sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung sub\urban e.V. de-DE sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung 2197-2567 <p>Als <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/">CC BY-SA 4.0</a> Lizenz dürfen die Inhalte unter den folgenden beiden Bedingungen vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden: erstens der Nennung des Namen der Autor_innen und der Zeitschrift sub\urban, zweitens Weitergabe unter den gleichen rechtlichen Bedingungen, d.h. derselben Lizenz wie das Original (CC BY-SA). In jedem Fall bitten wir bei Weiterverwendung um eine Nachricht an <a href="mailto:info@zeitschrift-suburban.de">info@zeitschrift-suburban.de</a>.</p> Impressum und Inhaltsverzeichnis https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/952 sub\urban Redaktion Copyright (c) 2023 sub\urban Redaktion https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 Titelbild https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/951 sub\urban Redaktion Copyright (c) 2023 sub\urban Redaktion https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 Editorial https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/946 <p>Autoritärer Urbanismus operiert mit lauten ebenso wie mit leisen Formen; er kommt mal offen, mal schleichend, mal gar getarnt daher; er wird manchmal als solcher erkannt, verkannt oder bleibt unerkannt. Autoritärer Urbanismus ist von widersprüchlichem und changierendem Charakter. Er ändert nicht nur häufig sein Gesicht und seine Arbeits- und Funktionsweisen, sondern bewegt sich zumeist auch im Spannungsfeld zwischen autoritären und demokratischen, zwischen liberalen und illiberalen Praktiken; er tritt nie in Reinform auf, sondern ist stets komplex und widersprüchlich. Akteure, die in autoritären Kontexten agieren und versuchen, Widerstand zu leisten, sind mit eben jenen Spanungsfeldern konfrontiert, innerhalb derer sie nicht nur handeln, sondern auch fühlen und sich durch Widersprüche navigieren. Diese Spannungsfelder nimmt unser Themenschwerpunkts in diesem Heft in den Blick. Wir fragen: (Ab) wann sind städtische Dynamiken und Prozesse autoritär? Wie manifestiert und materialisiert sich Autoritarismus in und durch Städte? Und was bedeutet Widerstand im Kontext von autoritärem Urbanismus?</p> sub\urban Redaktion Copyright (c) 2023 sub\urban Redaktion https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 7 15 10.36900/suburban.v11i3/4.946 Autoritärer Urbanismus: zur Normativität eines Forschungsfeldes https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/864 <p>Angesichts zunehmender autoritärer, illiberaler und populistischer Strömungen weltweit, nicht zuletzt auch innerhalb etablierter Demokratien, hat die Auseinandersetzung mit Autoritarismus in der interdisziplinären Stadtforschung in den letzten Jahren an Gewicht gewonnen. Diese erneute Popularität nimmt der Beitrag zum Anlass, um sich mit der Aktualität und Gewordenheit des Forschungsfeldes zu autoritärem Urbanismus auseinanderzusetzen. Der Beitrag rekonstruiert, was unter autoritärem Urbanismus verstanden und beforscht wurde und wie sich das im Lauf der Zeit entwickelt hat. Dabei arbeitet er verfestigte Vorannahmen und normative Zuschreibungen in der Beschäftigung mit autoritärem Urbanismus heraus, zeigt, wie diese entstanden sind und die Debatten seither beeinflussen, und diskutiert, wie diese einem besseren Verständnis von autoritärem Urbanismus entgegenstehen.</p> Daniela Zupan Copyright (c) 2023 Daniela Zupan https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 17 41 10.36900/suburban.v11i3/4.864 Megaprojekt „Belgrade Waterfront“ https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/856 <p>Dieser Artikel beleuchtet die autoritäre Stadtentwicklung in einem spezifischen Übergangskontext am Beispiel der Umsetzung des urbanen Megaprojekts „Belgrade Waterfront“. Die groß angelegte Sanierung einer Brachfläche in der serbischen Hauptstadt wird als Joint Venture zwischen der Republik Serbien und dem in Abu Dhabi ansässigen Investor Eagle Hills durchgeführt. Der Beitrag analysiert dieses urbane Megaprojekt als Beispiel eines staatlich gesteuerten regulatorischen Eingriffs mit einem Sonderrechtsstatus, der die Interessen privater Investor*innen über die Prinzipien der repräsentativen Demokratie stellt. Dabei setzt das Projekt auf die Produktion vermeintlich spektakulärer Stadtlandschaften, um Planungsgenehmigungen und öffentliche Akzeptanz sicherzustellen, nationale und internationale Beziehungen auf städtischer Ebene zu verräumlichen sowie neue politisch-ökonomische Regime zu naturalisieren.