Über eigenwillige Experimente, queere Leben und rigorose schwarze Frauen

Rezension zu Saidiya Hartman (2022): Aufsässige Leben, schöne Experimente. Von rebellischen schwarzen Mädchen, schwierigen Frauen und radi­kalen Queers. Berlin: Claassen. (Übers. Anna Jäger)

Denise Bergold-Caldwell

Abb. 1 Titel des Buches (Quelle: Claassen-Verlag)

1.„At the beginning…“

„At the beginning of the twentieth century, young black women were in open rebellion. They struggled to create autonomous and beautiful lives, to escape the new forms of servitude awaiting them and to live as if they are free.“ (Hartman 2020: XIII) Mit diesen Worten eröffnet Saidiya Hartman ihr Buch. Das Buch widmet sich dem Leben dieser Frauen und queeren Menschen, verweist auf eigenwillige Lebensentwürfe und die Auseinandersetzungen darin.

Hartman berichtet vom intimen Leben in der Stadt, im sogenannten Black Belt in nordamerikanischen Städten, der sich nach der großen Migrationswelle schwarzer[1] Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts gebildet hat. Hier beschreibt sie Lebens-, Liebes- und Begehrensweisen schwarzer Frauen, die queer, nicht-hetero­nor­ma­tiv, nicht-zwei­geschlechtlich leben und sich den Er­war­tung­en, die an sie herangetragen werden, ent­ge­gen­stellen. Sie waren, wie Hartman beschreibt, in offen­er Rebel­lion gegen die neuen For­men der Unter­wer­fung, gegen Kon­ven­tionen des Geschlechts und der Sexualität. Hartman be­schreibt mal drastisch, mal zurück­haltend, mal spielerisch-lyrisch, mal distanziert diese intimen Begegnungen in der Stadt; sie erzählt vom Überleben in der Stadt, das geprägt ist vom Nach­le­ben der Versklavung. Diese Erzählung setzt sie bestehenden Archiven und hegemonialen Erzählungen entgegen; sie schafft dies mit einer eigens hervorgebrachten Methode der „Critical Fabulation“[2]. Neben der Methode stellt das gesamte Buch – insbesondere für schwarze, queere und feministische Stadtforschung sowie Geschichtsforschung – einen spannenden Ausgangspunkt dar. Zudem überzeugt Hartman mit ihrer ästhetischen, aber auch zielsicheren Sprache und Erzählung. Es ist diese spannende, epische und poetische Sprache, die das Lesen zum Genuss werden lässt. Am 31. März 2022 ist das Buch bei Claassen/Ullstein Verlag auf Deutsch erschienen, übersetzt von Anna Jäger.

2.Vom Überleben im Ghetto – der Stadt in der Stadt

Hartman widmet sich ihren Charakteren in drei Buchabschnitten und findet im ersten Abschnitt „eigene Wege durch die Stadt“ (2022: 21 ff.). Das (Über-)Leben in dieser Stadt und später im Ghetto ist von vielen Perspektiven geprägt. So gibt es die alltägliche Ausweglosigkeit, die sich in den Straßen, den Wohnzimmern, den Küchen und den Hinterzimmern widerspiegelt. Sie wird eingefangen von den tristen Aufzählungen der Soziolog:innen, die in ihren Studien meist die beengten räumlichen Verhältnisse, die vielen Menschen in einem Zimmer, die Arbeitslosigkeit, Armut und Gewaltverhältnisse niederschreiben. Was sich ihrem Blick entzieht, so Hartman, ist die liebvolle, intime und hingebungsvolle Art, wie beispielsweise die wenigen Räume eingerichtet sind, das Liebes­ge­flüster, das sich in den Durchgängen abspielt, und die Energie des Veränderungsbestrebens, das diese Frauen auch mitbringen.

