sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung 2023, 11(3/4), 327-369

doi.org/10.36900/suburban.v11i3/4.888

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CC BY-SA 4.0

Debatte zu: Mike Davis’ „Festung L.A.“ (2006 [1990])

Kommentare von: Sina Brückner-Amin, Stefan Höhne, Roger Keil, Stephan Lanz, Boris Michel, Katja Schwaller, Rainer Wendling

Festung L.A. (2006 [1990])

Mike Davis

Aus den sorgfältig manikürten Rasenflächen an der Westside von Los Angeles sprießen Wälder von unheilverkündenden kleinen Schildern, die eine „bewaffnete Vergeltung!“ androhen.[1] Sogar die reicheren Viertel in den Canyons und Hügeln isolieren sich hinter Mauern, die von schwerbewaffneten Privatpolizisten und den allerneuesten elektronischen Überwachungssystemen geschützt werden. In Downtown ist in einer öffentlich subventionierten „Renaissance der Stadt“ die größte Konzernfestung der USA entstanden – durch ein monumentales architektonisches Glacis von den umliegenden Armenvierteln getrennt. In Hollywood verherrlicht der für seinen „Humanismus“ gerühmte Stararchitekt Frank Gehry den Belagerungslook mit einer Bücherei, die einem Fort der Fremdenlegion nachempfunden ist. In Westlake und im San Fernando Valley errichtet die Polizei von Los Angeles im Rahmen ihres „Krieges gegen Drogen“ Straßensperren und riegelt Armenviertel ab. In Watts führt der Bauunternehmer Alexander Haagen seine Strategie zur Rekolonisierung des Einzelhandels in der Inner City vor: ein von Metallzäunen umgebenes panoptisches Einkaufszentrum mit einem zentralen Überwachungsturm, in dem eine Außenstelle des LAPD untergebracht ist. Und das nächste Jahrtausend lässt grüßen, wenn ein ehemaliger Polizeichef für ein „Riesenauge“ zur Kriminalitätsbekämpfung – einen geosynchronen Polizeisatelliten – wirbt, und andere Bullen halten unauffällig immer noch den „Garden Plot“ bereit, einen uralten, aber immer noch gültigen Plan aus den 60er-Jahren für ein letztes Gefecht zur endgültigen Herstellung von Law and Order.

Wir befinden uns im postliberalen Los Angeles, wo die Verteidigung eines luxuriösen Lebensstils sich in immer neue Repressionen in Raum und Bewegung übersetzt, unterfüttert von der allgegenwärtigen „bewaffneten Antwort“. Die Besessenheit, mit der physische Sicherheitssysteme errichtet und gleichzeitig durch die Architektur soziale Trennungslinien durchgesetzt werden, ist zum Zeitgeist in der Umstrukturierung der Stadt geworden – zum zentralen Diskurs in der gesamten entstehenden gebauten Umwelt der 90er-Jahre. Und doch fällt der zeitgenössischen Stadttheorie – ob sie den Einfluss der elektronischen Technologien auf die Schaffung des „postmodernen Raumes“ oder die Verstreuung von Stadtfunktionen über polyzentrische Metropolen-“Galaxien“ diskutiert – nichts zur Militarisierung des Lebens in der Stadt ein, die unten auf der Straße so fürchterlich sichtbar ist. Hollywoods Pop-Apokalypsen und billige Science-Fiction-Streifen zeigen immer noch realistischer und politisch scharfsichtiger, wie sich die Oberfläche der Stadt im Zuge der gesellschaftlichen Polarisierungen der Reagan-Ära planmäßig verhärtet. Bilder von Inner Cities als Gefängnissen (Escape from New York, Running Man), High-Tech-Todesschwadronen der Polizei (Blade Runner), fühlenden Gebäuden (Die Hard), Homelands in der Stadt (They Live!), Vietnam-artigen Straßenkriegen (Colors) usw. schreiben nur Trends fort, die tatsächlich bestehen.

In solchen dystopischen Visionen drückt sich aus, wie weitgehend die letzten Hoffnungen auf städtische Reformen und gesellschaftliche Integration heute im Wohn- wie im Geschäftsbereich einer geradezu pharaonischen Sicherheit gewichen sind. Die schrecklichen Prophezeiungen der von Nixon eingesetzten National Commission on the Causes and Prevention of Violence von 1969 haben sich auf tragische Weise erfüllt: Wir leben in „Festungsstädten“, die brutal gespalten sind in „befestigte Zellen“ der Wohlstandsgesellschaft und „Orte des Schreckens“, wo die Polizei die kriminalisierten Armen bekämpft (National Commission on the Causes and Prevention of Violence 1969).

Der in den langen, heißen Sommern der 60er-Jahre ausgebrochene „zweite amerikanische Bürgerkrieg“ hat sich so sehr institutionalisiert, dass er schon in die Struktur des städtischen Raums selbst eingegangen ist. Das alte liberale Paradigma der sozialen Kontrolle, das eine Balance zwischen Repression und Reform zu halten versucht, ist schon lange einer Rhetorik des sozialen Krieges gewichen, in der die Interessen der städtischen Armen und die der Mittelschichten als Nullsummenspiel gegeneinander aufgerechnet werden. In Städten wie Los Angeles zeigt sich das hässliche Gesicht der Postmoderne und verschmelzen Stadtplanung, Architektur und Polizeiapparat wie noch nie zuvor tendenziell zu einer einzigen umfassenden Sicherheitsmobilisierung.

Daraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen für die gesellschaftlichen Verhältnisse der gebauten Umwelt. Erstens erzeugt das Angebot von „Sicherheit“ auf dem Markt seine eigene paranoide Nachfrage. „Sicherheit“ wird zu einem Statusobjekt, und ob man private „Schutzdienste“ in Anspruch nehmen und in irgendeiner Wohnenklave oder einem beschränkten Vorort leben kann, ist eine Frage des Einkommens. Als Prestigesymbol – an dem man manchmal erkennen kann, wem es bloß gut geht und wer „wirklich reich“ ist – hat „Sicherheit“ weniger mit der persönlichen Sicherheit zu tun als damit, inwieweit man beim Wohnen, bei der Arbeit, beim Konsum und beim Reisen persönlich von „abstoßenden“ Menschen und bestimmten Arten von Menschen – sogar von Menschenmengen ganz allgemein – abgeschirmt ist.

Abb. 1 Bunker Hill.
Abb. 1 Bunker Hill.

Zweitens „bestätigt Angst sich selbst“, wie William White am sozialen Umgang in New York beobachtet hat. Die gesellschaftlich empfundene Bedrohung hat mehr mit dem Ruf nach Sicherheit zu tun als mit der Kriminalstatistik. Wo die Gewalt auf den Straßen tatsächlich zunimmt, wie in SouthCentral Los Angeles oder in Downtown Washington D. C., macht das Gemetzel größtenteils an ethnischen oder Schichtgrenzen halt. Und doch wächst das Gefühl von Bedrohung in der Phantasie der weißen Mittelschicht, die persönlich keine Ahnung von den wirklichen Verhältnissen in der Inner City hat, wie beim Blick durch eine dämonologische Linse. Untersuchungen zeigen, dass Vorortbewohner in Milwaukee genauso viel Angst vor Gewaltverbrechen haben wie Inner-City-Bewohner in Washington, wo aber zwanzig Mal so viele Gewaltverbrechen stattfinden. Die Medien schweigen die tägliche ökonomische Gewalt der Stadt wie üblich tot, verzerren sie und erfinden ständig neue Schauergeschichten über kriminelle Unterschichten und herumlaufende psychotische Mörder. Sensationsberichte über mörderische Jugendbanden im Crack-Rausch und rassistisches Gekreisch über marodierende Willie Hortons schüren eine moralische Panik, die die Apartheid in der Stadt verstärkt und rechtfertigt.

Schließlich deutet die neomilitärische Syntax der Gegenwartsarchitektur unterschwellig Gewalt an und beschwört eingebildete Gefahren. In vielen Fällen ist die Semiotik des sogenannten „zu verteidigenden Raums“ ungefähr so subtil wie ein großspuriger weißer Polizist. Die schicken, pseudo-öffentlichen Räume von heute – Luxus-Einkaufspassagen, Bürozentren, Kulturakropolen usw. – sind voll unsichtbarer Zeichen, die den „Anderen“ aus der Unterschicht zum Gehen auffordern. Architekturkritikern entgeht zwar meist, wie die gebaute Umwelt zur Segregation beiträgt, aber die Parias – arme Latinofamilien, junge schwarze Männer oder obdachlose alte weiße Frauen – verstehen ihre Bedeutung sofort.

Die Abschaffung des öffentlichen Raums

Dieser Kreuzzug zur Sicherung der Stadt führt überall und zwangsläufig zur Abschaffung des zugänglichen öffentlichen Raumes. Dass Obdachlose heute mit dem Begriff street person beschimpft werden, zeigt in aller Härte, wie sehr öffentliche Räume abgewertet sind. Um den Kontakt mit den Unberührbaren zu minimieren, hat die Stadtsanierung ehemals belebte Fußgängerstraßen in eine Kanalisation für den Autoverkehr und öffentliche Parks in vorläufige Auffangbecken für die Obdachlosen und Verelendeten verwandelt. Wie viele Kritiker festgestellt haben, wird der amerikanischen Stadt systematisch das Innere nach außen gekehrt – d. h. eigentlich das Äußere nach innen. Die aufgewerteten Räume der neuen Riesenbauten und Supereinkaufszentren konzentrieren sich im Innern, die Straßenfronten sind nackt, öffentliche Aktivitäten werden streng funktional aufgeteilt, und die Fußgänger werden unter den wachen Augen von Privatpolizisten durch die Gänge im Innern geleitet.[2]

Während die architektonische öffentliche Sphäre privatisiert wird, wird gleichzeitig auch der elektronische Raum umstrukturiert, und streng geregelte kostenpflichtige „Informationsordnungen“, Elite-Datenbanken und Pay-TV-Kabelprogramme nehmen Teile der unsichtbaren Agora in Besitz. Beide Prozesse spiegeln natürlich die Deregulierung der Wirtschaft und den Rückgang nicht über den Markt vermittelter Rechte wider. Mit dem Niedergang des städtischen Liberalismus stirbt auch die „Olmsted’sche Vision“ des öffentlichen Raums, wie man sie vielleicht nennen könnte. Frederick Law Olmsted war bekanntlich Nordamerikas Haussmann und der Vater des Central Park. Nach der Manhattaner „Kommune“ von 1863 – dem großen Aufstand gegen den Kriegsdienst – ersann er öffentliche Landschaften und Parks, die durch die Mischung von Klassen und Ethnizitäten in öffentlichen (bürgerlichen) Erholungs- und Vergnügungseinrichtungen als gesellschaftliche Sicherheitsventile dienen sollten. Wie Manfredo Tafuri in seiner bekannten Untersuchung über das Rockefeller Center zeigt, leitete dasselbe Prinzip die Schaffung der kanonischen städtischen Räume der La Guardia/Roosevelt-Ära (vgl. Blodgett 1976; Tafuri 1979).

Diese reformistische Vorstellung von öffentlichem Raum – der den Klassenkampf aufweichen, wenn nicht gar die amerikanische polis begründen soll – ist heute so überholt wie keynesianische Patentrezepte für Vollbeschäftigung. Was die „Mischung“ von Schichten angeht, hat das städtische Amerika von heute mehr Ähnlichkeit mit dem viktorianischen England als mit Walt Whitmans oder La Guardias New York. In Los Angeles – einst einem Paradies auf Erden mit freien Stränden, luxuriösen Parks und cruising strips – ist der demokratische Raum im eigentlichen Sinn so gut wie verschwunden. Das Wunderland von Vergnügungstempeln an der Westside – eine Aneinanderreihung von noblen Einkaufspassagen, Kunstzentren und Fressgassen – beruht darauf, dass gleichzeitig das Dienstleistungsproletariat aus der Dritten Welt in immer repressiveren Ghettos und Barrios sozial eingeknastet wird. In einer Stadt mit mehreren Millionen sehnsüchtigen Immigranten gibt es kaum noch öffentliche Erholungsgebiete, verwahrlosen die Parks und hält an den Stränden die „Rassentrennung“ Einzug, werden die Büchereien und Spielplätze geschlossen, ganz gewöhnliche Ansammlungen von Jugendlichen verboten und die Straßen immer trostloser und gefährlicher.