</p> Nebojša Čamprag Copyright (c) 2023 Nebojša Čamprag https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 43 72 10.36900/suburban.v11i3/4.856 „Gegen-Neoliberalisierung“ in Budapest https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/871 <p>Seit dem Machtantritt der derzeitigen ungarischen Regierung im Jahr 2010 hat sich die ungarische Hauptstadt Budapest rasant entwickelt. Die meisten der wichtigen symbolischen Räume der Stadt werden im Rahmen großräumiger Stadtentwicklungsprojekte umgestaltet, die von der nationalen Regierung geleitet und vom Staat finanziert werden. Diese Projekte spielen eine wichtige Rolle in der populistischen politischen Artikulation der Regierung, die sich selbst als die einzig legitimen Vertreter der „Nation“ – im Gegensatz zu einer Koalition einheimischer und internationaler „neoliberaler Eliten“ – definiert. In diesem Artikel fokussiere ich auf drei emblematische Projekte der Budapester Stadtentwicklung nach 2010 und untersuche, wie ihre institutionellen und prozeduralen Strukturen den vermeintlichen Bruch des Regimes mit der hegemonialen neoliberalen Ordnung darstellen. Zugleich erörtere ich, inwiefern diese Entwicklungsprojekte wirklich einen Bruch mit der Rationalität der neoliberalen urbanen Governance darstellen. Ich nähere mich der Frage aus einer diskurstheoretischen Perspektive und stelle fest, dass die Stadtpolitik des Regimes starke Kontinuitäten zu neoliberalen Formen der Stadtentwicklung aufweist und einige ihrer Tendenzen radikalisiert. Der deutlichste Unterschied ist die starke Zentralisierung der Macht über die Stadtentwicklung in den Händen der nationalen Regierung, was gerade dadurch legitimiert wird, dass es einen Bruch mit der Politik des Vorgängerregimes und der neoliberalen Stadtpolitik in den westeuropäischen Kernländern darstellt.</p> Marcell Hajdu Copyright (c) 2023 Marcell Hajdu https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 73 103 10.36900/suburban.v11i3/4.871 Im Zwang der Nation? https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/881 <p>Mit der Wahl der Bharatiya Janata Party (BJP) vollzog sich in Indien eine Abkehr vom inklusiven Neoliberalismus hin zu einer Vertiefung des neoliberalen Projekts durch Sozialabbau und der Verbreitung einer hindunationalistischen Ideologie. Dieser Aufsatz entwickelt zunächst das Konzept des neoliberalen autoritären Urbanismus, der eine spezifische Phase kapitalistischer Raumproduktion bezeichnet, welche kapitalistische Verhältnisse über autoritäre, nationalistische und antidemokratische Elemente ausweitet. Anschließend wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich Indiens autoritär-populistischer Wandel in seiner Enteignungspolitik und der Hinwendung zu marktbasierten Enteignungsinstrumenten niederschlägt und diese prägt. Am Beispiel der Wiederentdeckung von Land Pooling Schemes (LPS) werden drei Befunde diskutiert: (1) Die Abkehr von materiellen und rechtlichen Zugeständnissen für die Agrarbevölkerung. (2) Die Verschleierung der gewaltvollen Dimension der Urbanisierung über die Ausweitung ökonomischer Zwänge. (3) Die Ausweitung einer diskursiven Inklusion der enteigneten Landeigentümer_innen, welche widerstreitende Interessen zwischen Agrar- und urbanen Kapitalfraktionen zugunsten einer nationalen Einheit teilweise einzufangen sucht. Insgesamt zeigt sich, wie die indische Enteignungspolitik mit LPS eine potenziell hegemoniefördernde Funktion einnimmt, indem sie durch die Ausweitung und gleichzeitige Verschleierung von Zwang die landbesitzende Agrarbevölkerung nicht nur zum Verkauf ihres Landes und zur Teilnahme an städtischen Verwertungsprozessen aufruft, sondern sie gleichermaßen ideologisch und materiell untrennbar an das Schicksal der urbanen Nation zu binden sucht.