Bedingungen kritischer Wissensproduktion
Wir möchten diesen Schwerpunkt zum Anlass nehmen, eingehender darüber zu reflektieren, wie unter welchen Bedingungen welches kritische Wissen eigentlich von wem produziert und verbreitet wird. Damit erweitern wir unseren gewöhnlichen Fokus auf Stadt und schwenken ihn einerseits hin zur Reflexion über Stadtforschung. Andererseits erweiterten wir unseren Blick auf die Arbeitsbereiche, innerhalb derer Stadtforschung stattfindet, allen voran universitäre Wissenschaft mit Forschung, Verwaltung und Lehre, aber auch auf soziale Bewegungen, Planungspraxis und Gewerkschaften sowie die Beziehungen zwischen diesen Feldern. Wir haben diesen Themenschwerpunkt zur „kritischen Wissensproduktion“ bewusst gewählt und gestaltet, um über die Inhalte einer kritischen Stadtforschung nicht zu vergessen, wie wir überhaupt dazu kommen, eine solche zu formulieren und wer sie von welchem Standpunkt aus formulieren kann. Mit diesem Themenschwerpunkt drücken wir unsere Auffassung aus, dass kritische Forschung sich nicht nur mit inhaltlicher Kritik begnügen kann, sondern dass wir dabei auch auf die strukturellen Fragen der Produktion dieser Inhalte zielen müssen. Wir denken, dass die Trennung zwischen der Analyse von Inhalten und deren Produktionsbedingungen überholt werden muss. Die Bedingungen, unter denen Stadtforscher_innen arbeiten, beeinflussen nicht nur grundlegend die Auswahl ihrer Forschungsthemen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Themen erforscht, erarbeitet und präsentiert (z. B. publiziert) werden.
Die meisten dieser Beiträge beschäftigen sich deshalb nicht direkt mit Stadt, sondern mit der Produktion von Wissen (über Stadt) und den Bedingungen, in denen es entsteht. Aufsätze einzuwerben, die sich wissenschaftlich mit dem Thema der Bedingungen der universitären und außeruniversitären Wissensproduktion beschäftigen, war nicht leicht. Diese Erfahrung möchten wir mit Euch Leser_innen teilen, weil uns dieses Problem symptomatisch für die mangelnde wissenschaftliche Beschäftigung mit ihren eigenen Produktionsbedingungen scheint. Wie kann Wissenschaft kritisch sein, wenn sie nicht in der Lage ist, die eigene Position kritisch zu reflektieren?
Einleitung
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Kritische Stadtforschungen. Ein Gespräch über Geschichte und Produktionsbedingungen, Disziplinen und Interdisziplinarität
EinleitungAls Redaktion von s u b \ u r b a n begreifen wir uns als interdisziplinäre Redaktion, die eine interdisziplinäre Zeitschrift für kritische Stadtforschung macht. Zu unseren Gründungszeiten haben wir viel über den Begriff der Interdisziplinarität diskutier…
Aufsätze
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Kritische Stadtgeographie – ein Archipel epistemischer Gemeinschaften
AufsatzDas Ziel dieses Artikels ist es, die kritische Stadtgeographie anhand drei zeitgenössischer Gruppen zu analysieren, die für sich beanspruchen, zu dieser zu gehören: die GESP (Grupo de Estudos sobre São Paulo) in Brasilien, die Kritische Geographie Berlin …
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Von der Kritik zur Konkurrenz. Die Umstrukturierung wissenschaftlicher Konflikte und ihre Wissenseffekte
AufsatzDa Wissenschaft Meinungsverschiedenheiten impliziert, müssen die Beteiligten Wege finden, Auseinandersetzungen zu führen und zu gestalten. Der vorliegende Beitrag soll zeigen, dass dabei lange Zeit die Form wechselseitiger Kritik vorherrschte, inzwischen …
Debatte
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Alles muss man selber machen. Multi-Layer-Organizing für eine soziale Wohnraumversorgung in Berlin
DebatteKotti & Co protestieren seit 2011 gegen Mieterhöhungen im sozialen Wohnungsbau am Kottbusser Tor, Berlin Kreuzberg. Seitdem haben sie mit einem Gecekondu ihren eigenen Vorplatz besetzt, zahlreiche Lärmdemonstrationen veranstaltet, Expertise organisier…
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Basisorganisierung als Herkulesaufgabe. Eine Replik zur Debatte
DebatteDie Replik fasst die vorausgegangene Debatte zusammen und arbeitet beispielhaft gegenwärtige Erfolge und Herausforderungen linker Basisorganisierung in der BRD heraus.
