Die Unbestimmtheit als Chance

Wie in kreativen Quartiersentwicklungen die Planungszeit gelebt wird

Yvonne Siegmund

Vor vierzig Jahren kritisierte Lucius Burckhardt an der urbanistischen Planung, dass diese allein auf die Fertigstellung fixiert sei und den Planungsprozess selbst „als ein leeres Verstreichen von Zwischenräumen“ verstehe (2013: 51). Den Planenden fehle das Gefühl dafür, „dass unser Leben nicht in der Zeit nach der Verwirklichung, sondern in der Planungszeit abläuft“ (ebd.). Sich auf die Planungszeit einzulassen, bedeutet, sich gegenüber Unsicherheit und Uneindeutigkeit während des Entwicklungsprozesses zu öffnen. Damit ist sowohl gemeint, sich zu Beginn des Prozesses auf Unbestimmtheit einzulassen als auch diese als produzierte Nebenfolge zu akzeptieren. Dieser Artikel basiert auf der Erforschung von Aushandlungsprozessen in zwei Kreativquartieren in Hamburg und München, deren Beteiligte sich bewusst auf einen ungewissen Prozess eingelassen haben. Ein konstruktiver Umgang mit dem Unbestimmten verlangt nach einem „Fokuswechsel von Objekten hin zu Handlungen zwischen Menschen und Dingen“ (Dell 2020: 88). Das bestätigen beide Quartiersentwicklungen, denn diese sind in besonderem Maße abhängig von Persönlichkeiten und ihren Prozessauffassungen, die in ihrer klarsten Ausprägung eigentlich miteinander unvereinbar scheinen – von tendenziell ergebnisorientierten Planenden und weitgehend prozessorientierten Kreativen. Trotz ihrer unterschiedlichen Einschätzungen und Herangehensweisen wird dargestellt, dass Orientierung, Synchronisierung und Steuerung in offenen Prozessen möglich sind. Ebenso zeigen sie auf, wo die Grenzen „bedingter Planbarkeit“ (Wüstenrot Stiftung 2020) liegen. Anhand beider Fälle – Hamburg und München – geht dieser Text den Fragen nach, ob ein Kreativquartier geplant werden kann oder Planung kreative Entwicklungen nicht eher einschränkt; wie es möglich ist, Orte zu bewahren, zu transformieren und sich entwickeln zu lassen, wie es gelingen kann, Prozesse zu öffnen und gezielt zu koordinieren, Kompromisse auszuhandeln und Widersprüche auszuhalten.

1. Die Fälle Hamburger Oberhafen und Münchner Labor

In meiner Feldforschung fokussiere ich seit 2016 die vermeintlichen Gräben zwischen Planenden und Kreativen, ihre jeweiligen Motive, Prozessverständnisse und Vorstellungen von Raumnutzung und -verwaltung. Die unterschiedlichen Perspektiven entfalten eine fruchtbare Dialektik, die die Beteiligten dazu zwingt, sich für andere Sichtweisen zu öffnen, eigene Routinen zu hinterfragen und sich einander anzunähern, um unerprobte Wege zu gehen. Dies war und ist freilich kein schmerzfreier Prozess. In Kooperationen zwischen Kreativen und Planenden werden dennoch Prozesse beweglich und Räume lebendig, so die Erkenntnis aus meiner vorangegangenen Forschung. Diese schloss mit der Kernhypothese „Quartiersentwicklungen sind Schaukelprozesse“ (Siegmund 2020). Mit Schaukelprozess ist ein mehrdimensionaler und mehrdeutiger Aushandlungsprozess gemeint, der immer wieder angepasst wird, also beweglich bleibt.

Abb. 1	Skizzierte Luftperspektive des Labors im Kreativquartier, 2018 (Eigene Darstellung)
Abb. 1 Skizzierte Luftperspektive des Labors im Kreativquartier, 2018 (Eigene Darstellung)

