Bd. 10 Nr. 1 (2022): 10 Jahre sub\urban
Abstract
Wir freuen uns, mit diesem Heft unsere Jubiläumsausgabe zum zehnjährigen Bestehen von sub\urban zu präsentieren. Das Jubiläum ist für uns Anlass zur Freude, aber auch Anstoß für Veränderung: wir haben das Erscheinungsbild unserer Zeitschrift geändert und ihr ein kompakteres und moderneres Layout gegeben. Außerdem sind in dieser Ausgabe besondere Formate enthalten: ein graphisch reich illustrierten Statistikbeitrag „sub\urban in Zahlen und Bildern“, der zum einen auf von uns erhobenen Daten zu unserer Zeitschrift beruht und zum anderen auf einer großen Leser_innenumfrage, die wir in den vergangenen Wochen durchgeführt haben. Wir haben außerdem eine umfangreiche Debatte der Mitglieder unseres wissenschaftlichen Beirats initiiert und kuratiert, bei der es um zwei große Begriffe der kritischen Stadtforschung geht, die unser Heft seit seiner Gründung begleiten: nämlich um Stadt und Kritik. Die 18 kompakten Beiträge ergeben in ihrer Gesamtheit einen ziemlich guten Einblick in den Stand der Themen und Konzepte, um die in der deutschsprachigen, aber auch der internationalen kritischen Stadtforschung aktuell gerungen wird.
Unter der Rubrik „Aufsätze“ publizieren wir drei Texte. In dem Beitrag „Wenn die Verhältnisse unter die Haut gehen. Urbane Gesundheit relational gedacht“, der bereits online vorabveröffentlicht wurde, erörtern Richard Bůžek, Susanne Hübl, Lisa Kamphaus und Iris Dzudzek das Verhältnis von Gesundheit und Ungleichheit, das in der kritischen Stadtgeographie unterrepräsentiert ist. In ihrem Text „Kritische Stadtgeographie und geographische Bildung. Forschendes Lernen zum Recht auf Stadt am Beispiel der Dresdner ‚Straßenbahn-Streichler‘“ schreiben Matthias Naumann und Nicole Raschke über das Beispiel eines Konflikts um öffentliche Räume in der Dresdner Neustadt und die Verknüpfungen zwischen kritischer Stadtgeographie und Geographiedidaktik. Mit dem Titel „Bildwelten zur Legitimation von spekulativen Stadtentwicklungsprojekten in Lagos und New York“ überschreibt Sophie Mélix ihren Artikel, in dem sie anhand von zwei Beispielen großmaßstäblicher Stadtentwicklungsprojekte erläutert, wie mithilfe von Renderings als Form der digitalen Architekturvisualisierung Bildwelten innerhalb der jeweiligen Planungsprozesse entstehen und wie sie wirkmächtig werden.
In der Abteilung „Magazin“ veröffentlichen wir in der Jubiläumsausgabe folgende Texte: In „#traumfabrikcb. Die Aneignung der Stadtpromenade in Cottbus“ berichten Lucas Opitz und Ursula Nill über eine unmöglich traumhafte Intervention in das ehemals glänzende sozialistische Zentrum der Stadt. In „Die Unbestimmtheit als Chance. Wie in kreativen Quartiersentwicklungen die Planungszeit gelebt wird“ plädiert Yvonne Siegmund dafür, die Planungszeit nicht nur als Zwischenzeit zu begreifen, sondern sie aktiv zu gestalten. In „Von sub\urban zu Pro:Polis? Anmerkungen zur ambivalenten Geschichte des Städtischen im kurzen ersten Jahrzehnt der zeitschrift für kritische stadtforschung“ schreibt Grischa Bertram über uns. Der Text reflektiert die von uns (nicht) verwendeten Begrifflichkeiten und lässt sich als weitere Chronologie der Geschichte unserer Zeitschrift lesen. Kalle Kunkel untersucht in seinem Beitrag „Was hat ‚Deutsche Wohnen & Co enteignen‘ zu dem gemacht, was es ist? Eine Auswertung von Licht und Schatten einer breiten gesellschaftlichen Kampagne“ Organisationspraktiken der Kampagne und geht der Frage nach, welche Möglichkeiten und Grenzen für eine möglichst breite Einbindung vieler gesellschaftlicher Gruppen bestehen.