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Basisorganisierung verändert die politische Landschaft
DebatteAktuelle Debatten aus dem Kontext linker sozialer Bewegungen betonen Organisationsfragen. Dieser Essay kritisiert die übliche These, der zufolge dynamische soziale Bewegungen und feste Organisierung einander widersprechen. Stattdessen plädieren die Autor_…
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Human-Animal Studies zwischen wissenschaftlicher Distanz und politischem Engagement Ein Gespräch über Wissenschaft, Politik und Gesellschaft mit dem Chimaira-Arbeitskreis
DebatteIn den Stellungnahmen zu ihrem „Schäferhund-Hoax“ erheben Christiane Schulte und Freund_innen schwere Vorwürfe gegen die Human-Animal Studies (HAS) sowie die Totalitarismusforschung (siehe Interview mit Schulte et. al. in diesem Heft) Wir haben mit dem Hi…
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Organisierende Zentren am Beispiel einer Kampagne zum Nahverkehr in Kassel
DebatteDer Stadtteilladen „Rothe Ecke“ ist ein Ort der Basisorganisierung im ehemaligen Arbeiterviertel Rothenditmold in Kassel. Hier werden politische Initiativen rund um die Themen Armut, prekäre Lebensrealitäten, schikanöse Arbeitsbedingungen und Rassismus vo…
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Rassismus, Klassenverhältnisse und Geschlecht an deutschen Hochschulen. Ein runder Tisch, der aneckt
DebatteWährend die Diskussion um Geschlechterverhältnisse an deutschen Hochschulen seit Längerem geführt wird, ist eine Auseinandersetzung mit rassistischen Strukturen nach wie vor randständig. Auch Klassenverhältnisse werden gemeinhin nicht unter Labels wie ‚Gl…
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Towards a Workers' Center. (Selbst-)Organisierungsversuche von EU-migrantischen Arbeiter*innen in München
DebatteSeit 2010 organisiert sich die Initiative Zivilcourage zusammen mit migrantischen Arbeiter*innen vor allem aus Bulgarien nach dem Vorbild US-amerikanischer Worker Centers. Sie kämpfen gegen Lohnbetrug, den Ausschluss von sozialen Rechten, ungewollte Obdac…
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„Kritische Wissenschaft braucht einen Begriff von Gesellschaft.“ Interview mit Christiane Schulte & Freund_innen
DebatteMitte Februar 2016 erschien auf Telepolis unter dem Titel „Kommissar Rex an der Mauer erschossen? Ein Plädoyer gegen den akademischen Konformismus“ ein Artikel von Christiane Schule & Freund_innen. Darin berichten die Autor_innen davon, dass sie im J…
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„Schulte et al. haben nicht nur den Finger in die Wunde gelegt, sie sind auch Ausdruck derselben.“ Ein Gespräch über den ‘Schäferhund-Hoax’ mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk
DebatteIn den Stellungnahmen zu ihrem „Schäferhund-Hoax“ erheben Christiane Schulte und Freund_innen schwere Vorwürfe gegen die Human-Animal Studies (HAS) sowie die Totalitarismusforschung. Wir haben mit dem Historiker und wissenschaftlichen Mitarbeiter beim Bun…
Magazin
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And the winner is…. The male academy oder: Die ungleichen Auswirkungen universitärer Prekarität
MagazinDer vorliegende Essay beleuchtet die ungleichen Auswirkungen von prekären Arbeitsbedingungen an deutschen Universitäten. Dabei vertreten wir die These, dass diese ganz unmittelbar zur Reproduktion sozialer Ungleichheit innerhalb des wissenschaftlichen Fel…
