Schrumpfung und Stadtumbau als zentrale Themen der Forschung zu Städten in Ostdeutschland

Kommentar zu Matthias Bernt und Andrej Holm „Die Ostdeutschlandforschung muss das Wohnen in den Blick nehmen“

Dieter Rink

Zunächst einmal freue ich mich über die Initiative von sub\urban, zum 30. Jahrestag der deutschen Vereinigung eine Debatte zum Thema ostdeutsche Stadtentwicklung zu führen. Matthias Bernt und Andrej Holm haben in ihrem Statement zu einigen Themen Grundlegendes gesagt, dem ich mich im Wesentlichen anschließen kann, wie etwa zur Restitution oder zur Altschuldenhilfe. Widersprechen würde ich ihrer Einschätzung, dass Ostdeutschland seit Ende der 1990er Jahre ein „Nischenthema […] ohne weitere Relevanz“ sei (Bernt/Holm 2020: 98). Vielmehr wurde seit Ende der 1990er und in den 2000er Jahren in Deutschland eine intensive Debatte zur Stadtentwicklung in Ostdeutschland geführt, mit dem Fokus auf Schrumpfung und Stadtumbau. Ich möchte daher in meinem Kommentar auf die Schrumpfung eingehen, die ein zentrales Problem für Ostdeutschland war und ist.

Hintergrund: Schrumpfung und urbane Krise

Hier muss man etwas weiter ausholen, denn schon die DDR war „ein Land schrumpfender Städte“ (Benke 2005: 61). Etwa ein Drittel der rund 200 Städte der DDR mit mehr als 10.000 Einwohner_innen schrumpfte zwischen 1950 und 1989 um mindestens 10 Prozent. Darunter befinden sich 40 Städte, die mehr als 20 Prozent ihrer Bevölkerung einbüßten (Rink 2010a). Auch in der DDR entstand ein Typ schrumpfender Städte, der seine Urbanisierung und Industrialisierung bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erfahren hatte. Insbesondere die altindustriellen Städte im Süden der DDR litten wie Städte in West- oder Nordeuropa unter Desinvestment, Verschleiß und Verfall (Häußermann 1992). Das betraf auch den Wohnungssektor; in den Altbau wurde über Jahrzehnte nicht beziehungsweise viel zu wenig investiert. Darauf gehen Bernt und Holm kurz ein, indem sie auf die schlechten Wohnbedingungen verweisen (ebd.: 103). Das Desinvestment beim Altbau war aber maßgeblich für die ausgeprägte Wohnungsknappheit, ja Wohnungsnot in der DDR. Ab den 1970er Jahren breitete sich Wohnungsleerstand aus, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre konnte der Neubau nicht mehr mit dem Verfall Schritt halten und die Wohnungsversorgung verschlechterte sich noch weiter. Am Ende der DDR-Zeit standen wegen mangelnder Instandhaltung geschätzt 450.000 Wohnungen leer, praktisch ausschließlich in den innerstädtischen Altbaugebieten nicht nur großer Städte. Zugleich lagen in den Wohnungsämtern 770.000 Wohnungsanträge von Haushalten auf Wohnungssuche (Buck 2004: 348). Die ungelöste Wohnungsfrage bildete zusammen mit der Vernachlässigung der schrumpfenden Städte im Süden der DDR eine urbane Krise, die zu den Hintergründen der Massenproteste im Herbst 1989 gehörte (Rink 2010b).

