Die Goethe-Universität zieht um. Staatliche Raumproduktion und die Neoliberalisierung der Universität

Bernd Belina, Tino Petzold, Jürgen Schardt, Sebastian Schipper

1. Einleitung*

Der Herbst 2009 sah in Deutschland zahlreiche studentische Proteste gegen die Strukturreformen des Bildungssystems, die in Medien und Politik auf grundsätzliches Wohlwollen stießen (KMK 2009a, 2009b). In zahlreichen Städten kam es u. a. zu vorübergehenden Besetzungen von Universitätsgebäuden, eine in der Vergangenheit übliche und weitgehend tolerierte Aktionsform. Auch in Frankfurt am Main wurde im Rahmen eines Streiks das „Casino“ – ein zentrales Gebäude auf dem neuen Campus der Johann Wolfgang Goethe-Universität (JWGU) – besetzt. Dort fanden unter Beteiligung von Professor_innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen alternative Veranstaltungen statt. Anders als bei früheren Besetzungen des AfE-Turms [1] (im Folgenden: Turm) auf dem alten Campus Bockenheim, die, obschon nicht willkommen geheißen, doch geduldet wurden, eskalierte die Situation im Casino am dritten Tag der Besetzung in einer Weise, die für universitäre Auseinandersetzungen in Deutschland in den letzten 20 Jahren einmalig sein dürfte: 176 Studierende und Mitarbeiter_innen wurden polizeilich geräumt (Video 1.), das Präsidium der JWGU erstattete Strafanzeige und drohte mit Exmatrikulation. Dekanate und Fachbereiche wurden unter Druck gesetzt, sich von den Besetzer_innen zu distanzieren. In einer aggressiven Medienkampagne (Eppelsheim/Krumbein 2009; JWGU 2009) wurden dem AStA, der die Proteste unterstützte, die Legitimität abgesprochen und die Gelder gekürzt. Eine Entscheidung des Senats, dem paritätisch besetzten und gewählten Gremium der akademischen Selbstverwaltung, zur bedingungslosen Rücknahme der Strafanzeigen wurde vom Präsidium übergangen.


Video 1: Räumung des Casinos auf dem IG Farben Campus am 03.12.2009.
(Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=5-3Qdr9DOQc).

Diese Repression ist umso bemerkenswerter, als der angegebene Grund für die Räumung eher harmlos erscheint: Die weißen Wände des Casinos wurden bemalt. Was bislang zu den üblichen Ausdrucksformen studentischen Protests gehörte, wurde diesmal sehr schnell zu „Vandalismus“ und „Gewalt“ umgedeutet (Bauer et al. 2010; Einige Irrelevantisierte 2009).

Um die neue Qualität der Räumung zu verstehen, muss unserer Ansicht nach die Neoliberalisierung der JWGU in den Blick genommen werden, die im Rahmen ihres Umzugs auch einen räumlichen Ausdruck erhält. Dies wollen wir in diesem Beitrag mittels eines Vergleichs von zwei places [2] tun, die unseres Erachtens für zwei Konstellationen von Kräfteverhältnissen an der JWGU und in der BRD stehen, den Fordismus und den Neoliberalismus: auf der einen Seite der (alte) Campus Bockenheim mit seinem symbolträchtigsten Gebäude, dem Turm; auf der anderen Seite der (neue) IG-Farben-Campus[3] mit seinen beiden symbolträchtigen Gebäuden, dem IG-Farben-Haus und dem House of Finance (HoF).

Wer in Deutschland oder anderswo an einer Universität tätig ist, dort arbeitet oder studiert, verfügt üblicherweise über recht gute Kenntnisse und (oft ambivalente) Emotionen bezüglich der konkreten Orte (places). Dabei besteht die Gefahr, die Zusammenhänge aus dem Blick zu verlieren, die die sozial produzierten lokalen places in ihren globalen Zusammenhängen erst konstituieren. Ebendies geschieht viel zu oft in der öffentlich geführten Debatte zum Umbau der Universitäten in Deutschland, die sich mitunter auf den Austausch eigener, positiv oder negativ eingeschätzter Erfahrungen beschränken (Bender 2009; Kühl 2009). Viel zu selten wird der Versuch unternommen, die unmittelbar erfahrenen Umwälzungen in die Dynamik des Kapitalismus und seine politische Bearbeitung theoretisch und empirisch einzubetten. Eine entsprechende Debatte ist in Deutschland auf die kritischen Gesellschaftswissenschaften beschränkt (Silomon-Pflug 2010; Bultmann 2008; Sambale et al. 2008; Brüchert/Wagner 2007; Demirovic 2007a; Stapelfeldt 2007). Sie läuft jedoch ihrerseits Gefahr, zu wenig place-sensibel zu sein und dabei sowohl lokale Kräfteverhältnisse und resultierende Pfadabhängigkeiten als auch die Bedeutungen der Produktion und Aneignung der in der gebauten Umwelt materialisierten Universität zu wenig in die Analyse einzubeziehen.

Um beide Blindstellen zu umgehen, betrachten wir die aktuellen Kämpfe um die Veränderungen der JWGU sowohl im Kontext materialistischer Staatstheorie als auch mit Bezug zur production of place-Literatur der kritischen Geographie. Universität verstehen wir damit erstens als Staatsapparat mit spezifischen Leistungen und Anforderungen sowie eigener Materialität, aus welcher eine relative institutionelle Trägheit im Bezug auf die neoliberale Transformation resultiert. Zweitens wollen wir die aktuellen Raumproduktionen der JWGU näher untersuchen, weil sich in ihnen der Wandel der Institution in besonderer Weise manifestiert. Hier treffen wir auf eine zweite Trägheit, die der gebauten Umwelt der Universität geschuldet ist. Beide Trägheiten vermitteln zwischen gesellschaftlicher Dynamik und dem konkreten place JWGU.

Die JWGU bietet sich als Untersuchungsgegenstand zur Vertiefung der Bedeutung dieser Trägheiten besonders an, weil ihre Leitung auf beide aktiv einwirkt: durch neue Raumproduktionen im Kontext eines groß angelegten Umzugs auf zwei neue Campus (seit 1995) und durch die institutionelle Reform zur Stiftungsuniversität. Denn institutionell erlangt die JWGU ab dem 01.01.2008 eine Sonderrolle, da sie von einer Körperschaft des öffentlichen Rechts in eine Stiftungsuniversität überführt wird, wodurch die Universitätsleitung weitgehende Autonomiezugeständnisse erhält. Gleichzeitig wird externen Akteuren aus Wirtschaft und Politik eine entscheidende Rolle eingeräumt, was eine Entdemokratisierung und eine Entmachtung der akademischen Selbstverwaltung bedeutet. War zuvor der mit gewählten Vertreter_innen aller Statusgruppen bestückte Senat das entscheidende Gremium, sind dies nun zum einen das Präsidium und zum anderen der von Vertreter_innen der Privatwirtschaft dominierte Hochschulrat (Silomon-Pflug 2010: 83ff). Wie an kaum einem anderen Ort in Deutschland lässt sich daher hier die Neoliberalisierung der Universität studieren.

Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: In Abschnitt 2 diskutieren wir unseren theoretischen Zugang, wobei materialistische Staatstheorie (2.1) und die production of place (2.2) im Zentrum stehen. Anschließend rekonstruieren wir die Bedeutung der places „Campus Bockenheim“ (3.1) und „IG-Farben-Campus“ (3.2) vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung in der BRD. Im Fazit (4) diskutieren wir Theorie und Empirie im Zusammenhang.

2. Materialistische Staatstheorie und die production of place/li>

Ziel der Ausführungen im folgenden Abschnitt ist es, die beiden oben eingeführten Trägheiten theoretisch zu bestimmen und zu begründen, also zunächst jene des Apparates Universität, anschließend die ihrer gebauten Form. Dazu beziehen wir uns zunächst auf die materialistische Staatstheorie, mittels der Stellung und Funktion von Universitäten im Kapitalismus bestimmt werden können – also die ‚politics‘ of place. In der Folge wird der Begriff place diskutiert, um Pfadabhängigkeiten und soziale Auseinandersetzungen zugänglich zu machen, also die politics of ‚place‘.