Zwei Rezensionen runden das Heft ab: Katharina Schmidt schreibt über das vom Autor*innenkollektiv Geographie und Geschlecht herausgegebene „Handbuch Feministische Geographien. Arbeitsweisen und Konzepte“ und Lisa Vollmer rezensiert das Buch von Joscha Metzger mit dem Titel „Genossenschaften und die Wohnungsfrage. Konflikte im Feld der Sozialen Wohnungswirtschaft“.
Komplette Ausgabe Veröffentlicht:
Heft online lesen: sub\urban, Bd. 10 Nr. 1 (2022): 10 Jahre sub\urban
Einleitung
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Einleitung
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Impressum und Inhaltsverzeichnis
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Editorial
EinleitungDie interdisziplinäre Stadtforschung hat sich in den vergangenen Jahren weiter ausdifferenziert. Nie zuvor wurde so vielfältig über städtische Phänomene, Urbanisierungsprozesse und urbane Theorien geforscht wie heute. Solche Forschungen werden mit unterschiedlichen Zielen und von unterschiedlichen Startpunkten aus betrieben, die sich auf unterschiedliche Traditionen und Routinen berufen. Stadtwissen entsteht dabei nicht zuletzt auch außerhalb der Akademie: im städtischen Alltag, in urbanen Bewegungen, in Initiativen und im stadtpolitischen Handeln. Dieses weite Feld der Entstehung von Stadtwissen und der damit verbundenen Position…
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sub\urban in Zahlen und Bildern
EinleitungMit diesem graphisch reich illustrierten Statistikbeitrag, der zum einen auf von der Redaktion erhobenen Daten beruht und zum anderen auf einer großen Leser_innenumfrage, die wir im Frühjahr 2022 durchgeführt haben, eröffnen wir unsere Jubiläumsausgabe. …
Aufsätze
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Wenn die Verhältnisse unter die Haut gehen — Urbane Gesundheit relational gedacht
AufsatzInsbesondere in Städten werden Gesundheitsungleichheiten individuell verkörpert. Gleichzeitig werden sie in Recht-auf-Stadt-Kämpfen kollektiv adressiert. Dennoch bleibt das Verhältnis zwischen Gesundheit und Ungleichheit in der Kritischen Stadtgeographie…
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Kritische Stadtgeographie und geographische Bildung — Forschendes Lernen zum Recht auf Stadt am Beispiel der Dresdner „Straßenbahn-Streichler“
AufsatzDie konzeptionellen Ansätze, empirischen Gegenstände und methodischen Zugänge einer kritischen Stadtforschung sind auch für die Geographiedidaktik und Bildungspraxis relevant. Vor dem Hintergrund bildungspolitischer Querschnittaufgaben wie Inklusion, pol…
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Renderings — Bildwelten zur Legitimation von spekulativen Stadtentwicklungsprojekten in Lagos und New York
AufsatzRenderings tragen im Kontext des spekulativen Urbanismus wesentlich zur Legitimation von Stadtentwicklungsprojekten bei. Der Beitrag erläutert, wie mithilfe dieser Form der digitalen Architekturvisualisierung umfassende Bildwelten innerhalb der jeweilige…
Debatte
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Was ist Stadt? Was ist Kritik? — Einführung in die Debatte zum Jubiläumsheft von sub\urban
DebatteIm Heft zum zehnjährigen Jubiläum von sub\urban mit dem Themenschwerpunkt „sub\x: Verortungen, Entortungen" veröffentlichen wir eine Debatte, die von den bisherigen in unserer Zeitschrift in dieser Rubrik geführten textlichen Diskussionen abweicht. Im Vo…
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Was ist urban? — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
Debatte„Urbanität“ ist ein epistemologischer Begriff, der keine zugrunde liegende Essenz besitzt. Aus geographischer Perspektive interpretiere ich diesen Begriff – grob anlehnend an Henry Lefebvres Arbeit zu Raum (Lefebvre 1991) – in verschiedener Weise. „Urban…
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Stadt als Metabolismus: Ort der Nicht-Nachhaltigkeit und der Kämpfe für Umweltgerechtigkeit — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteIn meiner Forschung untersuche ich Problemstellungen zur Urbanisierung von Natur mit Ansätzen der Urbanen Politischen Ökologie. Diese untersucht gesellschaftliche Naturverhältnisse, die (a) in Städten zu erkennen sind und sich auf Fragen lokaler Umwelt…
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Radikale Kritik kapitalistischer Urbanisierung — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteZehn Jahre sub\urban sind ein Grund zum Feiern. Die kritische interdisziplinäre Stadtforschung in deutscher Sprache hat dank sub\urban einen Ort, an dem wir die mannigfaltigen Prozesse diskutieren und theoretisieren können, die Städte auf allen räumliche…
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Vom Begehren des doing otherwise — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDer Beitrag diskutiert, wie ethnographisches Arbeiten kritisch sein kann – im Wissen um die Grenzen des Wissen-Könnens.