Einheitseuphorie: Falsche Orientierungen auf Wachstum

Mit Euphorie startete man zunächst in die deutsche Einheit. Das manifestierte sich unter anderem in hohen Wachstumserwartungen, die in Ostdeutschland überall anzutreffen waren: in der Politik, in den Medien und in der Privatwirtschaft (Häußermann 1996: 24). Die Situation nach der Vereinigung wurde häufig mit der Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen und daher wurde für Ostdeutschland ein ‚zweites Wirtschaftswunder‘ prophezeit – der damalige Kanzler Helmut Kohl sprach von ‚blühenden Landschaften‘. Selbst in weniger euphorischen Prognosen ging man von einer raschen Angleichung der Stadtentwicklung in Ost- und Westdeutschland aus. So kam das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in einer Studie zur Situation der deutschen Städte nach der Vereinigung zu der Einschätzung:

„Vieles spricht dafür, daß sich die ostdeutschen Städte langfristig […] im Wesentlichen wieder dort in die Städtehierarchie ‚einfügen‘, wo sie [nach dem Zweiten Weltkrieg, D. R.] ‚herausgefallen‘ sind – nicht nur der Größe, sondern auch der Bedeutung nach.“ (Henckel et al. 1993: 543)

Die ostdeutschen Städte haben sich aber nicht da wieder eingeordnet, wo sie nach 1945 aus dem deutschen Städtesystem ‚herausgefallen‘ waren. Es entstand vielmehr ein völlig neues Städtesystem, in dem die westdeutschen Städte zum Teil weitere Funktions- und Positionsgewinne verbuchen konnten, während die ostdeutschen Städte nicht nur in der Transformationsphase zusätzliche Positionsverluste hinnehmen mussten. Einige Städte haben ihren Großstadtstatus verloren, wie Cottbus, Dessau, Gera, Schwerin und Zwickau, andere mussten substanzielle Einwohner_innenverluste hinnehmen wie Chemnitz, Halle und Magdeburg sowie zahlreiche Mittel- und Kleinstädte. Nur sehr wenige Städte stehen heute als Gewinnerinnen da, zumindest was die Einwohner_innenzahl betrifft: Berlin, Dresden, Erfurt, Jena, Leipzig und Potsdam. Problematisch an den überhöhten Wachstumserwartungen war, dass sie leider den kommunalen Planungen zugrunde gelegt wurden. Die Folgen waren unter anderem zu groß ausgewiesene Gewerbegebiete, überdimensionierte Infrastrukturen, riesige Einkaufszentren und große neue Wohnparks. Die ‚Nebeneffekte‘ beschränkten sich dabei nicht auf strukturelle Wohnungsleerstände und die berüchtigten ‚beleuchteten Wiesen‘ ungenutzter Gewerbegebiete, sondern bedeuteten für viele Kommunen auch drückende Schuldenlasten. Für die Stadtentwicklung in Ostdeutschland wurde davon ausgegangen, dass sie die im Westen überholen würde. So prognostizierte etwa der Stadtsoziologe Jürgen Friedrichs Folgendes: „Die Entwicklung in den Städten der DDR folgt nicht den Phasen in der BRD, sondern überspringt Phasen und setzt gleich bei der gegenwärtigen Phase in den Städten der BRD ein“ (1995: 68). Er erwartete „eine Entmischung in den Neubaugebieten, eine Aufwertung (Gentrification) der innenstadtnahen Wohnviertel, […] ferner eine insgesamt steigende Segregation der Stadtbewohner nach dem sozialen Status und dem Alter“ (ebd.: 57). Tatsächlich wurde durch die Steuerabschreibungen, das Investitionsvorranggesetz und andere Bestimmungen ein enormer Neubau- und Sanierungsboom in Ostdeutschland ausgelöst. Die Gleichzeitigkeit von Massenarbeitslosigkeit und Abwanderung, Suburbanisierung und Aufwertung der innerstädtischen Altbaubestände führte jedoch zur unerwarteten Situation fehlender Nachfrage und geringer Kaufkraft. Auch hier war in der Transformationsphase eine spezifische Situation entstanden, die weder den Phasen der Bundesrepublik vor 1990 entsprach noch einem ‚Überspringen von Phasen‘. Hier kann ich mich der Kritik von Bernt/Holm anschließen, dass die überwiegende Orientierung am Konzept der ‚nachholenden Modernisierung‘ zu Verkürzungen führte und insbesondere Machtverhältnisse im Transformationsprozess ausblendete (ebd.: 99).

