Das Kind in der Stadt

(Auszüge)

Colin Ward

Vorwort

Dieses Buch ist ein Versuch, die Beziehung zwischen Kindern und ihrer städtischen Umwelt zu erforschen.[1] Es stellt die Frage, ob es stimmt, dass in dieser Beziehung, wie sehr viele Menschen glauben, etwas verlorengegangen ist und wie sich die Verbindung zwischen Stadt und Kind für beide Teile fruchtbarer und erfreulicher gestalten ließe.

Aber der Titel und vielleicht auch das ganze Konzept sind anfechtbar, weil damit angedeutet wird, es sei möglich, über Kinder oder Städte allgemeinen zu sprechen. Wie uns Margaret Mead immer wieder ermahnt, müssen wir uns vor Augen halten, dass „es eine gute Sache ist, sich Gedanken über das Kind zu machen, solange wir nicht vergessen, dass es das Kind an sich nicht gibt. Es gibt nur Kinder. Jedes Mal, wenn wir sie in Bausch und Bogen behandeln, geht uns etwas verloren.“ Dabei handelt es sich nicht nur um den ungeheuren Unterschied zwischen einzelnen Individuen. Jedes Kind ist auch in einer anderen Phase des Seins und Werdens. Die gesetzliche Definition der Kindheit ist von Ort zu Ort verschieden, was Rechte und Pflichten betrifft. In Großbritannien verbürgt eine ganze Serie von Gesetzen, beziehungsweise eine willkürliche Anhäufung von Gesetzen, dem Kind Rechte oder erlegt ihm je nach Altersstufe Pflichten auf, womit ganz allgemein der Status der Kindheit bestimmt ist. In diesem Buch ist die Rede von sogenannten schulpflichtigen Kindern, das sind in Großbritannien die Fünf- bis Sechzehnjährigen. Aber viele werden wohl geltend machen, dass uns im Hinblick auf Entwicklungsmöglichkeiten und prägende Erlebnisse schon vor dem Schulbeginn die entscheidendsten Dinge widererfahren sind, in Großbritannien also dem Kind bis zu seinem fünften, in anderen Ländern bis zu seinem sechsten oder siebten Lebensjahr. Am wichtigsten von allem ist es aber, wessen Kinder wir zufällig sind.

In den meisten Ländern der Welt wäre es andererseits töricht, einen Fünfzehnjährigen als Kind zu bezeichnen. Wir könnten uns des Ausdrucks „Halbwüchsiger“ bedienen, um jene Mitmenschen zu beschreiben, die zwischen Pubertät und Mündigkeit stehen, die ja in den letzten zehn Jahren nach manchem Hin und Her in vielen Ländern von 21 oder 20 auf 18 Jahre heruntergesetzt worden ist. Aber ist die Adoleszenz einfach eine Schöpfung der Gesellschaft? Frank Musgrove weist darauf hin, dass die „Adoleszenz“ zur selben Zeit wie die Dampfmaschine erfunden wurde, nämlich die Dampfmaschine 1756 von James Watt, die Adoleszenz 1762 von Rousseau. Heute steht nicht bloß die Adoleszenz zur Debatte, sondern die Kindheit an sich als zeitloser und umfassender Begriff. Soziologisch orientierte Historiker wie Philippe Ariès und Peter Laslett haben uns klargemacht, seit wie kurzer Zeit wir uns erst mit der Kindheit befassen. „Kinder sind eine moderne Erfindung“, sagt der Spielplatz-Pionier Joe Benjamin. „Früher gehörten sie zur Familie.“

Die Familie ist fast immer ein entscheidenderes Element im Schicksal eines Kindes als die Stadt, und Moralisten, die die sozialen Missstände der Stadt diagnostizieren, weisen auf die hohe Zahl „zerrütteter Familien“ hin und beklagen das Aussterben der „Großfamilie“; die Soziologen hingegen weisen auf die Sterblichkeitsstatistik hin. Ein Gang über einen alten Friedhof bestärkt die Ansicht, dass bei der Zerstörung der Familie der Scheidungsrichter an die Stelle des Totengräbers getreten ist. Wenn wir die Zeugnisse entsprechend auswählen, können wir entweder zeigen, dass dem Kind von vergangenen Gesellschaften etwas von der Würde zugebilligt wurde, wie man sie einem wirtschaftlich irgendwie wertvollen Wesen beimisst, oder wir können das Kind als Opfer einer grotesken Ausbeutung darstellen oder zeigen, dass die Geschichte der Kindheit, wie Lloyd Demause in seinem gleichnamigen Buch sagt, „ein Alptraum ist, aus dem wir erst kürzlich erwacht sind.“

Nach Demauses Meinung kann die Geschichte der Kindererziehung als Folge von sechs Modeströmungen, die sich überschneiden, angesehen werden, deren neuste, die Methode des „Helfens“ Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts begonnen hat und darauf abzielt, dass das Kind „freundlich, aufrichtig, fröhlich, nie auf Nachahmung oder Gruppenbildung ausgerichtet ist, einen starken Willen hat und sich durch Autorität nicht einschüchtern lässt.“ Wenige Erwachsene würden abstreiten, dass sie persönlich den Kindern, die Lebenskreis und Wohnort mit ihnen teilen, zu helfen suchten, wenn sie auch weniger zuversichtlich wären, dass dadurch die genannten Eigenschaften ausgebildet würden. Dieses Buch dreht sich aber um die Frage. ob die Stadt als eine menschliche Institution ihren jungen Bürgern gegenüber Hilfsbereitschaft bezeigt oder ob Paul Goodman recht hatte, als er vor Jahren erklärte, Kinder könnten in der Großstadt unter den unvermeidlich modernen Bedingungen nicht mehr gedeihen, weil „verborgene Technologie, Mobilität der Familie, Verlust der Landschaft, Verlust der traditionellen Nachbarschaftlichkeit und die immer stärkeren Einschränkungen des Spiel-Raums ihnen die reale Welt rauben“.

Ein Kind ist … nun ja, ein Kind ist das, was man in ihm sieht, und ich werde bei der Definition der Stadt ebenso ausweichend sein. Überlieferungsgemäß wird das Wort in Europa und in Amerika verschieden gebraucht. Die Gründer einer Ortschaft im amerikanischen Westen bezeichneten sie als Stadt, auch wenn sie nie eine wurde. Verschlafene englische Städtchen, die zufällig eine Kathedrale haben, werden so genannt, und das mag recht und billig sein, denn wie Leslie Lane einmal bemerkt hat: „Canterbury und St. Davids sind Städte in einer Weise, wie man es von Hunderten von Großstädten des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts nicht sagen kann.“ Als Großstadt gilt seit 1887 eine Siedlung mit über 100.000 Einwohnern, und heute gibt es schon fünfundsiebzig Städte mit über einer Million Einwohnern. Soweto, dessen Kinder im Juni 1976 zur Rebellion herausgefordert wurden, hat über eine Million Einwohner, doch man nennt es eine Stadt. Man schätzt, dass am Ende dieses Jahrhunderts der größere Teil der Weltbevölkerung in Millionenstädten leben wird.

Die Unterscheidungen zwischen Großstadt, Vorstadt, Kleinstadt und Dorf werden im Laufe der Jahre immer unhaltbarer. In welchem Sinne ist der Dorfbewohner, der täglich in die Stadt fährt und dessen Kinder täglich zur nächsten städtischen Schule fahren, als ein Dörfler zu betrachten? Claus Moser und William Scott warnen in ihrer Untersuchung über englische Städte: „Man spricht allzu leicht von dem Städter, dem Stadtleben, dem Stadtwesen, ohne den Variationen und Unterschieden Rechnung zu tragen, die innerhalb einer Stadt und zwischen den Städten vorliegen.“ Es bestehen zwischen Stadt- und Landleben in Großbritannien mehr Ähnlichkeiten als zwischen dem Stadtleben in Großbritannien und dem Stadtleben in Burma. Die Kinder wohlhabender Familien, ob nun in der Stadt oder auf dem Lande, haben im Erleben mehr gemeinsam als die Kinder reicher und armer Eltern in ein und derselben Stadt. Es ist sinnvoller, in der Praxis an die Stadtregion als an die Stadt an sich zu denken. Nur die fiskalischen und administrativen Realitäten gaukeln uns vor, dass es die Großstadt als Ganzheit noch immer gibt. Diese Vorstellungen sind entscheidend für die Organisation der Städte, aber unsere Vorstellungen vom Leben der Kinder sollten nicht durch veraltete politische Abgrenzung beschränkt werden.