Geflüchtet von den Plantagen im Süden des Landes, suchen sie ihr Glück in New York oder in anderen Städten des Nordens, nur um dort erneut in anderen Formen der Ausbeutung zu landen. Die unter dem Stichwort The Great Migration analysierte Zeit verdeutlicht den unbedingten Willen zur Veränderung. Schwarze Menschen verlassen in mehreren Migrationswellen (Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts) den Süden der USA, wo sie bis dahin – bedingt durch Versklavung – meist lebten; in der Folge der Jahre der Reconstruction nach dem Bürgerkrieg und vor der Jim Crow Segregation ergab sich eine Zeit der Un­­bestimmt­­heit, die viele Schwarze als Chance und Möglichkeit sahen. Die Stadt wird zum fluoreszierenden Punkt des Übergangs: Schwarze Ghettos in den Städten des Nordens gab es noch nicht; sie entstehen im Laufe dieser Jahre über und durch rassifizierte Grenzlinien in der Stadt, die sich nach und nach ergeben. Hartman beschreibt diese Zeit als eine, die geprägt ist „von imperialen Kriegen, einer Epidemie von Vergewaltigungen und Lynchmorden, dem Aufkommen des juristischen und sozialen Apparates der Segregation zwischen Schwarzen und Weißen und von rassistischen, antischwarzen Gesetzen, die die Nürnberger Gesetze der Nationalsozialisten inspirieren sollten“ (2022: 54).

Auch die waywards (ins Deutsche übersetzt als „Aufsässige“)[3] begeben sich auf diesen Weg und suchen ihr Glück in den städtischen Metropolen des Nordens. Zwei schwarze Frauen, von denen Hartman berichtet, sind Victoria Matthews und Mattie Nelson. Entkommen aus der Vergangenheit der Versklavung, die für schwarze Frauen neben der körperlichen auch die sexuelle Ausbeutung bedeutete, dessen Stigma sich in die Geschichte der schwarzen Frauen einschrieb, ist Victoria Matthews entschlossen, für schwarze junge Frauen eine Zukunft zu sein (Hartman 2022: 77). Sie betreut neu Ankommende und so auch Mattie Nelson. In der Absicht, sich der von der lasterhaft durch Versklavung zerstörten Würde wieder zuzuwenden, setzt Victoria Matthews darauf, ihre Schützlinge genau in diese Richtung zu lenken: zur Wiederherstellung deren Würde als schwarze Frau. Als Mattie Nelson, ein 15-jähriges schlichtes schwarzes Mädchen, 1913 in New York ankommt, gibt es keine Arbeitsmöglichkeiten für sie, außer sich in einem Haushalt oder einer Wäscherei zu verdingen. Andere Arbeitsverhältnisse standen schwarzen Mädchen häufig nicht offen. Hartman beschreibt auf den folgenden Seiten die Veränderung von Mattie, wie sie ihre sexuelle Lust in Hinterzimmern entdeckt und gleichzeitig versucht, der Eintönigkeit und körperlichen Anstrengung des Erwerbslebens zu entkommen. Sie erfindet sich selbst in einer anderen Welt. Es wird förmlich spürbar, wie Mattie sich selbst entdeckt, dabei aber auch in die Fänge derer gerät (unter anderem Victoria Matthews), die sie später in eine Besserungsanstalt für Mädchen einweisen. Bezwungen von den Grenzüberwachungen der Tugendregime in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsgewalt, verbringt sie eine lange und gewaltvolle Zeit in dieser Anstalt.

