderen wird so der Blick für eine krisen- und konfliktvermittelte Dynamik der gesellschaftlichen Verhältnisse geschärft. Damit ist drittens eröffnet, gesellschaftliche Verhältnisse in den Städten nicht als unumstößlich gegeben, sondern sowohl als sich verändernd als auch als veränderbar zu begreifen.

Sollen diese Momente in eine Analyse des Städtischen einfließen, aber auf eine politisch-ökonomische Tradition verzichtet werden, ginge es darum, auf konzeptionellem Gebiet zu einem funktionalen Äquivalent zu kommen. Wird allerdings auf einen politisch-ökonomischen Deutungsrahmen verzichtet und fehlt es an entsprechenden Theorieäquivalenten, tendiert eine sozialwissenschaftliche Stadtforschung dazu, sich selektiv auf augenfällige Trends im städtischen Sozialgeschehen und deren Verräumlichungen zu konzentrieren sowie einseitig die Stabilität des Beobachteten hervorzuheben. Das möchten wir im Folgenden an drei Themen der Stadtforschung und in Auseinandersetzung mit der EdS-Perspektive demonstrieren: an (a) der Auseinandersetzung um den Stadtbegriff, an (b) der Konzeption des Verhältnisses von Raum und Gesellschaft und an (c) der Frage nach einer Erlebbarkeit des Städtischen und daraus abgeleiteten Schlüssen über Differenz und Eigenart.

Der Stellenwert des Stadtbegriffs in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung

Forschungsziel der eigenlogischen Überlegungen ist es, die „Eigenlogik der Städte als spezifische Entwicklung einer Stadt und daraus resultierende kreative Kräfte der stadtspezifischen Strukturierung von Praxis“ (Löw 2008b: 49) aufzuschlüsseln. Mit diesem Forschungsinteresse schließt die EdS-Perspektive u.a. an die „‚accomplishment of place‘ literature“ (Kaufman/Kaliner 2011: 121) der englischsprachigen Urban Studies an. Hält man sich an den programmatischen (und vielzitierten) Aufsatz History Repeats Itself, But How? City Character, Urban Tradition, and the Accomplishment of Place (Molotch et al. 2000), gibt auch dort die Idee von erfahrbaren und durch Handeln und Verhalten reproduzierten „place differences“ (Molotch et al. 2000: 791) zugleich die Ausgangsüberlegung und den Gegenstand der Untersuchung. Auch dort wird methodisch der Städtevergleich präferiert. Auch dort soll schließlich die analytische Leistung darin bestehen, die zwar wahrnehmbaren, aber zunächst diffus bleibenden Unterschiedlichkeiten im Erleben von Orten näher zu bestimmen und erklären zu können, „how places achieve coherence and how that coherence repoduces itself“ (Molotch et al. 2000: 792). In synchroner Perspektive (also in Hinblick auf die gedachte Verknüpfung einzelner Elemente zu einem Beziehungsgefüge) wird dafür zunächst ein je spezifischer „city character“ der untersuchten Städte in den Blick genommen. In diachroner Perspektive (also in Hinblick auf die angenommene Formation und Reproduktion dieses Gefüges in Zeit und Raum) wird zur Aufgabe gestellt, die angenommene, je spezifische urban tradition der untersuchten Städte zu rekonstruieren.

Als gesellschaftstheoretischer Zugang zu den zentralen sozialtheoretischen Fragen „How do unlike elements conjoin?“ und „How does continuity happen?“ (Molotch et al. 2000: 792) wird in der Untersuchung auf die Begriffshaushalte der actor-network theory und der Strukturationstheorie verwiesen. Tatsächlich aber liest sich die Analyse eher wie ein Versuch, Regionalgeschichte als eine Geschichte von Pfadabhängigkeiten zu rekonstruieren. Diese ergeben sich auch und vor allem aus der Konkurrenz zwischen sozialen Gruppen um die Durchsetzung ihrer ökonomischen und politischen Zwecke im Umgang mit allgemein-gesellschaftlichen, als „outside forces“ (Molotch et al. 2000: 794) beobachteten Bedingungen (hier: mit dem Ölgeschäft und dem staatlichen Autobahnbau). Dass die Pfadabhängigkeiten, die im Alltagsbewusstsein als „Charakter“ und „Tradition“ von Orten erscheinen, an Städten untersucht werden, folgt dabei insgesamt wohl eher forschungspragmatischen denn konzeptionellen Überlegungen und lässt sich ebenso gut für andere Räume nachvollziehen (dazu Kaufman/Kaliner 2011).