Außerdem möchte ich den Leser darauf aufmerksam machen, dass dieses Buch nicht als das Ergebnis erschöpfender Interviews mit einer zufälligen Auswahl von, sagen wir, tausend Kindern aus hundert Städten ist. Aus einer solchen Untersuchung lässt sich zwar vieles lernen, aber es lässt sich nicht danach handeln. Ich kenne viele Menschen, die ihre Aufgabe darin gefunden haben, den Bedürfnissen der Großstadtkinder entgegenzukommen. Bestimmt wurden sie dazu nicht durch statistisches Material angeregt, sondern durch ihr eigenes Einfühlungsvermögen, durch eigene oder anderer Leute Erinnerungen oder durch Beobachtungen, wie Kinder tatsächlich leben und was sie tun. Jeder ist einmal Kind gewesen, und der Philosoph Gaston Bachelard hat ein ganzes Buch, The Poetics of Space, dem Thema gewidmet, wie man durch Träumerei, Meditation und Hinhorchen auf die Erinnerungen anderer Kindheitserfahrungen mit der Umwelt erneut heraufbeschwören kann. „Nach zwanzig Jahren“, sagt er, „würden wir trotz all den unzähligen Treppen, die wir inzwischen gegangen sind, die Reaktion auf die ‚erste Treppe‘ wieder erleben, wir würden nicht stolpern auf der ziemlich hohen Stufe. Das Ganze des Hauses würde sich öffnen, getreu unserem eigenen Wesen. Wir werden die quietschende Tür mit der gleichen Bewegung aufstoßen, wir werden im Dunkeln den Weg zum fernen Dachboden finden. Das Gefühl der kleinsten Klinke ist unserer Hand geblieben…

Wir sind das Diagramm der Funktionen, die diesem besonderen Haus innewohnen, und alle die anderen Häuser sind nur Variationen eines Grundthemas. Das Wort ‚wohnen‘ ist zu blass und abgenutzt, als dass es diese leidenschaftliche Bindung unseres Körpers an ein unvergessliches Haus ausdrücken könnte.“ Ich möchte den Leser dazu bringen, sich auf diese Art des Nachvollziehens von Wirklichkeit in die Seele des heutigen Großstadtkindes hineinzuversetzen.

Um Intensität, Vielfalt und Einfallsreichtum der Kindheitserfahrungen in der Stadt zu vermitteln, ist das Bild wahrscheinlich wirkungsvoller als das Wort, und ich bin der Fotografin Ann Golzen besonders dankbar, denn sie erfasste sofort, welche Aufnahmen wir brauchten, ging hin und machte sie. Auch den anderen Fotografen habe ich zu danken. Unzähligen Kindern und Erwachsenen schulde ich Dank, die mit mir über ihre Umwelterfahrungen gesprochen haben, und all jenen, deren Berichte ich verwertet habe. Wer immer über dieses Thema schreibt, der muss sich bewusst sein, dass er Iona und Peter Opie zu Dank verpflichtet ist. Schwer vorstellbar, dass sie nicht das letzte Wort über Kinderspiele gesprochen haben. Auch bin ich überzeugt, dass Paul Goodman als erster die Zweifel und Befürchtungen vieler Menschen zum Ausdruck gebracht hat, denen es Sorgen bereitet, mit welchen Schwierigkeiten Kinder konfrontiert werden, wenn sie in unseren Städten aufwachsen.

Es wäre unmöglich, über Kindheitsprobleme zu schreiben, ohne die eigene Familie auszunutzen, und ich weiß, was ich meiner Frau Harriet Ward zu verdanken habe sowie fünf Stadtkindern: Alan Balfour, Douglas Balfour, Barney Unwin, Tom Unwin und Ben Ward.

Kapitel 2: Beglückender Lebensraum

„Das Problem ist nicht statisch, sondern dynamisch. Ein gewisses Maß an Veränderung und Neuerung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Lebensfreude. Die Aufgabe der Umweltplanung besteht nicht darin, unserer Zivilisation ein endgültiges Altersheim zu entwerfen, sondern darin, die Entwicklung unserer Umgebung so zu lenken, dass wir sowohl in dem Prozess als auch in den Stadien, durch die sie uns führt, Freude und Sicherheit finden. Ob es unseren Städteplanern zusagt oder nicht, die Mitglieder der menschlichen Gesellschaft müssen immer erst die Kindheit durchmachen, bevor sie erwachsen werden.“

Albert E. Parr

Albert Eide Parr, der ehemalige Leiter des Amerikanischen Naturhistorischen Museums, hatte den Mut, bei einer Versammlung über das Thema „Beglückender Lebensraum“ zu sprechen. Er wagte es zu erklären, die Großstadt habe nicht nur die Funktion, dem Geschäftsleben, der Unterhaltung und der öffentlichen Sicherheit zu dienen, sondern habe auch die Aufgabe, Menschen glücklich zu machen. Seit dem achtzehnten Jahrhundert, als der englische Schriftsteller William Godwin ein Buch mir der revolutionären Aussage begann: „Das wahre Ziel der Erziehung ist wie das eines jeden moralischen Prozesses die Heranbildung einer glücklichen Generation“, war nie mehr eine so kühne Behauptung aufgestellt worden. Gewöhnt an den Gedanken, dass Glücklichsein eine Sache der persönlichen Disposition und Anpassung, zwischenmenschlicher Beziehungen, sexueller Befriedigung oder der Erfüllung durch die Arbeit sei, fühlen wir uns genarrt, wenn Parr unumwunden erklärt: „Wenn die Liebe zum Wohngebiet unter den Einwohnern verbreitet und so stark ist, dass sie dem Besucher entgegenschlägt, wissen wir, dass wir in einer Gegend sind, die einen fruchtbaren Boden für den Keim des Glücks abgibt.“

In der Antike wäre dies nicht als übertriebener Anspruch aufgefasst worden; Platon sagte, dass die Stadt um des Lebens willen errichtet werde, aber um eines guten Lebens willen. In Bezug auf die individuellen Erfahrungen mit der Großstadt erinnert uns Parr, dass „unser Geist ebenso sehr nach einer Ansprache der Sinne verlangt wie der Körper nach Nahrung“, und ferner, dass „die grundlegende Forderung an die Umwelt die ist: eine genügend reichhaltige, differenzierte und auf die Dauer reizvolle Vielfalt an Formen und Farben zu bieten, damit sie für alle Bewohner anregend und stimulierend ist“. Wenn ich mit amerikanischen Studenten der Raumplanung über das Thema des vorliegenden Buches diskutierte, holten sie aus ihrer Mappe oder ihrem Bücherschrank meist Albert Parrs Schrift Das Kind in der Stadt. Urbanisation und Verstädterung, in der er seine eigenen Kindheitserfahrungen in einer norwegischen Hafenstadt zur Zeit der Jahrhundertwende beschreibt:

„Manchmal wurde mir der Auftrag erteilt, Fisch kaufen zu gehen; damit wurde mir keine Arbeit aufgebürdet, sondern es machte mir Spaß. Dazu gehörte folgendes: fünf bis zehn Minuten zum Bahnhof laufen; eine Fahrkarte kaufen; zusehen, wie der Zug mit dampfender Lokomotive einfuhr; einsteigen; über eine lange Brücke fahren, die einen kleinen Bootshafen (rechts) vom großen Hafen (links) trennte, in dem auch eine kleine Marinebasis für Torpedoboote war; weiter durch einen Tunnel; an der Endstation aussteigen, wobei ich manchmal stehenblieb, um mir Eisenbahnanlagen anzuschauen; am Fischereimuseum vorbeigehen und manchmal eintreten; durch den Zentralpark der Stadt schlendern, wo in der Mittagspause eine Militärkapelle spielte; durch die Geschäftsstraßen bummeln oder den Weg an der Feuerwehr vorbei nehmen, wo die angeschirrten Pferde einsatzbereit warteten, vorbei an dem jahrhundertealten Rathaus und anderen alten Gebäuden; den Fischmarkt und das Bootsgelände erforschen; den Fisch aussuchen und um den Preis feilschen; einkaufen und nach Hause zurückkehren.“

Bernard Rudofsky, der die Bedeutung dieser Schilderung in seinem Buch Streets for People hervorgehoben hat, weist darauf hin, dass Albert Parr damals vier Jahre alt war. Nicht nur waren die Straßen damals ungefährlich für ein Kind, sondern die städtische Umgebung bot auch so viele Anregungen, dass das Kind schon lesen und rechnen konnte, bevor es das Schulalter erreichte.