Hartman widmet sich dieser und anderer Geschichten und arbeitet heraus, welche Strategien, Vorgehens- sowie Liebesweisen und Be­zieh­ungs­geflechte sich in einem Gewebe aus Postversklavung, antischwarzen Strukturen, Polizei- und Staatsgewalt gegen schwarze Menschen sowie People of Color, Industrialisierung und Versprechungen eines besseren Lebens finden lassen. Die Worte von Audre Lorde in ihrem Gedicht A litany for survival kommen mir beim Lesen der bewegenden Geschichten in den Sinn:

„For those of us who live at the shoreline
standing upon the constant edges of decision
crucial and alone
for those of us who cannot indulge
the passing dreams of choice
who love in doorways coming and going
in the hours between dawns
looking inward and outward
at once before and after
seeking a now that can breed
futures
like bread in our children’s mouths
so their dreams will not reflect
the death of ours […].“

(Lorde 1978)

Liebe und Sexualität von denen, die ausgeschlossen, verarmt, verfolgt und nicht willkommen waren, standen und stehen unter einer spezifischen Form der Gewalt: der Drohung eines sozialen oder physischen Todes. Audre Lorde erinnert daran, dass es zentral ist, gegen diese Gewalt vorzugehen, die Erfahrungen auszusprechen und das eigene Leben zu leben. Ihre Schlussfolgerung im Gedicht lautet: „So it is better to speak / remembering / we were never meant to survive.“ (Ebd.)

Und Hartman zeigt genau das: Sie lässt ihre Figuren durch das und mit dem Archivmaterial sprechen. Die Narrative und Lebenserzählungen stemmen sich gegen ein verfrühtes Vergessen, gegen Begrenzungen in der Erinnerung, gegen einen sozialen Tod und erfinden sich neu, wie Hartman zu zeigen weiß.

3.Vermachtete Archive

Das, was Hartman als „offene Revolution“ bezeichnet, die intimen Liebes- und Lebensgeschichten, Berichte und Dokumentationen, die damit in Verbindung stehen, können nicht aus den bestehenden Archiven gewonnen werden; sie sind wie die meisten Artefakte, Erinnerungen und Beschreibungen von Versklavten, Kolonisierten und anders Margi­na­li­sier­ten nicht – oder nur aus Sicht der Dominanzkultur – in die Archive eingeschrieben. Es existieren wenig eigene Narrationen im Mainstream der Geschichtsarchive. Um den rassifizierenden und kolonisierenden Blick nicht zu wiederholen, gilt es die Zwischenräume und Leerstellen des Archivs auszuloten (Fuentes 2016; Owens 2016; Johnson i. E.)

Das Archiv als vermachteter Ort von geronnener (Hierarchie-)Geschichte (vgl. Derrida 1997; Foucault 1981) lässt die Möglichkeiten einer Beschäftigung mit diesen Stimmen nicht (leicht) zu. Auch hierzulande nimmt die Frage nach dem (Wissens-)Archiv und der Narration der marginalisierten Stimmen zu, auch um nach einer „Geschichte von unten“ zu fragen, die nicht präsent ist (Auma/Kinder/Piesche 2021). Besonders im Rahmen von Forderungen nach Dekolonisierungen von historischer Vermittlung, Erinnerungspolitik und Museen sind diese Erzählungen und Standpunkte von großer Bedeutung – auch was die Gestaltung von Erinnerung in Stadtarchiven und städtischer Erinnerungspolitik angeht[4], wie sie unter anderem auch von Noa Ha (2022) angesprochen wird.

Saidiya Hartman begegnet diesen Fragen und setzt sie auf eigene Weise um. Sie hat im Laufe ihrer Arbeit mit diesen marginalisierten, toten und nicht-sichtbaren schwarzen Menschen ein Verfahren entwickelt, deren Leben, mögliche Gedanken, Haltungen und Perspektiven sichtbar zu machen (Hartman 1997, 2007); im vorliegenden Buch kommt diese Erzählweise nun voll zur Geltung. Neben Material aus vielen Zeitungs- und Stadtarchiven nutzt sie dafür empirische Forschungen sowie Erzäh­lungen der Zeit und schafft so eine kontextualisierende und verdichtete Perspektive. Hartman begründet damit nicht nur eine Methode, mit schwarzem (Über-)Leben und schwarzer Geschichte umzugehen, sie kombiniert auch die Archivarbeit mit der Erzählweise eines Romans.