Die Konzeptliteratur der EdS-Perspektive geht andere Wege. Sie stellt keinen explizit gesellschaftstheoretisch gewählten Zugang zu ihrem Forschungsfeld heraus. Sie geht zwar auch (u.a. mit Rekurs auf Molotch et al. 2000, vgl. Löw 2008: 17) von place differences (bzw. differences between cities) aus, steht einer Rekonstruktion von Pfadabhängigkeiten und daran gebundenen Akteurskonstellationen zur Erklärung dieser Unterschiedlichkeiten allerdings skeptisch gegenüber (vgl. Löw 2008: 94f). Stattdessen erneuert sie das Selbstverständnis der traditionellen sozialwissenschaftlichen Stadtforschung, mit „Stadt“ und „Städtischem“ über einen Gegenstandsbereich zu verfügen, der eigenständig, von allgemein-gesellschaftlichen Bezügen entkoppelt und selbst erklärungsmächtig für das Sozialgeschehen der Städte sein soll. Statt „every society […] produces space, its own space“ (Lefebvre 1991: 31) heißt es dort nicht nur in beschreibender, sondern auch in erklärender Absicht: „every city has a life of its own“ (Berking 2008: 29). Von der EdS-Perspektive wird deshalb ein starker Stadtbegriff verwendet. Ähnlich wie einst in der von Louis Wirth (1938) ausformulierten Stadttheorie der späten Chicago School der Stadtsoziologie wird einem Gegenstandsverständnis von „Stadt“ gefolgt, das über die weitgehend unbestimmt bleibenden und von sozialgeschichtlichen wie sozialstrukturellen Bezügen losgelösten Merkmale der Größe, Dichte und der Heterogenität verläuft (z. B. Berking/Löw 2008a: 9; zur Anlehnung der EdS-Perspektive an den Stadtbegriff von Wirth vgl. auch Siebel 2013).

Zugleich radikalisiert das eigenlogische Forschungsprogramm diese Ausgangsposition um eine kultur-räumliche Provinzialisierung des Stadtbegriffs. Der EdS-Perspektive ist es anders als der Chicago School nicht länger nur an der Funktionsweise der Stadt und an den Auswirkungen eines „urbanism as a way of life“ (Wirth 1938) auf die Lebensvollzüge der Einzelnen gelegen. Stattdessen behauptet sie die je spezifische Funktionsweise einer jeden Stadt und möchte die „Auswirkungen der jeweiligen Stadt auf Wahrnehmen, Denken, und Handeln ihrer Bewohner“ (Löw 2008a: 68) untersuchen. Städte und ihre Problemlagen erscheinen so nicht von den Charakteristika und Regelmäßigkeiten einer je gegebenen Gesellschaftsformation oder -epoche und deren Konstitutions-, Konflikt- und Krisenmomenten her erklärt. Sondern umgekehrt wird von den angenommenen, überzeitlich gegebenen und omnipräsenten Eigenschaften einer Siedlungs- und Sozialform Stadt sowie von nicht weiter hinterfragbar erscheinenden, unterschiedlichen kulturellen Eigenarten der Städte auf die Charakteristika und Regelmäßigkeiten des menschlichen Zusammenlebens in den Städten geschlossen. So erscheint eine „individuelle Gestalt“ von Städten wie naturwüchsig gegeben und als deren beständiger und zukunftsbestimmender Charakterzug, die „Eigenlogik der Städte“ als Schicksal. Die tatsächliche Ausbildung von lokal gebundenen normativen Ansprüchen, Wertvorstellungen und „Gefühlsstrukturen“ im Zusammenhang mit ökonomischen Strukturmustern, sozialen Bewegungen und politisch-ideologischen Konflikten bleibt unthematisiert. Die angenommene „Eigenlogik der Städte“ wirkt somit unverbrüchlich und unveränderbar.[8]