</p> Michael Schwind Copyright (c) 2023 Michael Schwind https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 105 143 10.36900/suburban.v11i3/4.881 Signaturen eines autoritären Urbanismus in der Schweiz https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/866 <p>International wird seit den 1990er-Jahren eine Zunahme an staatlichen Kontrollpraktiken im öffentlichen Raum beobachtet, die sich gegen sozial marginalisierte Personen und Gruppen richten. In der Schweiz erhielt die Polizei mit dem Instrument der Wegweisung weitreichende Befugnisse, um missliebige Personen aus öffentlichen Gebieten auszuschließen. Parallel dazu richteten viele Städte und größere Gemeinden nichtpolizeiliche Ordnungsdienste ein, um Störungen der öffentlichen Ordnung soziokommunikativ anzugehen. Anders als die Polizei operieren diese mit ihrem Soft Policing unterhalb einer hoheitlichen Schwelle, womit die Eingriffsautorität des Staates kaum mehr greifbar wird. Demgegenüber inszeniert sich die Polizei als legitimes Autoritätsverhältnis qua Recht. Mit ihrer repressiven Wegweisung begibt sie sich jedoch in eine legitimatorische Grauzone, die rechtsstaatlich nicht ausreichend eingehegt und abgesichert werden kann. Sowohl die Polizei als auch die Ordnungsdienste agieren mit einem illegitimen Autoritätsanspruch, der Ausprägungen eines gegenwärtigen autoritären Urbanismus erkennen lässt und in rechtsstaatlicher Hinsicht problematisch ist.</p> Esteban Piñeiro Copyright (c) 2023 Esteban Piñeiro https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 145 168 10.36900/suburban.v11i3/4.866 Konservative Wende, milícias und die Wahlen https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/863 <p>Brasilien erlebt derzeit eine konservative Wende, die ihren Ausdruck nicht nur in der Präsidentschaft Jair Bolsonaros (2019-2022) fand, sondern sich auch in der Ausweitung des Phänomens sogenannter <em>milícias</em> (Parapolizeigruppen) in einkommensschwachen Vierteln manifestiert sowie im Aufkommen antisozialer Bewegungen, die sich selbst als rechtsgerichtet und konservativ verstehen. In diesem Kontext diskutiert der Beitrag am Beispiel der Metropolregion Rio de Janeiro das Wechselverhältnis zwischen (a) der Entstehung konservativer und rechtsextremer Gruppen, (b) der Ausbreitung von <em>milícias</em> im Stadtgebiet Rio de Janeiros und (c) deren Einfluss auf das Wahlverhalten in von ihnen dominierten einkommensschwachen Vierteln bei Wahlen zwischen 2018 und 2022. Die von den <em>milícias</em> praktizierten Formen der Gebietskontrolle – unter anderem Informationsnetzwerke, disziplinarische soziale Kontrolle, die Vermittlung zwischen individuellen und kollektiven Interessen sowie die Kontrolle von Wahlen – finden bislang weder bei Behörden noch in der Sozialanalyse und -forschung hinreichend Beachtung. Eine Reihe politischer Organisationen und alternativer Medien sind verantwortlich für die Verbreitung antidemokratischer Werte und Praktiken. Damit verfolgen sie das Ziel, die unterschwellige konservative Wende im Land zu legitimieren und die Beziehungen zwischen Stadterfahrung und Demokratie zu schwächen.</p> Orlando Santos Junior Filipe Corrêa Juciano Rodrigues Copyright (c) 2023 Orlando Santos Junior, Filipe Corrêa, Juciano Rodrigues https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 169 198 10.36900/suburban.v11i3/4.863 Revolutionärer Antifaschismus als Stadtplan https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/862 <p>In diesem Aufsatz befasse ich mich mit dem Konzept eines „Revolutionären Antifaschismus“, um räumliche Prozesse zu untersuchen, die sich einer autoritären Stadt verweigern. In Broschüren und Flugblättern aus den 1990er-Jahren treffe ich auf einen Antifaschismus, der sich nicht auf den Kampf gegen Nazis reduzieren lässt und einen Revolutionsbegriff entwickelt, der die Systemüberwindung als einen kontinuierlichen und pragmatischen Prozess versteht und dennoch nicht auf Maximalforderungen verzichtet. Ich konzeptualisiere diesen Prozess als einen Raumbildungsprozess, der sich grundsätzlich von einer faschistischen Raumorganisation unterscheidet, und ich stelle einem modernen Stadtplan einen radikalen gegenüber. Revolutionärer Antifaschismus als Stadtplan ist eine von einer konkreten Situation angestoßene Konstruktion linker Geschichte, von der aus sich eine Position bestimmen und eine alternative Stadt bilden lässt. Diese befreiende Raumpraxis beschreibend bespreche ich drei ihrer Eigenschaften – Kollektivität, Selbstbestimmung und Systemüberwindung – und beziehe sie auf drei unterschiedliche Räume: Gewalträume, Freiräume und Traumräume.