2.1. ‚Politicsof Place – Universität als Staatsapparat

Materialistische Staatstheorie in der Tradition von Poulantzas (2002) und Jessop (2008) geht davon aus, dass die konkrete Ausgestaltung des Staates, der als Resultat sozialer Praxis verstanden wird, innerhalb formbestimmter Grenzen kontingent ist (Hirsch/Kannankulam 2011; Hirsch 1994). Die in der BRD weitgehend staatliche Organisation des Apparats Universität ist graduell bis vollständig veränderbar. Dass Universität „Staatswissenschaft“ (Poulantzas 2002: 84; Herv. im Orig. ) betreibt, also Inhalte und Resultate von Forschung und Lehre insgesamt abstrakten Reichtum mehren und etablierte Herrschaft sichern sollen, steht innerhalb der eingerichteten Verhältnisse jedoch nicht zur Disposition (Huisken 1998).

Gemäß der von Jessop (2008, 2002, 1990) und anderen fortentwickelten Staatstheorie Poulantzas’ (Demirovic 2007a) ist der Staat zu begreifen „als ein Verhältnis, genauer als die materielle Verdichtung eines Kräfteverhältnisses zwischen Klassen und Klassenfraktionen, das sich im Staat immer in spezifischer Form ausdrückt“ (Poulantzas 2002: 159). Er ist ein dynamisches und strategisch-selektives Verhältnis, dessen zentrale Leistung darin besteht, die heterogenen und in sich gespaltenen Klassenfraktionen zu einem herrschenden Block zu organisieren, die beherrschten Volksmassen zu desorganisieren und zugleich beider Interessen in seine institutionelle Materialität einzuschreiben (ebd.: 171ff.). Er ist deshalb die spezifische Form der Organisation der herrschenden Klassen bzw. des Blocks an der Macht und zugleich das Feld, auf dem Konflikte ausgetragen werden. Periodisch führt das immer wieder zur Ausbildung von gesellschaftlichen Hegemonien, in denen sich die widersprüchlichen Interessen zu einem instabilen Kompromissgleichgewicht (Gramsci 1996: 1561) verdichten. Dieses materialisiert sich in den Staatsapparaten, denen eine eigene Dichte und Trägheit zukommt und die selbst zum Terrain sozialer Kämpfe werden und strategisch selektiv wirken (Demirovic 2007b).

Die Charakterisierung der Universität als Staatsapparat ist auf dieser Basis einerseits offensichtlich – rechtliche Anerkennung von Abschlüssen, finanzielle Abhängigkeit vom Staat, Beamtenstatus eines Großteils der Lehrenden –, andererseits das Resultat sozialer Auseinandersetzungen. Die Integration der als private Stiftungen gegründeten Hochschulen ins institutionelle Gerüst westlich-kapitalistischer Staaten ab dem 19. Jahrhundert sowie die staatlichen Neugründungen von Universitäten sind selbst umkämpftes Produkt der staatlichen Monopolisierung der Wissensproduktion (Poulantzas 2002: 84f).

Der Staatsapparat Universität ist an der Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnisse in vielfältiger Weise beteiligt: Qualifizierung von Arbeitskräften, Produktion von verwertbarem Wissen, Ideologieproduktion und indem er durch Anrufungen (Leistung, Disziplinierung, Wettbewerb, Illusion der Chancengleichheit, Selektion) Subjekte hervorbringt, die sich in die vorhandene Klassenstruktur und die gesellschaftlich-technische Arbeitsteilung einfügen (Althusser 1971). Hierzu ist eine relative Autonomie in Form der „Freiheit der Wissenschaft“ nötig, die zu einem gewissen Grad auch radikale Abweichungen und Abschweifungen zulässt ( Demirovic 2007a; Huisken 1998). Nach Hirsch (1971: 139) löst sich das widersprüchliche Verhältnis von verwertbaren Ergebnissen einerseits und „Erschließung neuer Wege und Erkenntnisse [und] Entfaltung schöpferischer Intelligenz und technischer Phantasie“ andererseits auf in die funktionale Notwendigkeit von „Autonomie und Freiheit der Forschung“ (ebd.: 139). Auch radikale Abweichungen von staatlichen Zielen sind innerhalb des Staatsapparates möglich, ja mitunter notwendig.

In welcher Weise diese relative Autonomie des Staatsapparats Universität ausgestaltet wird, ist Ausdruck der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse auf dem Terrain des Staates. In welcher Weise sie auf der Ebene der einzelnen Universität genutzt wird, hängt zusätzlich wesentlich von den lokalen Kräfteverhältnissen ab, die Unterschiede zwischen Universitäten und Pfadabhängigkeiten ihrer Entwicklung hervorbringen.

Als Resultat der Ausführungen zur materialistischen Staatstheorie verstehen wir erstens die JWGU als Teil des Staatsapparates Universität und damit als spezifische materielle Verdichtung von Kräfteverhältnissen sowie als Produkt und Terrain sozialer Kämpfe. Zweitens erfolgt ihre Ausgestaltung zwar in grundsätzlich kontingenter Weise, bleibt aber wegen ihrer Formbestimmtheit innerhalb gewisser Grenzen sozialer Praxis. Drittens ist die konkrete Ausgestaltung bestimmt von Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Hegemonieprojekten[4] (Kannankulam/Georgi 2012) auf verschiedenen Maßstabsebenen, die danach streben, hegemonial zu werden. Aufgrund der eigenen Materialität und der daraus resultierenden institutionellen Trägheit werden gesellschaftliche Prozesse und Auseinandersetzungen nicht einfach lokal gespiegelt, sondern schreiben sich nur selektiv gebrochen ein. Viertens folgt aus der hier vertretenen staatstheoretischen Position, dass die Art und Weise, wie gesellschaftlicher und staatlicher Wandel in der JWGU ankommt, von lokalen Kräfteverhältnissen und konkreten sozialen Kämpfen abhängt und sich nur empirisch klären lässt, was auf die Besonderheiten des place verweist.

2.2. Politics ofPlace‘ – Universität als erfahrener und gelebter Raum

Place steht in der humanistischen Tradition für konkrete Orte, die durch individuelle Erfahrungen und Emotionen sowie durch ihre Authentizität bestimmt sind (Cresswell 2004; Tuan 1977; Relph 1976). Während die Annahme singulärer place-Identitäten und damit die Idee ihrer Authentizität zu Recht kritisiert wurde (Grazian 2003; Massey 1991), gilt es die Bedeutung einzigartiger places ernst zu nehmen. Die eingangs erwähnten gewalttätigen Auseinandersetzungen deuten an, dass places durch und durch politisch und nur zu verstehen sind, wenn sie in den Kontext gesellschaftlichen Wandels gestellt werden. Hierfür ist ein Begriff von place vonnöten, der diese Verbindung explizit ins Zentrum stellt, wofür die Arbeiten von Henri Lefebvre, Doreen Massey und David Harvey Ansatzpunkte liefern.

Für Lefebvre ist die räumliche Praxis für die Reproduktion der Gesellschaft zentral: „Gesellschaftliche Verhältnisse, die konkrete Abstraktionen sind, werden nur in und durch Raum wirklich existent. Ihr Medium ist räumlich. Die Verbindung zwischen Medium und Verhältnissen muss konkret untersucht werden.“ (Lefebvre 1991: 404[5]; Herv. i. O.) Lefebvres Herz hängt im Anschluss an Marx’ Pariser Manuskripte am wahrhaft Konkreten, das er im espace vécu zu finden glaubt, im gelebten „Raum der ,Bewohner‘ und ‚Nutzer‘“ (Lefebvre 1991: 39). Mit Schmid (2005) gehen wir davon aus, dass auch die zum idealistischen neigenden Formulierungen zum gelebten Raum materialistisch und von der sozialen Praxis her zu denken sind.