Unter dem Eindruck der politischen („1968“) und der ökonomischen („1973“) Krise dagegen hatte sich in den 1960er und 1970er Jahren eine Skepsis gegenüber statisch und stabil ausfallenden Stadtverständnissen entfaltet. In Folge verzichtete die sozialwissenschaftliche Stadtforschung zunehmend auf eine Theorie der Stadt, der vermeintlich gesellschaftsunabhängige bzw. ‑neutrale Attribute von „Stadt“ zugrunde liegen, die aber dennoch zur Erklärung des „städtischen“ Sozialgeschehens taugen soll. Stattdessen wurde zum einen begonnen, Stadt eher als Repräsentationsraum bzw. als „Katalysator, Filter oder Kompressor gesellschaftlicher Entwicklungen“ (Häußermann/Siebel 2004: 100) auszudeuten, um am Themenkomplex Stadt Antworten auf konflikt- und krisenzentrierte, gesellschaftstheoretisch begründete Fragestellungen geben zu können. Zum anderen wurde dazu übergegangen, einen historisch ausgeprägten Stadtbegriff zu gebrauchen, der die jeweilige gesellschaftliche Rolle und Bedeutung von „Stadt“ verfolgt: „Eine Stadt ist, was eine historische (spezifische) Gesellschaft sie zu sein bestimmt […]. Ein historischer Stadtbegriff muß der jeweiligen gesellschaftlichen Bedeutung der Stadt gerecht werden können.“ (Krämer-Badoni 1991: 27)

Mit diesen zwei Bewegungen verändert sich nicht nur das Wissen über Städte; es verändert sich auch das Wissen über den Stellenwert der Frage „Was ist Stadt?“. Statt ihr mit fest fixierten, positiven Merkmalen von der Stadt und dem Städtischen beikommen zu müssen und ihre Beantwortung als Grundlage für Stadtforschung vorauszusetzen, kann verfolgt werden, wie und warum als „Stadt“ bezeichnete Raum- und Sozialverhältnisse im gesellschaftlichen Prozess hergestellt werden und welche gesellschaftliche Problematiken sich in den Stadtkonzeptionen der Sozialwissenschaften widerspiegeln (vgl. Krämer-Badoni 1991).[9]

Eigenlogik als neues Etikett für Landschaft? Zum Verhältnis von Raum und Gesellschaft

Die Besonderheit von Orten und Räumen als „individuelle Ganzheiten“ (Eisel 2005: 16) zu erkennen und zu beschreiben, ist bereits mit verschiedenen Konzepten versucht worden. „Landschaft“ ist eines davon. Das Konzept „Landschaft“ stand bis in die 1960er Jahre hinein im Zentrum des idiographischen Paradigmas der Geographie, nach dem die Individualität einzelner Raumausschnitte beschrieben werden sollten. Gesellschaftliche Voraussetzungen für die Entstehung und den Wandel der untersuchten Räume wurden kaum expliziert. Es wurde über Raum statt über Gesellschaft geredet, nicht über ihre gegenseitige Konstitution.

Die EdS-Perspektive weist Parallelen zur Landschaftsforschung auf (s. auch Michel 2009). Wie die Suche nach Differenzen zwischen Städten sowie die Beschreibung der „Stadt als Ganzes“ (Berking 2008: 22) und folglich die Suche nach der „Einheitsherstellung heterogener Orte als Stadt“ (Berking/Löw 2005: 12) auf die dichte Beschreibung von Eigenarten einzelner Städte zuläuft, geht es der Landschaftsforschung um Eigenarten von Räumen; wie die EdS-Forschung ging die Landschaftsforschung der Geographie über die reine Inventarisierung der Spezifika eines bestimmten Raumausschnittes hinaus, die als Ergebnis eines spezifischen Mensch-Natur-Anpassungsverhältnisses konzipiert wurden: Sie beinhaltete auch eine Beschreibung der ästhetisch erfahrbaren, schönen und harmonischen Landschaft – also der stimmigen Einheit von „Land und Leuten“. Landschaften wurden als „beseelt, charakter- und ausdrucksvoll“ (Hard 2001: 6) begriffen. Ähnlich wird die „Eigenlogik der Städte“ mit einem „Seelenzustand“ (Löw 2011) oder mit dem „Charakter einer Stadt“ (Löw/Noller 2010: 257) in Beziehung gesetzt.