Die Schaukel- oder Aushandlungsprozesse in beiden Quartieren, dem Oberhafen in Hamburg und dem Labor in München, laufen seit etwa zehn Jahren und werden noch weitere Jahre andauern. Das sechs Hektar große Labor, eines von vier Arealen im Kreativquartier an der Dachauer Straße in München (Abb. 1), wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs militärisch genutzt, später dann von städtischen und privaten Unternehmen sowie von der kulturellen Szene. Heute entwickeln städtische Verwaltungen das Quartier, nach § 34 des Baugesetzbuches, also ohne qualifizierten Bebauungsplan und daher mit planungsrechtlich größtmöglicher Flexibilität, weitgehend im Bestand, möglichst prozessorientiert und partizipativ. Der sieben Hektar große Oberhafen in der HafenCity in Hamburg (Abb. 2) war früher ein Güterbahnhof mit großen Hallen und Freiflächen für Logistik und Lager, die heute für Kulturproduktion und -konsumtion genutzt werden. Eine Ausnahmeregelung ermöglicht die Entwicklung des Kreativquartiers in einem Gebiet, das eigentlich dem Hafenentwicklungsgesetz unterläge. Entwickler:innen sind die HafenCity Hamburg GmbH, eine Tochter der Freien und Hansestadt Hamburg, zusammen mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft, einer städtischen Einrichtung zur Förderung der Hamburger Kreativwirtschaft. Anfang der 2010er Jahre wurde beschlossen, die alten Lagerhallen für die Kultur- und Kreativszene zu erhalten und die Nutzer:innenschaft in einem offenen, partizipativen Entscheidungsprozess miteinzubinden. Mit der Entwicklung beider Quartiere ist der Anspruch verbunden, sich auf Prozesse einzulassen, ihnen eine gewisse Zeit zu geben, gewissermaßen entschleunigt zu planen.

Abb. 2	Skizzierte Luftperspektive des Oberhafens in der HafenCity, 2018 (Eigene Darstellung)
Abb. 2 Skizzierte Luftperspektive des Oberhafens in der HafenCity, 2018 (Eigene Darstellung)

2. Kann ein Kreativquartier geplant werden?

„Wenn ich zum Kreativquartier einen Vortrag halte, gibt es immer eine Folie, auf der steht, dass ein Kreativquartier nicht geplant werden kann. Da es das Kreativquartier in unseren Augen schon gab, war das aber auch nicht nötig“ (Interview mit MG, Städtebau 2019), so die Aussage einer interviewten Person aus dem Architektur- und Städtebaubüro, das den städtebaulichen Wettbewerb zum Münchner Kreativquartier gewann. Die Frage „Kann ein Kreativquartier geplant werden?“ stellte ich allen von mir interviewten Personen, die an der Entwicklung des Oberhafens beziehungsweise Labors beteiligt oder von dieser betroffen sind. Die spontanen Antworten variierten zwischen Ja, Na ja, Jain und Nein. Einige Befragte stellten Rückfragen, was denn Planung bedeute. Andere merkten an, dass es wichtig sei, wer überhaupt plant und mit welchem Motiv. Viele Interviewte verstanden Planung als Entwicklung oder Sich-entwickeln-Lassen und verwiesen auf das Abstecken und Ausreizen bauplanungs- und genehmigungsrechtlicher Rahmenbedingungen ebenso wie auf informelle Aushandlungsformate.

Es gibt keine eindeutige Definition von Kreativquartieren. In der deutschsprachigen planungstheoretischen Literatur werden Kreativquartiere einerseits als Orte und andererseits als kultur- und planungspolitische Instrumente beschrieben. Als Orte, an denen Kultur produziert und konsumiert wird, haben sie in der Regel eine zentrale städtische Lage oder sind infrastrukturell gut erschlossen. Unterschieden wird zwischen zwei idealtypischen Entwicklungsformen kultureller Cluster: Jenen, die wachsen konnten, weil die Räume zu dieser Zeit planungspolitisch und ökonomisch uninteressant waren und denen, die institutionell geplant und kreativwirtschaftlich ausgerichtet sind (vgl. Merkel 2008: 32). Kreativquartiere als kultur- und planungspolitische Strategien verfolgen das Ziel, vom Strukturwandel betroffene Stadträume einer neuen Nutzung zuzuführen und damit aufzuwerten. Das räumliche Clustern privater, öffentlicher und gemeinnütziger Kultur- und Kreativsektoren soll zudem die gesamtstädtische Kultur- und Kreativwirtschaft fördern (vgl. Merkel 2008: 18, 30; vgl. Mommaas 2004: 508). Die Schwerpunktsetzung dieser drei Sektoren variiert vermutlich je nach Eigentumsverhältnissen und Art des Entwicklungs- oder Betriebskonzepts. Einer gewissen Verwertungslogik unterliegen sicherlich alle Orte, die als Kreativquartier bezeichnet werden – und sei es nur dahingehend, dass sich die Konzepte finanziell selber tragen müssen.