Massey (1991) betont in ihrem einflussreichen Text „A global sense of place“, wie place-spezifische subjektive Erfahrungen und Emotionen in globale Vernetzungen verschiedenster Art eingebunden sind und durch diese hervorgebracht werden. Places haben für verschiedene Gruppen und im Kontext unterschiedlicher Praktiken multiple Identitäten, sie sind „constructed out of a particular constellation of social relations, meeting and weaving together at a particular locus“ (Massey 1991: 27) und „can be seen as a particular, unique, point of their intersection“ (ebd). Wie Lefebvre betont sie, dass es hierbei nicht um „making the ritualistic connections to ‚the wider system‘“, gehen könne, sondern „real relations with real content – economic, political, cultural – between any local place and the wider world in which it is set“ (Massey 1991: 28) entscheidend seien, mithin deren konkrete Untersuchung.

Auch Harvey (1996) bestimmt die Vielfältigkeit erfahrener und emotional angeeigneter places im Zusammenhang mit über sie hinausreichenden und sie zugleich konstituierenden sozialen Verhältnisse, wenn er place als „intense focus of discursive activity, filled with symbolic and representational meanings, and […] a distinctive product of institutionalized social and political-economic power ” (Harvey 1996: 316) bezeichnet. In Auseinandersetzung mit Heidegger sowie im Kontext seines Verständnisses von Dialektik diskutiert er unter place die subjektive, affektive Seite kapitalistischer Vergesellschaftung. Places sind demnach „internally heterogeneous, dialectical and dynamic configurations of relative ‚permanences‘ within the overall spatio-temporal dynamics of socio-ecological processes“ (ebd.: 294) und „constructed and experienced as material artefacts and intricate networks of social relations“ (ebd.: 316). Er betont die hohe Bedeutung von Imaginationen, Überzeugungen, Sehnsüchten und Wünschen sowie die Tatsache, dass „[d]iscursive struggles over representation are […] just as fundamental to the activities of place construction as bricks and mortar“ (ebd.: 322). Diese Kämpfe entbrennen regelmäßig bei der Produktion materieller Räume in bricks and mortar und sind dann je konkret in ihrem sozialen Kontext zu untersuchen, nur so sind die „conflictual (and oftentimes internally contradictory) processes of place construction, sustenance, and deconstruction“ (ebd.: 316) zu erklären.

Aus den diskutierten kritischen Konzeptualisierungen von place folgen für unser Thema vor allem drei Aspekte: Erstens ist die subjektiv-emotionale Seite von places in kritischer Theorie und Empirie ernst zu nehmen, zweitens gilt es gerade deshalb places im Kontext gesellschaftlicher Prozesse und Kämpfe zu untersuchen, was drittens wegen der Natur von places stets konkret und am Gegenstand erfolgen muss, um das je spezifische Verhältnis von sozialen Prozessen und subjektiver Aneignung in den Blick zu bekommen. Wie zuvor diskutiert, ist letzteres auch und gerade für die JWGU als Teil des Staatsapparats Universität notwendig. Eben hiermit befassen wir uns im Folgenden.

3. Vom Campus Bockenheim zum IG-Farben-Campus

Der Campus Bockenheim und der IG-Farben-Campus stehen für Fordismus respektive Neoliberalismus in ihrer bundesdeutschen Ausprägung. Wir verwenden die Begriffe „Fordismus“ und „Neoliberalismus“, um zwischen zwei Perioden des Kapitalismus zu unterscheiden, die jeweils als die temporär stabile Hegemonie eines historischen Blocks gesellschaftlicher Kräfte aufzufassen sind. Keine der beiden Formationen sollte als allumfassend und in sich homogen verstanden werden, sondern vielmehr als Elemente einer plausiblen Periodisierung, basierend auf empirischen Erkenntnissen und theoretischer Bewertung. Im Anschluss an Kannankulam und Georgi (2012) verstehen wir den Übergang zwischen diesen Formationen als das Resultat von Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Hegemonieprojekten. Diese sind bestimmt als die „Verdichtungen bzw. die meist unbewussten und indirekten Verknüpfungen einer Vielzahl unterschiedlicher Taktiken und Strategien, die sich auf konkrete politische Projekte oder breitere gesellschaftliche Problemlagen richten“ (Kannankulam/Georgi 2012: 34). Die fordistische Periode war dadurch geprägt, dass das sozial-demokratische Hegemonieprojekt im Gegensatz zu anderen – etwa einem konservativen oder sozialistischen – tatsächlich hegemonial geworden ist. Entsprechend ist die Neoliberalisierung durch ein neoliberales Hegemonieprojekt bestimmt. Dass letzteres hegemonial geworden ist, muss verstanden werden als das Resultat der erfolgreichen Durchsetzung von Initiativen der Neoliberalisierung, die von verschiedenen gesellschaftlichen Kräften auf räumlich und zeitlich unterschiedlichen Terrains – hier dem Staatsapparat Universität – angestrebt wurden. Wie die folgende Analyse zeigt, hat an der JWGU das neoliberale Hegemonieprojekt Hegemonie erlangt und materialisiert sich im place IG-Farben-Campus. Der Prozess dieser Verdichtung ist vermittelt durch die zwei Trägheiten: der Institution und der gebauten Umwelt. Wir werden im Folgenden beide Campus in chronologischer Reihenfolge diskutieren.

3.1 Campus Bockenheim

3.1.1 Die Goethe Universität nach dem Nationalsozialismus

Infolge der Befreiung vom Nationalsozialismus waren an der Universität Frankfurt Anfang der 1950er Jahre einige Außenseiter_innen in entscheidende Funktionen gelangt: 1951 wurde das – von der JWGU formell unabhängige – Institut für Sozialforschung (Abb. 1) wiedereröffnet, dessen Leiter Max Horkheimer bald darauf Rektor der JWGU werden sollte. 1953 eröffnete er das stiftungsfinanzierte Studierendenhaus (Abb. 2) mit folgenden Worten:

„Das Glück des unabhängigen Denkens und das Bedürfnis nach Freiheit, das aus ihm folgt, ja mit ihm identisch ist, muss gelernt und erfahren sein; es bedarf der Übung und der Gelegenheit, des Beispiels und des Umgangs. [...] Wie unendlich klein auch das Ausmaß dieses Hauses im Hinblick auf so hoch gesteckte Ziele erscheint, die Wirkung dieser Zelle wird sich aufs Ganze der Universität und weiterhin erstrecken, es wird ihr Zentrum werden.“ (Horkheimer 1953: 13)

Im gleichen Jahr hatte Horkheimer den Architekten Ferdinand Kramer, einen Jugendfreund Theodor W. Adornos, aus dem Exil nach Frankfurt geholt und ihn mit dem Wiederaufbau der Universität beauftragt. Kramer stand in der Tradition der Klassischen Moderne und versuchte mit seinen Hochschulbauten an die Ideen der demokratischen Architektur anzuknüpfen (Hansen 2001), wie sie unter Ernst May mit dem Neuen Frankfurt (Mohr/Müller 1984) begonnen wurden. Kramer begann seine Tätigkeit mit einem Paukenschlag: Das barocke Hauptportal des schlossähnlichen Hauptgebäudes lässt er einreißen und ersetzt es durch eine transparente Glastürenkonstruktion, ein Zeichen von Öffnung und Demokratisierung der Universität, das bei den restaurativen Kräften auf vehemente Ablehnung stößt (Abb. 3).

Abb. 1: Das Institut für Sozialforschung auf dem Campus Bockenheim. Abb. 2: Das Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim. Abb. 3: Das von Ferdinand Kramer 1952 modifizierte Portal des Hauptgebäudes auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 1: Das Institut für Sozialforschung auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 2: Das Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 3: Das von Ferdinand Kramer 1952 modifizierte Portal des Hauptgebäudes auf dem Campus Bockenheim.

