Rechte Räume
Die Großstädte sind liberal, die Dörfer rechts – auf diesen simplen Nenner scheint man in den öffentlichen Debatten immer wieder zu kommen, wenn die räumlichen Dimensionen des aktuellen Rechtsrucks in den Blick genommen werden. Dass dies nicht nur unterkomplex ist, sondern diese ignorante und reduktionistische Verräumlichung insbesondere für marginalisierte städtische Bevölkerungsgruppen hochgefährlich sein kann, beweist dieser Themenschwerpunkt. Viele der hier versammelten Beiträge verdeutlichen eindringlich die Strategien und Dynamiken der städtischen Raumnahme rechter Gruppierungen und diskutieren auch, vor welchen Herausforderungen ihre kritische Beforschung steht.
Einleitung
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Stadt von rechts? — Eine Einleitung
EinleitungAusgehend von der Kontroverse zwischen klassen- und identitätspolitischen Erklärungsmustern für den gesellschaftlichen Rechtsruck umreißt der Beitrag die Bedeutung raumbezogener Differenzierungen für die Ausbildung und Stabilisierung rechter Orientierung…
Aufsätze
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Keine Angst, es ist nur Gentrification? — Soziale und ökonomische Ängste, Kriminalitätsfurcht und Verdrängungsdruck im Düsseldorfer Bahnhofsviertel
AufsatzAm Beispiel der Landeshauptstadt Düsseldorf untersucht der Beitrag, wie sich soziale Benachteiligung, Verdrängungsdruck und Kriminalität aus der Sicht der Bewohner_innen des Bahnhofsgebiets darstellen und welche Bedeutung allgemeinen sozialen und ökonomi…
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Stadt, Land, AfD — Zur Produktion des Urbanen und des Ruralen im Prozess der Urbanisierung
AufsatzIm Beitrag entwickeln wir einen kritischen Blick auf die Geographie der Wahlergebnisse der Alternative für Deutschland (AfD) bei den Bundestagswahlen 2017. Wir hinterfragen Erklärungsmuster, die in einem starren Stadt-Land-Gegensatz verhaftet bleiben und…
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Stadtstaaten oder Barbarei? — (Anti-)Urbanität, Demographie und munizipale Perspektiven
AufsatzDer vorliegende Essay betrachtet den aktuellen Zulauf zu rechten Politikangeboten aus Sicht einer kritischen Stadtforschung. Mit Blick auf demographische Prozesse – insbesondere Binnenmigration – reflektiert er die These, dass rechte Ideen und Gruppierun…
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„Die neue Angst vorm schwarzen Mann“ — Moralpaniken als Reaktion auf Geflüchtete im Regierungsbezirk Tübingen
AufsatzMoralpanik bezeichnet eine Dynamik, im Zuge derer eine Gruppe als homogen, ‚fremd‘, ‚deviant‘ und Gefahr für die moralische Ordnung der Gesellschaft konstruiert wird. Der Artikel arbeitet am Beispiel von politischen Deutungskämpfen um Kriminalität und di…
Debatte
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Chaotische Normalität: Reden mit Rechten hilft. Manchmal auch nicht — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteAusgehend von Rancières Politik-Verständnis wird im Debattenbeitrag auf Robert Feustels Einschätzungen sowie die Kernfrage „Mit rechten Reden?“ in dreifacher Weise geantwortet: Erstens , der Aufstieg der Rechten verdeutlicht keineswegs eine gänzlich n…
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Die Faktizität des Postfaktischen — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteUm die gegenwärtige gesellschaftliche Unterstützung rechter Bewegungen zu verstehen und Gegenstrategien zu entwickeln, muss die kritische Sozialforschung die Affinität bestimmter sozialer Gruppen zu diesen Bewegungen untersuchen. Um den dafür nötigen Ein…
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Forschungsprioritäten in Zeiten des Aufstiegs rechter Parteien — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteDer Fokus unserer Forschung zum Populismus sollte nicht auf dem harten Kern rechter Parteien liegen, sondern auf jenen, die diese Parteien nur aus Protest wählen oder gar nicht mehr wählen. Wir sollten auch nicht den Fehler machen, die Unterstützung rech…
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Let’s talk about …? Warum und wie wir mit Rechten reden müssen! — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteDer Kommentar zu Robert Feustels Beitrag „Substanz und Supplement – Mit Rechten reden, zu Rechten forschen? Eine Einladung zum Widerspruch“ stärkt die Methodenvielfalt der qualitativen Sozialforschung als Möglichkeit, in der Erforschung rechter Gruppieru…
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Mit Rechten reden, zu Rechten forschen? Ein Widerspruch auf Einladung — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteDer Text ist eine Antwort auf Robert Feustels „Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“. Er nimmt die beiden irritierenden Titelfragen als Irritation auf und stellt sie in den Kontext des Selbstverständnisses von Wissenschaft und des Verständnisses von „…