Diese planungstheoretische Definition von Kreativquartieren ergänze ich durch subjektive Zuschreibungen aus der gelebten Praxis. Genauer gesagt gebe ich die Erwartungen und Assoziationen wieder, die die von mir interviewten Kunst- und Kulturschaffenden an diese Orte haben oder mit ihnen verbinden. Kreativquartier sei ein Begriff der Planung (Interview mit HA, Lokal 2021) und werde daher von den Kreativen selten verwendet. Üblich waren vielmehr Bezeichnungen wie „Freiraum“ (Interviews mit MI, Lokal 2018; HB, Lokal 2021) oder „ein Ort, wo wir genau unser ‚So-Sein‘ noch leben dürfen“ beziehungsweise ein Ort der „Freiheit“ (Interview mit MF, Lokal 2017), an dem man in Ruhe seiner Arbeit nachgehen könne (vgl. ebd.); ein Ort, an dem „etwas Neues entsteht“ (Interview mit MM, Lokal 2018). Ein „künstlerisches Gelände“ zu planen, sei also eigentlich ein Widerspruch in sich, da „eine Planung immer Freiräume minimieren muss und weil Planung versucht, diese möglichst effektiv zu nutzen“ (Interview mit MI, Lokal 2018). Ein:e Kulturschaffende:r erwiderte auf die Leitfrage, ob ein kreativer Freiraum geplant werden könne:

„Es ist ja nachvollziehbar, warum sich eine durchgeplante Gesellschaft in einem durchökonomisierten System solche Freiräume wünscht. Hier leistet man sich eine Luxusinsel, die nach einer anderen Logik funktioniert, die anders funktionieren darf. Und dabei stoßen Planende immer wieder an ihre Grenzen.“ (Interview mit HB, Lokal 2021)

Mit einer anderen Logik ist gemeint, sich in einen Aushandlungsprozess mit lokalen Kunst- und Kulturschaffenden zu begeben und mit den vorhandenen gebauten Strukturen und ihren Eigenarten zu arbeiten. Diese Prozesse sollen die „Freiheit haben“, sich in Richtungen zu bewegen, „die wir planerisch gar nicht eindeutig vorwegnehmen können“ (Interview mit MH, Kulturreferat 2017).

3. Planung und der Umgang mit Unbestimmtheit

In diesem Abschnitt gehe ich dem planerischen Umgang mit Unsicherheit und Uneindeutigkeit nach, wobei ich unter Planung insbesondere Stadtplanung verstehe. Auch an dieser Stelle beziehe ich mich überwiegend auf deutschsprachige Literatur. Das Handwörterbuch der Stadt- und Raumentwicklung definiert Stadtplanung als Querschnittsdisziplin, die (sub-)urbane Räume ordnet, lenkt und entwickelt (vgl. Pahl-Weber/Schwartze 2018: 2509). Diese Tätigkeiten sind mit einer klaren Problem- und Zieldefinition verbunden. Zielfindung sei überhaupt die „zentrale Funktion der Planung“ (Rittel/Webber 2013: 22). Daher neige Planung dazu, Probleme auf das Wesentliche zu reduzieren (vgl. Burckhardt 2004: 74; Kaltenbrunner 2020: 118). Soziale Probleme sind jedoch komplex und können nicht vollständig und eindeutig erfasst und nie endgültig und objektiv gelöst werden (vgl. Rittel/Webber 2013). Vor diesem Hintergrund kann die planerische Komplexitätsreduktion durchaus auch zur Verschlechterung der Verhältnisse beitragen (Burckhardt 2004: 74; Kaltenbrunner 2020: 118). Seit den 1960er Jahren vollzieht sich ein Veränderungsprozess von der Stadtplanung zu Stadtentwicklungsplanung, Stadtentwicklung und Stadtmanagement (vgl. Albers 1988: 96; Sinning 2007: 303). Das rationale Vorwegnehmen, Vorstrukturieren und Konzeptionieren wurde ergänzt durch weichere, kommunikative und koordinierende Aufgaben, um Projekte in Kooperation mit Privaten aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft umsetzen zu können (vgl. Sinning 2007: 303 f.).

Etwa seit den 1990er Jahren spielt der Umgang mit den zeitlichen Bedingungen in der räumlichen Entwicklung eine größere Rolle. Überwiegend werden diese jedoch auf die Geschwindigkeit reduziert: cittàslow, slow cities, fast urbanism oder slow urbanism sind Begriffe, die seit den 1990er Jahren verwendet, aber unterschiedlich ausgelegt werden. Ähnlich wie beim Begriff Kreativquartier können darunter sowohl strategische Vorgehensweisen als auch räumlich-programmatische Merkmale verstanden werden. Mit slow urbanism werden zum Beispiel historische Zentren assoziiert, da deren Kleinteiligkeit und ihr Erleben als entschleunigt empfunden werden, während Ausfallstraßen oder shopping malls als Orte des schnellen Durchfahrens und Konsums, also als beschleunigt wahrgenommen und daher mit fast urbanism verknüpft werden (vgl. Herzog 1995). Fast, slow und sudden werden auch als städtische Strategien verstanden, mit deren Einsatz auf wechselnde Konjunkturphasen (schnelles Handeln bei Wachstum, langsames bei Schrumpfung) reagiert wird. Suddenism dient dazu, sich auf Krisen oder Umweltkatastrophen vorzubereiten (vgl. Roggema 2015). Mit slow urbanism wird zudem der vorherrschenden Kultur des schnellen Konsums begegnet (vgl. Dogrusoy/Dalgakiran 2011: 127). Im flämischen Planungskontext entwickelte sich die partizipative, akupunkturhafte Praxis des slow urbanism dagegen ganz pragmatisch aus den kleinteiligen Eigentumsverhältnissen in Flandern (vgl. Borret 2014; vgl. Siegmund 2020: 26).

