Urbane Naturen
Die Natur ist in der Stadt präsent – schon immer, nicht erst neuerdings. Im Dualismus „Natur“/„Gesellschaft“, als Widerpart des Städtischen konstruiert, wird ihr häufig eine von außen hereinbrechende, durch Menschen nur schwer beherrschbare eigene Kraft und Dynamik zugeschrieben. Mit diesem Themenschwerpunkt intervenieren wir in die Debatte um diesen Dualismus.
Wir haben hier zahlreiche Beiträge zusammengestellt, die gleichzeitig eine ökologische Perspektive einnehmen und die damit verbundenen gesellschaftstheoretischen Fragen stellen, oft aus feministischer Perspektive und verbunden mit einer Kritik an Kapitalismus, Neoliberalismus und dem damit einhergehenden Primat der Ökonomie vor sozialen und ökologischen Aspekten und darüber hinaus mit einer generelleren Kritik an der Dichotomisierung von „Natur“ und „Gesellschaft“. Nicht zuletzt geht es dabei auch um Fragen nach Klimagerechtigkeit und Gesundheit im Zusammenhang mit sozialen Differenzen und globaler sowie städtischer sozialer Ungleichheit und um Möglichkeiten einer solidarischen politischen Ökologie des Städtischen. Auch beim Thema Covid-19, das unsere Debatten aller Voraussicht nach noch auf lange Zeit begleiten wird, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass eine kritische Stadtforschung über eine technokratisch geführte Diskussion der Ökologie hinausgehen muss.
Einleitung
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Aufsätze
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Abfall, Stadt, Natur — Systemische Interaktionen in der urbanen Abseite
AufsatzDer nordwestliche Rand der Metropolregion Athen wird bestimmt durch die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur, eine (teils noch informelle) Siedlungsstruktur und soziale Zusammensetzung sowie deren vielfältigen Zusammenhänge und Verknüpfungen mit kulturell g…
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Gemeinschaftsgärten als räumlicher Ausdruck von Organisationsstrukturen. Erkundungen am Beispiel Wien
AufsatzDer Artikel untersucht Gemeinschaftsgärten in Wien unter dem Blickwinkel einer grundlegenden Transformation der Matrix des gegenwärtigen urbanen Raums hin zu einem differenziellen Raum (Lefebvre). Dies geschieht, indem wir anhand von acht Fallstudien Proj…
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Luft sehen, sprechen, schützen — Das Anthropozän der (post-)politischen Stadt
AufsatzDer Beitrag verbindet die Diskussion um die postpolitische Stadt mit der zunehmenden wissenschaftlichen und aktivistischen Auseinandersetzung mit dem Anthropozän, ein Konzept, das die ökologischen und sozialpolitischen Implikationen menschlichen Handelns…
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Poor Doors in Erlangen — Umweltbezogene Mikrosegregation unter Bedingungen der Reurbanisierung
AufsatzIn der sich im Zuge der Reurbanisierung verschärfenden Konkurrenz um städtische Ressourcen gestalten sich Prozesse der Segregation zunehmend kleinräumiger. Eine Fallstudie in Erlangen zeigt, wie bei den Planungen eines Quartiers im Röthelheimpark und der…
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Städte des Globalen Südens im Fokus von Klima- und Entwicklungsfinanz — Reregulierung, Disziplinierung und Depolitisierung
AufsatzDieser Aufsatz untersucht die Verschiebung von Finanzialisierungsprozessen unter dem Vorzeichen von klima- und entwicklungspolitischen Agenden auf das Terrain der Stadt. Mit der Fokussierung von Finanzmärkten auf ökologisch nachhaltige Projekte sowie der…
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Urbane Kleingärten im Fokus von Stadtentwicklung — Übersetzungen eines mehrschichtigen Stadtraumes
AufsatzKleingärten in verdichteten europäischen Städten sind zunehmend Druck ausgesetzt, ihre Existenz und ihr Nutzungsrecht gegenüber alternativen Ansprüchen zu legitimieren. Als Problem wird dabei artikuliert, dass sich die Kleingartenareale auf städtischem B…
