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Vorabveröffentlichung Debatte: Mike Davis, City of Quartz und ihr Einfluss auf die deutschsprachige Stadtforschung

cover_issue_54_de_DE.jpgLiebe Leser_innen,

die Nachricht vom Tod des US-amerikanischen Historikers und Soziologen Mike Davis im Juni 2022 ist auch in der deutschsprachigen Stadtforschung betrübt zur Kenntnis genommen worden. Bereits seit den 1990er Jahren ist Davis hierzulande kein Unbekannter mehr und seine klugen, eindrücklich geschriebenen Bücher geben auch hiesigen emanzipatorischen städtischen Bewegungen und Analysen bis heute wichtige Impulse.

Insbesondere die 1990 veröffentlichte und 1994 auf Deutsch erschienene Studie City of Quartz: Ausgrabungen der Zukunft in Los Angeles hat entscheidend zu einer kritischen Diskussion postfordistischer wie neoliberaler Stadtentwicklung beigetragen. Dabei waren (und sind) die von Davis am Beispiel Los Angeles beschriebenen sozialräumlichen Verwerfungen – wie die Inwertsetzung und Privatisierung des öffentlichen Raums und seine zunehmende Überwachung und Kontrolle – auch für die Kritik hiesiger Stadtpolitik hochgradig anschlussfähig.

So können City of Quartz ebenso wie Davis‘ spätere Bücher Ökologien der Angst (1999) und Planet der Slums (2007) mittlerweile als Klassiker gelten, die Generationen kritischer Stadtforscher:innen geprägt haben. Bemerkenswerterweise haben sie bis heute nichts an ihrer analytischen wie sprachlichen Kraft eingebüßt und erweisen sich weiterhin als ungemein aktuell und inspirierend.

All dies ist für uns Anlass, City of Quartz und seinen Einfluss auf die deutschsprachige Stadtforschung und -bewegung ins Zentrum einer Debatte in unserer Reihe „Altes neu gelesen“ zu stellen. Den Einstieg bildet daraus das Kapitel „Festung L.A.“ (2006 [1990]), das wir dank der freundlichen Genehmigung des Verlags Assoziation A hier erneut veröffentlichen können. Es kommentieren und diskutieren Roger Keil, Rainer Wendling vom Verlag Assoziation A im Gespräch mit der Redaktion von sub\urban , Stephan Lanz, Sina Brückner-Amin und Katja Schwaller.

Hier geht es zu den Beiträgen der Debatte.

Wir wünschen eine inspirierende Lektüre dieser Vorabveröffentlichung!

Herzliche Grüße

die Redaktion von sub\urban

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Nihad El-Kayed, Nina Gribat, Stefan Höhne, Johanna Hoerning, Jan Hutta, Michael Keizers, Yuca Meubrink, Boris Michel, Gala Nettelbladt, Lucas Pohl, Nikolai Roskamm, Nina Schuster, Lisa Vollmer

sub\urban-lecture: Rivke Jaffe “Racist dogs and classist rats?” DKG'23, 22.9.2023

Liebe Leser_innen,

wir freuen uns euch eine sub\urban -lecture auf dem Deutschen Kongress für Geographie (DKG) ankündigen zu können.

  • Termin: Freitag (22. September 2023), 13:30–14:15
  • Ort: HZ 6, Hörsaalzentrum, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Sitzungsleitung: Jan Simon Hutta (Universität Bayreuth)

Rivke Jaffe: Racist dogs and classist rats? The more-than-human politics of urban inequalities

In cities across the world, animals reflect, reproduce and transform urban inequalities – yet their role in mediating social hierarchies remains undertheorized. Urban scholars have begun to highlight the importance of infrastructures and technologies in configuring access to essential goods and services. While this research provides key insights into how non-human entities mediate unequal relations, it has largely overlooked how certain animals – “political animals” – also co-produce inequalities. This talk focuses on two critical urban domains, security and public health, that are often characterized by stark inequalities, and takes the role of key animals within these domains – dogs and rats, respectively – as a new analytical entry-point. Security dogs are socialized to identify threatening individuals on the basis of classed and raced markers. Rats thrive in upscale neighborhoods with historical architecture and abundant green space – yet the public health risks and the stigma associated with these rodents may disproportionately affect low-income residents. Drawing on research on security dogs in Kingston, Jamaica and rats in Amsterdam, this talk discusses the role of animals in the formation of sociospatial boundaries, and the distribution of resources and risks across urban spaces and populations. Focusing on the interactions these two types of “political animals” have with both humans and infrastructure, the talk explores how animals’ everyday encounters with their cultural and material environments combine to result in (in)equitable social outcomes.