Es überrascht nicht, dass sich die Kommunalpolitik wie in anderen amerikanischen Städten an der Sicherheitsoffensive und der Forderung der Mittelschicht nach verstärkter räumlicher und sozialer Abschirmung ausrichtet. Das faktische Desinvestment in den traditionellen öffentlichen Raum und in Freizeitmöglichkeiten erleichtert die Verschiebung des Steueraufkommens in vom Kapital definierte Stadterneuerungsprioritäten. Eine nachgiebige Stadtverwaltung – die in diesem Fall angeblich ein Rassenbündnis zwischen liberalen Weißen und Schwarzen vertritt – arbeitet der massiven Privatisierung des öffentlichen Raums und der Subventionierung von neuen (beschönigend „urbane Dörfer“ genannten) rassistischen Enklaven in die Hände. Aber obwohl Stadterneuerung heute vor allem counter-urbanization und counterinsurgency bedeutet, spielen diese Aspekte in den meisten abgehobenen Diskussionen der „postmodernen“ Szene in Los Angeles keine Rolle. Die Brutalisierung der Inner-City-Viertel und die zunehmende Südafrikanisierung der räumlichen Verhältnisse in ihnen wird mit triumphalem Hochglanz überzogen: „urbane Renaissance“, „Stadt der Zukunft“ usw. Während die Mauern in Osteuropa fallen, werden in Los Angeles überall welche gebaut.

Die nachfolgenden Beobachtungen sollen zeigen, dass dieser neue Klassenkrieg wirklich stattfindet (teilweise als Verlängerung des Rassenkriegs der 60er-Jahre). Die Darstellung ist zwar nicht umfassend – denn dazu müßten auch die wirtschaftlichen und politischen Dynamiken gründlich analysiert werden –, aber die Bilder und Beispiele sollen den Leser überzeugen, dass die Form der Stadt seit Reagan tatsächlich einer repressiven Funktion dient. Wie üblich sind die Zeichen der Zeit zuerst in Los Angeles zu besichtigen, und dies ist ein beunruhigender Katalog der zunehmenden Verschränkung zwischen Architektur und amerikanischem Polizeistaat.

Die verbotene Stadt

Der erste Militarist des Raumes in Los Angeles war General Otis von der Times. Er erklärte, er befinde sich im Krieg mit der Arbeiterbewegung, und übertrug sein kriegerisches Gehabe gnadenlos auf seine Umgebung:

„Sein Wohnhaus in Los Angeles nannte er das Biwak. Ein anderes Haus hieß der Außenposten. Die Times hieß die Festung. Die Zeitungsredaktion war die Front. Das Times-Gebäude glich wirklich eher einer Festung als einer Zeitungsfabrik; es gab Türme, Zinnen und Schilderhäuser. Drinnen bewahrte er fünfzig Gewehre auf.“

(Halberstam 1979: 102)

Ein großer, drohender Bronzeadler diente der Times als Krone; auf der Kühlerhaube von Otis’ Tourenwagen wurde eine kleine funktionsfähige Kanone angebracht, um Betrachter einzuschüchtern. Es überrascht nicht, dass diese überzogene Zurschaustellung von Aggression eine ebenso aggressive Antwort bekam. Am 1. Oktober 1910 wurde die schwer befestigte Times-Zentrale – das Bollwerk des Open Shop an der Westküste – von einer fürchterlichen Explosion zerstört, die man Gewerkschaftssaboteuren anlastete.

Nach achtzig Jahren ist der Geist von General Otis zurückgekehrt und durchdringt subtil die neue „postmoderne“ Downtown von Los Angeles: das entstehende Finanzzentrum des Pacific Rim, dessen Reihen von Wolkenkratzern wie ein Wasserfall vom Bunker Hill nach Süden den Figueroa-Korridor hinunterfließen. Die mit öffentlichen Steuermitteln subventionierte und unter der Ägide der mächtigen und weitgehend unkontrollierbaren Community Redevelopment Agency durchgezogene Downtown-Sanierung ist eines der größten städtebaulichen Projekte in Nordamerika nach dem Krieg. Durch den Aufkauf von Baugrundstücken und den Abriss von Gebäuden im großen Stil, der kaum auf Widerstand stieß, haben die Immobilien wieder an Wert gewonnen, auf dem die großen Baukonzerne und das auswärtige (zunehmend japanische) Kapital eine Reihe von Milliarden Dollar teuren, einen ganzen Block großen Riesenbauten errichtet haben: das Croker Center, das Bonaventure Hotel mit dazugehörigem Einkaufszentrum, das World Trade Center, die Broadway Plaza, das Arco Center, die City Corp Plaza, die California Plaza usw. Da die historischen Landschaften ausgelöscht sind, der neue Finanzbezirk hauptsächlich aus Riesenbauten und Superblocks besteht und seine Verkehrskreisläufe immer dichter und geschlossener sind, begreift man ihn am besten als einen einzigen besessenen, selbstreferentiellen Überbau, eine übergeschnappte Mies’sche Skyline.

Wie andere zerstückelten und verödeten Innenstädten aufgepfropfte größenwahnsinnige Komplexe (z. B. das Renaissance Center in Detroit, das Peachtree und das Omni Center in Atlanta usw.) haben Bunker Hill und der Figueroa-Korridor einen Sturm liberaler Einwände hervorgerufen, sie vergewaltigten Maßstab und Raumaufteilung, verunglimpften die Straßenlandschaft und rissen so viel von der notwendigen Lebensenergie des Zentrums an sich, um sie in unterirdische Passagen oder privatisierte Einkaufszentren umzulenken. Sam Hall Kaplan, der strenge Stadtkritiker der Times, prangert unermüdlich die Fußgängerfeindlichkeit des neuen kapitalistischen Bollwerks mit seiner faschistischen Austilgung der Straßenfronten an. Seiner Meinung nach führt die Aufpfropfung von „hermetisch versiegelten Festungen“ und mit dem Fallschirm abgeworfenen „Stückchen Vorort“ in Downtown dazu, dass „die Flüsse des Lebens eingedämmt“ werden.[3]

Und doch bleibt Kaplans energische Verteidigung der Fußgänger-Demokratie bei abgedroschenen liberalen Klagen über „nichtssagendes Design“ und „elitäre Planungsabläufe“ stehen. Wie die meisten Architekturkritiker wettert er gegen die Fehler der Stadtplanung, ohne zu erkennen, wie viel Methode, wie viel ausdrücklich repressive Absicht dahintersteht, die ihre Wurzeln in der Frühgeschichte des Klassen- und „Rassen“kriegs in Los Angeles hat. Betrachtet man nämlich die Wechselwirkung der neuen „Goldküste“ in Downtown als Ganzer mit anderen sozialen Gebieten und Landschaften im Zentrum der Stadt, wird der „Festungseffekt“ deutlich: nicht als fahrlässiger Planungsfehler, sondern als bewusste sozialräumliche Strategie.

Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Strategie auf eine doppelte Repression abzielt: Alle Erinnerungen an die Vergangenheit Downtowns sollen ausgelöscht und jedes Aufscheinen der Nicht-Anglo-Urbanität ihrer Zukunft soll verhindert werden. Überall, wo saniert wird, nimmt diese Strategie die Form einer brutalen architektonischen Kante oder eines Glacis an, das die neue Downtown als Zitadelle gegenüber dem Rest der Innenstadt abgrenzt. Was die Stadterneuerung in Los Angeles von anderen großen Zentren unterscheidet, ist die weitgehende Bewahrung – wie nachlässig auch immer – der alten, etwa zwischen 1900 und 1930 im Beaux-Arts-Stil errichten Innenstadt. Zu riesigen öffentlichen Kosten wurden die Konzernzentralen und der Finanzbezirk vom alten Broadway-Spring-Korridor sechs Blocks nach Westen auf die leere Fläche verschoben, die durch den Abriss des Wohngebietes Bunker Hill entstanden war. Zur Betonung der „Sicherheit“ der neuen Downtown wurden fast alle traditionellen Fußgängerverbindungen zum alten Zentrum gekappt, auch die berühmte „Angels’ Flight“-Seilbahn.

Hinter dieser ganzen Operation steht eine bezeichnende Logik. In anderen Städten hätten die developers vielleicht versucht, die neue Skyline mit der alten in Verbindung zu setzen und deren außergewöhnlichen Bestand an Theatern und historischen Gebäuden auszubeuten, um die Rekolonisierung der Innenstadt durch die Mittelschicht mit einer gentrifizierten Geschichte zu unterstützen – einem Gaslight District, Faneuil-Markt oder Ghirardelli Square. Aber nach Ansicht der Stadterneuerer von Los Angeles waren die Immobilienwerte in der alten Innenstadt am Broadway hoffnungslos dadurch belastet, dass hier der gesamte öffentliche Nahverkehr, den besonders die schwarzen und mexikanischen Armen benutzten, zusammenläuft. Nach dem Aufstand von Watts und dem Eindruck, entscheidende Knotenpunkte der weißen Macht seien durch die Schwarzen bedroht (wie es der Bericht der McCone Commission grausig detailliert ausmalte), rückte die Sicherheit des Raums durch Resegregation zur höchsten Priorität auf (Governor’s Commission on the Los Angeles Riots 1965). Das LAPD heizte die Flucht der Unternehmer vom Broadway in die Festungsanlagen von Bunker Hill noch durch gezielte Panikmache an, indem es schwarze Jugendliche in Broschüren zu gefährlichen Gangmitgliedern abstempelte.[4] So reproduzierte die Stadterneuerung massiv die räumliche Apartheid. Der Burggraben des Harbor Freeway und die nochmals erhöhten Palisaden von Bunker Hill schnitten das neue Finanzzentrum von den armen Einwanderervierteln ab, die es zu allen Seiten umgeben. Am Fuß der California Plaza wurde Hill Street zu einer Art Berliner Mauer, die den öffentlich subventionierten Luxus von Bunker Hill vom bunten Leben auf dem Broadway trennt, den die Latinos jetzt wieder zu ihrer wichtigsten Einkaufs- und Vergnügungsstraße gemacht haben. Da politisch einflussreiche Spekulanten jetzt die Stadterneuerung der (zuweilen „Bunker Hill East“ genannten) Nordseite des Broadway-Korridors in Angriff nehmen, verspricht die CRA, in den 90er-Jahren die Fußgängerverbindungen zum Hill wiederherzustellen, auch die „Angels’ Flight“-Seilbahn. Dadurch wird Downtown natürlich nur noch unzugänglicher – weil nämlich jede räumliche Interaktion von Altem und Neuem, Armen und Reichen, außer im Rahmen von Gentrifizierung oder Rekolonisierung, verhindert wird.[5] Ein paar Angestellte trauen sich zwar in den Grand Central Market – einen beliebten Markt für tropisches Obst und frische Lebensmittel –, aber wenn die Latinos einkaufen oder samstags auf die Piste gehen, stoßen sie nie in die Gucci-Bezirke oberhalb der Hill Street vor. Wenn sich einmal ein mittelloser Straßennomade in die Broadway Plaza oder vor das Museum of Contemporary Art verirrt, löst er eine leise Panik aus: Die Videokameras rotieren auf ihren Sockeln, und die Wachschützer rücken ihre Gürtel gerade.