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Mit Rechten reden? Lasst mal lieber über Rassismus sprechen! — Kommentar zu Robert Feustels „Substanz und Supplement. Mit Rechten reden, zu Rechten forschen?“
DebatteDie Debatte, ob und wie mit Rechten zu reden ist, dreht sich hauptsächlich darum, Rechte wieder in die Gesellschaft zurückzuholen. Jedoch wird kaum über den gesellschaftlich verbreiteten und institutionalisierten Rassismus gesprochen, auf den Rechte ihre…
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Rollenkonflikte — Eine Replik
Debatte -
Sieben Thesen zur urbanen Krise von Chemnitz — Bemerkungen zu den Ereignissen seit dem 26. August 2018
DebatteIn der sächsischen Stadt Chemnitz kam es im Nachgang eines Tötungsdelikts durch Messerstiche seit dem 26. August 2018 zu rechtsautoritären Massenmobilisierungen von bundesweiter Ausstrahlung unter zahlreicher Teilnahme der ansässigen Bevölkerung. Das öff…
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Substanz und Supplement — Mit Rechten reden, zu Rechten forschen? Eine Einladung zum Widerspruch
DebatteDie Frage, ob und wenn ja wie mit Rechten zu reden wäre, ist gegenwärtig einigermaßen prominent. Dass der Versuch, rechte Akteure argumentativ umzustimmen oder zu überzeugen, wenig erfolgversprechend ist, hat sich zudem herumgesprochen. Doch was heißt da…
Magazin
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Arbeiter statt Anarch — Die Identitäre Bewegung rezipiert Ernst Jünger
MagazinIm Beitrag wird aufgezeigt, wie Ernst Jünger von führenden Vertretern der „Identitären Bewegung“ rezipiert wird: Die „Identitären“ setzen sich äusserst intensiv mit Jüngers Frühwerk auseinander, wobei insbesondere zwei Aspekte grosse Beachtung erhalten –…
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Neoliberale Stadt und rechte Hegemonie? — Das Beispiel Plauen
MagazinAkademische Diskurse zu Stadt und Urbanität fokussieren in der Regel auf Metropolen oder zeigen sich interessiert an Großstädten wie Leipzig oder Berlin. Der Stadtforscher Tobias Bernet hat in seinem Beitrag „Stadtstaaten oder Barbarei“ die These geäußer…
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Vom Denkmalschutz zum Heimatschutz? — Die Rolle der FPÖ im städtebaulichen Diskurs anhand von zwei Wiener Beispielen
MagazinIm Zuge einiger Neu- und Umbauprojekte kam es in Wien in den letzten Jahren immer wieder zu heftigen Debatten um die Bewahrung alter Bausubstanz. Nicht selten lässt sich beobachten, dass die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) versucht, sich aktiv in …
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Wider die Unsichtbarkeit — Die tödliche Dimension rechter Gewalt im öffentlichen Raum
MagazinDas Gedenken an Opfer rechter Gewalt ist umkämpft. Dennoch gelingt es immer mehr Initiativen bundesweit, durch lokalpolitische Bündnisse und in Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Kommunalpolitiker*innen im öffentlichen Raum Orte der Erinnerung zu scha…
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Zwischen Stadtteilarbeit und Protest — Interview mit der Berliner North East Antifa / Antifa Nordost
MagazinDas Interview mit einem Aktivisten einer Berliner Antifa-Gruppe thematisiert die Gegebenheiten vor Ort (Berliner Nordosten) und ihre Bedeutung für autoritäre und rechte Bewegungen als auch für antifaschistischen Protest. Geschichte, Sozialstruktur und Ve…
Rezensionen
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Die „soziale Frage als nationale zu rethematisieren“ — Rezension zu Karina Becker, Klaus Dörre, Peter Reif-Spirek (Hg.) (2018): Arbeiterbewegung von rechts?, Ungleichheit – Verteilungskämpfe – populistische Revolte. Frankfurt/New York: Campus.
Rezension -
Gleichgeschaltete Räume? — Rezension zu Winfried Süß / Malte Thießen (Hg.) (2017): Städte im Nationalsozialismus. Urbane Räume und soziale Ordnungen (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 33). Göttingen: Wallstein.
Rezension -
Landschaften der Regression — Rezension zu Daniel Mullis / Judith Miggelbrink (Hg.) (2022): Lokal extrem Rechts. Analysen alltäglicher Vergesellschaftungen. Bielefeld: transcript.
RezensionBereits 2016 wies die Mitte-Studie auf eine Radikalisierung rechtspopulistischer Gruppierungen hin. Die „Radikalisierung antidemokratischer Milieus“ wird allerdings – wie die neuere Stadtforschung kritisch hervorhebt – oft noch immer so verortet, dass kl…
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Tolerante Rassist*innen: Kämpfe um Anerkennung in der deutschen Stadt — Rezension zu Peter Bescherer / Anne Burkhardt / Robert Feustel / Gisela Mackenroth / Luzia Sievi (2021): Urbane Konflikte und die Krise der Demokratie – Stadtentwicklung, Rechtsruck und Soziale Bewegungen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
RezensionDer rezensierte Sammelband markiert den Auftakt für ein neues Forschungsfeld kritischer, deutscher Stadtforschung. Das ist nicht nur zeitgemäß, sondern überfällig. Die Autor*innen der Studie fokussieren insbesondere das städtische Moment rechter Narrativ…
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