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Was ist Stadt? — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteGroßstädte wie Berlin, Köln oder Hamburg, aber auch sehr viele Kleinstädte sind Beispiele für eine wachsende Attraktivität städtischer, mobiler, diverser und hochindividueller Lebensformen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit. Ablesen lä…
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Das Urbane konzeptualisieren — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDas Verhältnis zwischen der fast schon nachlässigen umgangssprachlichen wie auch akademischen Verwendung des Begriffs „das Urbane“ – wir alle wissen, wo es liegt – und der Suche nach spezifischeren – oder gar wissenschaftlichen – Definitionen ist ein sch…
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Zur Rolle von Kritik in der Angewandten Kritischen Stadtgeographie — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDie Kritische Stadtgeographie hat das Selbermachen für sich entdeckt. Ob in der Debatte um Recht auf Stadt, DIY-Urbanismus oder eine neue „Angewandte Kritische Geographie“ – überall werden Banden gebildet, wird Stadt von unten und selbst gemacht. Bei s…
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Vom analogen zum digital-algorithmischen Urbanismus — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDas „klassische“ Verständnis von Stadt und Urbanität hat sich an der „analogen“ Stadt entwickelt. Nun ist die digitale Revolution aber schon seit geraumer Zeit dabei, die überkommenen Ordnungen und das Welt- und Selbstverständnis der modernen bürgerliche…
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Was für ein Phänomen ist das Urbane und wie können wir es kritisieren? — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDas wachsende Interesse an neuen Urbanisierungsmustern, die den herkömmlichen Konzeptionen von Stadt zu widersprechen scheinen, hat in den vergangenen Jahren verstärkt die Frage „Was ist urban?“ in den Vordergrund gerückt. Der neolefebvrianische Fokus au…
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Stadt und postkoloniale Kritik — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteStadt ist für mich der Raum der Akkumulation – von Besitz, Kontrolle und Gewalt – sowie von Geschichte, Widerstand und Selbstbestimmung. Diese Aspekte akkumulieren sich in der Stadt und verdichten mal mehr oder weniger gesellschaftliche (Ungleichheits)ve…
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Die Vorläufigkeit von Stadt und Kritik: Vergeblichkeit und Bescheidenheit im Definieren — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteMit einem Stadtbegriff tue ich mich schwer. Städte zu verstehen ist gleichbedeutend damit, Wandel zu verstehen. Städte haben sich über die Jahrhunderte, über die Kontinente und Gesellschaftsformationen hinweg so häufig gehäutet, dass an einem geronnenen …
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Die Stadt lebt in ihrer Auflösung — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDieser kurze Debattenbeitrag beantwortet die Fragen der Redaktion nach der Natur der Stadt und der Rolle der Kritik. Der Artikel pladoyiert für eine Öffnung der Stadt zum Städtischen. Was das städtische Leben zur Findung eines Stadtbegriffs beiträgt – an…
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Kritische Stadtforschung jenseits von Großstädten und Wissenschaftsbetrieb — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDie dynamische Entwicklung einer kritischen Stadtforschung, die sich auch im zehnjährigen Jubiläum dieser Zeitschrift zeigt, wirft zwangsläufig die Frage auf, wie denn Stadt und kritische Forschung abzugrenzen sind. Wenn städtische Entwicklungen prägend …
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Warum die Frage nach dem verwendeten Stadtbegriff „vorkritisch“ ist — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteZu einem bei sub\urban im Jahr 2019 eingereichten Aufsatz zum Themenheft Urbane Politische Ökologien bekam ich in einem der Reviews unter dem Stichwort „Gliederung des Beitrages“ die Aufforderung zur Erläuterung „welches Stadtverständnis ist relevant?“…