Auf Fotos der alten Downtown zu ihrer besten Zeit sieht man bunt gemischte Menschenmengen aus Anglos, Schwarzen und Latinos. Die gegenwärtige „Renaissance“ von Downtown soll so eine Heterogenität praktisch unmöglich machen. Sie bringt nicht nur den „Tod der Straße“, wie Kaplan fürchtet, sondern auch den „Tod der Menschenmenge“ und schafft jene demokratische Vermischung auf den Bürgersteigen und in den Parks ab, mit der Olmsted hoffte, in Amerika eine Polarisierung der Klassen wie in Europa zu verhindern. Der Downtown-Überbau ist – wie eine Art Post-Holocaust-Phantasie von Buckminster Fuller – so programmiert, dass die Mittelschicht nahtlos von der Arbeit zum Konsum und vom Konsum zur Freizeit übergehen kann, ohne je mit der ungewohnten Straßenumgebung der Arbeiterklasse in Downtown in Berührung zu kommen.[6] Tatsächlich lässt die totalitäre Semiotik von Wällen und Zinnen, Spiegelglas und Fußgängerüberführungen keine Affinität oder Sympathie zwischen verschiedenen architektonischen oder menschlichen Ordnungen zu. Wie Otis’ festungsartiges Times-Gebäude ist dies die Archisemiotik des Klassenkrieges.

Wer das für übertrieben hält, lese, wie das Magazin Urban Land kürzlich die Formel beschrieben hat, nach der überall in den Vereinigten Staaten erfolgreich Neubautürme, soziale Homogenität und ein sicheres „Downtown-Image“ miteinander verbunden werden:

„Wie man die Angst vor Verbrechen in Innenstädten überwindet: Schaffen Sie einen dichten, kompakten, multifunktionalen Kernbereich. Man kann eine Innenstadt so planen und bauen, dass Besucher sie – oder einen großen Teil – für attraktiv und die Art von Ort halten, an denen sich ‚anständige Leute‘ wie sie selbst gern aufhalten. [...] Ein kompakter, dichtbebauter und multifunktionaler Innenstadt-Kernbereich bringt mehr Menschen auf engerem Raum zu mehr Aktivitäten zusammen. [...] Das Angebot von Aktivitäten in diesem Kernbereich entscheidet darüber, welche ‚Sorte‘ von Menschen hier auf den Bürgersteigen schlendert; wenn Büros und Wohnungen für Gut- oder Spitzenverdiener im Kernbereich oder in der Nähe angesiedelt werden, wird es einen hohen Anteil ‚anständiger‘, gesetzestreuer Fußgänger geben. Ein derart attraktives erneuertes Kerngebiet müßte auch groß genug sein, um das Image der Innenstadt insgesamt zu beeinflussen.“

(Milder 1987: 18)

Sadistische Straßenumwelten

Diese bewusste „Verhärtung“ der Oberfläche der Stadt gegen die Armen nimmt mit der manichäischen Behandlung von Mikrokosmen in Downtown besonders dreiste Züge an. In seiner berühmten Untersuchung über das „gesellschaftliche Leben in kleinen städtischen Räumen“ schreibt William Whyte, die Qualität jeder städtischen Umwelt lasse sich in erster Linie daran messen, ob genügend bequeme Plätze zum Hinsetzen für Fußgänger verfügbar seien (Whyte 1985). Diese Maxime haben sich die Planer der Hochkapital-Bezirke von Bunker Hill und des entstehenden „urbanen Dorfes“ South Park wirklich zu Herzen genommen. Die Stadt subventioniert die Wohnkolonisierung Downtowns durch Angestellte, und zu dieser Politik gehört, dass sie zig Millionen Dollar Steuergelder für verlockende, „weiche“ Umwelten in diesen Bereichen ausgeben bzw. ausgeben wollen. Die Planer malen sich einen üppigen Komplex mit Plätzen, Brunnen, öffentlicher Kunst der Weltklasse, exotischem Gebüsch und avantgardistischen Straßenmöbeln an einem Fußgänger-Korridor in der Hope Street aus. In der Propaganda der offiziellen boosters lässt sich kein besserer Hinweis auf die „Wohnlichkeit“ Downtowns finden als das geplante Idyll von Angestellten und Nobeltouristen, die in den Terrassengärten der California Plaza, auf der „spanischen Treppe“ oder im Grand Hope Park herumsitzen oder ein Nickerchen machen.

In krassem Gegensatz dazu kämpft die Stadt ein paar Ecken weiter gnadenlos dafür, die öffentlichen Einrichtungen und Räume für die Obdachlosen und Armen so „unwohnlich“ wie möglich zu machen. Dass es immer noch Tausende von street people an den Rändern Bunker Hills und des Civic Center gibt, stört das Bild vom schicken Leben in Downtown und straft die mühsam errichtete Illusion einer Downtown-„Renaissance“ Lügen. Also rächt das Rathaus sich mit einer Art low-intensity warfare.[7]

Die herrschenden Politiker der Stadt entwerfen zwar regelmäßig Pläne, die indigenen Bewohner en masse zu vertreiben – sie in ein Armenhaus am Rande der Wüste zu deportieren, sie in Lagern in den Bergen einzusperren oder, besonders schön, sie auf einer abgewrackten Fähre im Hafen zu internieren –, aber solche „Lösungen“ scheitern immer an Ratsmitgliedern, die Angst davor haben, dass die Obdachlosen in ihre Wahlbezirke abgeschoben werden. Also spricht sich die Stadt in einer bewussten Übernahme der Sprache des Kalten Krieges für das containment (so die offizielle Bezeichnung) der Obdachlosen in Skid Row an der Fifth Street östlich des Broadway aus und verwandelt das Viertel dabei systematisch in ein Armenhaus unter freiem Himmel. Aber diese containment-Strategie führt in einen eigenen Teufelskreis von Widersprüchen. Die offizielle Politik, einen Großteil der Verzweifelten und Hilflosen auf diesem engen Raum zu konzentrieren und ihnen gleichzeitig angemessenen Wohnraum zu verweigern, hat Skid Row in die wahrscheinlich gefährlichsten zehn mal zehn Blocks der Welt verwandelt – wo nacheinander so grässliche Wesen wie Slashers, Night Stalkers und gewöhnlichere Räuber herrschen.[8] In Skid Row ist jede Nacht Freitag der Dreizehnte, und es überrascht nicht, dass viele Obdachlose nachts um jeden Preis versuchen, dem „Nickle“[9] zu entkommen und sich geschütztere Nischen in anderen Teilen Downtowns zu suchen. Die Stadt wiederum zieht die Schlinge mit verstärkten Polizeiübergriffen und durchdachten Abschreckungsmaßnahmen fester.

Eine sehr verbreitete, aber unglaubliche Abschreckungsmaßnahme ist die neue fassförmige Busbank des Rapid Transit District, die nur noch eine minimale Oberfläche zum unbequemen Sitzen und überhaupt keine Möglichkeit zum Schlafen mehr bietet. Diese „pennersicheren“ Bänke werden überall an den Rändern von Skid Row eingeführt. Eine weitere Erfindung, die ins Grand Guignol passen würde, ist der aggressive Einsatz von Rasensprengern. Vor mehreren Jahren eröffnete die Stadt einen „Skid Row Park“ an der unteren Fifth/Ecke Hill Street. Um zu verhindern, dass der Park zum Schlafen benutzt wurde – bzw. um sicherzustellen, dass er hauptsächlich zum Drogendealen und als Strich diente –, überzog die Stadt den Park mit einem komplizierten Sprinklersystem, um arglosen Schläfern nachts zu ständig wechselnden Zeiten eine Dusche zu verpassen. Das machten ein paar lokale Geschäftsinhaber sofort nach, um die Obdachlosen von den Bürgersteigen vor ihren Läden zu vertreiben. Gleichzeitig bauen Restaurants und Märkte prunkvolle Gitter zum Schutz ihrer Abfälle vor den Obdachlosen. In Los Angeles hat zwar bisher noch niemand vorgeschlagen, den Abfall wie vor ein paar Jahren in Phoenix mit Zyanid zu versetzen, aber ein beliebtes Fischrestaurant hat sich für 12.000 Dollar den ultimativen Müllkäfig gegen obdachlose alte Frauen bauen lassen: aus zwei Zentimeter dickem Stahlgitter mit Schlössern aus Speziallegierung und tückischen Stacheln, die die unbezahlbaren vergammelnden Fischköpfe und abgestandenen Pommes Frites schützen sollen.

Abb. 2 „Pennersichere“ Busbank. Hill Street, Downtown.
Abb. 2 „Pennersichere“ Busbank. Hill Street, Downtown.

Die öffentlichen Toiletten aber sind die wahre Ostfront des Krieges gegen die Armen in Downtown. In Los Angeles gibt es mit politischer Absicht weniger öffentliche Klos als in irgendeiner anderen nordamerikanischen Großstadt. Auf Anraten des LAPD (das tatsächlich im Planungsausschuss mindestens eines großen Stadterneuerungsprojektes in Downtown sitzt),[10] hat die Community Redevelopment Agency die letzte öffentliche Toilette in Skid Row abreißen lassen. Dann quälten sich die Planer der Agency monatelang mit der Frage, ob es in ihren Planungen für South Park auch eine „freistehende öffentliche Toilette“ geben sollte. Wie der CRA-Vorsitzende Jim Wood später zugab, war die Entscheidung gegen die Toilette eine „politische Entscheidung, keine gestalterische Entscheidung“. Die CRA hält „quasi-öffentliche Toiletten“ – das heißt Toiletten in Restaurants, Kunstgalerien und Bürogebäuden – für die bessere Lösung in Downtown. Dort kann man Touristen und Angestellten den Zugang gestatten und ihn Stadtstreichern und anderen unpassenden Personen verweigern.[11] Das toilettenlose Niemandsland in Downtown östlich der Hill Street ist auch eine Wüste, was Wasserquellen unter freiem Himmel zum Trinken oder Waschen angeht. Ein häufiges und erschreckendes Bild sind zurzeit obdachlose Männer – viele davon junge salvadorianische Flüchtlinge –, die sich in den Abwässern waschen, die durch den Betonkanal des Los Angeles River am östlichen Rand von Downtown fließen, oder sogar daraus trinken.

Wo es sich nicht vermeiden lässt, dass die Wege der Makler der Macht die Habitate der Obdachlosen oder der arbeitenden Armen kreuzen, wie im oben erwähnten Gentrifizierungsgebiet am nördlichen Broadway-Korridor, trifft die Planung außergewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die verschiedenen Menschheiten physisch getrennt bleiben. So zog die CRA zum Beispiel die Polizei von Los Angeles bei der Planung der beiden neuen Parkhäuser für die Times und das „Ronald Reagan State Office“-Gebäude hinzu. Im Gegensatz zu den bösen Straßen draußen enthalten die Parkhäuser landschaftsgärtnerisch schön gestaltete Rasenflächen oder „Mikroparks“ und das eine auch einen Innenhof mit Lebensmittelgeschäften und eine historische Ausstellung. Außerdem sind beide Parkhäuser als „vertrauensbildende“ Systeme mit geschlossenen Kreisläufen – Paradigmen der Privatisierung im Kleinen – gestaltet, in denen Angestellte vom Auto zum Büro oder vom Auto zum Shopping gehen können, ohne sich groß der öffentlichen Straße auszusetzen. Besonders das Broadway Spring Center, das das Ronald Reagan Building mit dem geplanten Grand Central Square an der Third Street Ecke Broadway verbindet, wird von Architekturkritikern sehr dafür gelobt, dass es das Parken um Grün und Kunst (ein banales Basrelief) bereichert. Es bereichert es auch um ein gehöriges Drohpotential – bewaffnete Wachschützer, verriegelte Tore und Überwachungskameras – zur Abschreckung der Obdachlosen und Armen.