Die Begriffe Kreativquartier, fast urbanism und slow urbanism zeigen, wie unterschiedlich auslegbar und damit uneindeutig Etiketten sein können. Vom Streben nach Kategorisierung, so Zygmunt Bauman, versprächen wir uns Ordnung und Berechenbarkeit (vgl. 2016: 14), dabei sei die „Ambivalenz ein Nebenprodukt dieser Klassifikation“. In den Geisteswissenschaften gibt es ähnliche Versuche, gesellschaftliche Phänomene klar einzuordnen. Ein Beispiel hierfür ist Hartmut Rosas Feststellung, die „Beschleunigung von Prozessen und Ereignissen“ sei „ein Grundprinzip der modernen Gesellschaft“ (2005: 15). Zwar würden gelegentlich „Entschleunigungsoasen auftauchen“, diese versprächen aber nur „limitierte Stabilität“ und Kontrolle (ebd.: 191). Obgleich Rosas Theorie einer beschleunigten Gesellschaft unbestritten ist, wird sie mittlerweile differenzierter betrachtet. Nach Ansicht des Philosophen Byung-Chul Han ist die gesellschaftliche Beschleunigung nur noch ein Symptom temporaler Zerstreuung, von „Dyschronie“ (2009). Vielmehr fehle es uns heutzutage an einem ordnenden Rhythmus und der Erfahrung von Dauer – Dinge, mit denen man sich identifiziere, seien tendenziell flüchtig und ephemer (vgl. ebd.: 7). Es bleibt also anzuzweifeln, ob schnell oder langsam adäquate Charakteristika für komplexe Planungsprozesse und Stadträume sind. Eine treffendere Beschreibung aktueller Tendenzen im stadtplanerischen Handeln ist ephemere Stadtentwicklung, also eine flüchtige Art, Städte zu entwickeln (vgl. Holl 2020: 258). Diese Art der Stadtentwicklung ist nicht von formalen Mustern determiniert. Sie bezieht das Flüchtige und Uneindeutige mit ein und integriert sich ändernde programmatisch-räumliche Setzungen ebenso wie fluide soziale Konstellationen (vgl. ebd.).

4. Orte zwischen Dynamik und Stillstand

„Ephemere Stadtentwicklung als ein impulsgebendes ergänzendes Verfahren“ (ebd.) beschreibt auch den Ansatz der beiden von mir untersuchten Kreativquartiere, Stadt durch temporäre Nutzungen und gemeinsam mit den Nutzenden entwickeln zu wollen. Der Schutz seltener Freiräume für niedrigschwellige Kunst und Kultur erfordert eine gemächliche und offene Entwicklung, die gebaute Strukturen erhält und diese nicht überformt oder verwertet. Gleichzeitig wird von den Nutzenden erwartet, dass sie Orte dynamisch bespielen und über das Quartier hinaus Impulse setzen. Beide Quartiere sollen also entschleunigte, aber zugleich dynamische Orte sein. Zudem bergen sie Orte, die stillstehen, monate- oder jahrelang nicht genutzt werden können. So wurde etwa bei der zwischengenutzten Lamentohalle im Labor zu lange mit der Sanierung gewartet, sodass die Halle schließlich aus statischen Gründen abgerissen werden musste. Damit lag eine 6.000 Quadratmeter große Fläche brach, die theoretisch solange durch Zwischennutzungen bespielt werden sollte, bis sich eine längerfristige Nutzung ergibt. Formale Ausschreibungen erschwerten jedoch eine abwechslungsreiche Bespielung der Fläche. Die meiste Zeit über blieb sie ungenutzt. In Hamburg wurde ein Teil der Halle 4 im Oberhafen abgerissen, da an dieser Stelle ein Sportplatz geplant ist. Damit wurden Kunst- und Kulturschaffenden bereits knappe Arbeitsräume sowie dem Quartier ein städtebaulich wichtiger Platz genommen. Die Abbildungen 3 und 4 dokumentieren den Ursprungszustand, aber auch Abriss, Baustellen, Leerstand und Zwischennutzungen auf der Fläche der Lamentohalle sowie vor der Halle 4.