Ulrich Eisel (2005: 16) verweist darauf, dass auch heute noch als Gegenreaktion auf eine fortschreitende, rationalisierende Modernisierung „die Idee der Landschaft mit neuen Etiketten an jeder Ecke wieder erfunden“ wird; und „Eigenlogik“ mag eine dieser Etiketten sein. In der Geographie ist das landschaftliche Denken jedoch in den letzten Dekaden aus mehreren Gründen verworfen worden: Erstens fiel jegliches generalisierende Theoretisieren schwer, da das landschaftliche Erleben als subjektives begriffen wurde. Entweder konnten daher keine generalisierten Aussagen gemacht werden oder die gemachten Verallgemeinerungen verschleierten die subjektive Perspektive und damit in der Regel auch die ihnen zugrundeliegenden Machtverhältnisse (Werlen 1995: 167). Werden heterogene, subjektive Wahrnehmungen dagegen zu einer Landschaft (oder eben zu einer „Eigenlogik der Städte“) zusammengeführt, fungieren diese Einheitskonstruktionen[10] als Mythen, die gesellschaftliche Ungleichheiten verklären und zugleich spezifische Herrschaftsverhältnisse stabilisieren. Diese Kritik spitzt Gerhard Hard im Anschluss an Benjamin Davy folgendermaßen zu: „Raum-Mythen verführen zu einwandimmunen Glaubensgewissheiten […] sie verbinden ihre Gläubigen zu Glaubensgemeinschaften, welche dann den Immuneffekt noch steigern. Im gleichen Zug trennten Raum-Mythen das Eigene und die Eigenen von dem Anderen und den Anderen ab […].“ (2001: 3) Folglich transportiert die Vorstellung einer harmonischen Einheit zweitens eine Unterscheidung in die einen, passenden (richtigen) und die anderen, unpassenden (falschen) Elemente. Gesellschaftliche Prozesse der Exklusion können eventuell noch thematisiert, aber nicht kritisiert werden. Exklusion wird zur Folge mangelnden Anpassungsvermögens verklärt. Ein- und Ausschlüsse werden so zu typischen Charaktermerkmalen des Raumes naturalisiert. Benno Werlen (1995: 165) formuliert es so: „Das was sein soll, wird nicht als diskursiv legitimierbare Forderung formuliert, sondern als ‚Wesen der Sache‘ hingestellt.“ Übertragen auf die Konstruktion einer „Eigenlogik der Städte“ ließe sich sagen: Es sind weder diskursive Möglichkeitsfelder noch machtdurchdrungene soziale Auseinandersetzungen, die städtischen Prozessen zugrunde liegen, sondern eine „Seele“ der Stadt selbst.