Abb. 3 Du sollst nicht stehlen. Ecke Vermont/Olympic.
Abb. 3 Du sollst nicht stehlen. Ecke Vermont/Olympic.

Der kalte Krieg auf den Straßen Downtowns eskaliert immer mehr. Auf Druck des Handels- und Immobilienkapitals in Downtown zerschlägt die Polizei jeden Versuch der Obdachlosen und ihrer Verbündeten, Zufluchtsstätten oder selbstorganisierte Papphüttendörfer einzurichten. Das vom Obdachlosenaktivisten Ted Hayes gegründete „Justiceville“ wurde mit Gewalt aufgelöst; und als seine Bewohner Zuflucht in Venice Beach suchten, wurden sie auf Geheiß des dortigen Ratsherrn (eines bekannten Umweltschützers) festgenommen und wieder ins Inferno von Skid Row zurückgeschickt. Die Stadt selbst legalisierte kurzzeitig – und widerwillig, nachdem im kalten Winter 1987 eine Reihe von Obdachlosen erfroren war[12] – ein Hüttendorf, beendete das Experiment aber abrupt nach nur vier Monaten, um an derselben Stelle einen Reparaturhof für Busse einzurichten. Die gegenwärtige Politik spielt wohl nicht zuletzt pervers auf Zolas berühmten ironischen Ausspruch an, dass die Reichen und die Armen dasselbe Recht haben, im Freien zu schlafen. Der Chef der städtischen Planungskommission erläuterte ungläubigen Reportern die offizielle Linie so: Das Schlafen auf der Straße als solches verstoße nicht gegen das Gesetz, „nur der Bau jeder Art von Schutzbehausungen“. Um diese Vorschrift gegen „Altpapier-Appartments“ durchzusetzen, durchkämmt das LAPD regelmäßig den „Nickle“, beschlagnahmt Behausungen und andere Habseligkeiten und nimmt Obdachlose, die sich wehren, fest. Diese zynische Repression hat die meisten Obdachlosen zu urbanen Beduinen gemacht. Man kann sie überall in Downtown sehen, wie sie ein paar jämmerliche Habseligkeiten in herrenlosen Einkaufswagen durch die Gegend schieben, immer auf der Flucht und in Bewegung, zerrieben zwischen der offiziellen containment-Politik und dem zunehmenden Sadismus der Straßen von Downtown.[13]

Frank Gehry als Dirty Harry

Die gegenwärtige Suche nach bürgerlicher Sicherheit lässt sich nicht nur am Design von Busbänken und Riesengebäuden ablesen, sondern ist auch auf der auteur-Ebene sichtbar. Kein Architekt der letzten Jahre hat die Sicherheitsfunktion der Stadt so gekonnt ausgearbeitet oder die daraus entstehende frisson so dreist aufgenommen wie der Pritzker-Preisträger von Los Angeles, Frank Gehry. Wie wir oben sahen, ist er (im Disneyschen Sinne) mittlerweile einer der wichtigsten „Phantasietechniker“ des Neo-boosterism der 90er-Jahre. Eine besonders gute Hand zeigt er bei Überschneidungen, nicht nur zwischen Architektur und moderner Kunst, sondern auch zwischen älteren, vage radikalen, und gegenwärtigen, im Grunde zynischen Stilen. So ist sein Werk eine prinzipielle Absage an die Postmoderne und gleichzeitig eine ihrer schlauesten Sublimierungen, eine nostalgische Beschwörung des revolutionären Konstruktivismus und ein söldnerhaftes Abfeiern des bürgerlich-dekadenten Minimalismus. Von diesen amphibischen Wechseln und paradoxen Nuancen in Gehrys Werk lebt eine schier unüberschaubare Gehry-Interpretation, die meist überschäumt vor übertriebener Bewunderung.

Aber wie schon weiter oben angedeutet, liegt Gehrys Stärke vielleicht einfach darin, dass er kaputte Stadtlandschaften so unumwunden ausbeutet und ihre schroffsten Kanten und Trümmer seinen Arbeiten krass als mächtige figurative Elemente einverleibt. Obwohl Kollegen ihn liebevoll als „alten Sozialisten“ und „Straßenkämpfer mit Herz“ beschreiben, sind die meisten seiner interessantesten Arbeiten ganz und gar unromantisch und antiidealistisch.[14] Anders als seine Volksfront-Mentoren aus den 40er-Jahren erhebt Gehry kaum einen Anspruch auf architektonischen Reformismus oder „demokratisches Design“. Er hält sich zugute, dass er stets „das Beste aus der Wirklichkeit der Dinge zu machen“ versuche. In zuweilen deprimierender Eindeutigkeit legt sein Werk die Repressions-, Überwachungs- und Ausschlussverhältnisse offen, auf denen die fragmentierte paranoide Räumlichkeit beruht, nach der Los Angeles zu streben scheint.

Ein sehr frühes Beispiel für seinen neuen urbanen Realismus lieferte Gehry 1964 mit seiner Lösung des Problems, wie sich hohe Grundstückswerte und prunkvolle Räume in verfallenden Vierteln unterbringen lassen. Sein Danziger Studio in Hollywood ist das allererste Beispiel für ein „stealth-Haus“. Mittlerweile gibt es in Los Angeles eine ganze Spezies von Häusern, die ihre Luxusqualitäten mit proletarischen oder Gangster-Fassaden tarnen. Die Straßenfront des Danziger zur Melrose – in den schlechten alten Zeiten vor ihrer jüngsten Renaissance als Fressmeile – war einfach eine massive graue Mauer mit rauhem Putz, in dem sich so viel Staub von Verkehr und Wetter festsetzte, dass sie so aussah wie die Pornostudios und Garagen in der Umgebung. Gehry suchte ausdrücklich nach einem „introvertierten und festungsartigen“ Entwurf mit der stillen Aura eines „stummen Kastens“.[15]

„Stumme Kästen“ und Tarnmauern bilden einen ganzen Zyklus in Gehrys Werk: von seiner American School of Dance von 1968 bis zu seinem Gemini G.E.I. von 1979, beide in Hollywood. Sein einflussreichster Entwurf aber war sein mauerumgebenes Stadtzentrum für Cochiti Lake, New Mexico von 1973: Hier schließen eisblaue Wälle von imponierender Strenge eine ganze Gemeinschaft ein (diesen Plan nimmt das 1976 gebaute Jung Institute in Los Angeles in kleinerem Maßstab wieder auf). In allen Fällen entsteht ein Melodrama durch die Antithese zwischen einem gegen ein „reizloses Viertel“ oder eine Wüste gewandten, befestigten Äußeren und einem üppigen, mit Lichtgaden und Lichtbrunnen zum Himmel geöffneten Inneren. Gehrys von Mauern umgebene Komplexe und Städte bieten sich mit anderen Worten als mächtige Metaphern für den Rückzug von der Straße und die Wendung des Raumes nach innen an, die die Stadtplanung nach den städtischen Aufständen in den 60er-Jahren vollzog.

Diese Problematik tauchte erneut 1984 in seinem Entwurf der Loyola Law School am westlichen Rand von Downtown im größten zentralamerikanischen Barrio der Vereinigten Staaten auf. Da der Loyola-Campus in der Inner City liegt, musste Gehry ausdrücklich zwischen dem Risiko der Schaffung eines wirklich öffentlichen Raumes in den Stadtteil hinein und der Sicherheit einer zu verteidigenden Enklave wie bei seinen bisherigen Arbeiten wählen. Der radikale oder einfach idealistische Architekt hätte vielleicht auf die Öffnung des Campus zum angrenzenden Stadtteil hin gesetzt, indem er sich im Entwurf weitgehend auf diesen eingelassen hätte. Stattdessen wählte Gehry, wie ein bewundernder Kritiker erklärte, einen im wesentlichen neokonservativen Entwurf:

„Offen, aber nicht zu offen. Die South Instructional Hall und die Kapelle zeigen dem Olympic Boulevard ihre massiven Rückseiten und bilden zusammen mit den anonymen Straßenseiten des Burns Building ein Tor, das weder abschreckend noch übermäßig einladend ist. Es ist einfach da, wie alles andere im Viertel.“

(Friedman [Goldstein] 1986: 175)

Diese Beschreibung untertreibt erheblich die abschreckende Wirkung des gewaltigen Zauns aus Stahlstäben, des Betonblock-Zikkurats und der kahlen Frontwände um den Campus. Aber wenn das Danziger Studio sich tarnt und die Entwürfe für Cochiti Lake und Loyola ihre Straßenfronten zu strengen Flächen auftürmen, so neckt Gehrys barock befestigte Frances Howard Goldwyn Regional Branch Library in Hollywood von 1984 wie Dirty Harry jeden potentiellen Hausfriedensbrecher: „Make my day“. Dies ist zweifellos die bedrohlichste Bücherei, die je gebaut wurde, (äußerlich) ein bizarrer Hybrid zwischen einem Schlachtschiff im Trockendock und einem Gunga-Din-Fort. Mit ihren viereinhalb Meter hohen Sicherheitsmauern aus verputztem Beton, ihren mit Keramikkacheln gefliesten Graffiti-Wehren, ihrem von drei Meter hohem Stahl geschützten, versenkten Eingang und ihren gefährlich weit oben angebrachten stilisierten Schilderhäusern auf jeder Seite strahlt die (von Gehrys Hochsicherheitsentwurf für die US-Botschaft in Damaskus von 1980 beeinflusste) Goldwyn Library genau so ein Macho-Gehabe aus wie Dirty Harrys 44er Magnum.

Wie man sich denken kann, sind einige von Gehrys berauschten Bewunderern fast in Ohnmacht gefallen vor Begeisterung darüber, wie „großzügig“ und „einladend“ dieses beirutisierte Bauwerk sei, „eine richtige altmodische Bücherei“ usw. Es ist absurd, wie wenig sie begreifen (Viladas 1986: 76, 84). Die frühere Hollywood Regional Branch Library war einer Brandstiftung zum Opfer gefallen, und die Samuel Goldwyn Foundation, die Stifterin dieser Sammlung von Memorabilien aus dem Land der Filme, war auf physische Sicherheit fixiert. Gehry nahm einen Auftrag zur Errichtung eines von Grund auf „vandalensicheren“ Baus an. Das Ungewöhnliche ist natürlich, dass er die unauffälligen High-Tech-Sicherheitssysteme ablehnte, die die meisten Architekten subtil in ihre Grundrisse integrieren. Stattdessen wählte er einen auffälligen Low-Tech-Ansatz, der die Sicherheitsfunktionen als Motive des Entwurfs weitestgehend in den Vordergrund stellt. Die Funktion wird nicht durch die Form getarnt; ganz im Gegenteil, Gehry tut sich keinen Zwang an. Wie spielerisch oder sarkastisch man die sich daraus ergebende Wirkung findet, hängt davon ab, wo man steht. Die Goldwyn Library bezieht sich unerbittlich auf einen teuflischen Anderen (Brandstifter, Sprüher, Eindringling), den sie auf die Straßen und auf die Menschen auf den Straßen in der Umgebung zurückspiegelt. Sie tränkt ihre unmittelbare Umwelt, die schäbig, aber nicht besonders feindselig ist, mit ihrer eigenen arroganten Paranoia.