</p> Günter Gassner Copyright (c) 2023 Günter Gassner https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 199 231 10.36900/suburban.v11i3/4.862 Landschaften der Regression https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/896 <p>Bereits 2016 wies die Mitte-Studie auf eine Radikalisierung rechtspopulistischer Gruppierungen hin. Die „Radikalisierung antidemokratischer Milieus“ wird allerdings – wie die neuere Stadtforschung kritisch hervorhebt – oft noch immer so verortet, dass kleinräumliche Betrachtungen rechter Strukturen ausgeklammert bleiben, was für analytische Fehlschlüsse sorge. Der hier rezensierte Sammelband „Lokal, extrem Rechts“, hearusgegeben von Daniel Mullis und Judith Miggelbrink, macht diese Forschungslücke deutlich und füllt sie facettenreich mit den Ergebnissen aktueller Stadt- und Raumforschung.</p> Leonie Stoll Copyright (c) 2023 Leonie Stoll https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 475 481 10.36900/suburban.v11i3/4.896 Wie verräumlicht sich Unterdrückung? https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/905 <p>Natalie Koch liefert mit <em>Spatializing authoritarianism</em> einen weiteren Beitrag zur immer stärker werdenden Debatte um die Zusammenhänge zwischen Politik, Planung und Raum. Die wichtigsten Intentionen der Publikation sind, den Paternalismus westlicher und US-amerikanischer Forscher_innen aufzubrechen und die Fixierung der kritischen Raumforschung auf den Nationalstaat zu überwinden. Ein reichhaltiges Material bietet die Kasuistik des Bandes: 17 Beiträge von 21 Autor_innen über 16 Länder. Die Fülle an Informationen ist sehr anregend, die theoretische Ausbeute bleibt aber gering.</p> Victoria Grau Copyright (c) 2023 Victoria Grau https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 483 489 10.36900/suburban.v11i3/4.905 Hegemoniekrise und autoritäre Wende https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/919 <p>Angesichts des Erstarkens nichtdemokratischer Regierungsformen und politischer Kräfte mit explizit antiegalitären, autoritären Agenden in einer posthegemonialen Phase des Neoliberalismus formulieren einige Autor*innen das Konzept des „autoritären Neoliberalismus“. Der Sammelband <em>Authoritarian neoliberalism. Philosophies, practices, contestations</em>, 2020 herausgegeben von Ian Bruff und Cemal B. Tansel, verfolgt diesen Ansatz in verschiedenen Geographien und gesellschaftlichen Sphären. Dabei zeigen sich seine Stärken, aber auch blinde Flecke, insbesondere hinsichtlich des Verständnisses des autoritären Populismus.</p> Börries Nehe Gustavo Robles Copyright (c) 2023 Börries Nehe, Gustavo Robles https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 491 498 10.36900/suburban.v11i3/4.919 Keine Angst vor der Vergangenheit? https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/906 <p>Die Arbeit von Harald Bodenschatz (2011) und seinen Mitautor:innen zum Städtebau im faschistischen Italien hat vor zehn Jahren Wegweisendes in der Städtebauhistoriographie geleistet. Nun wurde das seit Jahren vergriffene Buch neu aufgelegt und behutsam erweitert. Es hat viele Folgestudien inspiriert. Eine davon ist die Arbeit der Denkmalpflegerin Birgit Knauer (2022), die sich mit der „Assanierung“ der Stadt Wien im Austrofaschismus auseinandersetzt. Die Werke zeigen, wie Städtebau durch diktatorische Regime benutzt wurde, um Repression auszuüben oder Konsens herzustellen, und als wirtschaftspolitisches Programm der beschleunigten industriellen Entwicklung sowie zur volkswirtschaftlichen Erholung in und nach Krisenzeiten diente. Dabei spielen Propaganda, Geschichtsbilder, Zukunftsverheißungen und nicht zuletzt europäische Netzwerke eine Rolle.</p> Jannik Noeske Copyright (c) 2023 Jannik Noeske https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 499 508 10.36900/suburban.v11i3/4.906 Buenos Aires in Zeiten der Cholera und des Gelbfiebers https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/912 <p>Zu Beginn der Arbeit an einem mehrjährigen Buchprojekt ist manchmal nicht zu erahnen, welche Aktualität das Thema zum Erscheinungszeitpunkt erlangen wird. Die hier besprochene Monografie von Antonio Carbone erschien im Jahr 2022 und damit noch mitten in der von der Coronapandemie geprägten Gegenwart. Zu diesem Zeitpunkt diskutierten Historiker_innen auch außerhalb fachwissenschaftlicher Kreise schon seit zwei Jahren, ob historische Parallelen oder gar Lehren aus der Geschichte für den Umgang mit der pandemischen Krise angebracht und hilfreich seien. In der hier besprochenen Dissertation sind die Cholera- und Gelbfieberepidemien, die Buenos Aires in den späten 1860er- und frühen 1870er-Jahren heimsuchten, Kristallisationspunkte, an denen sich Debatten um urbane Veränderungen zuspitzten, verdichteten und an Wirkmächtigkeit gewannen.