Drittens wird das erhabene Gefühl des Erlebens der „schönen Landschaft“ mit der Präsenz von etwas Großem, Ursprünglichem, möglicherweise sogar Heiligem verbunden (Eisel 2009, Hard 2001). Das, was in der Landschaftsforschung als „konkrete Natur“ dargestellt wird, ist laut Eisel das eigentlich abstrakt Abgeleitete aus dem Metaphysischen.[11] Statt den Raum als sozial produziert konzipieren zu können, wird er so als Ergebnis metaphysischer Kräfte aufgefasst, die selbst keiner weiteren Erklärung bedürfen und nicht gesellschaftlich veränderbar sind. Viertens hatten diese Momente der Landschaftskonzeption eine konservative Haltung zur Folge, mit der die Bewahrung des Status quo – der individuellen Ganzheiten als „Spiegel gelungenen Lebens“ (Eisel 2005: 16) – gegenüber dem Fortschritt befürwortet wird. Weder die Erläuterung des ausschlaggebenden sozialen Produktionsprozesses des Raumes noch das Ausloten möglicher Alternativen konnten Ziele der Landschaftsforschung sein (zum protokollierenden Charakter der EdS-Perspektive wiederum s. Özkan 2011). Fünftens ist die Idee einer räumlich konstituierten harmonischen Einheit vor dem Hintergrund zunehmender Individualisierung, höherer räumlicher Mobilität, neuer Kommunikationsmedien und entzauberter Natur endgültig unplausibel geworden (Werlen 1995). Der Landschaftsforschung wurden aus diesen Gründen zunehmend zwei entscheidende Aspekte raumbezogener Forschung abgesprochen: sie galt als grundlegend unwissenschaftlich und als gesellschaftlich irrelevant (Sedlacek 1979).

Im Umkehrschluss impliziert die Kritik an der Landschaftsforschung, in der „Landschaft“ mehr als eine Metapher für eine lokale, sichtbare räumliche Anordnung ist, Forderungen nach anderen Analysemodi lokaler Räume. Auf einer übergeordneten Ebene wird die gesellschaftliche Erklärung der Herstellung und Veränderung räumlicher Verhältnisse eingefordert. Das bedeutet zum einen, Räume nicht nur zu beschreiben und möglicherweise zu inventarisieren, sondern ihre spezifische Ausformung herzuleiten und somit den gesellschaftlichen Kontext zu berücksichtigen. Zum anderen heißt es, Prozesse der Ausformung durch soziale Bedingungen zu erklären, nicht etwa durch Natur oder gar etwas Heiliges.

Die Suche nach Konzepten zur Analyse der komplexen Produktionsmechanismen lokaler Räume hat u. a. zum scale-Konzept geleitet. Mit ihm können Städte und andere lokale Räume als eine Ebene in einem weiten Netz von sich gegenseitig durchdringenden Maßstabsebenen verstanden werden. Anders als die EdS-Forschung, die sich vor allem auf lokale Erzählungen konzentriert und sonstige Städte jeweils nur als das Andere begreift (s. Löw 2008b: 43), zielt die Konzeption des Lokalen als eine spezifische scale – befreit vom Mythos der Einzigartigkeit – nicht auf Abgrenzung, sondern auf den wirkungsmächtigen Bezug zu anderen scales. Eine scale-sensible Analyse und die Annahme von überlokalen Kräften sind somit nicht als Gleichmacherei zu verstehen (so wie es in der EdS-Konzeptliteratur stellenweise suggeriert wird, wenn eine Subsumtionslogik der Stadtforschung deklariert wird, vgl. Berking/Löw 2005, 2008a). Stattdessen ermöglicht die Aufmerksamkeit für skalare Abhängigkeiten erst, die dauerhafte Praxis räumlicher Zuordnungen zu erforschen. Die scale-Literatur hat in diesem Zug theoretisch und empirisch gezeigt, dass die Zuordnungen dauerhaft umkämpft sind und somit ständig hinterfragt, verteidigt oder überformt werden (z. B. Bernt/Görg 2008, Marston 2000, Swyngedouw 1997) – aber auch, dass unterschiedliche Orte sich gegenseitig konstituieren. Diese Frage nach der Ko-Konstitution unterschiedlicher Orte leitet über zur Konzeption der Unterschiedlichkeit als Differenz bzw. Eigenart.

Stadt als erlebter Raum? Zum Widerspruch zwischen Differenz und Eigenart

Mit der Betonung skalarer Zuordnungen wird deutlich: „No longer is localism, no matter how contextualized, sufficient.“ (Mitchell 2001: 270) Die Kritik an einer verklärenden Landschaftsforschung übersieht indes nicht, dass das Lokale etwas Verlockendes hat: „the lure of the local“ (Mitchell 2001) basiert maßgeblich auf der Erfahrung, Räume kennenlernen und sich aneignen zu können. Es geht aus einer kritischen Perspektive allerdings darum, gerade diese Verlockung zum Untersuchungsgegenstand zu machen, statt sie selbst hervorzubringen bzw. zu untermauern: Welche unterschiedlichen Ortsvorstellungen existieren gleichzeitig? Von welchen lokalen Ereignissen werden sie gespeist? Zu welchen lokalen Allianzen und Ausschlüssen führt das? Welche Prozesse werden durch diese Verlockung beeinflusst? Wie wird sie politisch, ökonomisch oder medial gesteuert?