Bei dem Bündnis von Kritischer Theorie und moderner Architektur handelte es sich jedoch nicht um eine Liebesbeziehung – den von Kramer eigens für Horkheimer entworfenen Schreibtisch ließ dieser umgehend durch Gelsenkirchener Barock ersetzen (Hansen 2001: 230), umgekehrt findet sich in den wenigen Schriften Kramers kein Bezug auf die Kritische Theorie (Kramer 1982). Was beide dennoch verband, war eine inhaltliche Nähe: ihr Kampf gegen den Nationalsozialismus und alles, was ihn konstituierte; ein emphatischer Begriff von Demokratie, der deren soziale Bedingungen wesentlich mit in den Blick nahm; schließlich die Idee der Möglichkeit von Aufklärung.[6] Materielle Grundlage waren u. a. der institutionalisierte Klassenkompromiss (Korporatismus) sowie bis dahin ungeahnte wirtschaftliche Wachstumsraten in der BRD der 1950er und 60er Jahre (Hirsch/Roth 1986; Lutz 1984). Im weitesten Sinne standen beide Projekte schon für die Paradigmen von ‚Chancengleichheit‘ und ‚Mitbestimmung‘, noch bevor diese im bundesdeutschen Staatsapparat Universität institutionalisiert wurden.

Unter Absehung von der fundamentalen Kapitalismuskritik seitens der Frankfurter Schule können beide – Universitätsleitung und Architekt – daher als Teil der Durchsetzung der sozial-demokratischen Version des Fordismus an der JWGU verstanden werden. Dabei standen sie relativ verloren in der Opposition zu den herrschenden Kräften im Staatsapparat Universität und dem national-konservativen Hegemonieprojekt. Die frühen Jahre des westdeutschen Fordismus trugen in Deutschland das restaurative Gesicht der Adenauer-Ära, das die nationalsozialistische Vergangenheit inhaltlich wie personell dem Vergessen übereignete (Frei 1996). Im universitären Apparat äußerte sich dies in der Organisation durch Ordinarien wie in der Besetzung von Lehrstühlen durch Altnazis (für die Geographie in der BRD: Sandner 1995). In Frankfurt etwa galt die Richtlinie, dass nur „alle vor dem 1. Mai 1937 in die Partei [NSDAP] eingetretenen Mitglieder des öffentlichen Dienstes [...] zu entlassen seien.“ (Hammerstein 1989: 594). Anderen NSDAP-Mitgliedern wurde unterstellt, dass ihr Parteieintritt unter Zwang erfolgte, sofern sie nicht in besonderer Weise als Nazis in Erscheinung getreten sind (ebd.: 585). In den öffentlichen Diskussionen wurde aber selbst diese Regelung als zu hart empfunden (ebd.: 725ff). In der Auseinandersetzung zwischen den Hegemonieprojekten können Horkheimer und das Institut für Sozialforschung als Teil des sozial-demokratischen Hegemonieprojektes verstanden werden. Zugespitzt ließe sich formulieren, dass sie das Feigenblatt bildeten, unter dem alte Traditionen des national-konservativen Hegemonieprojektes, das im Staatsapparat Universität nach wie vor hegemonial war, unhinterfragt fortgesetzt werden konnten.

3.1.2 1968 und die Politisierung der Wissenschaft

Der Bruch kam mit 1968. Die studentische Revolte gegen die autoritären Verhältnisse war im Verbund mit dem ökonomischen Interesse nach mehr wissenschaftlich qualifizierten Fachkräften in der Lage, die Kräfteverhältnisse so zu verändern, dass die institutionelle Trägheit des Staatsapparates Universität überwunden und eine Reorganisation der Universität bewirkt wurde (Rodrian-Pfennig 2008). Die Ersetzung der Ordinarien- durch die Gruppenuniversität[7] mit einer verfassten Studierendenschaft korrespondierte mit den studentischen Aktivitäten: selbstorganisierte Seminare und Lesekreise, Cafés und Zeitungen, politische Initiativen und Wohngemeinschaften, Demonstrationen und Häuserkämpfe. Das Graffiti wurde neu erfunden, Plakate und Flugblätter kommunizierten mit dem städtischen Leben (Abb 4, 5, 6).

Während Kramer bereits die Grundzüge des Bockenheimer Campus erarbeitet und umgesetzt hatte, wird eben in dieser Zeit das Symbol der neue Kräfteverhältnisse geschaffen: der Turm (Abb. 7). Dieser kann in vielerlei Hinsicht als der materielle Ausdruck der fordistischen Gesellschaftsformation an der JWGU gelten: Mit seiner Fertigstellung 1973 war er für einige Jahre das höchste Gebäude Frankfurts, gestalterisch trägt er sein Stahlbeton-Skelett im Stile des Brutalismus offen zur Schau und signalisiert damit Funktionalität und Massenproduktion. Die Ordinarien sind darin Vergangenheit, die Seminarräume sind flach und die Kritische Theorie in Form der Gesellschaftswissenschaften ist zu einem breiten interdisziplinären Projekt transformiert, dessen mechanischer Betriebsamkeit etwas Tayloristisches anhaftet.

Abb. 4, 5, 6:  Graffitis im AfE-Turm auf dem Campus Bockenheim. Abb. 4, 5, 6:  Graffitis im AfE-Turm auf dem Campus Bockenheim. Abb. 4, 5, 6:  Graffitis im AfE-Turm auf dem Campus Bockenheim. Abb. 7: Campus Bockenheim mit dem AfE-Turm im Hintergrund.
Abb. 4, 5, 6: Graffitis im AfE-Turm auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 7: Campus Bockenheim mit dem AfE-Turm im Hintergrund.

Die Gesellschaftswissenschaften verkörpern auch inhaltlich den Fordismus: Zentrales Thema ist der „sozialdemokratische Staat“ (Buci-Glucksmann 1982) und das korporatistische „Modell Deutschland“ (Hirsch 1980) sowie deren Akteure und Institutionen. Hier werden Personal und sozialtechnologisches Wissen insbesondere für die Apparate Schule, Wissenschaft, Medien, Sozialdemokratie und Gewerkschaften produziert. Auf dem Programm stehen gesellschaftliche Verteilungsfragen, die sich aus der angewachsenen Produktivität ergeben. Tendenziell kritisch ist diese Wissenschaft, weil der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital im Korporatismus zwar befriedet ist, aber als Klassenkompromiss ausdrücklich benannt bleibt und „von links“ in Frage gestellt wird. Publiziert wurde vielfach in linken Zeitschriften und Buchreihen, wobei die edition suhrkamp des Frankfurter Suhrkamp Verlages zeitweise mit sozialistischen und marxistischen Büchern die öffentliche intellektuelle Debatte der BRD mitbestimmte.

Versteht man Fachbereiche als Ausdruck der Verdichtung unterschiedlicher sozialer Kräfte, dann ist bemerkenswert, dass kritische Positionen in den 1970er Jahren an der JWGU nicht nur in den Gesellschaftswissenschaften dominant wurden (Steinert 2008: 168), sondern sich deren Einflüsse selbst in jenen Bereichen finden, die weit mehr unmittelbare Nähe zu Kapital und (repressivem) Staat aufweisen. So wurde in den Wirtschaftswissenschaften ein Lehrstuhl mit dem Schwerpunkt „Marxistische Wirtschaftstheorie“ eingerichtet, in den Rechtswissenschaften gewannen die Grundlagenfächer Rechtstheorie, -geschichte und -soziologie an Bedeutung, und selbst in der Medizin hielten mit dem „Institut für Sexualforschung“ gesellschaftstheoretische Fragen Einzug.

Ganz im Sinne der eingangs diskutierten institutionellen Trägheiten zieht der fordistische Geist in der BRD erst in den Staatsapparat Universität ein, als die Krise des Fordismus gerade beginnt manifest zu werden, nämlich um 1970. Seine Materialisierung im Turm 1973 fällt als Resultat der zweiten Trägheit, jener der gebauten Umwelt, mit dem Beginn der Krise des Fordismus zusammen. Obwohl die radikaleren Elemente der JWGU um die 1970er herum sicherlich nicht durch und durch fordistisch waren – weil etwa viele Studierende und Lehrende nicht das Ideal der Kernfamilie lebten oder daran glaubten, dass der Klassenkompromiss das Ende der Geschichte sei – kann der Turm doch in vielerlei Hinsicht als der place verstanden werden, der die deutsche Version des Fordismus im Staatsapparat Universität verkörpert. In dieser Hinsicht blieb der Turm fordistisch bis weit in die 1990er Jahre hinein. Durch die beiden Trägheiten benötigte es etwa 20 Jahre, bis das neue, neoliberale Hegemonieprojekt an der JWGU ankam. Obwohl es bereits seit Ende der 1960er Jahre umfassende Debatten und Kämpfe um den Staatsapparat Universität gab, waren diese für gewöhnlich im Rahmen fordistischer gesellschaftlicher Verhältnisse und Denkweisen situiert – ein Ausdruck des hegemonial gewordenen sozial-demokratischen Projektes an der JWGU und anderswo (Demirovic 2007b).