Abb. 3	Überlagerte Veränderungen auf der Lamentofläche im Labor, 2016–2020 (Eigene Darstellung)
Abb. 3 Überlagerte Veränderungen auf der Lamentofläche im Labor, 2016–2020 (Eigene Darstellung)
Abb. 4	Überlagerte Veränderungen auf dem Platz vor Halle 4 im Oberhafen, 2017–2021 (Eigene Darstellung)
Abb. 4 Überlagerte Veränderungen auf dem Platz vor Halle 4 im Oberhafen, 2017–2021 (Eigene Darstellung)

5. Prozesse zwischen Entschleunigung, Beschleunigung und Stillstand

Für Planende sind entschleunigte, offene Prozesse auch mit zügig durchzuführenden Minimalsanierungen, Brandschutzmaßnahmen und Umbauten verbunden, um die kurzfristige Nutzbarmachung temporärer Räume zu ermöglichen. Wie bereits erwähnt, wird von den Kreativen erwartet, dass sie Impulse und Dynamik erzeugen. Die Kreativen nehmen sich jedoch im Vergleich zum großen, entschleunigten Planungs-Zahnrad selbst als ein viel zu schnell drehendes kleines Zahnrad wahr (vgl. Interviews mit MB, Lokal 2016; MC, Lokal 2016). Die Entwicklungsprozesse im Quartier vergleichen sie zudem mit einer angezogenen Handbremse. Diese Metaphern machen deutlich, dass sich die kleinen Räder zwar bewegen (wollen), sich aber viel zu schnell drehen und eben nicht das große Ganze antreiben – mitunter auch, weil die planerische Handbremse Entwicklungen verhindert oder verzögert. Dahinter steckt auch eine Kritik am temporären, also unsicheren Status der lokalen Kunst- und Kulturschaffenden als Zwischennutzende (vgl. Siegmund 2020: 140f).

6. Sich Persönlichkeiten annähern – Persönlichkeiten aushalten

„Ich glaube gar nicht mal, dass das eine Fachfrage ist, sondern eine Frage von Persönlichkeiten“ (Interview mit ML, Referat für Stadtplanung 2018), lautet eine Antwort auf die Frage, ob ein Kreativquartier geplant werden kann.

Mithilfe des kontrollierten Verfahrens der Grounded Theory habe ich für beide Quartiersentwicklungen vier Planungstypen herausgearbeitet: Planende, Kreative, Koordinierende und Impulsgebende. Die Grundidee der Grounded Theory ist eine Verknüpfung von Auswertung und wiederkehrender Feldforschung, mit der in diesem Fall räumliche Veränderungen im Quartier, im Prozess sowie in den Sichtweisen der handelnden Personen erfasst werden können. Diese Forschungsstrategie ermöglicht es, Erkenntnisse in einem kontinuierlichen Prozess zu hinterfragen, zu prüfen und zu verdichten. Empirisch stützte ich mich zu einem erheblichen Teil auf Interviews, die ich seit Jahren regelmäßig mit Personen aus den zuständigen Verwaltungen und der ansässigen Kunst- und Kulturbranche führe. Eine Typisierung der Beteiligten macht Konflikte, aber auch Annäherungen plastischer: Ihre zeitlichen Orientierungen bilden eine wesentliche Voraussetzung für ihre jeweiligen Prozessverständnisse, Wahrnehmungen sowie ihr planerisches oder kreatives Handeln (vgl. Siegmund 2020).

Hinter einer zeitbezogenen Analyse steckt die Annahme, dass jeder Planungstyp nach (s)einer eigenen zeitlichen Logik – seiner „Eigenzeit“ – handelt und Entwicklungen dementsprechend wahrnimmt und erwartet (vgl. Siegmund 2019, 2020). Der erste Typ sind die Planenden: „Die Planung ist begeistert von dem Gedanken, dass sich das Quartier selbst entwickelt. Aber gleichzeitig kann sie sich nicht davon verabschieden, dass man irgendwann einen Planentwurf hat, der eine Endsituation darstellt.“ (Interview mit MA, Kommunalreferat 2017) Treffend beschreibt die befragte Person hier das Dilemma planender Institutionen. In der Regel marschieren diese innerhalb eines abgesteckten Rasters und in einem linearen Planungstakt ergebnisorientiert Richtung Zukunft (Abb. 5 und 6). Da Planende in Verwaltungen zur Verschwiegenheit verpflichtet sind, solange Schritte noch nicht auf allen Ebenen abgestimmt sind, verstärkt sich bei den Kreativen der Eindruck des Durchmarschierens. Der zweite Planungstyp, die Kreativen, verstehen Entwicklung als iterativen Prozess, als eine sich zyklisch verlängernde Gegenwart. Die Zukunft ist unscharf, da abhängig von Projekten und Ereignissen. Kreatives Schaffen ist für sie nur im eigenen Rhythmus und daher innerhalb flexibler Rahmenbedingungen möglich (Abb. 5 und 6).