Die Herausforderung, auf der einen Seite das subjektive Erfahren von Räumen in die Forschung einzubeziehen und auf der anderen Seite generalisierte Aussagen machen zu können, beschäftigt die Raum- und Stadtforschung schon lange. Während diese Aufgabe in der EdS-Perspektive mit dem räumlichen Schnitt auf Stadtebene gelöst wird – das Erleben des Raumes wird zu einer städtischen Einheit verallgemeinert, jenseits jeder Stadt für sich werden Generalisierungen konzeptionell verunmöglicht –, sind namentlich in der place- bzw. Orts-Debatte diverse Herangehensweisen vorgeschlagen worden. Differenz wird hier nicht räumlich, sondern sozial aufgefasst und die Herausbildung von Differenz sozialtheoretisch hergeleitet. Für die Konzeption von sozialen Verhältnissen impliziert das die permanente Thematisierung von eventuellen Reibungsflächen und Konflikten; für die Konzeption der Orte selbst impliziert es, sie als Punkte innerhalb eines weiten Netzes von verschiedenen Räumlichkeiten zu begreifen, die sich – dann als „Ort“ ansprechbar – temporär auf spezifische Weise überlagern (Pred 1984, Allen et al. 1998, Massey/Thrift 2003). Orte werden so weder auf eine räumliche Zuordnung fixiert noch als ausschließlich eigenständig verstanden. Das unterscheidet sich wesentlich von der Annahme einer lokalen Eigenlogik, für die es heißt: „Städte sind nicht Mischungen vorgefertigter gesellschaftlicher Ingredienzien, sondern sie bringen ihre Ingredienzien (und das Wirkungsgefüge ihrer Komponenten) in einem hohen Maße eigenmächtig und in vielem auch selbst hervor.“ (Gehring 2008: 157)

Wenn von places oder Orten die Rede ist, wird der Blick darauf gelenkt, dass Räume nicht nur quantifiziert oder rational erklärt werden können, sondern auch sinnlich erfahrbar, mit subjektiven Imaginationen aufgeladen und von individuellen Geschichten geprägt sind. Diese Dimensionen beeinflussen die Vorstellungen von Gesellschaft und von Veränderbarkeit räumlicher Verhältnisse. Es geht darum, „place as historically contingent process” (Pred 1984) zu begreifen. Dabei stellt sich jedoch „the thorny ‚problem‘ of specificity and uniqueness, of the significance of these and of how (indeed whether) they can be ‚scientifically‘ analysed“ (Massey/Thrift 2003: 276). Die Diskussion um die Frage nach Relevanz, Status und Erforschbarkeit lokaler Besonderheit führte zu einem Ortsverständnis, mit dem Orte als dynamische, umkämpfte und veränderbare Prozesse begriffen werden. Infolgedessen liegt ein zentraler Analysefokus auf Ortspolitiken bzw. den „politics of place“ (z. B. Wissen et al. 2008, Martin 2003, Keith/Pile 1993, Agnew 1987). Die wissenschaftlichen Arbeiten in diesem Kontext eint die Annahme, gerade entlang von Streitfragen Orte beschreibbar und ihre Bedeutung für Veränderungen greifbar machen zu können. Denn in Konflikten zeigt sich, wie latentes Wissen über Orte aktiviert und politisiert wird – wie das lokale Umfeld wahrgenommen, wie dieses Wissen artikuliert und vernetzt und eine temporäre Übereinstimmung verschiedener Ortsverständnisse produziert werden (vgl. Pierce et al. 2010).