Straßen- und Geschäftsschilder wirkten auf das Kind visuell, nicht durch ihren Wortlaut. Hätte der kleine Albert einen modernen Kindergarten besucht, so würde die Kindergärtnerin aufgrund dessen, was sie von Piaget weiß, behaupten, er hätte in diesem Alter unmöglich über die notwendige räumliche Orientierung verfügen können. Rudofsky stellt Albert Parrs Kindheitserlebnisse dem gegenüber, was Joseph Lyford als typische Lernsituation des New Yorker Kindes auf seinem Schulweg beschreibt:

„Es kann einen Alkoholiker erkennen, ehe es ihn sprechen hört, und einen Homosexuellen auf Anhieb von einem gewöhnlichen Mann unterscheiden. Es hat aus der Nähe gesehen, was in Hausgängen oder in Winkeln zwischen Mann und Frau vorgeht. Es mag wissen, dass ein bestimmter Gemüseladen als Treffpunkt dient, wo Polizisten von Hausierern, Lokalbesitzern und Mittelsmännern Geld entgegennehmen. Es weiß, dass rote Punkte an der Innenseite des Unterarms Einstiche von Injektionsnadeln bedeuten, und es versteht mindestens ein paar Wörter der Fixer- und Gaunersprache.“

Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen ist das typische Umwelterlebnis des Großstadtkindes von heute angesiedelt. Kein gleichaltriges Kind hat jene Freiheit auf der Straße, die Parr genießen durfte, ganz einfach weil die Straßen nicht mehr sicher sind. Die Hauptgefahr droht nicht von Verbrechern, sondern vom Autoverkehr. Gleichzeitig sind solche Elemente des innerstädtischen Lebens, vor denen man die Jugend gern bewahren würde, immer beherrschender geworden, weil die vielfältige öffentliche Selbstkontrolle immer mehr im Schwinden begriffen ist. Die Innenstadt ist nicht mehr Wohnviertel. Andere Elemente – große Geschäfte oder schlechte Geschäfte – dominieren. Freunde von mir, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Soho aufwuchsen, als dieser Londoner Stadtteil vier Grundschulen hatte, verlebten eine Kindheit geradezu dörflicher Unschuld, spielten mit Murmeln auf dem Pflaster und bewegten sich mit der Immunität hochgeachteter Bürger durch Straßen, die schon damals einen schlechten Ruf hatten.

Der Unterschied zwischen den dreißiger und den siebziger Jahren besteht darin, dass die Zahl der verwilderten, heimatlosen Kinder in Soho heute größer ist als die der ordnungsgemäß gemeldeten Schulkinder. Ein Parlamentsmitglied beschrieb 1975 die Jungen, die in Toreinfahrten in einem Pappkarton schlafen, und sagte: „Ich bin bereit, jedes Mitglied dieses Parlaments nach Soho zu führen, wo diese Kisten aufgeschlagen sind, und vor seinen Augen den Deckel hochzuheben.“ Wie stand es damit früher? Ein alter Mann, der mitten in London aufgewachsen ist und dessen Angehörige in zwei Zimmern zu fünft in einem Bett schliefen, während Albert Parr den glücklichen Lebensraum seiner Kindheit auskundschaftete, erinnert sich, wie der Mann von der Heilsarmee „immer durch die Remisen und Ställe ging und die Planen hochhob, um nachzusehen, ob darunter ein verwahrlostes Kind lag“.

Die Schilderung dieses Mannes verdeutlicht die Schwierigkeit, aus Albert Parrs Aussage gültige Schlüsse ziehen zu wollen. Denn auch solche Kinder wie er hatten die Freiheit der Straße: zu betteln oder zu stehlen, Polizisten ein Schnippchen zu schlagen oder ziellos umherzustreifen und zu schauen, ob irgendetwas in der Gosse zu finden wäre. „Zu allen Tages- und Nachtzeiten zogen wir umher, meilenweit durch alle möglichen Straßen, denn damals war es lustig, den Jahrmarkt in Hampstead zu sehen.“ Den Jahrmarkt sehen, aber nicht mitmachen. Es gibt einen Punkt, wo Anregung und Faszination der Umwelt hinter den Forderungen, die das Überleben stellt, zurücktreten. Dieser Mann stand in seiner Kindheit an diesem Punkt. Um das Kind war bittere Not, also suchte es in der Gosse nach ein paar verlorenen Münzen oder kramte im Hinterhof einer Bäckerei nach einem altbackenen Brot; die Stadt war ein Territorium für Streif- und Beutezüge, so wie dies heute etwa für Kalkutta gilt.

„Nachts wühlten die kleinen Jungen in den großen stinkenden Müllhalden. Sie sammelten Knochen, an denen noch ein bisschen Fleisch hing, weggeworfene Gemüseblätter, ein paar Löffel Reis, die man von halb abgegessenen Tellern der Reichen abgekratzt hatte.“

Doch wer die Kinder der Armen kennt, der weiß, wie rasch sich bei allem Selbsterhaltungstrieb das sinnliche Erleben und die Freude am zufälligen Spiel durchsetzen können. Mädchen, die noch ein paar Jahre jünger waren und schon einer gesicherten Unterklasse angehörten, zogen mit zu den Müllhalden, und sie kehrten mit halbverwelkten Kuhblumenkränzen zurück.

Simon Jenkins, ein Kenner der Londoner Szene, schreibt:

„Wenn der kleine Charles Dickens von Camden Town zu einer Schuhwichse-Fabrik hinter Charing Cross ging, wo er als Packer arbeitete, war der Gang eine ständige Begegnung mit allen möglichen Menschen. Die Straßen wimmelten von Leuten, die er mit der Zeit kennenlernte und die ihn alle kannten. Da saßen in der St. Martin‘s Lane die Alten vor der Tür, in Seven Dials riefen ihn Budenbesitzer an; Kinder, Landstreicher, Bettler erkannten den Vorbeigehenden; er gewann Freunde, und er machte Umwege, um Feinden auszuweichen. Vor seinen Augen herrschte rege Betriebsamkeit; man kaufte, verkaufte, tauschte, stellte aus, setzte etwas instand, scherzte, bot sich an, liebäugelte, bestach und schwatzte. Ganz London war auf der Straße, und man brauchte nicht erst vorgestellt zu werden.“

Jenkins fragt sich, welche Art stoffliches Material Dickens wohl auf einem Gang durch die Victoria Street oder durch die Barcian und Finchley Road gefunden haben mochte. Ebenso könnte er fragen, welche Art Anregung durch die Umwelt ein Kind bekommt, wenn es durch die modernisierten, eintönigen oder verwahrlosten Straßen unserer heutigen Städte geht, besonders der Sanierungsgebiete. Die wiederaufgebaute Stadt hat, wie Jane Jacobs beklagt, „die grundlegende Funktion der Straße und damit notwendigerweise die Freiheit der Straße zerstört“.

Bietet die moderne Stadt dem Kind, das sie erkunden möchte, die Vielfalt an Sensationen, die zum Beispiel Maxim Gorki als Junge erlebte, wenn er mit großen Augen durch die Straßen von Nischni Nowgorod schlenderte, oder der kleine Walt Whitman, der es liebte, sich den herrlichen Aufregungen auf einem Streifzug quer durch Manhattan zu überlassen? Man könnte entgegnen, potentielle Dichter seien eben besonders empfänglich für das, was es in der Großstadt zu sehen und zu hören gibt; aber auch wenn man mündliche Erinnerungen anderer Leute sammelt, eröffnen sie uns – selbst bei Berücksichtigung der verklärenden Rückschau – eine Straße, die nach Rudofskys Worten „ein offenes Buch ist, wunderbar illustriert, durchaus vertraut, doch unerschöpflich“.

Im April 1975 wurde vom Guardian unter dem Titel „Musterstadt macht nicht glücklich“ das Ergebnis einer Untersuchung veröffentlicht, die sich auf die Industriestadt Sheffield mit ihren 526.000 Einwohnern (1973) bezog. „Sheffield, das als Nationalmodell einer Industriestadt mir einem fortschrittlichen modernen Erziehungssystem gilt, hat heute mehr unglückliche Schulkinder als vor fünf Jahren. Das ergab eine Umfrage bei 25 Prozent der gesamten Schülerschaft, also einer ungewöhnlich hohen Zahl. Nach Meinung des Kommissionsleiters Michael Harrison könnte der Zerfall der Familie eine der Hauptursachen sein. Andere Gründe wären vielleicht die Zunahme der Familien mit nur ein einem Elternteil und häuslicher Stress und Sorgen infolge der Inflation und verschlechterter Berufsaussichten. Harrison äußerte sich recht pessimistisch über die Fähigkeit der Stadtverwaltung, derartige Probleme beizeiten zu erkennen, zu verhüten oder gar zu lösen. Er könne nicht behaupten, sagte er, dass der Sheffielder Magistrat mit der ‚Lebenswirklichkeit‘ der Kinder in den verschiedenen Stadtteilen vertraut sei. Solange es nicht irgendeine ‚Annäherung zwischen Schule und Verwaltung‘ gebe, werde es schwer sein, das Problem der Benachteiligung zu lösen.“ In dem Bericht heißt es weiter, Harrison habe zugegeben, niemand wisse so recht, weshalb viele Eltern den Bildungsmöglichkeiten ihrer Kinder offensichtlich so desinteressiert gegenüberstünden, ob eine allgemeine Kulturverdrossenheit, die hohen Löhne, die ungelernten Arbeitern gezahlt werden, oder andere Ursachen Schuld daran seien. Die Folge sei jedenfalls, dass die Leistungen in der Schule hier weit unter dem Durchschnitt lägen. Es sei auch notwendig, mehr darüber nachzudenken, inwieweit die Behörden die Leute durch ihre Wohnungsbaupolitik, die keineswegs auf soziologischem Wissen basiere, verwirrten. „Ich habe noch nie einen Plan gesehen, der in vernünftigen Worten von Menschen spricht“, sagte Harrison. „Es ist immer nur die Rede von ‚Wohnraum, den sie beanspruchen‘ und von der ‚Lebensqualität‘ – aber was das ist, wird nicht definiert.“