Trotzdem sind aus einer ex post-Perspektive in dem, was der Turm als place repräsentiert, einige Elemente des neoliberalen Wandels bereits vorweggenommen: Die Flexibilisierung und Deregulierung der Arbeitsverhältnisse fanden in der studentischen Subkultur ihre positive Begründung und das fordistische Normalarbeitsverhältnis erfuhr hier eine Absage, die sich das Kapital von Seiten der Arbeiterklasse nicht hätte erträumen können. Der Turm ist damit einerseits Stein gewordener Fordismus, wie er sich an kaum einer anderen Universität der BRD so augenfällig in der gebauten Umwelt materialisiert. Andererseits trägt er den Keim der Neoliberalisierung bereits in sich.

3.2 Der IG-Farben-Campus

Im Laufe der Durchsetzung des neoliberalen Hegemonieprojektes in der BRD wird der Staatsapparat Universität verstärkt seit den 1990er Jahren als zu neoliberalisierender entdeckt. Diese Neoliberalisierung wird in Frankfurt „nur in und durch Raum wirklich existent“ (Lefebvre 1991: 404), in Gestalt des neuen IG-Farben-Campus. Im folgenden Abschnitt werden wir argumentieren, dass dieser für eine Vielzahl verschiedener gesellschaftlicher Verhältnisse und Diskurse steht, die nur in ihrer place-spezifischen Kombination dem neoliberalen Hegemonieprojekt zugeordnet werden können. Der Campus steht zentral für den Erfolg des neoliberalen Hegemonieprojektes in einem strikten Sinn, insofern darin Praktiken, Diskurse und Technologien gebündelt und vorangetrieben werden, die Konkurrenz in allen Lebensbereichen zum Ziel haben. Während die spezifischen historischen und ästhetischen Qualitäten des Campus nicht an sich neoliberale sind, argumentieren wir, dass die autoritäre Art, in der Geschichte und Ästhetik benutzt und hergestellt werden, Ausdruck des neoliberalen Hegemonieprojektes ist. Ziel ist die Produktion eines place, der als Ressource im Wettbewerb der Universitäten dient und der alle Abweichungen von diesem Ziel diszipliniert.

Der Umzug der Universität begann 1995 und wird voraussichtlich frühestens 2017 abgeschlossen sein (Autor_innenkollektiv Projektseminar Frankfurt 2011) [8]. In einer ersten Phase begann ab 1995 die Diskussion um eine universitäre Nutzung des ehemaligen Hauptgebäudes der IG Farben, die mit dem Bezug durch die geisteswissenschaftlichen Institute der Universität abgeschlossen wurde. Die zweite Phase wurde 2008 vollzogen und beinhaltete den Umzug der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Gründung des House of Finance (HoF). Diese place- Produktion ist als deutlicher Ausdruck der gewechselten Kräfteverhältnisse an der JWGU zu verstehen und wird nur verständlich im Kontext der ab Ende der 1990er Jahre verstärkt durchgesetzten Neoliberalisierung der BRD (Kannankulam 2008: 298ff) und der lokalen Hegemonie neoliberaler Kräfte (Schipper 2013) in der sich ganz als Finanzmetropole und Global City aufstellenden Stadt Frankfurt (Ronneberger/Keil 1995). In diesem Kontext wurde das Verhältnis der Universität im Bezug zur Stadt verändert. Ein Journalist bringt es folgendermaßen auf den Punkt:

„Viele Jahrzehnte hatte es die Universität Frankfurt sträflich versäumt, die unmittelbare Nachbarschaft zum führenden Finanzplatz in Kontinentaleuropa als ein Glücksgeschenk zu begreifen und zum eigenen Vorteil zu nutzen […]. Nun ziehen Universität, das Land Hessen, die Stadt Frankfurt und das private Bankgewerbe alle an einem Strang. Ziel ist, ein Netzwerk zwischen der Finanzplatz-Community, der Wissenschaft sowie der Politik aufzubauen.“ (FAZ, 24.02.2004).

Zentraler Teil dieses Prozesses ist die Konstruktion des – wie es der neue Präsident im Anschluss an seinen Vorgänger nennt – „schönsten Campus Europas“ (FR, 25.11.2011) – ein Campus mit einer spezifischen Geschichte, wie im Folgenden diskutiert wird.

3.2.1 Das IG-Farben-Haus

Die IG-Farben waren das Ergebnis eines Konzentrationsprozesses der chemischen Industrie, in dem seit 1925 die großen deutschen Chemieunternehmen zusammengeschlossen wurden (Abb. 8). Die IG-Farben unterstützten den Wahlkampf der NSDAP zur Reichstagswahl 1933 mit 400.000 Reichsmark (Roth 2009a: 1) und wurden in der Folge zu einer wesentlichen finanziellen und logistischen Stütze des Nationalsozialismus und seiner kriegerischen Expansionspolitik (Roth 2009b). 1942 wurde das konzerneigene Arbeitslager Buna-Monowitz in der Nähe von Auschwitz errichtet. Zehntausende Arbeiter wurden entweder zu Tode gearbeitet („Vernichtung durch Arbeit“) oder nach Vernutzung ihres Arbeitsvermögens im Konzentrationslager Auschwitz ermordet (ebd.: 40f, 48). Das dabei verwendete Gas, Zyklon B, wurde von der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) hergestellt, an der die IG-Farben personell und finanziell beteiligt waren (ebd.: 49f.).

Abb. 8:  Das IG Farben Haus.
Abb. 8: Das IG Farben Haus.

Das 1931 von der IG-Farben bezogene Gebäude wurde von Hans Poelzig geplant und realisiert. Die Grundidee, die Poelzigs Entwurf kennzeichnet, ist die architektonische Repräsentation des Konzerns:

„Neben dem eigentlichen Zweck, ein Verwaltungsgebäude zu sein, eine Arbeitsstätte für 2000 denkende Menschen, in deren Hände die unsichtbaren Fäden des gewaltigen Konzerns laufen, mußte die Anlage einen Sinn haben. Es mußte sichtbar zum Ausdruck gebracht werden, welche große geistige und materielle Macht das Unternehmen ist. Nicht nur für heute, wir Mitlebenden spüren alle seine Bedeutung, sondern für Morgen. Das Gebäude soll seine Schatten in die kommenden Jahrhunderte werfen und von der Macht und Größe des Unternehmens unablässig reden, wenn seine Zeit längst vorbei ist“ (Knoll 1931; zitiert nach Schmal 1999: 47).

Mittel zu diesem Zweck ist die architektonische und städtebauliche Figur der „Stadtkrone“, die auf verschiedenen Merkmalen basiert: Das Gebäude wirkt durch seine Breite und die leicht geschwungene, scheinbar ins Unendliche reichende Form als große Baumasse, die Krümmung ist gegenüber Stadt und Betrachter konvex, wirkt also abweisend. Dieser festungsartige Charakter wird unterstützt durch eine Travertinfassade sowie einen künstlichen Sockel. Schließlich nimmt das Gebäude als Solitär keinen baulichen Bezug auf die städtische Umgebung, es liegt hinter einer weiten Rasenfläche auf einer Anhöhe am damaligen Rand der Stadt, wodurch sich eine „stadträumlich dominierende Lage“ (Schmal 1999: 53) ergibt. Zusammengenommen wirkt das Gebäude einerseits als Stadtkrone, andererseits als monumentaler Repräsentations- und Herrschaftsbau.

Nach 1945 wurde das Gebäude bis 1994 als militärisches Hauptquartier des V. Korps der US-Armee genutzt (Kirkpatrick 1999). In den ersten Jahrzehnten waren Gebäude und Park öffentlich zugänglich, im IG-Farben-Haus wurden u. a. Jazzkonzerte veranstaltet. In der Folge einer Anschlagsserie durch die RAF und andere linksterroristische Gruppierungen wurde das Gelände aber 1985 durch einen Zaun abgetrennt (Drummer/Zwilling 2007: 110).