Mit der Methode der Critical Fabulation und des „verschränkten Erzäh­lens“ (Hartman 2022: 11) rekonstruiert Hartman Narrative, die es in den Archiven dieser Welt so nicht gibt. Sie stellt die Frauen in den Mit­tel­punkt, lässt sie durch Akteneinträge von Verhaftungen, Heim­auf­ent­halten, Fotos, Berichten von Mieteintreibern, Polizisten und andere Archivmaterialien selbst sprechen, indem sie das Archiv „gegen den Strich“ liest[5]. Sie gewinnt so eine Perspektive, die schwarze junge Frauen im Übergang der 1890er-Jahre bis zu den 1930ern in den sozialen Umwälzungsprozessen dieser Zeit zeigt und die sie als Teil einer sexuellen Erneuerung einfängt.

4.Ein Atlas der Aufsässigen – Kontextualisierungen

Einen „Atlas der Aufsässigen“ (Hartman 2022: 111) rekonstruiert Hartman mit Bezug auf den Soziologen, der sich am meisten mit ihren schwarzen Leben in der Stadt beschäftigt hat: W.E.B. Du Bois. In der Eingangspassage stellt sie sich vor, wie der Soziologe den „Aufsässigen“ in der Stadt begegnet[6]. Er – ein jung verheirateter schwarzer Mann – verweilt dort, bemüht, Studien und Befragungen zu den Umständen des Lebens schwarzer Menschen in der Stadt aufzuzeichnen.

Er trifft auf viel Leid, Armut, Arbeitslosigkeit und Ausweglosigkeit. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren verändert durch die Migra­tions­be­wegungen schwarzer Menschen vom Süden in den Norden. Diese Migra­tionsbewegungen werden später unter dem Begriff The Great Migra­tion bekannt, und Du Bois sieht in ihr eine Art Verweigerung. „Er begrüßte diese Flucht als Ablehnung der Arbeitsbedingungen und als ver­zweifelten Versuch, eine andere Art von Leben zu führen“ (Hartman 2022: 145). Durch Ab­wan­de­rung verweigern sie sich der Fortführung von Plantagenwirt­schaft und Skla­verei ähnlichen Lebensbedingungen.

Doch bevor er diese Perspektive entwickeln kann, deutet er das Leben der „Aufsässigen“ als abweichend zu den familiären Lebensentwürfen, die er zu Beginn seiner Auseinandersetzung für richtig hält: Sittliche Normen, insbesondere in Bezug auf Familie und Ehe einer schwarzen Familie, spielten dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Im Laufe der Zeit erkennt er aber, dass sich Verweigerung, Wegzug, Gegenleben „als eine Art des Kampfes“ gegen Plantagen und Versklavung lesen lässt, „die verkappt in allem steckte“ (ebd., Hervorh. im Original).

Um zu beschreiben, wie das Leben in der Stadt damals aussah, arbeitet Hartman auch mit Biografien von schwarzen Menschen, die zu der Zeit im Showbusiness, in schwarzen Bewegungskontexten oder wie Du Bois als Intellektuelle oder Wissenschaftler:innen bekannt wurden. Neben diesen ausführlichen Betrachtungen folgt die Rekonstruktion auch immer vor dem Hintergrund theoretischer Einordnung, zum Beispiel einem schwarzen feministischen Bezugsrahmen, wie sie etwa durch bell hooks, Angela Davis, Barbara Smith und anderen formuliert wurden, und/oder kapitalismuskritischen und gesellschaftstheoretischen Rahmungen, wie sie beispielsweise von Cedric Robinson in Black Marxism vorgelegt wurden (Robinson 1983). So ergibt das Buch eine breite Kontextualisierung mit einem großen Fundus an Quellenverweisen, theoretischen Einordnungen und Narrativen aus den Archiven und Akten.