Nur der letzte Punkt in der Reihe der möglichen Ursachen für die Unzufriedenheit der Sheffielder Kinder hat mit dem Erleben ihrer physischen Umwelt zu tun, und es scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein. Aus London liegt nämlich ein ähnlicher Bericht vor. Eine Gruppe von Psychologen befragte fast 1700 Zehnjährige aus einem inneren Londoner Stadtteil und stellte Vergleiche mit 1300 Gleichaltrigen von der Insel Wight an, einer vorwiegend ländlichen Gegend. Eltern und Lehrer wurden ebenfalls befragt. Dem Bericht zufolge zeigten 25,4 Prozent der Londoner Kinder Anzeichen seelischer Störungen, die von Schlafschwierigkeiten, neurotischem Weinen, Angst vor der Schule bis zu chronischer Rauflust und fortgesetztem Stehlen reichten – genug, um das Kind unglücklich zu machen und sein Weiterkommen in der Schule zu verhindern. Als dieser Befund dem Londoner Institut für Erziehung vorgelegt wurde, erhoben sich kritische Stimmen und sagten, die Methodologie beruhe auf Vorurteilen gegenüber der Arbeiterklasse. Dieser Zweifel scheint mir das eigentliche Resultat derartiger Untersuchungen zu verschleiern. Man kann es mit dem einen Satz zusammenfassen: „Glückliche Familien ziehen weg.“ Wohlhabende, gesicherte, intakte Familien tendieren dazu, die Innenstadt zu verlassen, was dazu führt, dass die Bevölkerung dort unweigerlich einen höheren Prozentsatz an irgendwie benachteiligten Familien aufweist, und die Kinder dieser Familien werden weder durch das Schulsystem noch durch die Umwelt für diesen Nachteil entschädigt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Dies galt schon immer für die Elendsviertel der Großstädte. Nach der Berechnung des Städtehistorikers H. J. Dyos „lag in den schlimmsten Londoner Slums der prozentuale Anteil der Londoner im Verhältnis zu den übrigen Bevölkerungsgruppen über dem Durchschnittswert für London insgesamt. Da die Slums eine Durchgangszone für Zuzügler vom Lande und aus den Kleinstädten bildeten, welche sich hier dem Großstadtsystem assimilierten, stellten sie auch das Ergebnis eines Prozesses dar, in dem solche, die weniger befähigt waren, im Wettbewerb des Stadtlebens zu bestehen, ins Hintertreffen gerieten und an die unvorteilhaftesten Plätze abrutschten.“

Es wäre verwunderlich, wenn die Vergleichsstudien, die in den Großstädten der ganzen Welt angestellt werden, nicht zeigten, dass Kinder aus ärmlichen Wohnverhältnissen körperlich und geistig weniger gut entwickelt sind und demzufolge in der Schule weniger leisten als Kinder mit guten Umweltbedingungen. Die Wohnverhältnisse sind lediglich ein Aspekt der Armut, die sich aber bei allen Aspekten im Leben eines Kindes miteinschleicht. Wenn trotz einer Umsiedlung die Armutskultur bleibt und auch die neue Wohnung zerstört, müssen wir noch andere Faktoren als räumliche Enge, Feuchtigkeit oder mangelnde sanitäre Anlagen berücksichtigen: die emotionalen oder psychologischen Probleme der Eltern, einen schlechten Gesundheitszustand, Depression und Reizbarkeit – zwei Begleiter der Armut –, Probleme des geldverdienenden Elternteils am Arbeitsplatz, häusliche Schwierigkeiten des anderen. Ist Armut in der modernen Großstadt schlimmer und ist sie schwerer zu ertragen als in den wimmelnden Großstädten des vorigen Jahrhunderts? Das hängt davon ab, ob man sie nach der Sterblichkeitsrate oder nach den Lebenserwartungen beurteilt.

Sicher ist sie schwerer zu ertragen, wenn man sieht, dass andere sie überwunden haben. So bemerkt der Romancier Alan Sillitoe: „Wenn die Armut weitverbreitet ist, helfen die Menschen einander im Lebenskampf; aber wenn die Armut nur hier und da auftritt, ungleichmäßig verteilt ist und infolgedessen trennend wirkt, verlieren sie den Glauben an die Einigkeit und bekommen ein Schuldgefühl, was das schlimmste dabei ist, weil es überflüssig und ungerechtfertigt ist und die Selbstachtung noch mehr untergräbt. Das zunehmende Schuldgefühl überwiegt bei weitem die Ermutigung, die sie aus dem Beispiel besser gestellter Leute und der Hoffnung, es wie sie auch zu etwas zu bringen, beziehen könnten.“

Das Kind, das im Milieu der Armut und Entbehrung aufwächst, wird im Laufe der Zeit mehr und mehr von der Welt der Erfolgreichen und Selbstsicheren isoliert. Meine Frau fand einmal ein sehr treffendes Bild, als sie diese Isolierung zu erklären suchte. „In dem Maße, in dem die Schwelle der Tauglichkeit steigt, vergrößert sich der Pool der Unzulänglichkeit.“ Die Organisation der Verteilung von Waren des täglichen Bedarfs, die Strukturierung und Spezialisierung der Arbeit, die Kommerzialisierung der Freizeit, der veränderte Maßstab der modernen Großstadt: all das erfordert einen höheren Grad an Kompetenz und Sachkenntnis von dem ärmeren Stadtbewohner als früher. Man muss heute cleverer sein, um mitzukommen.

Während in Sheffield und London Untersuchungen über die Unzufriedenheit der Kinder angestellt wurden, sprach ich in Glasgow mit Lehrern über die dortigen Probleme. Ich besuchte dasselbe Stadtviertel wie vor dreißig Jahren, in dem es damals infolge des Krieges zum ersten Mal seit Menschengedenken keine Arbeitslosigkeit gegeben hatte. Ich weiß noch, dass man aber auch damals in Glasgow immerzu von barfüßigen Buben angebettelt wurde: „Einen Penny, bitte einen Penny!“ Dieser Ruf hallte seit anderthalb Jahrhunderten durch die Straßen von Glasgow.

Doch wissen wir aus vielen Berichten und Zeugnissen, dass ein Kind armer Leute in Glasgow vor dem Zweiten Weltkrieg ein fröhliches und erfülltes Leben haben konnte. Aber noch bezeichnender ist Alasdair MacLeans Bemerkung:

„Die Glasgower Slums waren in den dreißiger Jahren – in meiner Kindheit – unglaubliche Orte. Nachdem ich ihnen entkommen war, dachte ich immer, ein kleiner Teil davon sollte gleichsam als Beitrag zur Evolutionstheorie erhalten bleiben, zum Beweis dafür, wie eine urweltliche Sumpfgegend durch die natürlichen Evolutionsprozesse schließlich höhere Lebewesen hervorbringt.“

Als ich zum ersten Mal in diesen Teil seiner Heimatstadt kam, gab es hier dichtbesiedelte Wohngebiete mit fünfzehnhundert und mehr Menschen pro Quadratkilometer, und das ganze Bestreben der Wohnungsbaupolitik nach dem Krieg ging dahin, die Menschen entweder in riesige Siedlungen am Stadtrand oder nach New Towns umzusiedeln. Der krasse Rückgang der Bevölkerung in Glasgow (1.057.679 im Jahr 1961 auf 897.848 im Jahr 1971) spiegelte nicht nur die Wirksamkeit der amtlichen Politik, sondern auch die starke Hoffnung der Menschen wider, irgendwo anders ein besseres Leben zu finden, denn viele Junge waren ganz von hier fortgezogen.

In diesem Stadtteil läuft seit Jahren ein Entwicklungsprogramm. Kurz vor und nach dem Krieg waren dreistöckige Wohnhäuser gebaut worden. Einige der alten vier- bis fünfstöckigen Mietskasernen standen noch; manche waren immer noch bewohnt, andere wurden gerade abgerissen. In der Mitte des Bezirks lag die schäbige Freie Schule; sie wurde von einem engagierten Lehrer geleitet, der an ihr festhielt, weil er gegen das offizielle Lehrsystem war. Er stand mit den Behörden auf Kriegsfuß; sie machten ihm Schwierigkeiten, weil das alte Gebäude nicht über die vorgeschriebene Anzahl an Toiletten für beide Geschlechter verfügte. Gegenüber erhob sich der Neubau einer großen städtischen Sekundarschule.

Eine Ecke weiter stand eine funkelnagelneue Grundschule, der es an modernen Einrichtungen nicht fehlte. Die Rektorin, eine tüchtige, aufgeschlossene Frau, war schon seit zwanzig Jahren als Lehrerin in dieser Gegend tätig. Ich fragte sie, worin ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen den damaligen Verhältnissen und den heutigen bestehe. Sie antwortete, damals habe sie als Folgen der Armut bei den Kindern beobachtet: schlechte Ernährung, schlechte Kleidung, Grind, Hautausschlag, Verlausung und Zahnschäden. Heute seien noch dieselben Erscheinungen festzustellen, mit Ausnahme des Grindes.