Schrumpfung als Transformationsproblem

Unter der Ägide der ‚nachholenden Modernisierung‘ wollten die westdeutschen Eliten die Transformation in Ostdeutschland auf Wachstum ausrichten, um den Schrumpfungsprozessen aktiv entgegenzuwirken. Schrumpfung wurde jedoch im Zuge des Transformationsprozesses der 1990er Jahre zum dominanten Entwicklungsmodus ostdeutscher Städte. Dafür waren die Abwanderung nach Westdeutschland, der Geburteneinbruch und die Suburbanisierung maßgeblich (Rink 2010a). Die Transformation verlief eben nicht als Wirtschaftswunder, sondern im Gegenteil als Strukturkrise mit einer historisch beispiellosen und rasanten Deindustrialisierung, die je nach Region, Branche und Modernisierungsgrad zwischen 80 und 90 Prozent des vormaligen Besatzes betrug. Inzwischen haben sich zur Beschreibung dieser Entwicklung Begriffe wie ‚Strukturbruch‘ oder ‚Fraktur‘ eingebürgert – Christine Hannemann spricht diesbezüglich von einer „Erosion der wirtschaftlichen Basis“ und einer „Deökonomisierung“ der ostdeutschen Städte und Regionen (Hannemann 2004: 213). Das führte zu einer langanhaltenden Schwäche des ostdeutschen Arbeitsmarktes, zu hohen Arbeitslosenquoten von 20 bis 30 Prozent sowie zu einer Abwanderung insbesondere junger und gut ausgebildeter Menschen aus Ost- nach Westdeutschland, eine dauerhafte Begleiterscheinung der Transformation. Infolge der Suburbanisierung waren die ostdeutschen Großstädte in den 1990er Jahren sogar besonders von Schrumpfung betroffen. Interessanterweise wurde die Schrumpfung in den 1990er Jahren zwar teilweise wahrgenommen, aber in dieser Phase überwiegend als vorübergehendes Phänomen angesehen (Nelle et al. 2017: 120). Im Vordergrund der Analyse standen andere mit der Transformation verbundene Probleme, wie etwa Arbeitslosigkeit, neue soziale Ungleichheiten, Wandel von Lebensstilen und Milieus und weitere.

Post-Transformation: Schrumpfung als weiterhin wirkender Kontext

Das änderte sich um 2000 mit dem Bericht der Lehmann-Grube-Kommission und der Initiative des Bund-Länder-Programms Stadtumbau Ost, das ab 2002 das augenfälligste Problem der Schrumpfung adressierte: den Wohnungsleerstand. In diesem Kontext war dann die Schrumpfungs- und Stadtumbaudebatte angesiedelt, die maßgeblich von der ost- wie westdeutschen Stadtforschung beziehungsweise Stadtsoziologie mitgeführt wurde. Zu nennen ist hier etwa das Shrinking Cities Projekt (2002-2008), welches Halle und Leipzig als ostdeutsche Städte thematisierte und mit Ausstellungen das Thema weit über den akademischen Bereich hinaus popularisierte (Oswalt 2004, 2005). Das Wittenberge-Projekt hat dann einige Jahre später (2007-2010) in exemplarischer Weise unterschiedliche Aspekte von Transformation und Schrumpfung am Beispiel einer ostdeutschen Kleinstadt untersucht beziehungsweise künstlerisch behandelt (Bude et al. 2011). Eine Reihe von weiteren internationalen und nationalen Projekten und Einzelforschungen hat sich in den 2000er Jahren und Anfang der 2010er Jahre mit unterschiedlichen Aspekten und Problemen der Schrumpfung auseinandergesetzt: die EU-COST-Aktion „Cities Regrowing Smaller“ (CIRES) (2008 2013), das EU-Projekt „Shrink Smart“ (2009-2012) oder das Shrinking Cities International Research Network (SCiRN) (seit 2004). Zu nennen ist hier auch die Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 (2003-2010), in deren Umfeld zahlreiche akademische Publikationen entstanden sind. Die Transformationsforschung wurde mit dem Sonderforschungsbereich 580 (SFB) an den Universitäten Halle und Jena „Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch. Diskontinuität, Tradition, Strukturbildung“ (2001-2012) fortgeführt, der auch städtische beziehungsweise kommunale Probleme adressierte (vgl. Best/Holtmann 2012). In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Schrumpfung weitgehend als auf Ostdeutschland begrenztes Problem wahrgenommen, die „schrumpfende Gesellschaft“ (Kaufmann 2005) war in erster Linie die ostdeutsche Teilgesellschaft. Insofern ist seitdem die Schrumpfung ein feststehendes Narrativ für Ostdeutschland, das immer weitererzählt wird.

