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Liebe Leser_innen,

in einem Themenschwerpunkt, der 2023 erscheinen soll, widmet sich sub\urban dem Thema Arbeit. Gegenüber Themen wie Konsumption, Reproduktion, Finanzialisierung oder städtischem Alltag spielen Fragen nach der Rolle von Arbeit in der kritischen Stadtforschung bisher nur eine relativ geringe Rolle. Das gilt – mit wenigen Ausnahmen – für deren Klassiker des frühen 20. Jahrhunderts ebenso wie für aktuelle Ansätze jenseits der feministisches Stadtforschung. Es ist offensichtlich, dass die genannten Themen eng mit kapitalistischen Arbeitsverhältnissen (im Bereich der Erwerbsarbeit ebenso wie der Haus- und Care-Arbeit), deren Veränderung und Konflikten um sie sowie mit den Geographien von Arbeit und Arbeiten in Städten verbunden sind. Dennoch ist eine explizite Auseinandersetzung mit Stadt und Arbeitsverhältnissen relativ selten. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Entstehung von Städten dermaßen eng mit einer zunehmenden Arbeitsteilung, der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und später der Industrialisierung verbunden ist, dass diese Verbindung selbstverständlich erscheint. Zugleich nehmen zeitdiagnostische Grundannahmen der Stadtforschung wie jene zur neoliberalen oder postfordistischen Stadtpolitik, aber auch Stadtkonzepte wie die kreative Stadt oder die Schwarmstadt in ganz zentraler Weise Bezug auf veränderte gesellschaftliche Arbeitsverhältnisse. Zu einer Auseinandersetzung mit konkreten Arbeitsverhältnissen, Arbeitskämpfen und Arbeitsorten hat dies aber nur selten geführt.

Die folgenden drei Dimensionen interessieren uns für unseren Themenschwerpunkt ganz besonders. Dabei geht es uns immer um die raumbezogene Materialität von Arbeit und den Einfluss von Arbeit und deren Wandel auf städtische und ländliche Räume und Raumgefüge:

  1. Mit der Frage nach städtischen Arbeitsverhältnissen fragen wir nach der Transformation von Arbeit und deren Auswirkungen auf Städte. Stichworte wie Prekarisierung von Arbeit, Strukturwandel und Digitalisierung, migrantisierte Arbeit, Care-Arbeit, Arbeit und Geschlecht, Arbeitszeiten und städtische Zeitlichkeiten, Informalisierung, aber auch ehrenamtliche oder nicht-entlohnte Arbeit sowie die Abwesenheit von Erwerbsarbeit fallen unter diese Überschrift. Städte als Arbeitsgeber bzw. die Transformation kommunaler Arbeitsverhältnisse unter den Stichworten New Public Management, Outsourcing und McKinseyisierung interessieren uns hier ebenso.
  2. Sowohl die Stadt als auch Arbeit und Arbeitsbedingungen sind im Hinblick auf die Verteilung von Ressourcen umkämpft. Während sich in den vergangenen Jahren städtische soziale Bewegungen zu (bezahlbarem) Wohnen in der Stadt und gegen Gentrification oder für eine Rekommunalisierung organisiert haben, also zu stadtbezogenen Themen, haben auch Arbeitskämpfe historisch zu großen Teilen in den Städten stattgefunden. Daher fragen wir nach Arbeitskämpfen , etwa in der Pflege, in Bezug auf plattformbasierte Arbeit oder gegen die Überwachung von Arbeitsorten, aber auch in Fabriken, Büros und informellen Arbeitsverhältnissen. Wir interessieren uns darüber hinaus für Koalitionen zwischen urbanen Protestbewegungen und Arbeitskämpfen.
  3. Die Frage nach dem Verhältnis von Stadt und Arbeit ist auch eine nach den Orten der Arbeit. Erwerbsarbeitsorte prägen die Wahl von Wohnorten und damit die Stadt-Land-Verhältnisse. Gewerbeentwicklung, Büroleerstand, die Digitalisierung von Arbeit, Möglichkeiten von Homeoffice und die Entortung von Arbeit prägen sowohl den Stadtraum als auch den ländlichen Raum und die jeweiligen Wohnpraktiken.

Beiträge zu diesen oder verwandten Themen unter der Überschrift „Stadt, Raum und Arbeit“ können sich sowohl auf theoretisch-konzeptioneller Ebene mit dem Verhältnis von Stadt/Raum und Arbeit befassen als auch empirische Beispiele beleuchten oder besondere methodische Herausforderungen darstellen. Wir interessieren uns folglich auch für Beiträge, die sich aus Perspektiven der labour geographies, der Arbeitssoziologie und der queer/feministischen Forschung mit dem Verhältnis von Arbeit und Stadt befassen.

Wir freuen uns über Vorschläge zu Aufsätzen ebenso wie zu Debatten- und Magazinbeiträgen oder Rezensionen (siehe Informationen zu Rubriken). Dazu bitten wir um die Einreichung von Abstracts im Umfang von 300-500 Wörtern bis zum 1.3.2022. Vollständige Beiträge bitten wir nach Einladung bis zum 1.8.2022 einzureichen; Aufsätze durchlaufen ein Peer-Review-Verfahren. Wir bitten um die Beachtung der Richtlinien für Autor_innen.

Einreichungen von Vorschlägen bitte als Word- oder RTF-Datei an info@zeitschrift-suburban.de

Schöne Grüße,

die Redaktion von sub\ urban

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Nihad El-Kayed, Nina Gribat, Stefan Höhne, Johanna Hoerning, Jan Hutta, Justin Kadi, Michael Keizers, Yuca Meubrink, Boris Michel, Gala Nettelbladt, Lucas Pohl, Nikolai Roskamm, Nina Schuster, Lisa Vollmer