Aber Paranoia ist vielleicht das falsche Wort, denn auf den anliegenden Straßen findet ein Krieg statt. Vor einigen Jahren erzählte die Los Angeles Times die schmutzige Geschichte, wie die Unterhaltungskonzerne und ein paar große Landbesitzer, denen in diesem Teil Hollywoods fast alle Grundstücke gehören, es geschafft hatten, den Stadterneuerungsprozess unter ihre Kontrolle zu bekommen. Ihr immer noch umkämpfter Plan besteht darin, mit Hilfe von Zwangsenteignungen und öffentlichen Subventionen die Armen (zunehmend Flüchtlinge aus Zentralamerika) von Hollywoods Straßen zu vertreiben und riesige Extraprofite durch die Aufwertung der Gegend zu einem protzigen Freizeitpark für den internationalen Tourismus einzufahren.[16] Im Rahmen dieser Strategie ist die Goldwyn Library – wie Gehrys frühere ummauerte Bauten – eine Art architektonische Feuerstellung, ein Brückenkopf der Gentrifizierung. Ihr von kriegerischen Barrikaden umgebenes schwebendes, lichterfülltes Inneres spricht Bände darüber, wie die öffentliche Architektur in Amerika für die „Sicherheit“ und den Profit buchstäblich umgekrempelt wird.

Abb. 4 Dirty Harrys Bibliothek. Goldwyn Library, Hollywood.
Abb. 4 Dirty Harrys Bibliothek. Goldwyn Library, Hollywood.

Das panoptische Einkaufszentrum

Andernorts wiederum werden mit Hilfe der „Festung“ die Armen als Konsumenten zurückgewonnen. Ist die Goldwyn Library ein „leuchtendes Beispiel für die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und dem Privatsektor“, so sind die von dem developer Alexander Haagen in der Inner City errichteten Einkaufszentren in dieser Hinsicht wahre Sterne. Haagen begann seine Karriere mit dem Aufstellen von Musikautomaten in den Spelunken von Wilmington und machte sein erstes Vermögen damit, dass er Ölgesellschaften Eckgrundstücke verkaufte (die inzwischen als Mini-Einkaufszentren wiederverwertet werden). Heute ist er Herr des größten Unternehmens zum Bau von Einkaufszentren in Südkalifornien und verantwortlich für mehr als vierzig Einkaufszentren. Wie wir in Kapitel 2 sahen, ist Haagen ein gewiefter politischer Spender, der es sowohl mit den Demokraten als auch mit den Republikanern hält. Er ist auch ein Meister der Nutzung von öffentlichen Stadterneuerungsprojekten für seinen privaten Gewinn – oder, wenn einem das lieber ist, „der Vater der Wiedergeburt der Inner City“.

Er war der erste große Bauunternehmer in der Region, der begriff, welches Profitpotential im verwaisten Einzelhandelsmarkt der Inner City schlummerte. Nach dem Aufstand von Watts 1965 ergriffen die paar großen Einzelhändler in South Central Los Angeles die Flucht, und lebensfähigen kleinen Geschäften wurde durch diskriminierende „redlining“-Praktiken der Banken die Luft abgeschnürt. Dadurch musste eine halbe Million Schwarze und Latinos in entfernte regionale Einkaufszentren oder in angrenzende weiße Gebiete pendeln, sogar für einfache Lebensmitteleinkäufe oder Apothekengänge. Haagen folgerte, dass jeder, der bereit wäre, wieder in den Einzelhandel in der Inner City zu investieren, sich ein Monopol auf sehr hohe Verkaufsumsätze sichern könnte. Da er wusste, wie wütend die schwarze Community inzwischen darüber war, dass die Stadterneuerungsbehörden sie seit Jahrzehnten zuvorkommend vernachlässigt hatte, rechnete er sich aus, dass er die Stadt dazu bringen könnte, seine kommerzielle Rekolonisation zu subventionieren. Während die Community Redevelopment Agency (CRA) alles getan hatte, um milliardenschweren developers Immobilien in Downtown zusammenzukaufen, war in Watts jahrelang praktisch überhaupt nichts geschehen, und die CRA hatte nicht einen Supermarkt als Hauptmieter oder „Anker“ für ein geplantes Stadtteileinkaufszentrum gewinnen können. Haagen erkannte, dass das Bradley-Regime, das so viel Ärger wie noch nie mit seinen Wählern in South Central hatte, jede Initiative aus dem Privatsektor, die den gordischen Knoten des „Ankermieter-Problems“ durchschlagen könnte, reich belohnen würde. Seine scharfsinnige Lösung, die ihn Ruhm bei Erbauern von Einkaufszentren in ganzen USA eintrug, war eine umfassende „sicherheitsorientierte Planungs- und Managementstrategie“.[17]

Als Erstes pachtete Haagen Development 1979 ein altes Sears-Grundstück an der Vermont Ecke Slauson im Herzen von South Central. 1983 übertrug die Stadterneuerungsbehörde Haagen die Fertigstellung ihres lange verzögerten Martin Luther King Jr. Center in Watts. Ein Jahr später sicherte er sich einen 120-Millionen-Dollar-Auftrag über die Sanierung und Erweiterung der Crenshaw Plaza in Baldwin Hills und schließlich einen Vertrag mit der County über die Errichtung eines Einkaufskomplexes in Willowbrook direkt südlich von Watts. In jedem Fall war die Garantie doppelt gesicherter physischer Sicherheit die conditio sine qua non, um Einzelhändler und Franchisenehmer (und ihre Versicherungen) zur Unterzeichnung von Mietverträgen zu bewegen. Alle vier Einkaufszentren sind nach demselben Muster entworfen, das dreist Jeremy Benthams berühmten Entwurf aus dem 19.  Jahrhundert für das „panoptische Gefängnis“ mit seiner günstigen Zentralüberwachung plagiiert. Haagens Einkaufszentrum in Watts zum Beispiel soll so aussehen:

„Um das Gelände des King-Zentrums verläuft ein zweieinhalb Meter hoher schmiedeeiserner Zaun, vergleichbar mit Sicherheitszäunen, wie sie zum Schutz von Privatgrundstücken und exklusiven Wohnsiedlungen verwandt werden. An den Eingängen und im gesamten Einkaufszentrum sind mit Bewegungsmeldern ausgerüstete Videokameras angebracht. Das gesamte Zentrum einschließlich der Parkplätze lässt sich auf Knopfdruck in 40 Lux helles Licht tauchen.

Das Zentrum hat sechs Eingänge: drei Zufahrtspunkte für Kraftfahrzeuge, zwei Liefereingänge und einen Fußgängerweg. An den Fußgängereingängen und Kfz-Zufahrten befinden sich Tore, die um 6:30 Uhr geöffnet und um 22:30 geschlossen werden. Der auf der Rückseite des Grundstücks gelegene Lieferbereich ist von einer zwei Meter hohen Betonblockmauer umschlossen; beide Liefertore bleiben geschlossen; sie werden mit Videokameras überwacht, sind mit Sprechfunk ausgestattet und werden von einer gesicherten „Beobachtungszentrale“ aus per Fernsteuerung für Lieferanten geöffnet. Infrarot-Lichtschranken am Fuß der Lichtmasten erfassen etwaige Eindringlinge, die die Videoüberwachung zu umgehen versuchen, indem sie über die Mauer klettern.“

(Buckwalter 1987: 24)

Die „unaufdringliche“ panoptische Beobachtungszentrale ist Auge und Hirn dieses komplexen Sicherheitssystems. (Im Einkaufszentrum in Willowbrook ist es tatsächlich über einer Zweigstelle der öffentlichen Bücherei versteckt.) In ihm befinden sich die Zentrale des Direktors des Einkaufszentrums, eine Außenstelle des LAPD und eine Funkzentrale, wo ein Mann die Video- und Audiosysteme im Auge behält und Verbindung „zu anderen in das System eingebundenen sicheren Einkaufszentren und zu Polizei und Feuerwehr“ hält. Rund um die Uhr sind ständig mindestens vier Wachschützer im Dienst: einer in der Beobachtungszentrale und drei auf Fußstreife. Ausgebildet und unterstützt werden sie von den regulären LAPD-Beamten im Polizeiposten in der Beobachtungszentrale.

„Diese Sicherheitsmaßnahmen wirken zwar vielleicht extrem, aber Sicherheitsfragen in Einkaufszentren haben für das Management in den letzten Jahren zentrale Bedeutung gewonnen. Da die Versicherungsträger die Sicherheitsvorkehrungen von Einkaufszentren überprüfen, bevor sie neue Policen ausstellen oder auch nur bestehende verlängern, und in einigen Fällen überhaupt nur eine Versicherung übernehmen, wenn die Sicherheitsvorkehrungen verbessert werden, begreifen auch Zentren außerhalb der Inner-City-Viertel Sicherheitsvorkehrungen inzwischen als integralen Teil ihrer Planungs- und Managementstrategie. Da ein starkes Sicherheitsprogramm die Besitzer und Betreiber von Einkaufszentren vor juristischen Ansprüchen schützt, kann es sich langfristig sogar als extrem profitabel herausstellen.“

(ebd.)

Wie erwartet sind diese Zentren Goldgruben und bringen im Durchschnitt über 3500 Dollar Jahresumsatz pro vermietbarem Quadratmeter – gegenüber etwa 2000 Dollar in den Vororteinkaufszentren (Titus 1990: 2). Außerdem hat Haagen nebenbei auch noch Steuererleichterungen, Zuschüsse vom Bund und von der Stadt, massive Gratiswerbung, subventionierte Mieter und über 60 bis 90 Jahre laufende Pachtverträge eingestrichen. Kein Wunder, dass er prahlen kann: „Wir haben bewiesen, dass im Geschäft nur eine Farbe zählt: grün. In diesen wirtschaftlichen Krisengebieten in den Inner Cities von Amerika warten riesige Möglichkeiten und riesige Gewinne nur darauf, dass man sie mitnimmt.“ (Buckwalter 1987: 25)[18]

Inzwischen erstreckt sich die Logik der „Haagenisierung“ nicht nur auf die Einkaufs-, sondern auch auf die Wohngebiete des Ghettos. Das Gegenstück zum Einkaufszentrum als panoptischem Gefängnis ist die Sozialwohnungssiedlung als strategisches Dorf. Das Imperial Courts Housing Project, nur eine Ecke vom Martin Luther King Jr. Center, ist seit Kurzem mit einem Zaun, Ausweispflicht und einer Außenstelle des LAPD befestigt. Besucher werden angehalten und gefilzt, und die Polizei beordert die Bewohner regelmäßig nachts in ihre Wohnungen zurück. Diesen Verlust von Freiheit müssen Sozialwohnungsmieter inzwischen als Preis der „Sicherheit“ ertragen.

Abb. 5 Das Auge des Panoptikums. Polizeistation über dem Haagen-Einkaufszentrum, Willowbrook.
Abb. 5 Das Auge des Panoptikums. Polizeistation über dem Haagen-Einkaufszentrum, Willowbrook.