Ich fragte weiter, ob sie einen Unterschied zwischen den Familien in den alten Mietskasernen und denen in den verhältnismäßig neuen Sozialbauten erkennen könne. Sie erklärte, in den alten Wohnblocks lebten größtenteils Familien, die Arbeit hätten, noch eine Familieneinheit bildeten und ihre Miete pünktlich bezahlten. Vielleicht könne man sagen, dass in diesem Bezirk alle diejenigen fortgezogen seien, denen sich eine Möglichkeit dazu geboten hätte. Die Sozialbauten mit ihren besseren sanitären Anlagen (die Häuser sahen mir danach aus, als wäre seit ihrer Errichtung nichts für ihre Erhaltung getan worden) seien das Heim der lahmen Enten in den Augen der Planungspolitiker geworden, die keine Chance gehabt hätten wegzuziehen. Die Familien in den berüchtigten alten Mietskasernen hätten es abgelehnt, dorthin überzusiedeln.

Der Rektor der Sekundarschule sagte ungefähr das gleiche. Er wunderte sich darüber, dass die Eltern, die immer noch in den ramponierten alten Häusern wohnten, bei denen Spülstein und Abort sich im Treppenhaus befinden, ihre Kinder offensichtlich besser ernähren und kleiden als die Bewohner der nach dem Krieg erbauten Häuser, denen wenigstens alle sanitären Einrichtungen, die das Gesundheitsamt für notwendig erachtet, zu Verfügung stehen.

Diese Beobachtungen lassen sich kaum mit dem Glauben der Sozialfürsorge vereinbaren, dass geräumigere und besser ausgestattete Schulen oder geräumigere und besser ausgestattete Wohnungen oder eine intensivere Sozialarbeit die Armutskultur beseitigen würden. Als ich mit Roger Starr, dem Verantwortlichen für Wohnungsfragen von New York, gegen dessen Probleme sich die von Sheffield und Glasgow wie geringfügige Schwierigkeiten ausnehmen, sprach, stellte er die rhetorische Frage: „In welchem Maße kann und darf eine Regierung eingreifen, um Menschen zu ändern? Soll die Sorge um menschliche Wohlfahrt die Regierung dazu veranlassen, Leuten, die weder geisteskrank noch kriminell sind, Vorschriften zu machen und Zwangsmaßnahmen zu ergreifen?“ Die britische Regierung hat darauf eine klare Antwort gegeben (zumindest auf dem Papier): Bei der Konferenz der Vereinten Nationen über das Wohnungswesen 1976 berichtete sie über ihre verschiedenen Sanierungsversuche in verkommenen innerstädtischen Vierteln und erklärte: „Diese Versuche haben eindeutig erwiesen, dass der Niedergang der Innenstädte auf einen äußeren wirtschaftlichen Prozess zurückzuführen ist, nicht auf eine Veränderung in der Verhaltensweise der Bewohner.“

Betrachtet man das Stadterlebnis aus dem Blickwinkel des Kindes, so spielt noch ein weiterer Faktor mit: die Art und die Beschränkung des Aktionsradius. Als im neunzehnten Jahrhundert die Städte in Europa und Amerika immer mehr anwuchsen, hatte das Kind stets etwas zu tun und allerhand Möglichkeiten, Anteil zu nehmen und Lebenserfahrungen zu sammeln. Freilich hatte es gewöhnlich zu viel zu tun; es musste noch froh sein, wenn es stundenlang eine langweilige Arbeit verrichten konnte, die über seine Kräfte ging und ihm einen Hungerlohn eintrug. Oder es kämpfte sogar verzweifelt, um für sich und seine Angehörigen Nahrung zu beschaffen. Aber es befand sich nicht in einer Situation, in der es ökonomisch nichts Vernünftiges tun konnte und in der sein ganzer kultureller Kontext es daran gehindert hätte, aus der kostspieligen Erziehungsmaschinerie jenseits der geschützten Schulatmosphäre Nutzen zu ziehen.

Das Kind, das heute im Elendsviertel einer europäischen oder amerikanischen Großstadt aufwächst, ist wie in einem Käfig gefangen, der ihm nicht einmal die Illusion der Handlungsfreiheit lässt, seine Situation ändern zu können, es sei denn durch ungesetzliche Aktionen. Diese Kinder verlieren, während sie heranwachsen, ihr Selbstvertrauen und ihre zweckbewusste Selbstachtung, weil sie keine sinnvoll erscheinende Möglichkeit haben, an dem Leben ihrer eigenen Stadt Anteil zu nehmen und teilzuhaben; eben nur im Negativen, mit räuberischen Aktionen.

Mitunter wird eine solche Eingliederung versucht. Als ich Roger Starr gegenüber ein Beispiel erwähnte, nämlich eine Bande junger spanisch-stämmiger Amerikaner, der man die Rehabilitierung eines verlassenen Mietshauses in New York anvertraut hatte, stöhnte er nur; er war derjenige, der die Rechnungen abzeichnen musste. Aber war dies nicht eine Möglichkeit, den Jungen eine wirkliche Verantwortung zu geben und damit eine Gelegenheit, in der Stadt einen Platz zu finden? Der Glasgower Priester, dessen Aufgabe es ist, sich um die schulschwänzenden Kinder zu kümmern, sagte mir, das letzte, was diese sich wünschten oder wichtig fänden, sei eine Arbeit – schon die bloße Vorstellung, arbeiten gehen zu sollen, schiene ihnen abwegig. Teils liege es daran, dass es in der ökonomisch abgewirtschafteten Stadt keine Arbeitsstellen gebe, teils aber auch, wie mir der Rektor der Sekundarschule versicherte, daran, dass so viele dieser Kinder aus Familien stammten, die ausschließlich von der Fürsorge lebten, so dass ihnen ein geeignetes Vorbild fehle.

Im gleichen Atemzug sagte er aber, wenn wieder eines der baufälligen Häuser abgerissen würde, höre man den Ruf: „Abbruch in Sicht!“, und schon mieteten die Jungen für fünf Pfund pro Tag Pferd und Wagen, sammelten alles, was sie an Metallenem in dem Schutt finden könnten, und verkauften es an einen Alteisenhändler. Im Allgemeinen seien die Jungen überrascht, wieviel sie auf diese Weise verdienen könnten.

„Ich will nicht behaupten, dass ich dieses Vorgehen begrüße“, sagte er; doch ich merkte, dass er diese Kinder bewunderte und sich wegen der existentiellen Seite der Kindheit Sorgen machte.

Tatsächlich sah ich auf einer Fahrt durch Glasgow mit eigenen Augen ein paar solcher Fuhren mit jeweils vier zwölf- bis vierzehnjährigen Jungen. Sie kamen in dem dichten Verkehr gut zurecht und lenkten das Pferd geschickt durch die Straßen zu irgendeinem Händler, der mit dem alten Plunder aus dem Sanierungsgebiet etwas anfangen konnte. Sie gehörten einer Industrie an, deren Jahresumsatz auf 125 Millionen Pfund geschätzt wird und Devisen einbringt. Gehörten sie der letzten Kindergeneration an, die in der Innenstadt wirklich eine Funktion ausübte?

Kapitel 9: Anpassung an die aufgezwungene Umwelt

„Die Stadtparks, die zu den besten Errungenschaften und Stiftungen der Stadtbehörden des späteren neunzehnten Jahrhunderts gehören, sind – so wertvoll, nützlich und schön sie sein mögen – viel zu sehr geprägt vom Standpunkt der vermögenden Stadtväter, die sie anlegten: wie die eingezäunten Parks der großen Herrenhäuser wurden sie eifersüchtig abseits der vulgären Welt gehalten. Ihre Anlage setzt die Tradition der Schlösser fort, die das Publikum nur sonntags besichtigen darf. Die kleinen Mädchen dürfen vielleicht auf dem Gras sitzen. Aber die Buben? Höchstens wird ihnen ein kleines Feld zwischen zwei Fußballtoren eingeräumt, im Übrigen werden sie streng bewacht, denn sie gelten als Wilde, die beim geringsten Anzeichen ihrer Lieblingsbeschäftigung wie Wigwambauen, Höhlenbauen, Wasserstauen und so weiter sofort verscheucht werden und von Glück sagen können, wenn sie nicht der Polizei übergeben werden.