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Urbane Metabolismen — Verkörperte Politische Ökologien des e/Essens
AufsatzEssen (als Nahrungsmittel) und essen (als Tätigkeit) sind in urbanen Kontexten des Globalen Nordens im Laufe der letzten Dekade zu gesellschaftspolitisch relevanten sowie wissenschaftlich zunehmend beachteten Themen geworden, die als Bestandteile routini…
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‚Wuchernde Stadt‘ und ‚gezähmte Wildnis‘ — Sozial-ökologische Perspektiven auf die Inszenierung von ‚neuer Wildnis‘ im Natur-Park Schöneberger Südgelände
AufsatzAus sozial-ökologischer Perspektive kann ‚neue Wildnis’ als Ausdruck dynamischer gesellschaftlicher Naturverhältnisse auf Basis materialer Hybridität von Natur und Gesellschaft gelesen werden; zugleich wird hiermit das Trennungsverhältnis zwischen diesen…
Debatte
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Common Ground — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDie im Jahr 2020 in Deutschland praktizierte Siedlungs- und Wohnungspolitik erhält in Anbetracht ihrer Auswirkungen auf die soziale und ökologische Lage einen bitteren Beigeschmack. Arm und Reich driften weiter auseinander und einer zielgerichteten ökolo…
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Dachgärten im Geschosswohnbau — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDer Trend zur Urbanisierung und Verdichtung von Wohnraum in Kombination mit der globalen Erwärmung zeigt immer deutlichere Auswirkungen auf das Stadtklima. Zur Reduktion der Belastungen für die Stadtbevölkerung sind gebäudegebundene Begrünungsformen eine…
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Eine Frage der Flächengerechtigkeit! — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDie derzeitige Wohnungskrise hat eine sozial-ökologische Kernproblematik. Dabei ist die sozial ungerechte und ökologisch problematische Verteilung von Wohnfläche meist unsichtbar und wird weder in wissenschaftlichen noch in aktivistischen Kontexten aus…
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Gebäude-Energieeffizienz als Katalysator residentieller Segregation — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDie Energieeffizienz von Wohngebäuden gilt als Win-win-Strategie für Klimaschutz und den Kampf gegen Energiearmut. Doch ist dieser Optimismus wirklich gerechtfertigt? Der Beitrag stellt infrage, dass einkommensarme Haushalte kurz- oder langfristig tatsäc…
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Klimagerechtes Wohnen? Energetische Gebäudesanierung in einkommensschwachen Quartieren — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteSowohl aktuelle städtische Klimapolitik, als auch klimaaktivistische Bewegungen weisen energetischer Gebäudesanierung einen hohen Stellenwert zu. Hinweise auf die sozialräumlichen Implikationen verstärkter energetischer Sanierung finden sich jedoch zumei…
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Mehr als Baugruppe und alternatives Wohnprojekt — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteIn Tübingen gibt es jahrzehntelange Erfahrungen mit alternativen Wohnformen und progressiver Wohnraumpolitik. Die Initiative „Neustart Tübingen“ unternimmt aktuell den Versuch, bestehende Leerstellen in der existierenden Breite an Projekten zu schließen.…
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Münchens sozial-ökologische Stadtentwicklung zwischen Anspruch und Wirklichkeit — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteIn zwei städtebaulichen Entwicklungsprojekten der Stadt München wird eine Verbindung von ökologischem und sozialem Bauen umgesetzt. Dieser Beitrag stellt diese Projekte kritisch vor und fragt nach deren Bedeutung für die Münchner Stadtentwicklung sowie n…