Von Rentacop zu Robocop

Am populärsten drückt sich die Logik des Sicherheitsstrebens, die die Aufspaltung der Stadt in Enklaven vorantreibt, darin aus, dass die wohlhabenden Viertel von L. A. nichts unversucht lassen, um den Wert ihrer Häuser und ihren Lebensstil abzuschirmen. Wie wir im letzten Kapitel sahen, werden neue Luxusprojekte außerhalb der Stadtgrenze oft als völlig von Mauern umgebene Festungsstädte konzipiert, wo der Zugang an den wenigen Eingängen von privaten und öffentlichen Polizeidiensten kontrolliert wird und sogar die Straßen privatisiert sind. Normalsterblichen ist es schlicht unmöglich, ohne Einladung von einem Einwohner in die „Städte“ Hidden Hills, Bradbury, Rancho Mirage oder Rolling Hills einzudringen. Bradbury mit seinen 900 Einwohnern und 16 Kilometern abgesperrter Privatstraßen ist dermaßen sicherheitsfixiert, dass die drei Beamten der Stadt keine Anrufe der Presse annehmen, denn „jedes Mal, wenn ein Artikel erschienen ist ..., hat er Aufmerksamkeit auf die Stadt gezogen, und es gab mehr Einbrüche“. Hidden Hills wiederum, ein Norman-Rockwell-Bild hinter Hochsicherheitsmauern, ist völlig in sich zerstritten, ob die Gemeinde einem Urteil des Obersten Gerichts entsprechen und vor ihren Toren 48 Seniorenwohnungen bauen soll. Bei Treffen der allmächtigen homeowners’ association der Stadt (die Frankie Avalon, Neil Diamond und Bob Eubanks zu ihren Mitgliedern zählt), kursieren Warnungen, das Altersheim „wird Gangs und Drogen anziehen“ (sic).[19]

Gleichzeitig wird es in den traditionellen Luxusreservaten wie Beverly Hills und San Marino immer schwerer, die öffentlichen Einrichtungen zu benutzen, da sie mit einer barocken Fülle von Verordnungen unsichtbare Mauern bauen. In San Marino, der vielleicht reichsten und angeblich republikanischsten (85 Prozent) Stadt im Land, werden die Parks jetzt am Wochenende geschlossen, damit die Latino- und asiatischen Familien aus den Nachbarorten sie nicht benutzen. Zurzeit wird ein Plan diskutiert, die Parks samstags wieder zu öffnen, allerdings nur für Anwohner, die sich ausweisen können. Andere vornehme Stadtteile in Los Angeles haben ein ähnliches Anwohnerprivileg erfunden, indem sie Verordnungen erlassen haben, die das Parken auf lokale Eigenheimbesitzer beschränken. Wie man sich denken kann, greifen solche Parkregelungen ausschließlich in Stadtteilen um sich, wo drei Autos Platz in der Garage haben.

Wohngebiete mit genügend Einfluss können so ihren öffentlichen Raum privatisieren, sich vom Rest der Metropole abtrennen und Nichtanwohnern sogar eine Art Stadtteil-„Passkontrolle“ auferlegen. Als Nächstes äffen sie natürlich Reservate mit eigenem Gemeindestatus wie Rolling Hills oder Hidden Hills nach und bauen echte Mauern. Park La Brea ist seit seiner Entstehung Ende der 40er-Jahre ein aus Lower Manhattan an den Wilshire Boulevard verpflanztes Stück Chuzpe: ein 72 Hektar großes Labyrinth von Stadthäusern mit mittleren Mieten und Hochhaus-Wohnungen, in denen eine urbane Mischung aus Singles, Rentnern und Familien wohnt.

Abb. 6 Chuzpe verboten. Park La Brea.
Abb. 6 Chuzpe verboten. Park La Brea.

Als Teil der Strategie der Gentrifizierung hat sich Forest City Enterprises, der Besitzer von Park La Brea, jetzt entschlossen, einen Sicherheitszaun um den ganzen Ort zu ziehen und damit Fußgängern einen der wichtigsten öffentlichen Räume an der „Miracle Mile“ zu nehmen. Wie eine Sprecherin der Eigentümer beobachtete, „liegt die Einzäunung von Orten allgemein im Trend“.[20] In den einst offenen Siedlungsgebieten des San Fernando Valley, wo vor zehn Jahren praktisch noch kein Stadtteil eingemauert war, nimmt der „Trend“ mittlerweile Züge eines durchgedrehten Wettrüstens zwischen Wohngebieten an, weil gewöhnliche Vorortbewohner dieselbe soziale Abschirmung verlangen, die bisher nur die Reichen genossen.

Brian Weinstock, ein führender developer aus dem Valley, prahlt, dass er über 100 Viertel frisch eingezäunt habe und die Nachfrage nach mehr Sicherheit unstillbar sei. „Das erste, was sie [die Käufer] einen fragen, ist, ob der Stadtteil einen Zaun hat. Bei eingezäunten Stadtteilen haben wir eine drei Mal höhere Nachfrage als bei nicht eingezäunten.“[21]

Auch Vermieter in dichter besiedelten Gegenden mit niedrigeren Einkommen haben gemerkt, wie sehr Zäune die soziale Kontrolle erleichtern. Hausbesitzer im Sepulveda-Barrio im Valley demonstrieren dafür, dass die Polizei weiterhin Straßensperren zur Abschreckung von Drogenkäufern und anderen unerwünschten Personen einrichtet. Das LAPD will vom Stadtrat die Erlaubnis, das Viertel dauerhaft abzuriegeln und nur noch Einwohnern Zutritt zu gewähren. Dafür wollen die Hauseigentümer einen Kontrollpunkt „Checkpoint Charlie“ finanzieren. Während der Stadtrat überlegt, das Experiment in eine Dauerlösung zu überführen, sperrt das LAPD mit Unterstützung lokaler Eigenheimbesitzer weiter andere „Kriegsgebiete“ in der Stadt ab, darunter Teile des Pico-Union-Bezirks, eines Viertels am mittleren Wilshire Boulevard, und ein zweieinhalb Quadratkilometer großes Gebiet um die Jefferson High School an der Central und Vernon-Avenue in South Central. Als junge Anwohner sich beschwerten, die Stadtteilquarantänen seien eine Art „Berliner Mauer“, versicherte Polizeichef Gates gegenüber Journalisten: „Wir wollen das Gelände ja nicht besetzen. Wir sind hier ja nicht in Panama. Wir sind hier in der Stadt Los Angeles, und wir werden hier nach Recht und Gesetz vorgehen.“[22]

Abb. 7 Kriegerische Vorgärten. Hollywood Hills.
Abb. 7 Kriegerische Vorgärten. Hollywood Hills.

Den Superreichen steht der Sinn unterdessen nach High-Tech-Burgen. Wo Zäune und Mauern allein nicht genügen, wie bei den Eigenheimbesitzern in Beverly Hills oder Bel-Air, wird das Haus selbst neu entworfen und ausgefeilte, zuweilen ausgefallene Sicherheitsfunktionen werden mit eingebaut. An der Westside von Los Angeles muss man zurzeit unbedingt ein „Herrenhaus“ haben – da werden Häuser für drei Millionen Dollar abgerissen und stattdessen Villen für 30 Millionen Dollar gebaut –, und hauptsächlich, aber unauffällig geht es dabei um die „absolute Sicherheit“. Für Wohnhäuser machen Architekten Anleihen bei den Geheimnissen von Botschaftsgebäuden und militärischen Stützpunkten. Einer der Renner ist der im Grundriss verborgene „terroristensichere Sicherheitsraum“ hinter beweglichen Täfelungen und Geheimtüren. Merv Griffith und die übrigen Herrenhausbewohner befestigen ihre Paläste wie Raketensilos.

Aber das sichere Wohnen in Los Angeles – ob im befestigten Herrenhaus oder im durchschnittlichen Vorortbunker – beruht heute auf der unersättlichen Inanspruchnahme privater Sicherheitsdienste. Über die jeweilige homeowners’ association beschäftigt so gut wie jeder wohlhabende Stadtteil von den Palisades bis Silverlake seine eigene Privatpolizei; daher die kleinen Warnschilder „bewaffnete Vergeltung“ in Tausenden von Vorgärten. Im Kleinanzeigenteil einer der letzten Sonntagsausgaben der Los Angeles Times standen knapp 100 Inserate für Wach- und Streifendienste, meist von auf den Schutz von Wohngebieten spezialisierten Firmen. In Los Angeles County hat die Wachschutzbranche ihren Umsatz in den letzten zehn Jahren verdreifacht – und die Zahl ihrer Beschäftigten ebenso (von 24.000 auf 75.000). „Es ist leichter, bewaffneter Wachschützer zu werden als Friseur oder reisender Zimmerergeselle“, und Kaliforniens lasche Zulassungsvorschriften sprechen selbst verurteilten Mördern nicht automatisch die Eignung ab. Die meisten Wachschützer sind zwar Männer aus Minderheiten und verdienen um den Mindestlohn herum (vier bis sieben Dollar pro Stunde, je nach Qualifikation und Lesekenntnissen), aber viele ihrer Arbeitgeber sind multinationale Konglomerate, die eine überwältigende Bandbreite an Sicherheitsprodukten und -dienstleistungen anbieten. Wie Michael Kaye, der Präsident der florierenden Firma Westec (einer Tochter der japanischen Secom Ltd.), erklärt: „Wir sind keine Wachschutzgesellschaft. Wir verkaufen ein Sicherheitskonzept.“[23] (Kinofans werden sich bei diesen Sprüchen sofort an Dick Jones von Omni Consumer Products, den Bösewicht in Paul Verhoevens Robocop, erinnern: „Alles eine Frage der Sicherheitskonzepte ... Manchmal denke ich an irgendwas, und es macht mich total geil.“)

Die homeowners’ associations mieten bei Westec – oder ihrem Hauptkonkurrenten Bel-Air Patrol (einer Sicherheitsgesellschaft aus dem Borg-Warner-Konzern, zu dem auch Burns und Pinkerton gehören) – ein vollständiges „System“-Paket mit Alarmanlagen, Überwachung, Wachstreifen, persönlichen Eskorten und natürlich, falls nötig, einer „bewaffneten Vergeltung“. Polizeiexperten sind sich zwar uneins, ob derartige Systeme wirklich viel gegen Berufsverbrecher ausrichten können, aber bei der Abschreckung von unschuldigen Außenseitern sind sie ein voller Erfolg. Wer einmal versucht hat, in der Abenddämmerung durch einen fremden Stadtteil zu schlendern, wo bewaffnete Wachdienste Streife gehen und Schilder mit Todesdrohungen stehen, erkennt schnell, dass die alte Idee von der „Freiheit der Stadt“ nur ein Wort ist, vielleicht sogar eins von vorgestern.

Das LAPD als Raumpolizei

Diese umfassende städtische Sicherheitsmobilisierung beruht nicht nur darauf, dass die gebaute Umwelt Polizeifunktionen übernimmt, sondern auch darauf, dass eine gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen staatlichen und privaten Polizeidiensten entsteht, bei der die ersteren die letzteren unterstützen, wo notwendig. Wie die Zeitschrift Police Chief bemerkt, wirkten die „harten wirtschaftlichen Realitäten der 80er-Jahre“ – wie die Steuerrevolte, die Zunahme von Eigentumsdelikten und eine blühende Nachfrage nach Sicherheit seitens der Mittelschicht – als Katalysator einer „Neuordnung des Verhältnisses zwischen privaten Sicherheitsdiensten und staatlichen Ordnungskräften“ (Cunningham/Taylor 1983: 31). Der Privatsektor, der eine Armee von nicht gewerkschaftlich organisierten Niedriglohnbeschäftigten ausbeutet, zieht zunehmend die arbeitsintensiven Funktionen an sich (Wachdienst, Streifendienst in Wohngebieten, Festnahme von Ladendieben, Besetzung von gesicherten Passagen und Kontrollposten, Beobachtung von Überwachungskameras usw.), und die staatlichen Ordnungskräfte behalten nur noch die Sicherheits-Makrosysteme in der Hand (Verwaltung großer Straftäterdatenbestände, Luftüberwachung, Gefängnissysteme, paramilitärische Bekämpfung von Terrorismus und Aufständen usw.). Wie unklar die Schnittstelle zwischen beiden Sektoren ist, lässt sich am deutlichsten daran ablesen, dass sich in vielen Stadtteilen die Streifenfunktionen überschneiden und Gefängnisse immer mehr an Subunternehmer vergeben werden (als nächster lohnender Markt tut sich die elektronische Überwachung von Privathäusern auf).