Mit der Ankündigung des Abzugs der US Army von dem Areal begann eine umfangreiche öffentliche Debatte um die Nachnutzung. Als mögliche Folgenutzerin wurde u. a. die Europäische Zentralbank (EZB) diskutiert, die aufgrund der Verstrickungen der IG-Farben in den NS und der damit verbundenen „historischen Belastung“ des Hauses nach vehementer Kritik aus dem In- und Ausland jedoch kategorisch ausgeschlossen wurde (Wagner 1999: 124; FAZ, 25.01.1994). In die entstehende Lücke schlug im Mai 1994 der Städtebaubeirat eine wissenschaftliche Einrichtung als Nutzung vor (FAZ, 05.06.1994), was von Seiten der Universität wohlwollend aufgenommen wurde. Die Universität bezog das Areal schließlich im April 2001 (FAZ, 24.04.2001). Dabei wurde die bauliche Form des Gebäudes durch die Universitätsleitung in spezifischer Weise angeeignet. Dies geschah, indem einerseits an die ursprüngliche Bedeutung des place angeschlossen und andererseits zahlreiche historische Bezüge negiert wurden.

3.2.2 Umzug I/Aneignung des IG-Farben-Hauses durch die Universität

Im IG-Farben-Haus wurden 2001 die Geisteswissenschaften untergebracht, die zuvor in Einzelinstituten über den Campus Bockenheim verstreut waren. In einem konfliktreichen Verhältnis eignete sich der neue universitäre Geist, gerade in der Transformation durch das neoliberale Hegemonieprojekt begriffen, den place an. Die dabei zu Tage tretende Widersprüchlichkeit brachte Micha Brumlik, Professor für Pädagogik an der JWGU, in seiner Eröffnungsrede für die Gedenktafel für die Opfer der IG-Farben vor dem Gebäude in Anlehnung an Walter Benjamin (1963: 79) zum Ausdruck: „[Das IG-Farben Haus] ist niemals ein Denkmal der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.“ (zitiert in Fritz-Bauer-Institut 2007)

Obschon die Universität als Institution der Aufklärung als prädestiniert zur Aufarbeitung der Geschichte des Hauses angesehen wurde (Wagner 1999: 126), fand der Umzug gerade nicht unter solchen Vorzeichen statt. Dies begann schon vor dem Umzug mit der Umbenennung des IG-Farben-Hauses in „Poelzig-Ensemble“, was der damalige Präsident Werner Meißner explizit mit der „Reinwaschung von nationalsozialistischen Bezügen“ (Campuservice GmbH o. J.: 7) begründet. Das IG-Farben-Gebäude soll als das autonome Werk des Architekten Hans Poelzig gewürdigt werden, der place vom Kontext seiner Produktion abgeschnitten werden, womit jede Idee von Aufklärung aufgegeben wird. Weiterhin wurden die Gedenktafel zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter der IG-Farben sowie eine Dauerausstellung nur auf öffentlichen Druck hin realisiert, Überlebende aus den Konzentrationslagern durften bei der Einweihung nicht sprechen, der Vorschlag einer Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz[9] wurde abgelehnt. Ebenso weigerte sich die Universitätsleitung, das Wandbild des von den Nazis verfolgten Künstlers Georg Heck freizulegen. Während auf dem Campus Bockenheim der kritische Bezug auf den Nationalsozialismus den Ausgangspunkt und eine Konstante bildete, ist die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte auf dem neuen Campus zum unliebsamen Ballast geworden.

Doch nicht allein die Auseinandersetzung mit der Geschichte wird gemieden. Vielmehr findet sich bei der place-Konstruktion eine spezifische Praxis der Verweigerung all dessen, was nicht in das Bild des sauberen Campus passt. Diese Praxis der zero tolerance wollen wir im Anschluss an kritische Interventionen im Zuge der Casinoräumung als „Politik der weißen Wand“ (Einige Irrelevantisierte 2009) bezeichnen. Generelles Ziel dieser Praxis ist die Eliminierung alles Deviantisierten und Störenden auf dem Campus. Der Zaun, der als einzige größere Veränderung aus der Zeit der Nutzung durch die US-Armee blieb, die architektonische Abgrenzung, Kameraüberwachung und eigens engagiertes Sicherheitspersonal übernehmen dabei eine zentrale Funktion in der „Abwehr“ von Störfaktoren aus dem städtischen Umfeld: Obdachlose, Drogenabhängige, aber auch kritische Öffentlichkeit wie bspw. Demonstrationen sind auf dem Campus und in den universitären Einrichtungen nicht erwünscht. Nach innen findet Repression gegenüber kritischer studentischer Öffentlichkeit statt. Ohne Genehmigung angebrachte Flyer oder Plakate, ganz zu schweigen von Graffitis, Tags und ähnlichem, werden durch eigens dafür abgestelltes Personal umgehend beseitigt (Abb. 9). Ex-Unipräsident Rudolf Steinberg gibt allerdings einen anderen Grund für die weißen Wände an als die restriktive Ordnungspolitik:

„Die neue Universität in Frankfurt wird die schönste Universität Deutschlands sein. Sie ist das Gegenteil zu dieser abweisenden Beton-Architektur vieler Universitäten, die kein gedeihliches Umfeld für Wissenschaft bietet. Im Poelzig-Bau gibt es auch nach sechs Jahren keinerlei Schmierereien an Wänden oder sonstige Zerstörungen. Ich betrachte das als die zivilisierende Kraft der Ästhetik.“ (Steinberg 2008)

Indem hier die Entpolitisierung des place als Ästhetik beschworen wird, kommt das distanzlose, affirmative Verhältnis der Universitätsleitung bezüglich des IG-Farben Konzerns nochmal auf den Punkt: Ein Gebäude, das für den barbarischen Zivilisationsbruch der Shoah steht, soll nun zivilisierend wirken.

Auch werden denkmal- und brandschutzrechtliche Gründe vorgebracht, um das Studieren so steril wie möglich zu machen: Auf den Gängen gibt es keine Aufenthaltsmöglichkeiten, die Seminarräume sind außerhalb des Seminarbetriebs geschlossen und nur mit professoraler Genehmigung nutzbar, so dass weder für Arbeitsgruppen noch für spontane Treffen Raum zur Verfügung steht. Selbstverwaltete studentische Räume und Cafés sind nicht vorgesehen. Außer den gesetzlich vorgeschriebenen Fachschaftsräumen gibt es keinen Platz für studentische Projekte oder Veranstaltungen. Stattdessen werden Räume über ein privates Dienstleistungsunternehmen kommerziell vermietet. Dies führt nicht nur dazu, dass auch studentische Projekte Miete bezahlen müssen, sondern die Räume sind oftmals nicht verfügbar, weil an Privatunternehmen vergeben (Dellmann 2004: 29).

Die „Politik der weißen Wand“ manifestiert sich mithin in einem doppelten Verhältnis: Abwehr äußerer Störfaktoren und Repression nach innen konstruieren den place als non-place für Studierende, die vom Studium mehr erwarten als ihre Anpassung an Kriterien der eigenen Verwertbarkeit. Gleichzeitig wird durch die kommerzielle Vermietung ein place für repräsentative und zahlungskräftige Unternehmen geschaffen.

3.2.3 Umzug II/Produktion neuen Raums im Norden

Der neue Geist, der sich den place aneignet, wird durch den Ausbau des Campus nach Norden in der zweiten Umzugsphase weiter verdeutlicht (Abb. 10). Während in der ersten Umzugsphase eine widersprüchliche Aneignung des Alten durch das Neue konstatiert werden kann, findet mit der Erweiterung eine neoliberale Produktion neuen Raums statt, welche die Trägheit gebauter Umwelt überwindet. Der Ausbau wird in drei Bauabschnitte gegliedert: In der ersten Phase, die 2008 abgeschlossen wurde, ziehen die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften um (Abb. 11). In der zweiten Phase ab 2013 folgen die Gesellschaftswissenschaften sowie die Verwaltung. In einer dritten Phase bis 2017 sollen schließlich die Universitätsbibliothek sowie einige kleinere Fachbereiche ein neues Domizil erhalten, sofern die Finanzierung durch das Land gesichert ist.