Während in den 2000er Jahren die ostdeutschen Großstädte im Fokus der Schrumpfungsdebatten standen, sind es seit Anfang/Mitte der 2010er Jahre Mittel- und Kleinstädte, ländliche Räume beziehungsweise periphere Regionen. Die zentralen Themen dieses Strangs der Stadtforschung sind jetzt weniger Wohnungsleerstand und Stadtumbau, sondern demographischer Wandel, insbesondere Alterung, und die Folgen für die Infrastrukturen der Daseinsvorsorge.

Mit dem Aufkommen der ‚neuen Wohnungsfrage‘ sind in den 2010er Jahren die Probleme schrumpfender Städte und Regionen zunehmend in den Hintergrund gerückt. Mitte der 2010er Jahre kam der Stadtumbau in allen größeren Städten in Ostdeutschland praktisch zum Erliegen. In kleineren Städten und im ländlichen Raum wird er allerdings weiterhin betrieben, um den Wohnungsmarkt zu konsolidieren. Nach 2010 ebbte die Abwanderung nach Westdeutschland ab, Mitte der 2010er Jahre war das Wanderungssaldo zwischen Ost- und Westdeutschland in etwa ausgeglichen und 2017 und 2018 wanderten erstmals mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland als umgekehrt. Zwischen 1989 und 2018 verlor Ostdeutschland durch Abwanderung nach Westdeutschland im Saldo 1,84 Millionen Einwohner.

Die Transformation ist abgeschlossen, sie hat aber Strukturen geschaffen, mit denen viele Städte bis heute und weiterhin zu kämpfen haben. Für die meisten Städte und Regionen in Ostdeutschland ist Schrumpfung in Bezug auf ihre weitere Entwicklung vorgezeichnet. In gängigen Prognosen wird den ostdeutschen Bundesländern eine Schrumpfung zwischen 10 und 15 Prozent prognostiziert. Einigen Städten und Regionen stehe das „große Schrumpfen […] noch bevor“, dramatisch werde es etwa für das Erzgebirge oder Görlitz mit einem Minus von 25 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahr 2030 (Berlin-Institut 2019: 65). Freilich sind mit Berlin und Leipzig auch zwei ostdeutsche Städte dabei, denen ein sehr starkes Wachstum prognostiziert wird (ebd.). Die Entwicklung der ostdeutschen Städte und Regionen hat sich ausdifferenziert, zum Teil polarisiert, Ostdeutschland ist keine einheitliche Region mehr. Daher sind Generalisierungen oder Pauschalisierungen auch nicht mehr möglich. Das spiegelt sich unter anderem darin wider, dass ostdeutsche Städte und Regionen in unterschiedlichen Diskursen thematisiert werden – es gibt keinen übergreifenden Diskurs mehr – darauf hätten Bernt/Holm in ihrem Plädoyer stärker eingehen sollen.