Rivke Jaffe is Professor of Urban Geography at the University of Amsterdam. Jaffe’s work is situated at the intersection of geography, anthropology and cultural studies and is concerned with the spatialisation and materialisation of power, difference and inequality. Jaffe’s research includes postcoloniality and urban cultures of illegality in connection to more-than-human security assemblages in Jamaica, Mexico, Brazil and the Netherlands.

https://dkg2023.de/lectures/lecture-suburban-zeitschrift-f%C3%BCr-kritische-88535

Herzliche Grüße,

die Redaktion von sub\urban

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Nihad El-Kayed, Nina Gribat, Stefan Höhne, Johanna Hoerning, Jan Hutta, Michael Keizers, Yuca Meubrink, Boris Michel, Gala Nettelbladt, Lucas Pohl, Nikolai Roskamm, Nina Schuster, Lisa Vollmer

Themen+: bessere Organisation der Themen auf der sub\urban-Homepage

Liebe Leser_innen,

wie ihr wisst, veröffentlichen wir regelmäßig Themenschwerpunkte in unseren Ausgaben. Aber natürlich erscheinen auch außerhalb dieser Schwerpunkte immer wieder Beiträge zu diesen und anderen Themen. Um die Übersichtlichkeit über die bei uns am häufigsten vertretenen Themen zu verbessern, haben wir deshalb auf unserer Homepage die Rubrik „Themen+“ eingerichtet. Unter Oberbegriffen wie Planung, Feminismus, Digitalisierung oder Wohnen haben wir dort alle Beiträge gesammelt, die in sub\urban zu den jeweiligen Themen erschienen sind und aktualisieren diese auch laufend.

Schaut mal rein, vielleicht könnt ihr den ein oder anderen für euch interessanten Beitrag aufstöbern.

Hier geht’s zu den Themen+.

Herzliche Grüße,

die Redaktion von sub\urban

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Nihad El-Kayed, Nina Gribat, Stefan Höhne, Johanna Hoerning, Jan Hutta, Michael Keizers, Yuca Meubrink, Boris Michel, Gala Nettelbladt, Lucas Pohl, Nikolai Roskamm, Nina Schuster, Lisa Vollmer

Call for Papers: Themenschwerpunkt „Nekropolis: Stadt und Sterblichkeit“

Liebe Leser_innen,

der Großteil der Menschheit lebt nicht nur in Städten, sondern stirbt dort auch. Die Orte und Praktiken des Sterbens, des Todes und Gedenkens in Städten sind dabei sehr vielfältig. Bezeichnet „Nekropolis“ ursprünglich die im altertümlichen Mittelmeerraum oft abseits von Wohngegenden liegende Stätte des Todes, so gibt es heute eine Vielzahl an städtischen deathscapes. Dabei spielen religiöse Vorschriften und kulturelle Praktiken weiterhin eine tragende Rolle und sind in einer sich zugleich globalisierenden und segmentierenden Welt nicht selten umkämpft. Aber auch die typisch moderne Tendenz, den Tod zu verbergen und dennoch zugleich zu kommodifizieren – von Krankenhäusern und Bestattungsunternehmen über Organhandel bis Hollywood – prägt die Art und Weise, wie er in Städten in Erscheinung tritt (oder nicht).

Neben diesen Fragen rund um städtische Orte und Praktiken, Ausdrucks- und Aushandlungsformen von Tod und Sterben verweist Nekropolis auch auf deren politische Dimensionen. Denn obschon der Tod einen unumgänglichen und in erster Linie sehr individuellen Endpunkt des Lebens markiert, so unterliegt die Sterblichkeit zugleich vielfältigen gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen, die aus dem Sterben ein sozial stark überformtes „natürliches“ Ereignis machen. So ist das Sterben über das Alter hinaus durch eine Reihe sozialer, ökonomischer und politischer Faktoren bedingt, die zu einer auf lokalen wie globalen Ebenen ungleichen Verteilung von Lebens- und Überlebenschancen führen. Mehr noch: Wurde lange Zeit das biopolitische Produktiv-Machen des Lebens der Bevölkerung als Charakteristikum westlicher Moderne verstanden, so werden zunehmend die nekro-politischen Formen des Tötens und Sterbenlassens thematisiert – von ihren historischen Manifestationen in kolonialen und NS Konzentrationslagern bis hin zu Abschiebeanstalten, rassistischer Polizeigewalt oder der Vernachlässigung armer und obdachloser Menschen. Darüber hinaus verursachen Kriege, Umweltkatastrophen und Pandemien frühzeitige Tode, denen gerade in dicht besiedelten Gebieten gravierende Ausmaße annehmen können und die städtische Gefüge und Alltagspraktiken nachhaltig verändern.

Ziel dieser Schwerpunktausgabe ist es, die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Stadt, städtischem Leben, Sterblichkeit und Tod in den Blick zu nehmen. Ausdrücklich möchten wir hierfür eine Bandbreite disziplinärer Perspektiven einladen: Das Verhältnis von Stadt und Tod hat unter anderem bauliche, planerische, historische, soziale, kulturelle, ökonomische, ökologische und politische Dimensionen, lässt sich aber genauso mit dem Blick auf nicht-menschliche Konfigurationen verbinden.