Abb. 5	Planungstakt versus kreativer Rhythmus (Eigene Darstellung)
Abb. 5 Planungstakt versus kreativer Rhythmus (Eigene Darstellung)
Abb. 6	Planungstypen und ihre Annäherungen in beiden kreativen Quartieren 2016–2021 (Quelle: Siegmund 2021)
Abb. 6 Planungstypen und ihre Annäherungen in beiden kreativen Quartieren 2016–2021 (Quelle: Siegmund 2021)

Die unterschiedliche Art, wie Planende und Kreative Prozesse begreifen, bedarf einer Koordinierung. Diese Bedingung trägt auch zur Konstitution des dritten Typs bei, der Koordinierenden, die sowohl von Planungs- als auch Nutzungsseite gestellt werden (z. B. durch die Hamburg Kreativ Gesellschaft oder als die Vertretung der Nutzenden 5plus1 im Oberhafen): „Ich sehe mich als Puffer und bin auch in der Moderationsposition. Also, ich denke, ich werde von beiden Seiten das eine oder andere abfangen oder versuchen zu kanalisieren.“ (Interview mit MK, Koordinierungsstelle Kreativlabor 2016)

Der vierte Typ sind die Impulsgebenden. Diese tauchen häufig plötzlich und organisiert auf und nehmen Einfluss auf den Prozessverlauf.

Alle vier Typen ließen sich auf den Prozess ein und veränderten dadurch ihre Aufgaben und mitunter auch ihre Einschätzungen (Abb. 6). Verwaltungen, die normalerweise mit Abriss, Neubau und klassischer Projektentwicklung beschäftigt sind, müssen verstärkt kommunizieren und koordinieren. Ein großes Anliegen ist ihnen dabei, „mit allen Beteiligten eine klare, offene, transparente und wenig störanfällige Kommunikationsstruktur zu entwickeln“ (Interview mit ML, Referat für Stadtplanung 2018). Informelle Vereinbarungen beseitigten ein Stück weit die vonseiten der Kreativen vielfach kritisierte Intransparenz. Sie werden jedoch auch unverbindlich, ungenau oder missverständlich kommuniziert, weshalb manche Personen in bestimmten Entscheidungssituationen doch formelle, schriftliche Vereinbarungen bevorzugen. Die Kreativen organisierten und institutionalisierten sich, um ihre Ziele durchzusetzen. Festzuhalten ist, dass Nutzerinnen-Organisationen als Koordinierende mittelfristig scheiterten oder sich neu aufstellen müssen (u. a. die Vertretung der Nutzenden 5plus1 im Oberhafen) oder nicht weiter finanziert wurden, wie das Quartiersbüro als Schnittstelle zur Öffentlichkeit im Labor (vgl. Interviews mit HA, Lokal 2021; MM, Lokal 2021). Seit 2021 sind die Verantwortung und die Aushandlung im Oberhafen auf mehrere (kreative) Schultern verteilt. Diverse Arbeitsgemeinschaften wurden gegründet, die für die Entwicklung spezieller Räume (Durchgänge, Gleishalle, Garten etc.) Sorge tragen und darüber mit der Planung kommunizieren und verhandeln. Damit erweiterte sich der Kreis der koordinierenden (und in Verantwortung stehenden) Personen auf dem Hof. Eine gelingende Synchronisierung ist in besonderem Maße abhängig von den Koordinierenden. Synchronisierung wird nicht nur diskutiert, sondern auch „erkämpft“ und „erstritten“ (Interview mit HB, Lokal 2021). Grundsätzlich jedoch findet aus Sicht der Kreativen noch viel zu wenig Beteiligung statt (vgl. Interviews mit HA, Lokal 2021; HB, Lokal 2021). Einigen Impulsgebenden gelang es, ihre Zuständigkeiten zu erweitern oder zu verlängern.

7. Kreative Quartiersentwicklungen leben!

Zusammengefasst versuchen alle Beteiligten, sich in einem lebendigen Prozess aufeinander zuzubewegen, aber auch das ist nur eine Momentaufnahme von wenigen Jahren in einem noch sehr lange andauernden Prozess. Diesen Versuch beschrieb eine befragte kulturschaffende Person als „seltsamen Tanz“ und „irgendwas zwischen Zermürbungsarbeit und schrittweisem Vertrauensgewinn“ (Interview mit HB, Lokal 2017). Denn beide Systeme – Planende und Kreative – seien letztlich nicht miteinander kompatibel (vgl. Interview mit HB, Lokal 2021). Allerdings leben die Prozesse auch von diesem Wechselspiel aus Annäherung und De-Synchronisierung. Es bildet die Grundlage für Kritik, Reflexion und Diskussion routinierter, erprobter und ebenso neuer Steuerungsformate und Stellen.