</p> Teresa Huhle Copyright (c) 2023 Teresa Huhle https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 509 515 10.36900/suburban.v11i3/4.912 Der Palast und die Souveränität des Premierministers in Äthiopien https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/861 <p>Kurz nach seiner Ernennung zum Premierminister Äthiopiens im April 2018 veranlasste Abiy Ahmed die Renovierung des Kaiserpalastes in der Hauptstadt Addis Abeba. Die Renovierung steht im Kontext einer Reihe von Infrastrukturprojekten im städtischen Raum, die nationale Einheit und staatliche Souveränität repräsentierten. Der Beitrag diskutiert Reinszenierung des in <em>Unity Park</em> umbenannten Palastes als politisches Projekt zur Schaffung einer äthiopischen Staatsgeschichte, einer Staatsmythologie und eines Staatsnationalismus. Spezielles Augenmerk liegt dabei auf dem Bau von Statuen zweier äthiopischer Kaiser: Menelik II und Haile Selassie I sowie ihrer strategischen Bedeutung für Abiy Ahmeds Vorhaben, seinen Herrschaftsanspruch in und über Äthiopien zu legitimieren. Die Statuen ermöglichen es ihm, sich als souveräner äthiopischer Führer zu inszenieren, als König, dessen souveräne Macht sich aus seiner Beziehung zu seinen Vorgängern an der Macht ergibt. Der Beitrag liefert Einblicke in die ideologische Dimension autoritärer Herrschaft und deren Konsolidierung im städtischen Raum.</p> Rony Emmenegger Asebe Regassa Copyright (c) 2023 Rony Emmenegger, Asebe Regassa https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 429 442 10.36900/suburban.v11i3/4.861 Staat statt Stadt https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/874 <p>Die „Investitionen von herausgehobener volkswirtschaftlicher Bedeutung“ haben einen großen Einfluss auf die ungarische Stadtplanung. Als planungsbeschleunigendes Instrument können diese von der nationalen Regierung Ungarns eingesetzt werden, um Fristen für Genehmigungen zu verkürzen und rechtliche Vorgaben zu umgehen. Seit geraumer Zeit wird dieses Instrument zudem eingesetzt, um in oppositionell regierten Kommunen – wie der Hauptstadt Budapest – eine Stadtentwicklung durchzusetzen, die mit den Zielen der nationalen Regierung übereinstimmt. Dabei kann sehr weitreichend die kommunale Bauleitplanung auf entsprechend ausgewiesenen Flächen außer Kraft gesetzt werden, auch ohne Einvernehmen mit den betroffenen Kommunen. Dieses Vorgehen ist im Kontext des kontinuierlichen Rückbaus der Demokratie in Ungarn durch die Orbán-Regierungen zu betrachten, welcher auch geordnete demokratische Planungsverfahren unterminiert. Am Beispiel des Budapester Südens wird deutlich, wie die Eingriffe der Regierung in die kommunale Planungshoheit Budapests regierungsnahen Investor_innen entgegenkommen, während Belange unberücksichtigt bleiben, die für eine sozialverträgliche, ökologisch sowie denkmalpflegerisch ausgewogene Stadtentwicklungspolitik unerlässlich sind.</p> Lilla Kammermann Sebastian Johann Rudolf Martini Enikő Charlotte Zöller Copyright (c) 2023 Lilla Kammermann, Sebastian Martini, Enikő Charlotte Zöller https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 443 462 10.36900/suburban.v11i3/4.874 Das Wohnungsbauprogramm GUS 1990-1996 https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/860 <p>Zwischen 1990 und 1996 finanzierte die Bundesrepublik Deutschland ein Wohnungsbauprogramm für rückkehrende Soldaten der sowjetischen Streitkräfte in Russland, Belarus und der Ukraine – das Wohnungsbauprogramm GUS. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Organisation des Programms und zeichnet das Leitbild der sozialistischen Stadt nach. Die Analyse mittels eines infrastrukturzentrierten Ansatzes zeigt, dass die 43 Siedlungen des Programms formal der sozialistischen Stadt zuzuordnen sind, inhaltlich jedoch eng mit Militärstützpunkten und militärischer Logik verknüpft sind.</p> Jakob Holzer Copyright (c) 2023 Jakob Holzer https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 463 474 10.36900/suburban.v11i3/4.860 Was heißt hier Widerstand? https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/885 <p>Autoritärer Urbanismus prägt zahlreiche Städte, dennoch bleibt er nicht ohne Gegenwehr. Mit diesem Debattenaufschlag fragen wir nach den Möglichkeiten von Widerstand in autoritären urbanen Kontexten: Wie lässt sich Widerstand konzeptionell fassen, was können die kritische Stadtforschung sowie die Protest- und Bewegungsforschung beitragen, welche konzeptionellen und empirischen Erweiterungen sind notwendig? Der Aufschlag lädt damit ein zur Auseinandersetzung mit der Komplexität und Vielseitigkeit von widerständischen Praktiken in Städten unter autoritären Bedingungen.