Beiträge können einer Vielzahl an Themen und Fragestellungen nachgehen, darunter:

  • Orte der Trauer, des Abschieds und Erinnerns: Welche Rolle spielen Gedenkstätten, Friedhöfe und weitere formelle oder informelle deathscapes für Städte? Wessen Tod schreibt sich in den Stadtraum ein und wessen Tod nicht? Wie wirken sich die Gestaltung, Planung und andere Praktiken auf die Nutzung oder Aneignung von Räumen aus, die der Trauer und des Erinnerns an Verstorbene(s) gewidmet werden? Wie prägen bestimmte Orte Prozesse der Trauer und kollektiver Erinnerung?
  • Städtische Ökonomien des Sterbens: In welchem Verhältnis stehen die Inwertsetzung städtischer Räume und Infrastrukturen des Lebens mit denen des Sterbens? Welchen ökonomischen Logiken unterliegen etwa Krankenhäuser, Hospize, Krematorien und Friedhöfe? Wie stehen diese im Verhältnis zu kulturellen und sozialen Vorstellungen?
  • Diskurse und Repräsentationen des Ablebens: Wie sind Darstellungen des Todes in städtischen Räumen diskursiv gerahmt? Wie verknüpfen sich dabei physische und symbolische Dimensionen? Wie werden Imaginationen städtischen Sterbens in Literatur, Film oder Theater verarbeitet? In welchem Verhältnis stehen unterschiedliche religiöse und soziokulturelle Vorstellungen, Vorschriften und Praktiken vom städtischen Sterben zueinander?
  • Tod und soziale Gerechtigkeit: Wie hängen unterschiedliche Bedingungen des Sterbens mit sozialen Differenzen zusammen? Wie schreibt sich die ungleiche Bewertung des Sterbens in städtische Räume ein? Welche Körper sind besonders gefährdet? Wie hängt die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit des Sterbens mit Dimensionen sozialer, ökologischer etc. Ungleichheit zusammen? Welche materiellen und sozialen Aspekte (re)produzieren ungleiche Sterblichkeitsraten in Städten? Wie werden diese Ungleichheiten auf individuellen und kollektiven Ebenen angefochten?
  • Städtische Nekropolitik: Welche Rolle spielen staatlicher Terror, Völkermorde oder die strukturelle Unterdrückung bestimmter Bevölkerungsgruppen für das Sterben in Städten? Wie beeinflussen gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsstrukturen „frühzeitigen“ oder „langsamen“ Tod oder den Umgang mit körperlichen Überresten? Wie erleben Menschen, die dem Tod anheimgestellt sind, städtische deathworlds? Wie werden Gewaltakte und gezielte Tötungen im öffentlichen und privaten Raum legitimiert? Welche Räume des Todes und Verschwindens produziert die urbane Nekropolitik?
  • Tod, Stadt und Mensch-Natur-Verhältnisse: Wie stehen soziale mit nicht-menschlichen Sterblichkeiten im Zusammenhang, sowohl materiell als auch symbolisch? Wie ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur in punkto Sterben und Tod räumlich organisiert?

Beiträge zu diesen oder verwandten Themen können sich sowohl auf theoretisch-konzeptioneller Ebene mit dem Verhältnis von Stadt und Tod befassen als auch empirische Beispiele beleuchten oder auf besondere methodische Herausforderungen zur Beforschung der Thematik eingehen. Als interdisziplinäre Zeitschrift interessieren wir uns insbesondere für Beiträge, die sich aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven mit dem Verhältnis von Stadt und Tod befassen.

Wir freuen uns über Vorschläge zu Aufsätzen ebenso wie zu Debatten- und Magazinbeiträgen oder Rezensionen (mehr zu den Rubriken hier). Dazu bitten wir um die Einreichung von Abstracts im Umfang von 300-500 Wörtern bis zum 31.07. Vollständige Beiträge bitten wir nach Einladung bis zum 15.11. einzureichen; Aufsätze durchlaufen ein Peer-Review-Verfahren. Wir bitten um die Beachtung der Richtlinien für Autor_innen. Einreichungen von Vorschlägen bitte als Word- oder RTF-Datei an info@zeitschrift-suburban.de

Herzliche Grüße
die Redaktion von sub\urban

Kristine Beurskens, Laura Calbet i Elias, Nihad El-Kayed, Nina Gribat, Stefan Höhne, Johanna Hoerning, Jan Hutta, Michael Keizers, Yuca Meubrink, Boris Michel, Gala Nettelbladt, Lucas Pohl, Nikolai Roskamm, Nina Schuster, Lisa Vollmer