Konkret machten Befragte die erfolgreiche Planung eines Kreativquartiers abhängig von:

„unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnislagen sowie deren differenzierten Vorstellungen von ‚Planung‘ bzw. von prozessualen und räumlichen Entwicklungen (bspw. ‚von innen‘, ‚erhalten‘, ‚wachsen‘, ‚Transformationsprozess‘). ‚Planung‘ wurde auch als Aushandlungsprozess verstanden bspw. ‚von unten‘, in dem sich alle Beteiligten ‚vertrauen‘, ‚einigen‘, ‚kümmern‘ und ‚Verantwortung übernehmen‘. Aus wiederum unterschiedlichen Zukunftsideen (von ‚Freiräumen‘ über ‚Utopien‘ bis zum ‚Kreativquartier‘) muss eine Schnittmenge – eine gemeinsame Vision – formuliert werden. […] Zwischen getakteten Abläufen, lokalen Rhythmen und ungeplanten Ereignissen pendelten sich beide Kreativquartiere auf einen maßgeblichen Rhythmus ein.“ (Siegmund 2020: 237 f.; Abb. 7)

Abb. 7	Auswertung der Antworten auf die Frage: „Kann ein Kreativquartier geplant werden?“ (Eigene Darstellung)
Abb. 7 Auswertung der Antworten auf die Frage: „Kann ein Kreativquartier geplant werden?“ (Eigene Darstellung)

Bei solch unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnislagen, so differenten Vorstellungen von Planung als Entwicklung beziehungsweise als Aushandlungsprozess kann eine gemeinsame Vision niemals so eindeutig sein wie eine Zielsetzung. Aber sie kann eine Schnittmenge formulieren und eine grobe Richtung vorgeben, die im Detail korrigierbar ist. Hierfür bedarf es flexibler Rahmenbedingungen, innerhalb derer Kunst- und Kulturschaffende „eigenes schaffen können“ (Interview mit MM, Lokal 2021) sowie eine Synchronisierung aller Beteiligten durch koordinierende Personen und Formate.

In offenen und vieldeutigen Entwicklungen können Räume, Nutzungen und Handlungen nicht als Entweder-oder begriffen werden, sondern sollten als Sowohl-als-auch verstanden werden:

Veränderungen und Uneindeutigkeit prägen beide Entwicklungen. Die Herausforderungen, die mit offenen Prozessen und einer Vielzahl an Beteiligten, Netzwerken und Formaten verbunden sind, sind zugleich auch Chancen. Denn: „Je mehr Optionen […] ein System besitzt, je vielfältiger es aufgebaut und vernetzt ist, umso stabiler reagiert es auf äußere Störungen.“ (Lesch 2021: 81)

Quartiersentwicklungen sind Schaukelprozesse. Für die Stadtentwicklung bedeutet das, Stadt stärker kontextbezogen und situativ zu entwickeln, Stabilität zu schaffen und Unsicherheit zuzulassen, um Unterschiede zu synchronisieren und Widersprüche auszuhalten – Sie sollte Planungszeit nicht als Zwischenraum, sondern als gelebte Zeit begreifen (vgl. Siegmund 2020).

Autor_innen

Yvonne Siegmund arbeitet in der Stadtplanung und im Urban Design. Mit dem Fokus auf Zeit erforscht sie urbane Abhängigkeiten und Veränderungsprozesse.

yvonne.siegmund@gmx.net

Literatur

Albers, Gerd (1988): Stadtplanung: Eine praxisorientierte Einführung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Bauman, Zygmunt (2016): Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Hamburg: Hamburger Institut für Sozialforschung.

Borret, Kristiaan (2014): Slow urbanism. Een nieuw perspectief. In: Bauwelt 12, 30-47.

Burckhardt, Lucius (2004): Wer plant die Planung?. In: Jesko Fezer / Martin Schmitz (Hg.), Wer plant die Planung? Architektur, Politik und Mensch. Berlin: Martin Schmitz, 71-88.

Burckhardt, Lucius (2013): Der kleinstmögliche Eingriff oder die Rückführung der Planung auf das Planbare. Berlin: Martin Schmitz.

Dell, Christopher (2020) Stadt als Improvisationsmaschine im Zeitalter der urbanisierten Gesellschaft. In: Wüstenrot Stiftung (Hg.), Bedingt planbar. Städtebau und Stadtentwicklung in Deutschland und Europa. Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung, 88-98.

Dogrusoy, Ilknur Turkseven / Dalgakiran, Ahu (2011): An alternative approach in sustainable planning. Slow urbanism. In: Archnet, International Journal of Architectural Research 5/1, 127-142.