5.…at the end

Nach der Beschäftigung mit beiden Ausgaben, dem englischen Original (2020) und der deutschen Übersetzung (2022), lässt sich sagen, dass es der Übersetzerin gelungen ist, die epische Sprache und Mehrdeutigkeit des Originals einzufangen. Auch die Einordnung und Anmerkung von Anna Jäger zur Kontextualisierung am Ende des Buches ist sicher von Bedeutung. Sie hebt dort hervor, dass eine Übertragung des Buches ins Deutsche auch deswegen schwierig ist, weil der oben erwähnte „theoretische und diskursive Bezugsrahmen“ (Hartman 2022: 425) teilweise in der deutschen Übersetzung noch nicht vorliegt und wenn doch, dann veraltet ist. Vor allem geht es um Literatur, die sich mit schwarzen und postkolonialen feministischen Fragen auseinandersetzt. Letztlich geht es wahrscheinlich nicht nur um eine Übersetzung, sondern im Wesentlichen darum, überhaupt zu verstehen, was race bedeutet. Es geht darum herauszustellen, welche historische Entfaltung und gesellschaftliche Wirklichkeit sich durch die Verbindung von Ökonomie, Geschlecht und race hergestellt haben und wie diese Verbindung die Welt global in unterschiedlichem Maß und verschiedenen Kontexten strukturiert. Und es geht darum, sich diesen Fragen weiterhin und mit größerer Dringlichkeit zuzuwenden, denn am Ende sind Kolonialismus und der Transatlantische Versklavungshandel keine abgeschlossene Geschichte, sondern eine Vergangenheit, die den Blick auf die Gegenwart wesentlich prägt. Dass schwarze Frauen Teil einer sexuellen Revolution waren, die ungehört blieb und nicht wahrgenommen wurde, verändert in jedem Fall den Blick zurück und nach vorn.

sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung

2022, 10(2/3), -256

doi.org/10.36900/
suburban.v10i2/3.840

zeitschrift-suburban.de

CC BY-SA 4.0

Dieser Artikel wurde durch Publikationsmittel des CGI (Zentrum für Interdisziplinäre Geschlech­terforschung der Universität Innsbruck) und den Publikationsfonds der Univer­sität Innsbruck gefördert.

Endnoten

[1] Ich folge bei der Schreibweise von schwarz oder black der Autorin Saidiya Hartman. Im Originalbuch wird black kleingeschrieben. In den USA und Großbritannien gibt es zurzeit eine Debatte darum, ob black mit dem Großbuchstaben B versehen werden sollte. Die Großschreibung stellt Black als politische Kategorie und selbst gewählte Bezeichnung vor und war lange Zeit Praxis. Die derzeitige Debatte stellt den politischen Ursprung nicht infrage, sondern verweist nur darauf, dass das schwarze Subjekt immer eines der Ausbeutung, des Nicht-Besitzes und der Flüchtigkeit sein wird und kennzeichnet dies mit dem Entschluss zur Kleinschreibung (vgl. auch Thompson 2022, Fn. 1). Um an Debatten zu diesen Fragen anzuschließen, hätte in der deutschen Über­setzung des Buches von Hartman – oder in den Anmerkungen – ein Verweis zu den unterschiedlichen Schreibweisen und Herausforderungen stehen können, was leider nicht der Fall ist.

[2] Im Buch auf Seite 11-14 erklärt Hartman die Methode kurz und erläutert ihr Vorgehen (unter 3. wird die Methode kurz erläutert).

[3] Diedrich Diederichsen hält in seiner Rezension über das Buch fest, dass er den Begriff wohl so nicht übersetzt hätte (Diederichsen 2022), und dem würde ich mich an­schließen. Der Begriff „Eigensinnige“ wäre mir eher in den Sinn gekommen.

[4] Die Dekoloniale in Berlin ist nur ein Beispiel dafür: https://www.dekoloniale.de/de (letzter Zugriff am 15.11.2022).