Welche Folgen hat ein solches Herangehen an die als einzigartig empfundenen Orte für die Thematisierung von Differenz und Besonderheit in der Stadtforschung? Weil Orte individuell als einzigartig erlebt und daraus Ansprüche und entsprechende Praktiken abgeleitet werden, ist eine unmittelbare Schlussfolgerung, dass Städte gerade durch eine Heterogenität von Erfahrungsräumen gekennzeichnet sind. In der EdS-Perspektive wird Einzigartigkeit auf die pleonastische Konsequenz hin ausgedeutet, dass Städte sich unterscheiden – eine Perspektive, mit der „systematische Blindstellen“ (Berking/Löw 2008a: 12) in der Stadtforschung überwunden werden sollen. Die Identifikation einer Differenz-betreffenden Blindstelle verwundert, da alle Versuche, Stadt und Urbanität konzeptionell zu fassen, Differenz in Form von Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen oder in Form von Ungleichheit zum Thema machen. Zum einen wird oftmals das Städtische selbst so umrissen: „The urban […] is a difference , or rather, an ensemble of differences.“ (Lefebvre 1996: 131, Herv. i. O.) Zum anderen werden Differenzen zwischen Städten wiederum in der vergleichenden Stadtforschung umfassend untersucht (u. a. Vogelpohl 2013, Nissen 2002, Walton 1975).

Die Festlegung, Differenzen gerade und ausschließlich auf Ebene der Stadt suchen zu wollen, verschließt Zugänge zu den vielschichtig gelagerten sozialräumlichen Differenzen. Vor dem Hintergrund empirisch gut belegter Argumente zu zunehmender Polarisierung, Ent-Solidarisierung und Fragmentierung der Städte sowie zur intensivierten räumlichen Mobilität (z. B. Butterwegge 2011, Holm 2008, Scott 2008b, Peach 2003) erscheint die Festlegung auf Differenzen zwischen Städten als Unbekümmertheit gegenüber städtischen Wirklichkeiten. Zudem wurde in einer Studie über Repräsentationen der Stadt von Newscastle upon Tyne festgestellt, dass noch nicht einmal in übergeordneten städtischen Leitbildern ein „sense of the particular quality of cityness of Newcastle“ (Vigar et al. 2005: 1403) entdeckt werden konnte: Es gab im Grunde keine Aussagen über die Gesamtstadt und stattdessen Ausführungen über kleinere Einheiten wie Quartiere. Die Ausblendung von Differenzen ist folgerichtig auch eine der häufigsten Kritiken an der EdS-Perspektive (u.a. Lossau 2012, Höhne 2011, Lorenz 2011).

Die theoretische Unterscheidung zwischen Differenz und Eigenart kann den Umgang mit sozialräumlicher Komplexität erleichtern: „Theses on difference cannot be separated from theoretical conceptions of the relation between particularities and differences. (Lefebvre 2008: 111, Herv. i. O.) Im Vergleich zu Eigenarten seien Differenzen sozial begründet, so Lefebvre. Das bedeutet nicht, dass es keine Eigenarten geben kann. Es bedeutet vor allem, dass diese in den Sozialwissenschaften – und so auch in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung – als Differenzen zu konzipieren sind, damit der gesellschaftliche Zusammenhang zwischen Unterschiedlichem reflektiert werden kann. Differenzen als sozial begründet zu begreifen bedeutet mehr als das methodische Vorgehen, Unterschiede im Vergleich von zwei oder mehr Aspekten erkennen zu können. Differenzen als sozial begründet zu begreifen bedeutet, das Verbindende zu erkennen und als ursächlich für die Herausbildung von Unterschiedlichkeit begreifen zu können: Geschlechterdifferenzen gibt es, weil sozial zwischen Geschlechtern mit verschiedenen Machtdispositionen unterschieden wird; es gibt regionale Wachstumskerne, weil auf Arbeitskräfte oder Investitionen aus anderen Regionen zurückgegriffen werden kann. Differenzen können nicht für sich und nur aus sich selbst heraus erklärt werden. In der kritischen Stadtforschung liegt die Aufmerksamkeit bei der Erklärung von Ursprüngen städtischer Prozesse und der Analyse ihrer Konsequenzen entsprechend auf Differenzen – auf dem gesellschaftlichen Zusammenhang zwischen Unterschiedlichem, der in einem Spannungsverhältnis von Wandel und Kontinuität steht.