</p> Daniela Zupan Matthias Naumann Gala Nettelbladt Kristine Beurskens Copyright (c) 2023 Daniela Zupan, Matthias Naumann, Gala Nettelbladt, Kristine Beurskens https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 233 243 10.36900/suburban.v11i3/4.885 Schillernde Praktiken: Widerständiges in der neoliberal-autoritären Stadt https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/900 <p>Widerstand ist nicht immer offener Protest – gerade im Kontext autoritärer Praktiken und städtischer Gewalt. Nicht immer werden gleich ganze Plätze über Monate besetzt oder füllen Tausende laut die Straßen. Die autoritäre Stadt bedeutet gleichsam nicht unbedingt Militärposten und Straßensperren. Zwei Argumente möchte ich gerne in die Debatte einbringen. Erstens möchte ich, statt zu fragen, was wirklich als Widerstand gelten kann (im Sinne einer Typisierung) nach den sich verändernden Machtverhältnissen im Kontext eines <em>authoritarian urbanism</em> fragen. Mich interessiert der Prozess, in dem Politik entsteht, die Dynamik der Machtverhältnisse, die eben nicht statisch oder eingefroren sind. Zweitens ist es aus meiner Sicht nicht leicht, die Trennung zwischen „stillen“ Mikropraktiken und tatsächlichem Protest zu ziehen. Es gibt kein Entweder-oder.</p> Alke Jenss Copyright (c) 2023 Alke Jenss https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 245 254 10.36900/suburban.v11i3/4.900 Prekäre Allianzen zwischen subalternem Widerstand und urbaner Zivilgesellschaft https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/917 <p>In diesem kurzen Beitrag möchte ich das verdächtig in Vergessenheit geratene Thema Klasse – und soziale Differenz im weiteren Sinne – wieder in die Diskussion über Widerstand einbringen. Ausgehend von über zehn Jahren der Forschung zu verschiedenen urbanen wie auch ländlichen Widerstandsbewegungen gegen die neoliberale Vermarktlichung und die damit einhergehende autoritäre Politik in der kleinen Kaukasusrepublik Georgien, entwickle ich hierfür drei kurze Argumente: Ich behaupte erstens, dass unterschiedliche soziale Klassen zu unterschiedlichen Formen des Widerstands greifen beziehungsweise sich unterschiedliche Mittel und Wege leisten können. Zweitens behaupte ich, dass die Frage nach Klassenunterschieden empirisch und konzeptionell auch entscheidende Fragen nach Allianzen und Solidarität zwischen verschiedenen Widerstandsbewegungen aufwirft. Mein drittes Argument ist, dass die Erforschung der komplizierten Allianzen zwischen Widerstand aus den Reihen der urbanen Mittelschicht und subalternem Widerstand in und jenseits der Stadt ein anderes Licht auf die Rolle der Stadt als Bollwerk gegen Autoritarismus wirft oder vielleicht sogar deren dunklere Seite offenbart.</p> Lela Rekhviashvili Copyright (c) 2023 Lela Rekhviashvili https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 255 266 10.36900/suburban.v11i3/4.917 Erinnerung an rechte Gewalt in Ostdeutschland als widerständige Praxis https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/901 <p>Der Kommentar nimmt die Überlegungen der Autor:innen über „leise“ und individuelle Formen des Widerstandes zum Anlass, Erinnern als eine Form des Widerstandes einzuführen und diese Konzeption anhand der Erinnerung an rechte Gewalt in Ostdeutschland beispielhaft zu erörtern. </p> Felicitas Kübler Copyright (c) 2023 Felicitas Kübler https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 267 272 10.36900/suburban.v11i3/4.901 Widerstand mit Architektur? Beispiele aus der DDR https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/902 <p style="font-weight: 400;">Aus der Perspektive der Architektur- und Städtebaugeschichte der DDR lässt sich über widerständige Praktiken am besten anhand konkreter Beispiele nachdenken. Im Folgenden stelle ich daher zunächst drei Fallbeispiele aus der Städtebau- und Architekturdiskussion der späten DDR vor und analysiere diese im Anschluss mit dem im Aufschlag vorgeschlagenen Dreischritt hinsichtlich ihrer Formen, Intentionen und Wirkungen. Im Weiteren ergänze ich dies um Definitionen aus der Oppositionsforschung zu Ostdeutschland sowie aus der Architekturtheorie, um der Frage nachzugehen, in welcher Form Widerstand in der DDR mit und durch Architektur ausgedrückt werden konnte.