Wenn man sich gründlich mit der Natur und Fragen der Erziehung befasst hat, möchte man diese beiden Komplexe vereinen, und zwar durch Betätigung in der Natur. Aber wir haben den Keim dazu erstickt durch unsere polizeimäßige Reglementierung in und außerhalb der Schule, haben diese natürlichen, jungenhaften Instinkte der Selbsterprobung unterdrückt, auch den Mutwillen und die natürliche Zerstörungslust. Indem wir den Jungen diese Berührung und Erfahrung mit der Natur verwehren, bringen wir sie dazu, dass sie ihre überschüssige Energie in ein Rowdytum oder noch Schlimmeres investieren.“

Patrick Geddes

Eines machte die Beobachtung von Kindern schon immer ganz deutlich, wenn diese Erkenntnis auch erst kürzlich in die Fachliteratur Eingang gefunden hat und von Raumplanern erst noch berücksichtigt werden muss: Kinder spielen überall und mit allem. Was die Erwachsenen zur Erfüllung kindlicher Bedürfnisse unternehmen, das ist eine Sache, worin Kinder sie sehen, das ist eine andere. Sie spielen da, wo sie zufällig sind, denn wie Arvid Bengtsson sagt: „Spiel ist ein fortwährendes Geschehen, ein fortwährender kreativer Akt im Denken und im Tun.“ Eine Stadt, die die Bedürfnisse ihrer Kinder wirklich ernst nähme, würde ihnen die ganze Umwelt erschließen, denn ob Kinder dazu aufgefordert sind oder nicht, sie werden die ganze Gegend für sich nutzen.

Das Konzept des Abenteuer-Spielplatzes ist aus der Beobachtung entstanden, was Kinder auf einem öden Fleckchen Land, auf Bauplätzen und ausgebombten Grundstücken tun. Joe Benjamin, ein unermüdlicher Vorkämpfer auf diesem Gebiet, beklagt, dass sogar der Abenteuer-Spielplatz Gegenstand einer gewissen Ideologisierung geworden sei, bei der „die Schaukeln und Rutschbahnen des Ingenieurs durch die des Alteisenhändlers ersetzt worden sind, die Kletterstangen aus dem Sportgeschäft durch alte Telegrafenstangen oder ausrangierte Eisenbahnwaggons, die Kette durchs Seil, die Brettschaukel durch einen alten Autoreifen.“ Marjorie Allen erklärt, die amerikanischen Spielplätze seien eher für Versicherungsgesellschaften entworfen worden, und Paul Friedberg sagt: „Wir haben unseren Grünanlagen in unserer Erhaltungsmanie die Romantik genommen.“

Die Planer von Anlagen und Spielplätzen erlauben sich die Bevormundung der kindlichen Kreativität, indem sie ihre Aufgabe darin sehen, ihnen fertige Spielskulpturen hinzustellen, anstatt ihnen das Material zu liefern, mit dem sie ihre eigenen bauen könnten. Sie halten Konferenzen darüber ab, welches Material am besten für eine Einzäunung zu benutzen wäre, anstatt über Joe Benjamins Bemerkung nachzudenken: „Ideal wäre es, gar keine Einzäunung vorzunehmen; aber wenn wir diesen herrlichen Zustand erreicht haben, werden wir überhaupt keine Abenteuer-Spielplätze mehr brauchen.“ Das eingezäunte Kinderghetto verschärft nämlich die Trennung zwischen der Welt der Erwachsenen und der der Kinder, während es Benjamin vor allem darum geht, dass wir eine gemeinsame Welt haben sollten. „Ganz gleich, wie wir die Spielmöglichkeiten unserer gegenwärtigen und zukünftigen Entwürfe sehen, Kinder werden sie weiterhin auf ihre eigene Weise interpretieren. Tatsache ist, dass die Straßen, die Tankstelle, die Haustreppe, einfach alles, was die Stadtgemeinschaft bietet, dem natürlichen Lebensraum des Kindes angehört. Unser Problem besteht nicht darin, Straßen, Wohnungen, Tankstellen oder Geschäfte so zu entwerfen, dass sie sich zum Spielen eignen, sondern darin, die Gesellschaft dahingehend zu erziehen, dass sie Kinder partnerschaftlich akzeptiert.“ Das erklärt, warum Denis Woods von der Universität Nord-Carolina einen Aufsatz mit dem Titel „Befreit die Kinder! Fort mit den Spielplätzen“ verfassen konnte.

Hermann Mattern von der Freien Universität Berlin unterstreicht diese Anschauung: „Das Kind sollte imstande sein, überall zu spielen, ungehindert, frei, nicht gezwungenermaßen auf einem Spielplatz oder in einem Park. Das Versagen der städtischen Umwelt ist direkt messbar an der Zahl der ‚Spielplätze‘.“ Ein solcher Vorwurf könnte natürlich leicht als Vorwand dazu dienen, die Grünanlagen nicht den Bedürfnissen der Bürger anzupassen oder gar keine Spielplätze mehr zu schaffen; er soll jedoch nur die Notwendigkeit unterstreichen, dass wir eine klare Vorstellung davon gewinnen, wie die Umwelt den Bedürfnissen der Kinder angepasst werden könnte, wenn wir uns einmal ansehen, wie die Kinder sie tatsächlich benutzen.

Wenn man Erwachsene nach den schönsten und lebhaftesten Erinnerungen aus ihrer Kindheit in der Stadt befragt, sprechen sie selten vom Park oder vom Spielplatz, sondern eher von einem leeren Baugrund oder geheimen Verstecken hinter Reklamewänden und Bretterzäunen. Sie beschreiben die Freude, Sand in der Stadt zu finden, meinen damit aber nicht den Sandkasten auf dem Spielplatz, sondern den Sandhaufen, den Bauarbeiter für kurze Zeit auf der Straße aufgeschüttet haben.

Auf wie verschiedene Weise das Leben der Stadtkinder auch betrachtet wurde, schon immer hat es Erwachsene gegeben, die aus dem Spielen der Kinder Schlüsse gezogen haben. Das geht aus den Literaturangaben zu dem großartigen Buch von Iona und Peter Opie Childrens Games in Street and Playground hervor. Zuvor hatte Alice Gomme dieses Thema enzyklopädisch behandelt: ihr 1892 erschienenes zweihändiges Werk The Traditional Games of England, Scotland and Ireland war von Norman Douglas heftig kritisiert worden, weil sie darin die Überzeugung vertreten hatte, dass die von ihr verzeichneten Spiele von primitiven Ritualen herrührten. In ihren Augen hatten sie einen zivilisierenden Einfluss, und im Vorwort zu ihrer Sammlung Childrens Singing Games schrieb sie: „Wenn man die Verhältnisse bedenkt, unter denen die Kinder auf den Hinterhöfen von London und anderen großen Städten leben, kann man die Bedeutung, die diese Spiele für die moralische Entwicklung der Stadtbevölkerung haben, gar nicht hoch genug einschätzen…“

Norman Douglas selbst holte sich das Material für seine bedeutende Sammlung von Straßenspielen (London Street Games, 1916) bei den Jungen und Mädchen auf den Straßen sowie deren Lehrern, aber auch bei von ihm nicht anerkannten Vorgängern wie Alice Gomme. Als er sich 1931 in der Rückschau fragte, warum er dieses Buch geschrieben hatte, gab er zur Antwort: „Weil ich so beeindruckt von der Erfindungsgabe der Kinder war.“ Alice Gomme hatte 1894 bemerkt: „Es ist ein Unglück für unsere Gesellschaft, dass sich das natürliche Spielen unserer Kinder mehr und mehr verliert.“ Norman Douglas fragte sich, wie viele von diesen Spielen wohl noch gespielt würden? Kürzlich äußerten amerikanische Pädagogen dieselbe Sorge. Alan Milberg sagt zu Recht: „Ob Stadt oder Land, der wahre Vernichter des Straßenspiels ist das Auto“, und Arnold sieht die Aufgabe seiner Sammlung darin, Spiele lebendig zu halten und in eine für die Straßenkultur der Kinder günstigere Zeit hinüberzuretten. „Dichter Verkehr, Platzmangel, Verstädterung, Fernsehbesessenheit und die Manie, Kinder mit Informationen vollzustopfen, haben vielen die Verspieltheit und wesentliche Spielerfahrungen genommen… Kinder werden ihren Schatz an Spielwissen nur bewahren können, wenn wir dieses Zeitalter der kulturellen Diskontinuität und gesellschaftlichen Isolation überwunden haben. Ich wünschte, dieses Buch könnte als Speicher für die jetzt unterbrochene Kinderspielkultur bis zu diesem glücklicheren Tag dienen.“

