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Nützliche Illusionen

Autor_innen::

Stefanie Bürkle

Abstract

In der Zweckarchitektur der Wasserversuchsanstalt in Berlin werden Schiffsmodelle auf ihre Seetauglichkeit hin überprüft; der stadtverwöhnte Parisien erlernte in der Badeanstalt Piscine Pontoise das Schwimmen in einer Passage. Beide Motive der Arbeit „Minimeere“ zeigen einen Mikrokosmos, der erschaffen worden ist, um natürliche Bedingungen zu simulieren, für wissenschaftliche Zwecke und das zweckfreie Amüsement. Stefanie Bürkles Fotoarbeiten aus der Serie Nützliche Illusionen sind Stereosichten auf eine Welt der Stadt- und Raumstrukturen, in denen links und rechts unterschiedliche Motive aufeinandertreffen. Links täuschen uns bei der Arbeit „Dimensionen“ die Nutzbauten am Pariser Flughafen mit den Proportionen der europäischen Stadt Leben vor, rechts sehen wir zwar den Markusplatz, doch nicht den in Venedig, sondern maßstabsgetreu errichtet in einem Themenpark in Shenzhen. Über die Bildmitte hinweg setzen sich Perspektivlinien auf der jeweils anderen Bildhälfte fort. So baut der oszillierende Blick, der zwischen den Motiven springt und Strukturen abzugleichen sucht, um sie zur Kongruenz zu bringen, ein neues Gefüge, in dem Gegenstands- und Bildstruktur sich treffen und verdichten. Nach Kürzung aller augenscheinlichen Gemeinsamkeiten liegt die eigentliche Essenz der Fotografien bloß. Eine auf das Wesentliche reduzierte Gleichung betrachten Mathematiker als schön. Die Schönheit der Gleichungen bei den Nützlichen Illusionen erscheint essentiell in ihren Widersprüchen. Sie bilden einen neuen, assoziativen Raum jenseits der Abbildungen – einen Raum der Illusionen.