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Nachhaltiges Wohnen auf dem Dorf? — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDörfer, Kleinstädte und ländliche Regionen spielen in den kritischen Sozialwissenschaften bislang nur eine untergeordnete Rolle. Noch weniger Beachtung findet die Verknüpfung von ökologischer und Wohnungsfrage in ländlichen Kontexten. Die angloamerikanis…
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Stadtökologie statt Ökologie — Kommentar zu Lisa Vollmer und Boris Michel „Wohnen in der Klimakrise. Die Wohnungsfrage als ökologische Frage“
DebatteDie Rede von der Wiederkehr der städtischen Wohnungsfrage offenbart, dass dem Wohnen eine strukturelle Fundierung zugrunde liegt. Als Komponenten dieses Fundaments lassen sich die kapitalistische Kommodifizierung der Wohnung, das Festhalten am bürgerlich…
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Urbane Politische Ökologie im Rück- und Ausblick
DebatteZwischen den wahrgenommenen Grenzen der Urbanen Politischen Ökologie, der neolefebvrianischen Konzentration auf globale Urbanisierungsmuster und dem Aufschwung „neuer Materialismen“ ist die zeitgenössische theoretische Konzeptualisierung der urbanen Bios…
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Wohnen in der Klimakrise — Die Wohnungsfrage als ökologische Frage: Aufruf zur Debatte
DebatteDie Verbindung der sozialen und der ökologischen Frage ist eine der zentralen Herausforderungen linker Politik und kritisch-engagierter Wissenschaft heute. Dafür, wie wenig das bisher gelingt, sind die öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen um …
Magazin
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Urbane Landwirtschaft im Ruhrgebiet — Verdrängung und kreative Resistenz
MagazinEinem Verweis auf Max Weber, für den die Landwirtschaft in der Stadt noch selbstverständlich war, werden einige Positionen gegenübergestellt, die die Landwirtschaft praktisch und/oder theoretisch aus der Stadt ausgrenzen. Statistisch kann allerdings geze…
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Wilde Urbaniten — Tier-Mensch-Regime im Habitat Großstadt
MagazinDie rechtlich-administrative und räumlich-planende Regulation des Vorkommens wildlebender Tiere im urbanen Raum lässt sich drei historisch gewachsenen Regimen zuordnen: Das Regime der Hygiene konstituiert die wilden Tiere der Stadt als Schädlinge, Lästli…
Rezensionen
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Für eine Geographie des (Post-)Politischen — Rezension zu Swyngedouw, Erik (2018): Promises of the Political. Insurgent Cities in a Post-Political Environment. Cambridge: MIT Press.
RezensionIn seiner jüngsten Monographie Promises of the Political: Insurgent Cities in a Post-Political Environment (2018) widmet sich Erik Swyngedouw der Theorie, der Praxis und den Grenzen des Post-Politischen. Die Debatten rund um die Möglichkeiten und Unmög…
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Können Kommunen das Klima retten? — Rezension zu Cindy Sturm (2019): Klimapolitik in der Stadtentwicklung. Zwischen diskursiven Leitvorstellungen und politischer Handlungspraxis. Bielefeld: transcript.
RezensionKlimaschutz ist in den wenigen letzten Jahren zu einem dominanten politischen Topos geworden. Insbesondere die Schulstreik-Bewegung der Fridays for Future (FFF) hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Erkenntnisse der internationalen Klimaforschung ge…
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„mind grabbing und ästhetische Gentrifizierung“ — Rezension zu Kumnig, Sarah / Rosol, Marit / Exner, Andrea*s (Hg.) (2017): Umkämpftes Grün. Zwischen neoliberaler Stadtentwicklung und Stadtgestaltung von unten. Bielefeld: transcript.
RezensionUmkämpftes Grün. Zwischen neoliberaler Stadtentwicklung und Stadtgestaltung von unten von Sarah Kumnig, Marit Rosol und Andrea*s Exner eröffnet einen alternativen Blickwinkel auf die kritische Praxis des städtischen Gärtnerns. Die Gegenüberstellung ver…
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