Im ersten Augenblick denkt man, sie müssen alle recht haben. Vielleicht haben das Auto auf der Straße und das Fernsehen im Haus den reichhaltigen und vielfältigen Schatz an Straßenspielen, die um die Jahrhundertwende im Schwange waren, tatsächlich zerstört. Aber Iona und Peter Opie weisen darauf hin, dass dieser Glaube an den Niedergang der überlieferten Spiele selbst schon Tradition ist, und sie zitieren die Schriftsteller H. E. Bates, J. B. Priestley, Richard Church, Howard Spring und „andere professionelle Beobachter der sozialen Szene“, die diesem Vorurteil aufgesessen sind. Sie stellten nämlich fest, dass 78 Prozent der Lieder, die Norman Douglas während des Ersten Weltkriegs von den Gassenjungen hörte, 1959 noch immer gesungen wurden, und können aufgrund umfangreicher Untersuchungen die Straßenspiele aufzählen, die wirklich in Vergessenheit geraten, und diejenigen, deren Beliebtheit eher noch zunimmt. Spiele, bei denen ein Teilnehmer hereingelegt wird, haben an Popularität eingebüßt, während solche, bei denen die Teilnehmer mit gleichen Chancen kämpfen, beliebter geworden sind. Außerdem ist ein Rückgang bei den Spielen zu verzeichnen, die von Erwachsenen am meisten gefördert werden, jedoch ein ständiges Ansteigen gerade bei solchen, die die Erwachsenen selbst am wenigsten beherrschen oder zu denen sie nicht ermuntern. Sie machten die Beobachtung, dass „Kinder, die auf dem Spielplatz zusammengetrieben werden, und hier ist es, wo Erzieher, Psychologen und Soziologen sie zumeist beobachten, in ihrem Spiel viel aggressiver sind als auf der Straße oder auf freiem Feld. Losgelöst von der Organisation der Erwachsenen, sind ihre Spiele dagegen oft außerordentlich friedlich oder höchst zivilisiert. Selten brauchen Kinder dann einen Schiedsrichter, selten geht es dann nach Punkten, und es spielt keine große Rolle, wer gewinnt oder verliert; sie kommen ohne den Anreiz von Preisen aus, und es scheint ihnen nichts auszumachen, wenn ein Spiel nicht beendet wird.“

Als unbemerkter Beobachter muss man die Kinder für ihr Spiel bewundern, kann nur staunen über ihren Einfallsreichtum, über die Art, wie sie immer neue und subtilere Regeln ersinnen, und über die Tatsache, dass sie viel weniger auf Wettbewerb aus sind, sondern mehr darauf bedacht, jedem eine Chance einzuräumen als die Erwachsenen bei ihren Mannschaftsspielen. Sie kommen mit einem Minimum an Ausstattung aus, sogar der Ball kann noch durch eine Kugel aus Zeitungspapier ersetzt werden.

Umso mehr machen sie sich alles zunutze, was ihnen die Stadtlandschaft bietet: Brandmauern für Ballspiele, Bordschwellen, Rinnsteine, Höhenunterschiede. Jeff Bishop zählt auf, was Stadtkinder für ihre Spiele rings ums Schulhaus brauchen, um daran zu zeigen, wie wenig die Architekten diese Erfordernisse berücksichtigen:

Piraten (oder Schiffbruch). Je nach Umgebung werden Mauern, Zäune, Simse, Bäume, Dächer benutzt. Alle Spieler mit Ausnahme dessen, der „dran“ ist, erklimmen sichere Positionen (auf der Mauer usw.). Der Pirat sucht sie zu fangen, ohne den Boden (das Meer) zu berühren. Erforderlich sind: durchgehende Mauern oder Zäune, komplex angeordnet, oder als Alternative dazu eine dichtstehende Gruppe von Bäumen.

Klopf-an-Holz (an Eisen oder an Farbflächen). Ein Fangspiel, bei dem man in Sicherheit ist. wenn man Holz usw. berührt. Heute heißt es fast nur noch Klopf-an-Farbe, weil auf Schulhöfen kaum noch Bäume oder Holz vorkommen. Erforderlich sind: Bäume und Sträucher, Gitterzäune, Torpfosten, Farbflächen.

In-der-Luft. Ebenfalls ein Fangspiel, bei dem der Boden mit den Füßen nicht berührt werden darf. Dazu braucht man Simse, Geländer, Querstangen, Sockel, Äste, Freitreppen.

Fang-den-Schatten. Bei diesem Spiel ist der Spieler gefangen, wenn sein Schatten berührt wird. Erforderlich ist: eine große sonnige Fläche.

Querüber. Ein Spiel über die Straße hinweg, bei dem die Kinder auf der einen Straßenseite die Kinder von der anderen zu fangen suchen, bevor diese den Bürgersteig erreicht haben. Am besten auf dem freien Stück eines Parkplatzes zu spielen wegen der deutlichen Markierungen auf dem Pflaster.

Von Mauer zu Mauer. Die Kinder reihen sich an der einen Mauer auf und laufen zur Abschlagstelle der gegenüberliegenden Mauer, wobei sie dem Fänger auszuweichen suchen. Erforderlich sind: zwei parallele Mauern, die einen Abstand von mindestens fünfzehn Metern haben sollten.

Verstecken. Das Versteckspiel erfordert Winkel, Nischen, Bäume, Gebüsch, Mauervorsprünge, Türen, kurz alles, was der moderne Schulhof nicht hat.

 

Jede Generation ist der Meinung, dass die Straßenspiele ihrer Kindheit von der modernen Stadt zerstört worden sind. Doch sie überleben, in veränderter Form je nach veränderter Umwelt. Die Aufzüge der Hochhäuser, die Einkaufswagen der Supermärkte werden dem Arsenal des Spielzeugs einverleibt, sehr zum Unwillen der Erwachsenen. Gerade die Rigorosität, mit der diese Anpassung manchmal vonstattengeht, verrät, dass die Kinder ihren Anteil an der Großstadt fordern und um Einlass in die Welt der Erwachsenen bitten, die das Spielmaterial der Stadt monopolisieren und, wie Iona und Peter Opie schreiben, eines vergessen: „Das kostbarste Geschenk, das wir der Jugend machen können, ist sozialer Raum: der notwendige Raum oder ihr persönlicher Freiraum, in dem sie Menschen werden.“

Der amerikanische Feuerhydrant ist ein typisches Beispiel für die Art und Weise, wie Kinder die Gegenstände der technischen Umwelt adaptieren. Die glühende Sommerhitze in New York erstaunt und entsetzt europäische Besucher. „Die Reichen schlafen in Zimmern mit Klimaanlage“, schrieb Cecil Beaton, „aber für die Armen gibt es nachts keine Rettung vor der Rückstrahlung in den brütend heißen Straßen. An Schlaf ist nicht zu denken, und sie wälzen sich die ganze Nacht lang im Bett herum. Kinder liegen nackt auf der Straße; sie warten auf die Sprengwagen, die sie besprühen sollen. Wenn jemand einen Feuerhydranten aufdreht, erfrischen sich die Kinder, bis eine Polizeistreife dazukommt.“ In England ist der Feuerhydrant ein unauffälliger Gegenstand: auf einem Metallplättchen an einer nahen Mauer ist angegeben, wo der Zugang im Pflaster versenkt ist. Aber in den amerikanischen Städten ist er wie ein Ausrufezeichen im Straßenbild: ein dickes schmiedeeisernes Gebilde mit mehreren weit vorstehenden Schnauzen, deren Deckel nur abgeschraubt zu werden braucht. Eine Gefahr für torkelnde Betrunkene und ein Trost für arme Stadthunde, ist der Feuerhydrant außerdem zum Streitobjekt in einem Krieg zwischen Kindern und Behörden geworden. Die Kinder haben ihn schon fast gewonnen, denn in vielen Städten wie zum Beispiel in Philadelphia darf der Hydrant jetzt von einer bestimmten Temperatur an geöffnet werden.

Bei Generationen von New Yorker Kinder ertönte im heißen Sommer der Ruf: „Wer hat einen Schraubenschlüssel?“ Und wenn ein Kind vorsorglich einen Schraubenschlüssel zur Hand hat oder weiß, wo es sich einen beschaffen kann, kommen alle Kinder der Nachbarschaft herbeigeeilt, und nach der ersten Erfrischung geht es sofort los mit dem Planschen und Spritzen, wofür es eigene Spielregeln gibt. Vor Jahren waren es vor allem die italienischen und jüdischen Kinder, deren Enkeln nun ein Swimmingpool im Vorstadtgarten zur Verfügung steht, heute sind es ihre schwarzen und puertoricanischen Nachfolger, die dieses Ritual um den Hydranten vollführen. In den sechziger Jahren wurde das Verfahren legalisiert; damals stellte der Sportclub der New Yorker Polizei in Straßen, die zum Spielen stillgelegt worden waren, Brauseköpfe zur Verfügung, als Ersatz für durchlöcherte Aluminiumkannen. Doch auch in den siebziger Jahren noch wundert sich der Besucher aus Europa, dass Kinder in New York offenbar ganze Straßen überfluten können, durch die die Autos zischen wie nach einem Wolkenbruch. Richard Dattner schildert die verschiedenen Aktivitäten rings um den Feuerhydranten:

„Das Spiel erfordert nicht wenig Kraft von den kleinen Jungen, die mitmachen. Sie stehen auf der trockenen Seite des Hydranten ordentlich aufgereiht und warten, bis sie in der Feuerlinie an die Reihe kommen. Der Junge am Kopfende der Schlange leitet den Wasserstrahl durch eine Konservendose, deren Boden weggeschnitten ist. Er kann alles, was sich in fünfundzwanzig Metern Entfernung bewegt, genau treffen. Nach kurzer Zeit kommt der nächste dran, und der vorherige Schütze schließt sich hinten an der Reihe wieder an. Autos sind das beliebteste Ziel, und die Kinder verpassen dem Fahrer, der ihr Tun missbilligt, mit unglaublicher Geschicklichkeit einen vollen Schuss in die Breitseite. Da der Wasserdruck sehr hoch ist (normalerweise bedarf es zweier Männer, einen Feuerwehrschlauch zu handhaben), sind die Kinder plötzlich den Erwachsenen überlegen, die sie sonst immer piesacken und sie betrachten die kalte Dusche als einen Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit. Viele Fahrer halten an, um die Kinder zu beschimpfen (wohlweislich hinter hochgekurbeltem Fenster), und keiner ist so töricht. seinen sicheren Käfig zu verlassen; schließlich fahren alle weiter. Die wenigen Fahrer, die die Kinder freundlich bitten, den Wasserstrahl zu senken. werden oft durch ebenso freundliches Benehmen seitens der Jungen belohnt.