In vieler Hinsicht ist diese Arbeitsteilung in Los Angeles weiter entwickelt als irgendwo anders, und sei es nur, weil das LAPD radikal menschliche Arbeitskraft im Streifendienst durch technisches Kapital ersetzt. Teilweise ist das eine notwendige Anpassung an die zersiedelte Form der Stadt; aber darin drückt sich auch das Selbstverständnis im Verhältnis zur Bevölkerung aus. Vor allem in dem Mythos, den es selbst über sich kultiviert, hebt sich das LAPD fortschrittlich von der traditionellen Großstadtpolizei mit ihrem Heer von Fußstreifen ab, die sich von ihren Stammkunden schmieren ließen. Anfang der 50er-Jahre wurde das LAPD vom legendären Polizeichef Parker (einem glühenden Bewunderer des elitären Geists der Marines) reformiert. Es sollte unkorrumpierbar sein, weil es unzugänglich war: einige „few good men“, die den Kampf gegen eine von Grund auf schlechte Stadt aufnahmen. Sergeant Friday aus Dragnet verkörperte genau diese Berührungsscheu des parkerisierten LAPD gegenüber einer Bevölkerung, die aus Idioten, Entarteten und Psychopathen bestand.

Die Technik schirmte diesen paranoiden Korpsgeist noch mehr ab. Dabei setzte sie praktisch eine neue Polizei-Epistemologie durch, in der die technisierte Überwachung und Verbrechensbekämpfung das intime „Sich-Auskennen“ in bestimmten Stadtteilen ersetzte. So löste das LAPD in den 20er-Jahren zum Beispiel als erste Polizei den „Plattfuß“- oder Streifenbeamten durch Funkstreifenwagen ab – das war der Anfang der flächendeckenden, mechanisierten Polizei. Unter Parker, der ständig versuchte, sich die Militärtechnologie nutzbar zu machen, führte das LAPD die ersten Polizeihubschrauber zur systematischen Luftüberwachung ein. Nach dem Aufstand von Watts 1965 wurde diese Aufrüstung in der Luft zum Eckstein einer Polizeistrategie für die ganze Inner City.[24] Die Hubschrauber des LAPD überwachen als Teil seines „Astro“-Programms „Gebiete mit hoher Kriminalität“ 19 Stunden am Tag, sind taktisch mit Streifenwagen verbunden und überbieten sogar die Luftüberwachung von Belfast durch die britische Armee. Zur Erleichterung der Synchronisation zwischen Boden und Luft wurden Tausende von Wohnhausdächern mit Straßennummer-Kennzeichnungen versehen, sodass sich das Bild der Stadt aus der Luft in ein riesiges Polizeiraster verwandelt.

Die Luftwaffe des LAPD mit ihren 50 Piloten bekam kürzlich neue Hubschrauber von der französischen Aerospatiale, die mit futuristischer Überwachungstechnologie ausgerüstet sind. Ihre nach vorn sehenden Infrarotkameras sind außerordentliche Nachtaugen, die aus einer einzigen brennenden Zigarette mit Leichtigkeit Hitzebilder zeichnen können, und ihre Flutlicht-Scheinwerfer mit dem passenden Namen „Nightsun“ machen die Nacht buchstäblich zum Tag. Daneben verfügt das LAPD noch über eine Flotte von Bell Jet Rangers, mit denen man ganze SWAT-Einheiten überall in der Region einsetzen kann. Ihre Ausbildung, zu der manchmal Übungsangriffe auf Downtown-Hochhäuser gehören, nimmt einige der gruseligeren Hollywood-Bilder über Polizeiterror aus der Luft (wie Das fliegende Auge und Running Man) vorweg. Vor ein paar Jahren schoss ein ehemaliger SWAT-Einsatzleiter des LAPD (anscheinend einer der Haupttäter beim berüchtigten Massenmord an der SLA in South Central Los Angeles) aus Versehen seinen eigenen Hubschrauber vom Himmel, als er eine Übungssalve aus seinem Bord-MG abgab.

Aber am entscheidendsten für die Verwandlung des LAPD in eine Technopolizei war schon immer seine lange und erfolgreiche Verbindung mit der militärischen Luft- und Raumfahrtindustrie. Gerade rechtzeitig zu den Olympischen Spielen von 1984 nahm das Department das ECCCS (Emergency Command Control Communications Systems) in Betrieb, das leistungsfähigste und modernste Polizeikommunikationssystem der Welt. ECCCS war erstmals zwischen 1969 und 1971 von Hughes Aerospace entworfen und dann unter Verwendung von Weltraumtechnologie und Kontrollzentrums-Funktechnik vom Jet Propulsion Laboratory der NASA verfeinert und modernisiert worden. Nach Bewilligung von Sondermitteln in Höhe von 42 Millionen Dollar im Mai 1977 beauftragte der Stadtrat die System Development Corporation aus Santa Monica als Generalunternehmer für das System, dessen Bau über sieben Jahre dauerte.

Die zentrale Hardware des ECCCS ist mit Sicherheitsmaßnahmen wie bei einem SAC-Raketensilo in Montana umhüllt. Das im erdbebengesicherten und sicherheitsgehärteten vierten und fünften Kellergeschoss der City Hall East verbunkerte (und mit dem Polizeipentagon im Parker Center verbundene) Central Dispatch Center koordiniert alle komplizierten Routen und Einsätze des LAPD mit digitalisiertem Funk, der die Überlagerung von Stimmen ausschalten und die Geheimhaltung der Übertragung gewährleisten soll. Zusammen mit den gewaltigen Informationsverarbeitungsanlagen des LAPD und ihren ständig wachsenden Datensammlungen über verdächtige Bürger dient das ECCCS den großangelegten und breitgestreuten öffentlichen und privaten Sicherheitseinsätzen, die in Los Angeles stattfinden, als zentrales Nervensystem.

Aber der technische Apparat der Polizei wird kaum dabei stehen bleiben. Da die Ganghysterie und der Krieg gegen Crack die städtischen Mittel für die Finanzierungswünsche der Polizei weiter reichlich fließen lassen, wird das LAPD sehr wahrscheinlich weiter politische Unterstützung für ehrgeizige Investitionen in neue Technik finden. Schon jetzt haben das LAPD und andere entwickelte Polizeibehörden das Niveau des Vietnamkriegs und der frühen NASA erreicht, und so werden sie fast unausweichlich auch versuchen, die Technologie des elektronischen Schlachtfelds und sogar Star Wars zu erwerben. Wir stehen unmittelbar vor der universellen elektronischen Markierung von Dingen und Menschen – kriminellen wie nichtkriminellen (zum Beispiel kleinen Kindern) –, die von dezentralen wie zentralen Überwachungsapparaten beobachtet werden. Was Letztere angeht, hat der ehemalige Polizeichef von Los Angeles und jetzige Staatssenator Ed Davis (Republikaner aus Valencia) vorgeschlagen, die pandemischen Autodiebstähle in der Region mit einem geosynchronen Weltraumsatelliten zu bekämpfen. Die in Neuengland schon getesteten elektronischen Alarmsysteme sollen die Polizei alarmieren, wenn ein korrekt markiertes Auto gestohlen wird; mit Hilfe der Satellitenüberwachung könnte man den riesigen Ballungsraum von Los Angeles beobachten. Wenn die Ordnungskräfte so einen Satelliten erst einmal in die Umlaufbahn gebracht haben, wird er im Laufe der Zeit natürlich auch andere Überwachungs- und Kontrollfunktionen übernehmen.

Letzten Endes geht es hier mehr um das Bild als darum, ob der Vorschlag praktikabel ist, denn es zeigt, wie das LAPD nach dem Krieg die Welt sieht und gegen welche Windmühlen es kämpft: Die guten Bürger sind nicht auf der Straße, sondern in Hochsicherheitssphären für den privaten Konsum eingeschlossen; die bösen Bürger sind auf der Straße (und gehen daher keiner legalen Beschäftigung nach) und dem allwissenden, unbarmherzigen Blick des Weltraumprogramms des LAPD ausgesetzt.

Die Gefängnisstadt

All diese Überwachung und Aufrasterung aus der Luft, endloses Datensammeln der Polizei und die Zentralisierung der Kommunikation bedeuten eine unsichtbare „Haussmannisierung“ von Los Angeles. Man braucht kein freies Schussfeld für Kanonen, wenn man den Himmel kontrolliert; erst recht nicht muss man in jedem Block Spitzel bezahlen, wenn jedes Gebäude Überwachungskameras zieren. Aber die Polizei reorganisiert den Raum auch direkter. Wir haben schon gesehen, dass die Stadtplanung in Downtown kaum noch auf ihr „Sicherheits“-Fachwissen verzichten kann. Aber sie setzt sich auch unablässig dafür ein, mehr Flächen für Law and Order zu nutzen: noch mehr Lagerraum für eine sich schnell vermehrende Insassenbevölkerung und Verwaltungs- und Ausbildungsräume für sich selbst. In Los Angeles nimmt das bereits die Form eines faktischen Stadterneuerungsprogramms von Seiten der Polizeibehörden an, das einen ganzen Bereich von Downtown East Los Angeles in eine riesige Strafkolonie zu verwandeln droht.[25]

Knapp 25.000 Gefangene sitzen gegenwärtig in sechs stark überfüllten County- und Bundesgefängnissen – die Internierungszentren des Immigration and Naturalization Service (INS) nicht mitgerechnet – im Umkreis von fünf Kilometern um das Rathaus ein: die größte eingesperrte Bevölkerung in den USA. Die Behörden können kaum mit dem gegenwärtigen „Krieg gegen die Drogen“ Schritt halten (der die Gefangenenzahl innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln wird) und arbeiten sich mit dem Bau eines neuen Staatsgefängnisses in East Los Angeles und einem riesigen Anbau des County Jail in der Nähe von Chinatown vor. Gegen beide Projekte wehren sich Stadtteilbündnisse, die nicht wollen, dass noch mehr Gefängnisraum in der Inner City abgeladen wird. Aber gleichzeitig sind Behörden wie das Bureau of Prisons and County Jail neben unzähligen privaten Sicherheitsgesellschaften nach den Fabrikschließungen und der Deindustrialisierung in den 70er- und frühen 80er-Jahren inzwischen zu den größten Arbeitgebern geworden. Gefängnisse liegen inzwischen mit dem County/USC-Krankenhaus gleichauf als wichtigste wirtschaftliche Kraft an der Eastside.

Dass die Bevölkerung und die Ordnungskräfte bei der Flächennutzung gegensätzliche Interessen haben, zeigt der Konflikt um die Zukunft des Elysian Park, in dem sich das Dogder Stadium und die Police Academy befinden. Der Elysian Park besteht aus steilen Hängen und Schluchten unmittelbar nordwestlich des ursprünglichen El Pueblo de Los Angeles und war einmal eine erstrangige Touristenattraktion, einer der führenden „Schöne Stadt“-Parks im Land. Durch eine beispiellose Umgehung der Lokalverwaltung gelang es dem Police Department, seine Nutzung der olympischen Pistolenschießanlagen von 1932 (die auf Zeit an den Police Athletic and Gun Club vermietet sind) in eine Besetzung des gesamten Parks zu verwandeln. Anwälte der „Friends of Elysian Park“ konnten zwar beweisen, dass der Bau der Police Academy eine ungenehmigte, ja sogar illegale Aneignung öffentlichen Bodens darstellte, aber das LAPD schüchterte den Stadtrat derart ein, dass er den Status quo absegnete. 1989 wurden wegen der Gang- und Drogenkrise in großer Zahl Schuldverschreibungen zur Finanzierung der Polizei ausgegeben, und im Kleingedruckten stand, dass die Academy ihre Fläche im Park um das Dreifache erweitern durfte. Das ist fast so, als wollte die Polizei von San Francisco den Golden Gate Park besetzen oder das New York Police Department den halben Central Park requirieren.