</p> Kirsten Angermann Copyright (c) 2023 Kirsten Angermann https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 273 281 10.36900/suburban.v11i3/4.902 Widerstand und Infrastrukturen: das Beispiel Energiedemokratie https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/914 <p>Dieser Beitrag diskutiert den Widerstand gegen Infrastrukturen als Ausdruck gesellschaftlicher Konfliktlinien. Aktuell lassen sich viele infrastrukturbezogene Konflikte auf unterschiedliche Positionen zur sozialökologischen Transformation zurückführen. Der Kommentar legt hierbei den Fokus auf den Energiesektor, der lange durch Großunternehmen und enge Beziehungen zu politischer Macht auf verschiedenen Ebenen geprägt war. Trotz der Beständigkeit von Infrastrukturen zeigen Bewegungen für Energiedemokratie Wege auf, Infrastrukturen gesellschaftlich anzueignen. Diese Modelle gehen über rein technische Visionen hinaus und zeigen Möglichkeiten einer dezentralen, gesellschaftlichen Selbstverwaltung auf.</p> Sören Becker Copyright (c) 2023 Sören Becker https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 283 291 10.36900/suburban.v11i3/4.914 Widerstand wogegen? Urbane Konflikte im autoritären Russland https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/913 <p>Im Zuge der sich entfaltenden Debatte über autoritären Urbanismus und den Widerstand dagegen wurde es bislang weitgehend versäumt, konzeptionell zu klären, worum es bei diesem Phänomen genau geht. Mein Argument in diesem Kommentar ist, dass wir unter autoritärem Urbanismus Praktiken und Instrumente zur Steuerung des urbanen Raums verstehen sollten, welche zur Aufrechterhaltung autoritärer Ordnung beitragen. Anhand von Befunden aus Russland prüfe ich, ob urbane Konflikte dort in die Kategorie „Widerstand gegen autoritären Urbanismus“ fallen, und behaupte, dass sie in der Mitte zwischen offenen Forderungen nach einem grundlegenden Wandel der städtischen Politik und Infrapolitik zu verorten sind.</p> Andrei Semenov Copyright (c) 2023 Andrei Semenov https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 293 299 10.36900/suburban.v11i3/4.913 Was heißt hier – und dort – Widerstand? https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/904 <p style="font-weight: 400;">Der Beitrag illustriert, wie der lokale Kontext darüber entscheidet, was unter Widerstand gegen autoritären Urbanismus zu verstehen ist. Anhand von Beispielen aus den Städten Gera und Leipzig diskutiert er insbesondere die affektiven Aspekte von Widerstand sowie dessen Verschränkung mit Anpassung, die so weit gehen kann, dass Widerstand gegen autoritären Urbanismus selbst Autoritarismus reproduziert.</p> Peter Bescherer Leon Rosa Reichle Copyright (c) 2023 Peter Bescherer, Leon Rosa Reichle https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 301 310 10.36900/suburban.v11i3/4.904 Autoritärer Urbanismus enttarnt: Istanbul und Berlin im Dialog https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/908 <p>In Form eines Dialoges zwischen Berlin und Istanbul nähern wir uns über Fragen dem urbanen Autoritarismus ebenso wie den Formen des Widerstandes dagegen an. Dabei untersuchen wir unterschiedliche Ebenen von Partizipation in beiden Städten, die die Fiktion der städtischen Homogenität aufdecken und damit infrage stellen. Überdies gehen wir auf gegenwärtige Kämpfe gegen Gentrifizierung und „Bulldozer“-Methoden in der Stadtentwicklung ein. Wir widmen uns der Frage nach der Zentralisierung von Macht sowie der Notwendigkeit von veritablen Zukunftsvisionen.</p> Urszula Woźniak Tuba İnal-Çekiç Copyright (c) 2023 Urszula Woźniak, Tuba İnal-Çekiç https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-11-03 2023-11-03 11 3/4 311 325 Festung L.A. (2006 [1990]) https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/888 <p>Kapitel aus: Davis, Mike (2006 [1990]): City of Quartz – Ausgrabungen der Zukunft in Los Angeles. Berlin: Assoziation A, 257-304. Aus dem Amerikanischen von Jan Reise.</p> Mike Davis Copyright (c) 2023 Mike Davis https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 327 369 10.36900/suburban.v11i3/4.888 Mike Davis: Erinnerungen an einen Giganten der Großzügigkeit https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/894 <p>Mike Davis (1946-2022) war ein einzigartiger öffentlicher Intellektueller, der wissenschaftliches, aktivistisches und populäres Denken in so unterschiedlichen Forschungsbereichen wie Stadt, Arbeiterbewegung, Marxismus, städtische politische Ökologie, Geschichte, Pandemien und viele andere mehr beeinflusste. Er war ein überlebensgroßer Mensch, ein <em>Selfmade-</em>Renaissance-Mann, ein Kämpfer, der Verbindungen herstellte. Er war auch ein Freund. Ich habe ihn so in Erinnerung.