Auf der anderen Straßenseite ist zwischendurch ein ganz anderer Sport im Gange, an dem sich zwei Gruppen beteiligen. Dabei geht es darum, dem Wasserstrahl auszuweichen. Es ist ein Wettkampf zwischen Schnelligkeit und Wendigkeit auf der einen und Zielsicherheit der Amateurfeuerwehrleute auf der anderen Seite. Die Angreifer senken den Strahl und rücken auf Schussweite heran, während sich ihre Gegner drüben ganz unbeeindruckt geben. Plötzlich wird eine Konservendose vor den Strahl gepresst, ein großes Geschrei erhebt sich unter den Opfern, die von dem Wasser zurückgetrieben werden und je nach dem Ausgang des Wettkampfes stoßen die tropfnassen ‚Feuerwehrleute‘ Freuden- oder Enttäuschungsrufe aus. Das wird mit geringfügigen Variationen den ganzen Tag lang bis zum Abend wiederholt.

Inzwischen hat sich das Wasser im Rinnstein gesammelt und fließt zum Abzugskanal an der Ecke. Weiter unten hat ein kleiner Junge den Strom mit aufgelesenen Steinen gestaut, so dass eine Lagune entstanden ist, in der eine Kinderschar planscht. Zwei Mädchen laufen auf dem Gehsteig kleinen Papierschiffchen hinterher, die rasch aus dem Wasser gefischt werden, bevor sie im Gully verschwinden können. Hier hockt ein Junge und schaut zu, wie das wirbelnde Wasser abfließt; vielleicht sinnt er darüber nach, was dort in der Tiefe vor sich gehen mag. Alle diese Vergnügungen sind gewöhnlich verboten, und oft kommt ein Polizist daher und macht der Freude ein Ende. Es gibt Brauseköpfe, die den Wasserverbrauch einschränken, aber das ist längst nicht so lustig – mit Sprengwasser kann man nicht zielen, und die Wassermenge reicht zum Überfluten der Straße nicht aus.“

In der Vorstadt lassen sich mit dem Gartenschlauch ähnliche, wenn auch weniger spannende Spiele veranstalten, ganz abgesehen davon, dass manchen Kindern hier Planschbecken zur Verfügung stehen. Am glücklichsten dürfen sich diejenigen schätzen, die in der Nähe eines Gewässers aufwachsen, wo im Sommer Badefreuden winken, sofern die Wasserverschmutzung ihnen keinen Strich durch die Rechnung macht.

Becken und Brunnen sind selten zum Vergnügen der Kinder da. Der Brunnen steht meistens auf einer Verkehrsinsel oder vor einem Amtsgebäude. Eine Ausnahme bilden die antiken Städte, wo die Brunnen von Kindern bevölkert werden, besonders wenn sich ein Gewerbe entwickelt hat, nach den Drachmen oder Centesimi zu tauchen, die Touristen hineinwerfen. Eine ganz besondere Ausnahme ist Portland in Oregon, wo Lawrence Halprin die Becken und Brunnen im Hinblick auf Benutzung entworfen hat. „Wir haben lange über die Empfindungen nachgedacht, die der Mensch dem Wasser gegenüber hegt“, sagte er. „Es scheint ein tiefes Bedürfnis nach der Berührung mit Wasser zu bestehen. Deshalb haben wir ein Konzept erarbeitet, das es den Menschen, vor allem den jungen, ermöglicht, Brunnen tatsächlich zu benutzen. Dieser Gedanke bestimmte die Gestaltung. Er bedeutete zum Beispiel, dass Geländer nicht in Frage kamen, überhaupt keine einschränkenden Elemente, die Distanzierung signalisieren. Die Formen und Begrenzungen mussten zur Benutzung einladen. Auch hatte die Gestaltung so offen zu sein, dass die Art und Weise der Teilnahme nicht schon darin vorgeprägt war.“

Heute weiß man um das Bedürfnis des Kindes, mit Wasser zu spielen. Es ist ein beliebtes Klischee für Fotografen. Beispielsweise gibt es Dutzende von Fotos aus den ersten Jahren dieses Jahrhunderts, auf denen Polizisten kleine Jungen von der „Serpentine“ im Londoner Hyde Park verjagen; aber erst 1930 wurde dort das Baden erlaubt, und auch dann nur unter großem Vorbehalt und ernsten Befürchtungen.

Für die Stadtverwaltung bedeutet es Mühe und Kosten, den Kindern Wasser zur Verfügung zu stellen. Auch hygienische Fragen spielen eine wichtige Rolle. (So muss z. B. der Teich im Bostoner Park im Sommer jeden zweiten Tag geleert und neugefüllt werden.) Überwachung ist notwendig, und der Unterhalt ist teuer. Infolgedessen kommt es selten vor, dass in den modernen Großstädten mit ihrer komplizierten Organisation in dieser Hinsicht etwas geschieht. Die Städte der armen Welt tun sich da nicht so schwer.

Natürlich schützt man die Gefährlichkeit auch vor. Noch niemand ist durch einen Feuerhydranten ertrunken, doch ist statistisch erwiesen, dass Kinder in Flüssen, Kanälen und Bächen ertrinken. Ist es denn ganz unmöglich für die Behörden, Verantwortung für die Sicherheit der Kinder mit dem Wissen um deren Bedürfnis nach Spaß, Aufregung und Risiko miteinander zu vereinbaren?

Der Rochdale-Kanal bei Manchester, zu Zeiten der industriellen Revolution die Lebensader der Stadt, wurde 1952 für den Verkehr gesperrt und stillgelegt und verwandelte sich in kurzer Zeit in eine gefährliche Müllkippe. Stacheldrahtzäune wurden entlang der Ufer gezogen, aber trotzdem ertrank hier jedes Jahr ein Kind, nicht zuletzt wegen des Zaunes, da niemand da war, der es hätte retten können. Schließlich erwarb die Stadt das Gebiet, um die Kanäle und Flusstäler von Nordmanchester mit den vorhandenen Grünanlagen zu verbinden. Es wäre naheliegend gewesen, den Rochdale-Kanal für Bootsfahrten und zum Angeln wieder zu öffnen, doch war das zum damaligen Zeitpunkt wirtschaftlich nicht machbar. Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, das Wasser aus einem anderen Kanal durch einen Abzugsgraben in den Rochdale-Kanal umzuleiten und diesen einfach wieder zu füllen. Doch die Lösung, für die man sich schließlich entschied, bestand darin, die Wasserhöhe auf siebzehn Zentimeter zu senken, wodurch der Kanal optisch erhalten blieb, und aus den Schleusen Kaskadenstufen zu machen. Im ersten Bauabschnitt wurde das dichtbesiedelte Gebiet von Miles Platting angeschlossen, und nach den Worten des zuständigen Raumplaners entstand hier der größte Paddelteich von Europa. „Die Leute zogen nicht nur zu der Landschaft am Schleppweg, sondern sogar auch zum Kanal. Die Kaskaden wurden sehr bald als Duschen benutzt, und man trieb allen möglichen originellen Wassersport.“

Es hatte gegen diese Lösung viele Einwände und Widerstände gegeben, und als der Landschaftsarchitekt Derek Levejoy mit seinem Team dafür mit einem Preis ausgezeichnet wurde, brach ein Sturm der Entrüstung los. „Schaut euch an, wie die Kinder die Gegend verschandeln!“ „Schaut euch an, wie viele mit Schnittwunden an den Füßen ins Krankenhaus eingeliefert werden! Wie kann man ein so unvernünftiges Experiment preiswürdig finden?“ Dazu muss natürlich folgendes gesagt werden: Wenn Manchester die billigste Lösung gesucht hätte, wäre nur die unkreative der Kanalfüllung in Frage gekommen, und wenn man in erster Linie das Leben der Kinder hätte bereichern wollen, hätte man bereit sein müssen, die höheren Kosten der Erhaltung und der Umweltverbesserung zu tragen; vor allem hätte man sich etwas einfallen lassen müssen, wie man die Kinder zu Wärtern ihres eigenen Spielplatzes erzieht, so dass keines von ihnen auf den Gedanken verfallen wäre, Flaschen und alte Fahrradschläuche in die funkelnden Kaskaden des Rochdale-Kanals zu werfen.

 

Übersetzt aus dem Englischen von Ursula von Wiese.

Endnoten

Autor_innen

Colin Ward war ein britischer Schriftsteller und einflussreicher anarchistischer Theoretiker.

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