Fazit

Ostdeutsche Städte haben immer wieder die Aufmerksamkeit der Stadtforschung auf sich gezogen, davon zeugen die Diskurse zur postsozialistischen Transformation der 1990er Jahre und die zu Schrumpfung und Stadtumbau seit den 2000er Jahren. Diese fanden nicht nur in Westdeutschland Beachtung, sondern auch in der internationalen wissenschaftlichen Community, was bis heute anhält (Nelle et al. 2017). Mitunter wird mit Bezug auf die Forschung zu schrumpfenden Städten in (Ost-)Deutschland auch von einer „German School“ gesprochen (Pallagst 2008: 12). In den vergangenen Jahren hat die Schrumpfungs- und Stadtumbaudebatte allerdings an Intensität eingebüßt. Das ist sicher vor allem deshalb der Fall, weil keine der großen ostdeutschen Städte mehr schrumpft und der Stadtumbau im Sinne von Abriss seit Mitte der 2010er Jahre weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Zudem sind Schrumpfung und Stadtumbau auch nur ‚normale‘ wissenschaftliche Themen, die wie alle anderen Themen auch Konjunkturen unterliegen.

Die Frage, was aus dem ostdeutschen Fall für die Forschung zu schrumpfenden Städten in anderen Ländern beziehungsweise Weltregionen gelernt werden kann, hätte im Beitrag von Bernt/Holm stärker berücksichtigt werden sollen, freilich ist sie nicht leicht zu beantworten. Die vorliegenden Vergleiche respektive Studien deuten darauf hin, dass der ostdeutsche Fall in Europa und im internationalen Vergleich singulär ist. Durch die Integration in die Bundesrepublik und die Europäische Union nahm die postsozialistische Transformation einen anderen Verlauf als in den übrigen osteuropäischen Ländern. So war die Deindustrialisierung viel rascher und umfassender, dafür wurden die Folgen in viel größerem Maß sozialstaatlich abgefedert, jedenfalls noch in den 1990er Jahren (durch Kurzarbeit, ABM, Weiterbildung und Qualifizierung, Frühverrentung u. a. m.). Als dann um 2000 die Folgen der Schrumpfung in den Fokus der Politik rückten, wurde abermals mit staatlichen Subventionen der Stadtumbau finanziert, viel umfassender als das in westeuropäischen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien oder etwa in den USA der Fall ist. Ostdeutschland wurde zwar immer wieder als „Labor“ proklamiert (z. B. Bauer-Volke/Dietzsch 2004), das kann aber nicht per se gelten. Anders sieht es mit einzelnen Lösungen aus, die etwa im Stadtumbau für den Umgang mit den Folgen der Schrumpfung gefunden wurden, wie zum Beispiel Zwischennutzungen, Wächterhäuser oder Begrünungskonzepte. Was in diesem Themenfeld bislang fehlt, ist eine Synthese beziehungsweise eine systematische Sichtung der zahlreichen Forschungen und Studien zu schrumpfenden Städten in Ostdeutschland. Der umfangreiche Forschungsstand zu diesem Thema präsentiert sich als ein Nebeneinander von heuristischen Konzepten, Typisierungen von Schrumpfungsverläufen und Analysen planerischer und politischer Reaktionen. Zum Stadtumbau Ost liegen zwar zahlreiche Einzelstudien sowie die ministeriellen Evaluierungsberichte vor, es gibt aber bislang keine Gesamtdarstellung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Das kann man wohl als zentrales Desiderat dieses Stranges der Ostdeutschlandforschung bezeichnen und hier kann ich Bernt/Holm nur zustimmen, dass es vor allem konzeptioneller Impulse bedarf, um neue Entwicklungen in Ostdeutschland tiefergehend verstehen und kontextualisieren zu können (ebd.: 99). Ich denke, die kleine ostdeutsche Stadtforschung sollte selbst stärker Bezug auf andere Stränge der Ostdeutschlandforschung nehmen, hier wäre auch eine übergreifende Vernetzung der Forschenden untereinander sinnvoll.

Dieser Artikel wurde durch den Open-Access-Publikationsfonds des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gefördert.

Autor_innen

Dieter Rink ist Stadtsoziologe. Seine Forschungsthemen sind nachhaltige Stadtentwicklung, urban governance, Stadtnatur, Wohnen und kommunale Wohnungspolitik.

dieter.rink@ufz.de

Literatur

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