Wiederum spielen Architektur und städtebauliche Bezüge eine zentrale Rolle. Der Architekt Ferdinand Heide schließt in seinem Masterplan für den neuen Campus von 2003 direkt an Poelzigs Vorlage an. Die Konzeption ist so ausgelegt, dass „die Dominante und Stadtkrone im Sinn seines Architekten Hans Poelzig“ erhalten bleibt und durch die axiale Aufnahme der alten Gebäudeform über „zwei Grünspangen“ und ein „zentrales Band“ bestehend aus wichtigen Gebäuden auf das IG-Farben-Haus „antwortet“ (Heide 2009: 87f.). Gebäudehöhen, Gestaltung der Fassaden und Wahl des Fassadenmaterials sollen mit Poelzigs IG-Farben Haus ein Ensemble bilden. Das von Heide arrangierte Prinzip stellt das Gegenteil eines architektonischen Bruchs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des IG-Farben Hauses dar. Dessen Herrschaftscharakter wird nicht nur fortgeführt, sondern als identitätsstiftend begrüßt: „Architektur und städtebauliche Struktur schaffen einen besonderen Ort. Dieser verleiht der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität eine räumliche und bauliche Identität.“ (Heide 2007: 16)

Die Erweiterung ist weitergehend in ihren inneren und äußeren Bezügen als Campus und zur Stadt zu problematisieren. In der schriftlichen Begründung des Komitees zur Wahl von Heides Masterplan heißt es: „U-förmige Baukörper bilden klare Raumkanten zur Hansaallee und Miquelallee und öffnen sich zu einer großzügigen Universitätscampuslandschaft im Inneren des Plangebietes.“ (JWGU 2003: 1) Die klaren Raumkanten – neben dem Zaun ein Ausdruck räumlicher Abgrenzung gegenüber der städtischen Umgebung – werden ausdrücklich begrüßt. Die enge Verbindung mit der Stadt war aber genau das, was den place in Bockenheim so lebendig gestaltete: Gemüse- und Bücherflohmarkt (Abb. 12, 13), Cafés und Kneipen, Wohnen und Arbeiten – es gab eine Vielzahl von Orten, an denen die Inhalte des Studiums angeregt oder weitergeführt werden konnten und mit anderen gesellschaftlichen Praxen konfrontiert wurden. Eine räumliche Grenze zwischen JWGU und Stadtteil war kaum auszumachen. Der neue Campus ist dagegen auf rein betriebliche Funktionen reduziert, der place wird so konstruiert, dass eine Kommunikation mit dem umliegenden Raum verhindert wird.

Abb. 9:  Die weißen Wände auf dem IG Farben Campus. Abb. 10:  Der Hauptplatz vor dem Hörsaalgebäude auf dem IG Farben Campus. Abb. 11:  IG Farben Campus: Das Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswirtschaftswissenschaften. Abb. 12:  Bücherflohmarkt auf dem Campus Bockenheim. Abb. 13:  Wochenmarkt auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 9: Die weißen Wände auf dem IG Farben Campus.
Abb. 10: Der Hauptplatz vor dem Hörsaalgebäude auf dem IG Farben Campus.
Abb. 11: IG Farben Campus: Das Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswirtschaftswissenschaften.
Abb. 12: Bücherflohmarkt auf dem Campus Bockenheim.
Abb. 13: Wochenmarkt auf dem Campus Bockenheim.

Die „Politik der weißen Wand“ schlägt sich auch in der neuen Raumproduktion nieder. Für den IG-Farben-Campus ist ein Studierendenhaus als Nachfolge des von Horkheimer 1953 so emphatisch eröffneten Baus lediglich am nördlichsten Rand geplant, wo es durch eine Straße sowie Wohnbebauung vom Campus abgeschnitten sein wird. Es wird nicht einmal Sichtkontakt zu den Universitätsgebäuden bestehen. Zudem verzögern sich die Pläne zum Bau seit Jahren. Die Wahl von Zeitpunkt und Ort kann dem Präsidium dabei als bewusst unterstellt werden: Von Anbeginn hätten im Casino wenigstens in Teilnutzungen studentische Initiativen Raum finden können, spätestens aber mit der Neubebauung wäre ein zentral gelegenes Studierendenhaus mit einzuplanen und zu realisieren gewesen. Vor diesem Hintergrund erhält auch die Aussage von Ex-Präsident Steinberg mit Bezug auf das auf dem Campus gelegene kirchliche Wohnheim eine spezifische Bedeutung, der zufolge „in der Mitte des neuen Campus nicht das Präsidium, sondern die Studierenden ihren Sitz“ bekommen haben (zitiert nach Kuch 2008). Die Studierenden sind als Kunden willkommen, als organisierte Interessenvertretung sollen sie verbannt werden.

Die enge Verbindung zum Finanzkapital, die im Zuge der Durchsetzung des neoliberalen Hegemonieprojektes an der JWGU zunehmend gesucht wird, drückt sich erstens in der Entscheidung zur Änderung der Umzugsreihenfolge aus: Bis 2003 wurde unhinterfragt angenommen, dass die Gesellschaftswissenschaften als erste ein Gebäude auf der Campuserweiterung erhalten würden. Denn, so der damalige Dekan des Fachbereichs, die Bedingungen im „heruntergekommenen“ Turm seien „slumartig“ (FAZ, 11.06.2003), während die Gebäude der Fachbereiche Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in vergleichsweise gutem Zustand waren. Jedoch wurde diese angedachte Reihenfolge 2003 geändert, so dass zuerst die „wirtschaftsnahen“ Fachbereiche umziehen konnten und die Gesellschaftswissenschaften erst im Frühjahr 2013 folgen.

Abb. 14:  IG Farben Campus: Das House of Finance.
Abb. 14: IG Farben Campus: Das House of Finance.

Die neue Verbindung zum Finanzkapital wurde zweitens spätestens 2008 deutlich, als das HoF als erster Neubau auf dem IG-Farben-Campus eingeweiht wurde (Abb. 14). Wie kaum ein anderes Gebäude verkörpert es das neoliberale Hegemonieprojekt in Gesellschaft und Universität, präzise zum Ausdruck gebracht von Klaus-Peter Müller, dem ehemaligen Präsident des deutschen Bankenverbandes: „Competition, diversity and dynamism are the ingredients of successful economic action. It is gratifying that large state universities are now also adopting such principles. The concept of the House of Finance bears testimony to such developments.“ (JWGU o. J.: 8) Auf der Website des HoF werden die engen Kontakte zur Finanzindustrie hervorgehoben und das Projekt stellt sich dar als „open forum for cooperation and an exchange of ideas between academics and practitioners.“ (House of Finance 2013) Inhaltlich spiegelt es die gewachsene Bedeutung der für Frankfurt so wichtigen Finanzmärkte, formal handelt es sich um ein kaum durchschaubares Konstrukt von Instituten und privaten Trägern, meistens staatlich finanziert unter dem Deckmantel von Drittmitteln. Im neuen „Leuchtturm“ (Steinberg) wird die aufwändige Inneneinrichtung gesponsert von transnationalen Banken, nach denen auch die Hörsäle benannt sind. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erhält eine Ehrenprofessur, und der ehemalige Vorstandssprecher der gleichen Bank, Rolf-Ernst Breuer, ist Vorsitzender des Hochschulrats.

Vor diesem Hintergrund erhält auch die Betonung der neu gewonnenen „Autonomie“ der Stiftungsuniversität ihre spezifische Bedeutung. Während der Einfluss des (Finanz-)Kapitals öffentlichkeitswirksam gestärkt wird, sollen auf Chancengleichheit und soziale Verantwortung verweisende Bezüge zum „Staat“ gekappt werden. Das neue Leitbild ist nicht mehr „die Gesellschaft“, für die der interventionistische Wohlfahrtsstaat der fordistischen Epoche stand, sondern „die Wirtschaft“ und der freie Markt. In Bockenheim konnten das Institut für Sozialforschung und der Turm ihre Theorien aus einem starken Staatsapparat heraus formulieren, was nicht ohne Widersprüche und Zugeständnisse möglich war, immerhin aber eine umfassende Kritik erlaubte. Das House of Finance hingegen ist inhaltlicher staatlicher Einflussnahme weitgehend entzogen (wenn auch weitgehend staatlich finanziert) und steht mehr oder weniger offen im Dienst privater Interessen.