4. Fazit

Eine kritische Haltung gegenüber aktuellen Tendenzen der Stadtentwicklung sowie in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung einzunehmen, setzt Überlegungen zu ihren analytischen Möglichkeiten und methodischen Wegen voraus. Solche Überlegungen werden nicht darauf hinauslaufen können, einer kritischen Stadtforschung einen festen Kanon an Methoden, Themen und Theorien der Analyse vorzugeben. In Auseinandersetzung mit vergangenen und gegenwärtigen Beiträgen zur Stadtforschung aber haben wir einige Ausgangspunkte benannt, die für eine kritische Analyse noch vor jeglicher Entscheidung für eine spezifische Fallstudie oder für einen spezifischen Theorieansatz zum Tragen kommen.

Die Untersuchung von Friedrich Engels über Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) verweist auf ein konzeptionelles Arrangement, mit dem die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die konflikt- und krisenvermittelten Dynamiken sowie die Potenziale der Veränderung analytisch berücksichtigt werden können. So konnte sein Herangehen an die Realität der Städte einseitige Aussagen und davon ausgehende Tendenzen vermeiden, die bestehende Raum- und Sozialstruktur der Städte zugunsten ihrer Perpetuierung festzuschreiben.

Erkenntniseffekte der Verwendung eines starken Stadtbegriffs, der nicht auf seine gesellschaftlichen Voraussetzungen hin überprüft wird, haben wir an den programmatischen Vorschlägen zu einer „Eigenlogik der Städte“ und dem dort vollzogenen einseitigen und stabilitätsorientierten Zugriff auf die „städtisch“ genannten Raum- und Sozialverhältnisse aufgezeigt. Eine kritisch orientierte sozialwissenschaftliche Stadtforschung dagegen – so möchten wir abschließend zuspitzen – verzichtet auf einen starken, zur Erklärung von Stadtentwicklungsprozessen verwendeten Stadtbegriff. Stattdessen bemüht sie sich um eine Reflexion der gegenseitigen Konstitution von Stadt, Raum und den aktuellen wie historischen sozialen Verhältnissen. Mit der Thematisierung von scale und place stehen ihr dafür einige Ansatzpunkte zur Verfügung. Und schließlich sei betont, dass die Grundlagen und der Prozess der Herausbildung gesellschaftlicher Unterschiede mindestens ebenso in den Blick zu nehmen sind wie das Ergebnis solcher Differenzierungen.

Eine intensivierte Diskussion über kritische Stadtforschung könnte vor diesem Hintergrund zur konzeptionell-methodologischen (Selbst‑)Verständigung unter denjenigen beitragen, die ihre sozialwissenschaftliche Stadtforschung nicht nur als Dokumentieren und Erläutern, sondern auch als Moment der Veränderung begreifen. Wofür wird das Label „Stadt“ auch in kritisch gemeinter Forschung instrumentalisiert? Wie werden tatsächlich die vielschichtigen Herstellungsmechanismen von Differenz herausgearbeitet? Welchen Stellenwert hat die Erkundung möglicher Alternativen zu den untersuchten Problemstellungen? Wenn diese Fragen in Zukunft noch deutlicher beantwortet werden können, könnte auch die Zugänglichkeit kritischer Perspektiven für Interessierte aus politischen Initiativen und der Wissenschaft erhöht werden.

Endnoten

Autor_innen

Jan Kemper, Sozialwissenschaften; Forschungsschwerpunkte: Methodologie, Konzeptstruktur und Geschichte sozialwissenschaftlicher Stadtforschung.

Kontakt: kemper@geo.uni-frankfurt.de

 

Anne Vogelpohl, Geographie; Forschungsschwerpunkte: vergleichende Stadt- und Quartiersforschung, Henri Lefebvre, externe Beratung in der Stadtpolitik.

Kontakt: anne.vogelpohl@uni-hamburg.de

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