Han, Byung-Chul (2009): Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens. Bielefeld: transcript.

Herzog, Lawrence A. (1995): Fast urbanism and slow urbanism. Globalization and public space in three Mexican cities. http://www.lawrenceaherzog.com/wp-content/uploads/2016/01/chapterinjoneseditedbook06.pdf (letzter Zugriff am 9.3.2022).

Holl, Christian (2020) Ein Auftrag, Neues entstehen zu lassen. Ephemere Stadtentwicklungsprozesse. In: Wüstenrot Stiftung (Hg.), Bedingt planbar. Städtebau und Stadtentwicklung in Deutschland und Europa. Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung, 258-268.

Kaltenbrunner, Robert (2020): Planen oder Gärtnern? Über die Spielregeln eines neuen Urbanismus. In: Wüstenrot Stiftung (Hg.), Bedingt planbar. Städtebau und Stadtentwicklung in Deutschland und Europa. Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung, 112-125.

Lesch, Harald (2021): Die Physiker und die Zeit. In: Harald Lesch / Karlheinz A. Geißler / Jonas Geißler, Alles eine Frage der Zeit. Warum die „Zeit ist Geld“-Logik Mensch und Natur teuer zu stehen kommt. München: oekom, 112-125.

Merkel, Janet (2008): Kreativquartiere. Urbane Milieus zwischen Inspiration und Prekarität. Berlin: edition sigma.

Mommaas, Hans (2004): Cultural clusters and the post-industrial city. Towards the remapping of urban cultural policy. In: Urban Studies 41, 507-532.

Pahl-Weber, Elke / Schwartze, Frank (2018): Stadtplanung. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hg.), Handwörterbuch der Stadt‐ und Raumentwicklung, 2509-2520.

Rittel, Horst W. J. / Melvin M. Webber (2013): Dilemmas in einer allgemeinen Theorie der Planung. In: Wolf D. Reuter / Wolfgang Jonas (Hg.), Thinking design. Transdisziplinäre Konzepte für Planer und Entwerfer. Basel: Birkhäuser, 20-38.

Roggema, Rob (2015): Three urbanisms in one city. Accommodating the paces of change. In: Journal of Environmental Protection 6, 946-956.

Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Berlin: Suhrkamp.

Siegmund, Yvonne (2019): Kann Offenheit geplant werden? Ein Essay über die zeitliche Dimension in der räumlichen Planung. In: Abbasiharofteh, Milad / Baier, Jessica / Eberth, Andreas / Göb, Angelina / Knaps, Falco / Larjosto, Vilja / Thimm, Insa / Zebner, Fabiana (Hg.), Räumliche Transformation. Prozesse, Konzepte und Forschungsdesigns. Hannover: Akademie für Raumentwicklung, 166-177.

Siegmund, Yvonne (2020): Was treibt die Planung? Eine zeitbezogene Untersuchung von Abhängigkeiten in Quartiersentwicklungen. Dissertation. Hamburg: HafenCity Universität Hamburg.

Sinning, Heidi (2007): Stadtplanung – Stadtentwicklung – Stadtmanagement. Herausforderungen für eine nationale Stadtentwicklungspolitik. In: Stadtentwicklung. Herausforderungen für eine Nationale Stadtentwicklungspolitik 8/6, 303-308.

Wüstenrot Stiftung (2020): Bedingt planbar. Städtebau und Stadtentwicklung in Deutschland und Europa. Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung.

Interviews

Interview mit HA (Lokal) am 19.7.2017 in Hamburg.

Interview mit HA (Lokal) am 17.6.2021 in Hamburg.

Interview mit HB (Lokal) am 2.8.2017 in Hamburg.

Interview mit HB (Lokal) am 11.07.2018 in Hamburg.

Interview mit HB (Lokal) 22.6.2021 in Hamburg.

Interview mit HC (Hamburg Kreativgesellschaft) am 29.05.2018 in Hamburg.

Interview mit MA (Kommunalreferat) am 22.6.2017 in München.

Interview mit MB (Lokal) am 20.6.2016 in München.

Interview mit MC (Lokal) am 20.6.2016 in München.

Interview mit MF (Lokal) am 9.3.2017 in München.

Interview mit MG (Städtebau) am 6.3.19 in Berlin.

Interview mit MH (Kulturreferat) am 23.6.2017 in München.

Interview mit MI (Lokal) am 19.7.2018 in München.

Interview mit MK (Koordinierungsstelle Kreativlabor) am 2.12.2016 in München.

Interview mit ML (Referat für Stadtplanung) am 20.7.2018 in München.

Interview mit MM (Lokal) am 1.6.2018 in München.

Interview mit MM (Lokal am 1.7.2021 in München.