3.3 Zusammenfassung

Der Kontrast zwischen den place-Produktionen der JWGU in ihren verschiedenen Phasen könnte innerhalb ihrer formbestimmten Grenzen kaum größer sein. Vermittelt durch die lokalen Kräfteverhältnisse und verzögert durch die institutionelle Trägheit der Universität sowie die Trägheit ihrer Materialisierung in gebauter Umwelt finden sich spezifische JWGU-Varianten von Fordismus und Neoliberalismus wieder, die hier im Vergleich zur BRD noch zugespitzte Ausprägungen erfahren.

In den 1950er Jahren schaffen das Institut für Sozialforschung und die Frankfurter Schule – und mit ihnen das sozial-demokratische Hegemonieprojekt – eine brüchige Hegemonie, die sich u. a. im Rektorat Horkheimers ausdrückte. Diese ist wesentlich auf den Faschismus und den fordistischen Block bezogen und reflektiert zugleich auf die Bedingungen der Entstehung und Überwindung beider. Zeitgleich beginnt eine umfangreiche Produktion gebauter Umwelt. Ferdinand Kramer materialisierte mit dem Konzept der demokratischen Architektur den aufklärerischen Anspruch der Frankfurter Schule in Raum. Gleichwohl blieb die innere Organisation der Universität unverändert als autoritäre Ordinarienstruktur mit stark beschränktem Zugang bestehen. Hier findet sich eine Ungleichzeitigkeit aufgrund der institutionellen Trägheit der Universität gegenüber dem fordistischen Block.

Die Überwindung dieser Trägheit erfolgt erst mit 1968. Die Etablierung der Gruppenuniversität mit wesentlich breiterem gesellschaftlichen Zugang und Studierenden als in die Mitbestimmung eingebundene Statusgruppe erscheinen als Institutionalisierung des sozial-demokratischen Hegemonieprojekts an der Universität. Zugleich produzieren die Gesellschaftswissenschaften Sozialtechniker und Wissensformen für die Regulation des fordistischen Blocks. Symbolisiert wird diese neue Hegemonie durch den Turm, der nach innen Transparenz und Bildung für Alle und nach außen als höchstes Gebäude Frankfurts die Stellung der Sozialwissenschaften in der Gesellschaft symbolisiert. Das sozial-demokratische Hegemonieprojekt materialisiert sich erst als gebaute Umwelt, als es gesamtgesellschaftlich bereits in die Krise gerät, was auf die Trägheit der gebauten Umwelt verweist.

Ebenfalls als Folge der beiden Trägheiten wird die Krise der fordistischen Universität in Frankfurt wie des Staatsapparates Universität in der BRD insgesamt erst in den 1990er Jahren manifest. Die gebaute Umwelt des Campus Bockenheim ist in baulich schlechtem Zustand – allen voran der Turm, der damit die Krise von Chancengleichheit und kritischer Theorie symbolisiert –, die Seminarräume überfüllt, die Wissensformen der sich neoliberalisierenden Gesellschaftsformation nicht mehr adäquat. In diese Krise hinein erhält die Universität Mitte der 1990er Jahre das IG-Farben-Haus geschenkt.

Dies erweist sich im Sinne des neuen Repräsentationsbedürfnisses der JWGU als exzellenter und dem Finanzkapital nahestehender Universität als Glücksfall. Zugleich steht es aber im eklatanten Widerspruch zur vormals hegemonialen kritischen Tradition. So kommt es bereits vor dem Einzug zu Kämpfen zwischen dem Alten und dem Neuen, am deutlichsten im Streit um Namensgebung und die Einrichtung der Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses. Die Universitätsleitung kann sich im Kontext der neuen lokalen Kräfteverhältnisse in diesen Kämpfen weitgehend durchsetzen.

Gleichzeitig mit der Planung und der Vollendung des Einzugs in das IG-Farben-Haus setzt sich das neoliberale Hegemonieprojekt in der deutschen Hochschullandschaft durch. Während es als gesamtgesellschaftliches Projekt bereits früher seine Kraft entfaltet, zeigt sich an seiner verspäteten Institutionalisierung an der JWGU die Trägheit des Staatsapparates Universität, die bereits in der fordistischen Periode zum Ausdruck kam. Das Frankfurter Antlitz der neoliberalen Hochschule ist geprägt durch die hergestellte Konkurrenz zwischen Universitäten und Fachbereichen und durch enge Beziehungen zum (lokalen) Finanzkapital. Der Campus zeichnet sich aus durch Repression nach innen gegenüber „Nichtexzellenten“ und der Abschottung gegenüber dem Teil der städtischen Öffentlichkeit, welche sich nicht in Einklang mit dem Finanzkapital und der Global City-Formierung befindet. Während im Fordismus die kritischen Gesellschaftswissenschaften als inneruniversitäre wie gesellschaftliche Leitdisziplin figurierten, wird diese Stellung jetzt durch die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eingenommen, die die entsprechenden Subjekte und Wissensformen für die gerade am Finanzplatz Frankfurt wichtige globalisierte Ökonomie hervorbringen.

4. Fazit

Die eingangs beschriebene, gewaltsame Räumung des Casino und die Kriminalisierung studentischen Protests hat viele an der JWGU betroffen gemacht und geärgert, auch uns. Viele Beteiligte konnten sich auf dieses harte Durchgreifen der Universitätsleitung und die Absage an den konstruktiven Dialog keinen Reim machen. In diesem Beitrag haben wir argumentiert, dass hierzu ein Verständnis der spezifischen neoliberalen Zurichtung der JWGU vonnöten ist. Diese materialisiert sich in zweifacher Weise, institutionell in der Stiftungsuniversität und baulich im IG-Farben Campus. Wir haben diese Materialisierungen, ihre Trägheiten und die sozialen Kämpfe, die in sie eingegangen sind, näher untersucht und gezeigt, dass und warum der Campus Bockenheim für die fordistische Universität und der IG-Farben-Campus für die neoliberale Universität stehen.

Über dieses Fallbeispiel hinaus hoffen wir gezeigt zu haben, dass und warum ein theoretischer Ansatz, der materialistische Staatstheorie und die Produktion von place verbindet, tragfähig und für unseren Gegenstand auch notwendig ist. In der Theoretisierung des Staates bei Poulantzas kommt die Produktion von place als gelebtem Raum und als gebaute Umwelt zu kurz; und auch in aktuellen Arbeiten, die zwar die Produktion von Raum und scale einzubeziehen weiß (Jessop 2008), werden die symbolische Relevanz der gebauten Umwelt und der places nur am Rande berücksichtigt. Auf der anderen Seite kommt in Debatten um place der Staat kaum vor (Cresswell 2004), weshalb sie mitunter unpolitisch und idealistisch erscheinen. Stattdessen besteht der Versuch dieses Beitrags darin, die Produktion von place im Zusammenhang mit der Form und den Veränderungen des Staates im Kapitalismus zu diskutieren.

Anmerkungen

Endnoten

Autor_innen

Bernd Belinas Forschungsschwerpunkte sind Stadtgeographie und politische Geographie. Er arbeitet am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Kontakt: belina@uni-frankfurt.de

 

Tino Petzolds Forschungsschwerpunkte sind kritische Europaforschung, und Geographien des Rechts. Er arbeitet am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Kontakt: petzold@em.uni-frankfurt.de

 

Jürgen Schardts Forschungsschwerpunkte sind kritische Stadtforschung und Geographien der Ungleichheit. Er arbeitet am Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Kontakt: ausserhalb@gmx.net

 

Sebastian Schippers Forschungsschwerpunkte sind Stadtpolitik, politische Ökonomie des Wohnens und städtische soziale Bewegungen. Er arbeitet am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Kontakt: s.schipper@em.uni-frankfurt.de

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