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Aushöhlung der Mitbestimmung? Die Interessenvertretung an Hochschulen kämpft mit neuen Strukturen der Steuerung und Finanzierung sowie mit überholten Rollenbildern in der Wissenschaft
MagazinHochschulen und Forschungseinrichtungen erleben derzeit den wohl umfassendsten wissenschaftspolitischen Wandel seit 1968. Neue Steuerungsmechanismen und wettbewerbsförmige Finanzierungsinstrumente, aber auch die Stärkung von Leitungsorganen gegenüber der …
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Das Projektstudium: Eine ‚weltfremde‘ Utopie? Zwischen gesellschaftskritischem Reformanspruch und wissenschaftsbasierter Berufsvorbereitung
MagazinDas Projektstudium ist seit der Einführung der Planungsstudiengänge ein zentraler Baustein des Studiums. Aktuell wird seine Ausgestaltung neu diskutiert. Mit Blick auf das ‚Dortmunder Modell‘ diskutieren wir das utopische Potenzial dieser Lehrform und arg…
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Der Lucius-Burckhardt-Platz in Kassel. Eine Geschichte über den Kampf um Legitimität und Deutungshoheit bei der Neugestaltung des Campus der Universität Kassel.
MagazinAls Mitglieder der Initiative „Lucius-Burckhardt-Platz bleibt!“ erzählen wir euch hier von unserem Versuch, die Zerstörung und autoritäre Überplanung eines Quartiersplatzes zu verhindern. Es ist die Geschichte unseres Wiederstandes gegen eine Planung, die…
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Neue Horizonte feministischer Wissensproduktion
MagazinIn feministischen Diskussionen wird seit den Anfängen der Zweiten Frauenbewegung Ende der 1960er Jahre das Verhältnis von wissenschaftlicher und bewegungsbezogener Wissensproduktion als ein Verhältnis von ‚Theorie und Praxis‘ diskutiert. Dabei geht es ide…
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Nicht förderungswürdig. Weshalb die Evaluation der Exzellenzinitiative gegen deren Fortsetzung spricht
MagazinDie deutsche Hochschulpolitik hat eine Verstetigung der Exzellenzinitiative auf den Weg gebracht. In Zukunft sollen nach einem Antragswettbewerb ca. fünfzig Exzellenzcluster und acht bis elf Exzellenz-Universitäten für jeweils sieben Jahre vom Bund geförd…
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Zur konkreten Utopie einer kritischen Universität
MagazinWie wollen wir im akademischen Kontext arbeiten, in welchen Verhältnissen und zu welchen Themen? Unsere Vorschläge für eine gründliche Umgestaltung der Universität haben wir auf der Grundlage einer kritischen Bestandsaufnahme des Arbeitens und Lernens an …
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„Es kann nicht nur darum gehen, dass wir David Harvey unterrichten“ Interview mit Thomas Bürk zu Arbeitsbedingungen und Möglichkeiten kritischer Lehre an der neoliberalen Universität
MagazinDie Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen im universitären und außeruniversitären Wissenschaftsbetrieb allgemein und vor allem die Formen kritischer Lehre werden nun schon seit einiger Zeit immer wieder diskutiert. So hat beispielsweise die heute …
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„Haltung provozieren“. Ein Gespräch über Möglichkeiten der Kooperation zwischen universitären Lehrveranstaltungen und stadtpolitischen Initiativen
MagazinIm Wintersemester 2014/15 fand am Institut für Architektur der TU Berlin eine außergewöhnliche Lehrkooperation statt. Unter dem Namen „Projekt X-Berg“ hat sich das Fachgebiet für Städtebau und Urbanisierung CUD gemeinsam mit der Initiative „Stadt von Unt…
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