Gleichzeitig versucht der INS, privatisierte „Mikrogefängnisse“ in arglose Inner-City-Stadtteile zu quetschen. Da ihre normalen Räume überfüllter sind denn je, requiriert La Migra Motels und Wohnungen, die dann von privaten Vertragsunternehmen als Hilfsgefängnisse für internierte Ausländer (darunter viele Chinesen und Zentralamerikaner) betrieben werden. Als 1986 eines dieser Zentren in Hollywood bekannt wurde, gab es wütende Proteste unter der Bevölkerung, genau wie 1990 in MacArthur Park nach der kühnen Flucht acht weiblicher Gefangener unter Führung einer chinesischen Dissidentin. Nach Aussage der Frauen war das Internierungszentrum (ein anonymes, vergittertes Ladenlokal an der Haupteinkaufsstraße des Stadtteils) völlig verdreckt, und die männlichen Wärter verbrachten die Nacht in den Zellen der Frauen.[26]

Abb. 8 Stadtteilgefängnis. INS-Haftzentrum, MacArthur Park.
Abb. 8 Stadtteilgefängnis. INS-Haftzentrum, MacArthur Park.

Die Nachfrage nach Lebensraum* für die Ordnungskräfte im Stadtzentrum bringt die Polizeibehörden aber zwangsläufig auf Kollisionskurs nicht bloß mit Stadtteilgruppen. Schon jetzt sind Planer und developers, die um die Union Station herum einen riesigen Hotel- und Bürowolkenkratzerkomplex errichten wollen, außer sich über den Plan, das County Jail an der nahegelegenen Baucher Street um zwei Hochhaustürme mit 2400 zusätzlichen Betten zu erweitern.

Wenn die Gefängniserweiterung durchkommt, können sich Touristen und Gefangene am Ende vielleicht von ihren gegenüberliegenden Hochhäusern aus beäugen. Vielleicht lässt sich der Konflikt zwischen Knast- und Kommerzbau lösen, indem man den Gefängnisraum architektonisch so gut tarnt, dass er sich in die Skyline einfügt. Während Büro- und Wohnhäuser von außen immer gefängnis- oder festungsartiger aussehen, werden die Gefängnisse ironischerweise als ästhetische Objekte naturalisiert. Außerdem muss sich seit der postliberalen Verlagerung der öffentlichen Ausgaben vom Sozialstaat auf die Repression die öffentliche Architektur zunehmend an Gefängnisbauten messen. Da eine Büroschwemme in den meisten Teilen des Landes die Aufträge für Konzernhochhäuser zurückgehen lässt, drängen sich die Stararchitekten darum, Gefängnisse und Polizeiwachen zu entwerfen.[27]

Ein hervorragendes Beispiel, das Flaggschiff eines entstehenden Genres, ist das neue Metropolitan Detention Center von Welton Becket Associates in Downtown Los Angeles, direkt neben dem Civic Center und dem Hollywood Freeway. Das zehnstöckige Gebäude des Federal Bureau of Prisons gehört zwar zu den sichtbarsten neuen Gebäuden in der Stadt, aber nur wenige der mehreren Hunderttausend Pendler, die jeden Tag daran vorbeikommen, ahnen, dass es als Haft- und Verschubungszentrum für die offiziell so genannten „Topmanager des Drogenterrorismus“ dient. 70 Prozent der hier einsitzenden Bundesgefangenen wurden im „Krieg gegen die Drogen“ gemacht. Diese postmoderne Bastille – das größte seit Generationen in einer US-Großstadt gebaute Gefängnis – sieht aus wie ein futuristisches Hotel oder Bürohochhaus mit künstlerischen Reizen (wie den High-Tech-Gittern an den Brückenbalkonen), die jedem Vergleich mit der gesamten neueren Architektur in Downtown standhalten. Aber ihr gehobenes Ambiente ist nicht bloß Fassade. Das Gefängnisinnere soll ein ausgeklügeltes Programm zur psychologischen Manipulation und Kontrolle umsetzen: gitterlose Fenster, ausgesuchte Pastellfarben, Gefängnisbeamte in jugendlich-schicken Blazern, gepflegtes Gebüsch im Innenhof, ein hotelähnlicher Rezeptionsbereich, neun Freizeitbereiche mit modernsten Trainingsgeräten usw.[28] Im Gegensatz zur menschlichen Hölle des ein paar Blocks entfernten County Jail wirkt der Becket-Bau oberflächlich weniger wie ein Haft-, sondern eher wie ein Kongresszentrum für Schwerverbrecher des Bundes – eine „distinguierte“ Erweiterung des Sicherheits- und Designspektrums in Downtown. Aber so viel Aufmerksamkeit für die Schönheit des Gefängnisses ist psychisch umso hinterhältiger. Wie mir ein Insasse bei einer Besichtigungstour zuflüsterte: „Kannst du dir vorstellen, wie pervers das ist, in einem Holiday Inn eingesperrt zu sein?“[29]

Angst vor Menschenmengen

Letzten Endes decken sich die Interessen der Gegenwartsarchitektur und der Polizei am offensichtlichsten dort, wo es um die Kontrolle von Menschenmengen geht. Wie wir gesehen haben, greifen die Planer von Einkaufszentren und pseudo-öffentlichen Räumen die Menschenmenge an, indem sie sie homogenisieren. Sie errichten architektonische und semiotische Hürden, um „unerwünschte Personen“ herauszufiltern. Die übrige Masse zäunen sie ein und steuern ihre Bewegungen mit behavioristischer Brutalität. Sie locken sie mit allen möglichen visuellen Reizen, lullen sie ein mit Muzak und parfümieren sie zuweilen sogar mit unsichtbaren Düften. Wenn diese Skinnersche Partitur gut dirigiert wird, entsteht eine richtiggehende Einkaufssymphonie wimmelnder, konsumierender Monaden, die sich von einer Kasse zur nächsten bewegen.

Draußen auf den Straßen hat es die Polizei schwerer. Das im Klassenkrieg groß gewordene LAPD hat schon immer bestimmte Arten von öffentlichen Versammlungen gehasst. In seiner Frühzeit widmete es sich hauptsächlich dem Zusammenknüppeln von Erste-Mai-Demonstranten, dem Festnehmen von streikenden Arbeitern und dem Deportieren von Mexikanern und Okies. 1921 nahm es Upton Sinclair fest, weil er öffentlich die amerikanische Unabhängigkeitserklärung vorlas; in den 60er-Jahren zerschlug es wahllos Love-Ins und Familienpicknicks im Kampf um die Herrschaft über den Griffith und den Elysian Park. Unterbewusst hat es sich wahrscheinlich nie von der Demütigung im August 1965 erholt, als es die Straße zeitweilig einem rebellischen Ghetto überlassen musste.

Aus welchem Grunde auch immer: Das LAPD (und ebenso die County Sheriffs) schränken nach wie vor unerbittlich den Raum für öffentliche Zusammenkünfte und die Bewegungsfreiheit der Jugend ein. Im nächsten Kapitel werden wir uns genauer mit der Geschichte der „Operation HAMMER“ und anderen an Vietnam erinnernden Polizeitaktiken in South Central L. A. beschäftigen.[30] Aber lange bevor das LAPD und die Sheriffs ihre berühmten Schleppnetze gegen die Gangs auswarfen, verhängten sie schon weiträumige Ausgangssperren gegen Jugendliche in Nicht-Anglo-Stadtteilen und sperrten beliebte Boulevards ab, um das „Cruising“ zu verhindern (was sich in Hollywood direkt in die laufende Gentrifizierungsstrategie einfügt). Und mittlerweile riegeln sie natürlich ganze Stadtteile und Sozialwohnungssiedlungen mit einer Art „Passgesetz“ ab. Sogar schicken weißen Jugendlichen beschränkt die Polizei immer mehr ihre persönliche Bewegungsfreiheit. In der ehemaligen Welthauptstadt der Teenager, mit der Millionen in anderen Ländern immer noch Gidget auf einer nächtlichen Surf-Party assoziieren, werden die Strände heute bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen, und die Polizei geht mit Kriegshubschraubern und Jeeps auf Streife.

Am Aufstieg und Fall der „Los Angeles Street Scene“ ließ sich sehen, wie selbstverständlich der doppelte Angriff auf den öffentlichen Raum durch Architektur und Polizei schon war. Das erstmals 1978 veranstaltete zweitägige Festival im Civic Center sollte Werbung für die Wiederbelebung Downtowns machen und war sozusagen Bürgermeister Bradleys Ersatz für ein traditionelles demokratisches Barbecue. Das LAPD war skeptisch. 1986 dann zerlegte das jugendliche Publikum die Bühne, nachdem ein Auftritt der Ramones abgesagt worden war. Das LAPD setzte sofort eine Phalanx von 150 behelmten Beamten und eine berittene Einheit ein. Bei dem folgenden zweistündigen Handgemenge bombardierten wütende Punks die Polizeikavallerie mit Steinen und Flaschen, und 15 Beamte und ihre Pferde wurden verletzt. Der Produzent der Street Scene, ein Bradley-Beamter, schlug ein „mehr auf den Durchschnittsgeschmack ausgerichtetes Programm“ vor, das vielleicht ein weniger ausgelassenes Publikum anziehen würde. Die angesehene Downtown News ging zum Gegenangriff über und behauptete, die „Street Scene bringt Downtown in ein schlechtes Licht. Sie macht alles kaputt, was hier in den letzten 30 Jahren getan wurde.“ Sie verlangte „Reparationen“ für den verletzten „Ruf Downtowns“. Das Büro des Bürgermeisters blies die Scene ab.[31]

Ihr Ende zeigt, dass es inzwischen einen offiziellen Konsens über Menschenmengen und die Nutzung von Raum in Los Angeles gibt. Nachdem die Umstrukturierung von Downtown die gesellschaftliche Mischung von Menschenmengen im normalen Fußgängerverkehr abgeschafft hatte, blieb die (ironischerweise so genannte) Street Scene eine der wenigen karnevalsartigen Gelegenheiten oder Orte (neben den von der Stadterneuerung bedrohten Fußgängermeilen Hollywood Boulevard und Venice Boardwalk), wo reine Heteroglossie blühen konnte, das heißt wo sich Punks aus Chinatown, Skinheads aus Glendale, lowriders aus Boyle Heights, Mädchen aus dem Valley, gestylte Paare aus den Marinas, Rapper von der Slauson Avenue, Obdachlose von der Skid Row und Gaffer aus dem Mittleren Westen in relativem Einvernehmen mischen konnten.

Abb. 9 Angst vor Menschenmengen. Downtown.
Abb. 9 Angst vor Menschenmengen. Downtown.

Solange diese letzten echten öffentlichen Räume – mit ihren demokratischen Räuschen, Risiken und unparfümierten Gerüchen – nicht völlig ausgestorben sind, wird Los Angeles nicht vollständig befriedet sein. Und solange das so ist, werden die verschiedenen verunsicherten Eliten, wie die Yuppie-Außerirdischen in John Carpenters They Live!, nie wissen, wo oder in welcher seltsamen Verkleidung die nächste Revolte ausbricht. Am Halloweenabend 1988 – eine Woche, bevor Bushs Wahlkampf seinen Law-and-Order-Höhepunkt erreichte – versuchte das LAPD, 100.000 friedliche Zecher auf dem Hollywood Boulevard auseinanderzutreiben. Polizeipferde ritten in die Menge hinein, und Mannschaftswagen fuhren im Zickzackkurs auf die Bürgersteige und nagelten erschrockene Zuschauer an den Schaufensterscheiben fest. Ein Teil der Menge ließ es „völlig an Respekt für den Geist des Feiertages fehlen“, wie die Polizei später meinte, und wehrte sich wütend, indem sie mit Flaschen warf und die Schaufenster des Brown Derby zertrümmerte. Um Mitternacht plünderten die meist kostümierten Randalierer schon die Auslagen. Am nächsten Morgen stand in der Times folgende an Nathanael West erinnernde Beschreibung:

„Bei einem Andenkenladen, dem Holly Vine Shoppe, warfen die Plünderer die Scheiben ein und holten sich Plüschtiere, Hollywood-Postkarten, Hollywood-Wimpel und Baseballmützen mit dem Schriftzug ‚LAPD‘.“[32]