</p> Roger Keil Copyright (c) 2023 Roger Keil https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 371 378 10.36900/suburban.v11i3/4.894 „Es wäre ein verlegerisches Verbrechen, Mikes Bücher nicht zu übersetzen und herauszugeben.“ https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/903 <p>Ein Gespräch mit Rainer Wendling vom Verlag Assoziation A zu <em>City of quartz</em> und seiner Bedeutung für die deutschsprachige Stadtforschung und -bewegung.</p> Rainer Wendling Stefan Höhne Boris Michel Copyright (c) 2023 Rainer Wendling, Stefan Höhne, Boris Michel https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 379 384 10.36900/suburban.v11i3/4.903 Zwischen radikaler Stadtanalyse, Aktivismus und kultureller Intervention https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/897 <div><span lang="DE">Im Abgleich mit vergleichbaren Tendenzen in deutschen Städten wirkte die politische Rezeption von <em>City of quartz</em> als Keimzelle für zunächst lose Zusammenkünfte aktivistischer, künstlerischer und stadterforschender Initiativen in Frankfurt am Main und Berlin. </span></div> Stephan Lanz Copyright (c) 2023 Stephan Lanz https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 385 398 10.36900/suburban.v11i3/4.897 Historiografien der Extreme: Mike Davis, Reyner Banham und das Schreiben über Los Angeles https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/892 <p>Mike Davis schrieb zeitlebens aus einer zutiefst kritischen, durch Aktivismus geschulten Perspektive heraus zu raumpolitischen Entwicklung in Los Angeles. Sein Blick auf die Stadt hätte kaum weiter von dem eines weiteren präsenten Autors im Feld abweichen können: dem des britischen Architekturtheoretikers Reyner Banham. Banham veröffentliche 1971 das Buch <em>Los Angeles: The architecture of four ecologies</em>, dem folgte 1972 die BBC Fernsehdokumentation <em>Reyner Banham loves Los Angeles</em>. Banhams Buch, wie auch die Sendung, zeugten von einer großen Faszination und lesen sich heute als ein Loblied auf die so „andere“, un-europäische Stadt. Was Banham nicht zu sehen schien, so die These, rückte für Davis umso mehr in den Vordergrund: die Rassen- und Klassenkonflikte, die Polizeigewalt und die radikale Gentrifizierung vieler Stadtviertel. Der Beitrag nimmt die Relektüre von „Fortress L.A.“ deswegen zum Anlass, die Potenziale, Limitationen und Problematiken beider Annäherungen an eine historische Stadtforschung über Los Angeles herauszuarbeiten und zu fragen: Wie können Forscher_innen heute produktive Fragen an eine Stadt der Extreme stellen?</p> Sina Brückner-Amin Copyright (c) 2023 Sina Brückner-Amin https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 399 410 10.36900/suburban.v11i3/4.892 Verhärtungen unter der Oberfläche – Mike Davis im Plattform-Urbanismus https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/893 <p>Anhand des Stadtteils <em>Bunker Hill</em> beschrieb Mike Davis Anfang der 1990er-Jahre, wie bewusste sozialräumliche Strategien im Zuge der Reagan-Jahre die Oberfläche von Los Angeles zunehmend verhärteten. Im Herzen des Plattform-Urbanismus im San Francisco der 2020er-Jahre, so die These dieses Beitrags, finden solche Verhärtungen hingegen zunehmend auch unter der Oberfläche statt. Hübsch bespielte pseudo-öffentliche Räume aktivieren Stadtbewohner*innen als Datenproduzent*innen, während sich Plattformfirmen die Kaperung der öffentlichen Infrastruktur auf die Fahne geschrieben haben. Der Festungsarchitektur wird von einer im Hintergrund ablaufenden Dateninfrastruktur der Rang abgelaufen. Die Privatisierung des öffentlichen Raums, die Verdrängung und Kriminalisierung von Unerwünschten und die Gewinnung profitträchtiger Daten aus dem städtischen Alltagsleben laufen dadurch vielleicht subtiler ab. Das Endprodukt sind aber genauso stark polarisierte, fragmentierte und künstlich aufbereitete städtische Räume, die ihren Versprechungen von Urbanität nicht nachkommen. Ein Streifzug zwischen den (zukünftigen) Ruinen des Techbooms in San Francisco, wo gegenwärtige „Ausgrabungen der Zukunft“ besonders ergiebig sind.</p> Katja Schwaller Copyright (c) 2023 Katja Schwaller https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 2023-09-28 2023-09-28 11 3/4 411 428 10.36900/suburban.v11i3/4.893