[5] Einige der Mädchen wurden bspw. verhaftet und ihnen wurde ein promiskuöses Verhalten unterstellt, was als deviante Merkmale in Akten beschrieben wird. Hartman sieht hier eher experimentelle Versuche, einer gesellschaftlichen Situation zu ent­kom­men, die den schwarzen jungen Frauen und Mädchen nicht viel zu bieten hatte.

[6] Dieses Porträt zeichnet Hartman mit einer Vielzahl an Sekundärliteratur, biografischen Aufzeichnungen und Einordnungen (vgl. 2022: 445 f., Quellenverzeichnis).

Autor_innen

Denise Bergold-Caldwell ist Erziehungswissenschaftlerin mit einem Schwerpunkt auf kritischer Bildungsphilosophie aus Schwarzer und queerfeministischer Perspektive, aktuell im Kontext von Black Studies.

Denise.Bergold-Caldwell@uibk.ac.at

Literatur

Auma, Maisha M. / Kinder, Katja / Piesche, Peggy (2021): Kontrapunktische Studien zu Schwarzsein und Schwarzem Europa – Das Schwarze queer-feministische Magazin Afrekete als Wissensarchiv. In: Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft 30/2.

Derrida, Jacques (1997): Dem Archiv verschrieben: Eine Freudsche Impression. Berlin: Brinkmann & Bose.

Diederichsen, Diedrich (2022): Aufsässig, wegwärts. In: Republik, 7.6.2022. https://www.republik.ch/2022/06/07/aufsaessig-wegwaerts (letzter Zugriff am 28.7.2022).

Foucault, Michel (1981): Archäologie des Wissens. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Fuentes, Marisa (2016): Dispossessed lives: Enslaved women, violence, and the archive. Philadelphia: University of Pennsylviana Press.

Ha, Noa (2022): Stadt und postkoloniale Kritik. Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“. In: sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung 10/1, 161-165.

Hartman, Saidiya V. (1997): Scenes of subjection: Terror, slavery, and self-making in nineteenth-century America. Race and American culture. New York: Oxford University Press.

Hartman, Saidiya V. (2007): Lose your mother: A journey along the Atlantic slave route. New York: Farrar, Straus and Giroux.

Hartman, Saidiya (2020): Wayward lives, beautiful experiments: Intimate histories of riotous black girls, troublesome women, and queer radicals. New York: Norton.

Hartman, Saidiya (2022): Aufsässige Leben, schöne Experimente. Von rebellischen schwarzen Mädchen, schwierigen Frauen und radikalen Queers. Berlin: Claassen.

Heide, Johanna (2022): Aufsässige Leben, schöne Experimente. In: poco.lit. https://pocolit.com?page&year=2021&monthnum=03&day=17&name=wayward-lives-beautiful-experiments-intimate-histories-of-social (letzter Zugriff am 25.7.2022).

Johnson, Jessica Marie (i. E.): Wicked flesh: Black women, intimacy, and freedom in the Atlantic world. Philadelphia: University of Pennsylviana Press.

Lorde, Audre (1978): A litany for survival by Audre Lorde. In: Poetry Foundation. https://www.poetryfoundation.org/poems/147275/a-litany-for-survival (letzter Zugriff am 17.11.2022).

Owens, Emily (2016): Enslaved women, violence, and the archive: An interview with Marisa Fuentes. In: AAIHS. https://www.aaihs.org/enslaved-women-violence-and-the-archive-an-interview-with-marisa-fuentes/ (letzter Zugriff am 28.7.2022).

Robinson, Cedric J. (1983): Black Marxism: The making of the black radical tradition. Chapel Hill: University of North Carolina Press.

Thompson, Vanessa (2022): Von Black Lives Matter zu Abolitionismus. In: ak – analyse & kritik. https://www.akweb.de/bewegung/black-lives-matter-abolitionismus-schwarze-bewegung-protest-marxismus-george-floyd/ (letzter Zugriff am 29.7.2022).