Lokale urbane Welten sichtbar machen – Kommentar zu Stefan Höhne und Boris Michel „Das Ende des Städtischen? Pandemie, Digitalisierung und planetarische Enturbanisierung“
Abstract
Die aktuelle Gesundheitskrise zeigt die Diskrepanz zwischen den Sichtweisen auf gesellschaftliches Zusammenleben, wie sie sich in offiziellen Politiken einerseits und im städtischen Alltag der Vielen, der lokalen urbanen Welten, ausdrücken. Stadtforschung sollte diese Diskrepanz als Solche zu ihrem Ausgangspunkt machen. Anstatt das Städtische aus der Perspektive der Einheit des Haushalts, des Büros oder des Erwerbs von Eigentum zu denken sollten wir die gelebten Verbindungen und städtischen Zwischenräume in den Blick nehmen. Ausgehend von zwei Regulierungsfeldern aktueller Coronapolitiken – der Arbeitszeit und der Kontaktbeschränkungen – skizziert der Beitrag drei Zugangsebenen, mit denen wir das Städtische vom Standpunkt der Vielen aus begreifen können: die Prekarisierung und Multiplizität von Arbeit. die Verletzlichkeit und Interdependenz in der Organisation städtischen Alltags sowie die Analyse der (neuen) Präsenz von Staatshandeln. Damit steht am Ende kein ‚ja‘ oder ‚nein‘ zur Enturbanisierung. Stattdessen plädiert der Beitrag dafür, zu analysieren, inwieweit diese Frage inhärenter Teil einer Krisenerzählung ist und welche sozialen Dynamiken der lokalen urbanen Welt darin eingeschlossen sind, aber nicht als solche benannt werden.
Förderung
Dieser Artikel wurde durch den Open-Access-Publikationsfonds der Friedrich-Schiller-Universität Jena gefördert.
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