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Kritische Stadtforschung: Differenz und Ungleichheiten im Fokus — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteWas kennzeichnet den Gegenstand der Stadtforschung? Was grenzt sie ab von anderen Forschungsfeldern? Diese Fragen mit dem kurzen Hinweis „Stadtforschung ist, was Stadtforscher:innen machen“ abzutun, ist unzufriedenstellend, zum Beispiel wenn es darum geh…
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Stadt und Kritik — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteStadtsoziologie bedeutet in der deutschen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft de facto ganz überwiegend Soziologie in der Stadt. Debatten und Forschungen etwa zu residenzieller Segregation sind wohl der deutlichste Ausdruck davon. Auf Definitions…
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Fach, Gesellschaft und Wissenschaft — Beitrag zur Debatte „Was ist Stadt? Was ist Kritik?“
DebatteDer Aufruf, die Begriffe Stadt und Kritik in das Zentrum einer Debatte zu stellen, bietet die große Chance, uns weit über begriffliche Klärungen unseres gemeinsamen Arbeitsgegenstands hinaus – die ja auch für sich selbst sehr fruchtbar sein können – …
Magazin
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Von sub\urban zu Pro:Polis? — Anmerkungen zur ambivalenten Geschichte des Städtischen im kurzen ersten Jahrzehnt der zeitschrift für kritische stadtforschung
MagazinDie Jubiläumsausgabe von sub\urban widmet sich unter dem Titel „sub\x“ vor allem aktuellen Positionen des Urbanen. Dieser Beitrag hingegen widmet sich vor allem möglichen Alternativen des sub, das die Perspektive der Redaktion auf das Städtische beschrei…
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#traumfabrikcb — Die Aneignung der Stadtpromenade in Cottbus
MagazinAn der Stadtpromenade in Cottbus wagt die #traumfabrikcb das Unmögliche. Austragungsort ist das ehemals glänzende, sozialistische Zentrum. Die seit Jahren mit Zäunen umstellte Brache ist das heißeste Thema der Stadt und Stein des Anstoßes. Mit einer lebe…
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Was hat „Deutsche Wohnen & Co Enteignen“ zu dem gemacht, was es ist? — Eine Auswertung von Licht und Schatten einer breiten gesellschaftlichen Kampagne
MagazinDer Artikel gibt einen Einblick in die konzeptionellen Diskussionen und die Organizingpraktiken der Kampagne „Deutsche Wohnen&Co Enteignen“. Er zeigt, welche Möglichkeiten und Grenzen sich hierbei für eine möglichst breite Einbindung vieler gesellsch…
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Die Unbestimmtheit als Chance — Wie in kreativen Quartiersentwicklungen die Planungszeit gelebt wird
MagazinDie Planungszeit nicht nur als Zwischenzeit zu begreifen, sondern sie zu gestalten, ist eine wichtige Voraussetzung, um lebensnahe und anpassungsfähige Stadträume zu entwickeln, so die Annahme in diesem Artikel. Das bedeutet, Prozessen eine gewisse Off…
Rezensionen
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Feministische Geographien in der Hand — Rezension zu Autor*innenkollektiv Geographie und Geschlecht (2021): Handbuch Feministische Geographien. Arbeitsweisen und Konzepte. Opladen u. a.: Barbara Budrich.
RezensionEndlich! Ein Handbuch Feministische Geographien! Ich vermute ich spreche für viele, die als lehrende Person schon einmal ein Seminar, eine Übung oder ähnliches zu feministischen Geographien angeboten haben und sich mühsam einzelne Artikel und Beiträge zu…
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Aber das sind doch die Guten – oder? Wohnungsgenossenschaften in Hamburg — Rezension zu Joscha Metzger (2021): Genossenschaften und die Wohnungsfrage. Konflikte im Feld der Sozialen Wohnungswirtschaft. Münster: Westfälisches Dampfboot.
RezensionWarum werden in aktuellen Diskussionen Wohnungsgenossenschaften immer wieder als zentrale Akteure einer gemeinwohlorientierten Wohnraumversorgung benannt – obwohl sie kaum zur Schaffung neuen bezahlbaren Wohnraums beitragen? Warum wehrt sich die Mehrzahl…