Bd. 9 Nr. 3/4 (2021): Kindheit in der Stadt
Abstract
Städte sind immer auch Räume der Kindheit, und städtisches Leben wird von Kindern ebenso hervorgebracht wie von Erwachsenen. Dennoch klafft eine Lücke in der kritischen Stadtforschung, was die Berücksichtigung von Kindern, die in der Stadt leben, angeht. Der Themenschwerpunkt „Kindheit in der Stadt“ versammelt ein großes Füllhorn anregender interdisziplinärer Beiträge, die sich mit historischen wie aktuellen Tendenzen der Stadtentwicklung und deren Auswirkungen auf das Leben von Kindern, aber auch mit den Möglichkeiten ihrer Teilhabe an der Stadtgestaltung befassen. Damit versteht sich der Schwerpunkt auch als Plädoyer, Kinder als eigenständige Subjekte in der Stadt ernst zu nehmen und ihren Positionen zu den Problemen der Gegenwart mehr Gewicht beizumessen. In diesem Sinne sind viele der Beiträge dem Anliegen verpflichtet, Kindern in der Stadtforschung und -planung eine Stimme zu geben und ihre Sichtweisen auf die sie umgebende städtische Umwelt stärker in die Analysen kritischer Stadtforschung einzubeziehen. Neben den Beiträgen im Schwerpunkt versammelt die Ausgabe auch eine Reihe weiterer Beiträge, darunter Aufsätze zu den Themen künstlerische Forschungsmethoden, Demokratisierung öffentlicher Wohnungsunternehmen und vergeschlechtliche Hausarbeit am Beispiel des Thermomix.
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Heft online lesen: sub\urban, Bd. 9 Nr. 3/4 (2021): Kindheit in der Stadt
Einleitung
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Einleitung
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Impressum und Inhaltsverzeichnis
Einleitung -
Editorial
EinleitungNicht jedes Kind wächst in einer Stadt auf – gleichwohl gibt es keine Städte ohne Kinder. Städte sind immer auch Räume der Kindheit und städtisches Leben wird von Kindern ebenso hervorgebracht wie von Erwachsenen. Dennoch klafft eine Lücke in der kritischen Stadtforschung, was die Berücksichtigung von in der Stadt lebenden Kindern angeht. So ist es nicht verwunderlich, dass in kaum einem sub\urban-Beitrag der vergangenen Jahre junge Menschen und ihre Perspektiven auf städtische Entwicklungen im Mittelpunkt standen. Das wollen wir mit dieser Ausgabe ändern: Unser Themenschwerpunkt „Kindheit in der Stadt“ nimmt erstmalig explizit un…
Aufsätze aus dem Schwerpunkt
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Unsichtbare Kindergeographien — Dominierende Denkfiguren von Kinderorten in der Stadt
AufsatzIm Zuge der Covid-19-Pandemie wurden die unterschiedlichen Kinderorte in der Stadt neu geordnet. Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen und Spielplätze wurden – zumindest temporär – geschlossen. Kinder waren auf ihren Wohnort zurückgeworfen. Bedeut…
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Basteln, matschen und toben während der Coronakrise — Die Bedeutung von wohnungsnahem Freiraum für Kinder und Familien während der Frühphase der Pandemie
AufsatzMit der Sperrung von Spielplätzen und Parkanlagen bei zeitgleicher Schließung aller Einrichtungen der Kinderbetreuung zu Beginn der Coronapandemie wandelten sich Bedeutung und Nutzung des öffentlichen Raums. Maßnahmen und Empfehlungen wie das Abstandhalt…
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Smarte Kindheiten — Wenn junge Menschen in das Blickfeld städtischer Regierungsweisen rücken
AufsatzMit der Smart-City-Vision wird die Hoffnung verbunden, drängende ökologische, ökonomische und soziale Krisen in Städten zu überwinden und in eine ressourcenschonende und lebenswerte Stadt der Zukunft überzuleiten. Dabei fällt auf, dass Smart-City-Initiat…
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Von Kinderdomänen zum Reich der Normen — Überlegungen zu Spielplätzen in Mexiko-Stadt und globale Perspektiven
AufsatzIn verschiedenen städtischen Kontexten weltweit brachte das 20. Jahrhundert den Übergang von der Stadt-als-Spielplatz, die von Kindern angeeignet und gelebt wird, zum Rückzug der Kinder auf speziell für sie gestaltete Spielplätze. Die gegenwärtige Verbre…
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Parental Control Technologies und die Überwachung kindlicher Mobilität
AufsatzIm Kontext fortschreitender (auch urbaner) Technisierung und Digitalisierung etabliert sich ein stetig wachsender Markt an Tracking-Anwendungen, die es Eltern ermöglichen, den Standort ihrer Kinder in Echtzeit zu erfahren und ihre Bewegungen nachzuverfol…
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Gemeinschaftsnarrative unter Kindern und Jugendlichen in marginalisierten Quartieren — Strategien im Umgang mit stigmatisierenden Diskursen am Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg
AufsatzDas Quartier am Mehringlatz in Berlin-Kreuzberg ist seit vielen Jahren einer immensen Stigmatisierung ausgesetzt. Die Diskurse rund um den Stadtteil zeichnen sich durch eine (Re‑)Produktion rassistischer und diskriminierender Bilder aus. Diese ignorieren…
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Urbane Kindheiten zwischen Utopie und Dystopie — Sozial- und erziehungswissenschaftlich informierte Rationalisierungsweisen zum Topos „Kinder in der Stadt“
AufsatzDer vorliegende Beitrag nimmt analytisch in den Blick, wie urbane Kindheiten in der sozial- und erziehungswissenschaftlich informierten Rede über Kinder in der Stadt rationalisiert werden. Dies geschieht, indem die spezifischen Rationalisierungsweisen au…
Aufsätze
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Geographisch-künstlerische Stadtforschung — Ein Drei-Schritt-Verfahren zur Erschließung der Vielheit sozialräumlichen Wissens
AufsatzUm urbane Problemlagen in ihrer Vielschichtigkeit zu beforschen, bedienen sich Kunst und Wissenschaft jeweils spezifischer Vorgehensweisen. Trotz wiederkehrender gegenseitiger Bezugnahmen sind systematische Überlegungen zu Anschlussstellen an künstlerisc…
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Gemeinwohl und öffentliches Wohneigentum — Direktdemokratische Initiativen zur Neuausrichtung öffentlicher Wohnungsunternehmen in Frankfurt am Main und Berlin
AufsatzMietsteigerungen, Verdrängung und Verteilungskonflikte führen zu einer Repolitisierung der Wohnungspolitik, die auch öffentliche Wohnungsunternehmen betrifft. Soziale Bewegungen kritisieren vermehrt die Ausrichtung kommunaler und landeseigener Wohnungsge…
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Küchentechnik ist politisch! — Eine feministische Perspektive auf Mensch-Technik-Beziehungen am Beispiel des Thermomix
AufsatzAktuell werden digitalisierte Küchengeräte als Lösung für die Unvereinbarkeit von Reproduktions- und Erwerbsarbeit mobilisiert, eine Herausforderung, die nach wie vor zum größten Teil Frauen zu bewältigen haben. Der Artikel fragt, inwiefern häusliche Tec…
Debatte
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Das Kind in der Stadt (2021 [1978]) — (Auszüge)
DebatteColin Ward gilt als einer der einflussreichsten anarchistischen Denker und Schriftsteller der letzten Jahrzehnte. Seine Studie „The Child in the City“ ist eine Hommage an alle Kinder in der Stadt; sie besticht durch ihre äußerst vielschichtige und sensib…
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„Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, daß die Stadt dem Kind zugänglicher, verwertbarer und sinnvoller erscheint“ — Kommentar zu Colin Ward „Das Kind in der Stadt (Auszüge)“ (2021 [1978])
DebatteDas Buch Das Kind in der Stadt (1978) des Schriftstellers, Architekten, Sozialhistorikers, Ethnographen und Anarchisten Colin Ward ist eine Hommage an Kinder in der Großstadt. Der Autor nimmt hierbei zwei Positionen ein: diejenige des Forschers und die…
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Vom Fangspiel auf der Straße zum Tanzvideo auf TikTok – Wards Plädoyer für kindliche Freiräume Reloaded — Kommentar zu Colin Ward „Das Kind in der Stadt (Auszüge)“ (2021 [1978])
DebatteWards Ausführungen zum Verlust von Freiräumen und zur Stadt als Lernraum lesen sich erstaunlich aktuell: Sie finden sich fast deckungsgleich in Debatten um Bildungslandschaften wieder, die ebenfalls auf die Erschließung des Potenzials städtischer Frei- u…
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Zur Misopädie von Urbanisierung und schulischer Bildung: Eine Würdigung Colin Wards — Kommentar zu Colin Ward „Das Kind in der Stadt (Auszüge)“ (2021 [1978])
DebatteWas heißt es, Colin Ward einen Akt des Denkens (als Schreiben) zu widmen? Für mich bedeutet es, innezuhalten, um die Misopädie der modernen Urbanisierung und des damit verbundenen Schulsystems zu erkennen und aufmerksam zu studieren. Der Ausdruck Misopäd…
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Urbane Politische Ökologie im Rück- und Ausblick
DebatteZwischen den wahrgenommenen Grenzen der Urbanen Politischen Ökologie, der neolefebvrianischen Konzentration auf globale Urbanisierungsmuster und dem Aufschwung „neuer Materialismen“ ist die zeitgenössische theoretische Konzeptualisierung der urbanen Bios…
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Peripherien und Zentralitäten: Geographien von Covid-19 — Überlegungen zu Roger Keils Beitrag zu der translokalen Vorlesungsreihe „Geographien von Covid-19“ sowie der sub\urban-Debatte zum „Ende des Städtischen“
DebatteWo das Virus konzentriert auftritt, dort findet sich das Periphere in der Stadt und in der Gesellschaft, so die These von Biglieri, De Vidovich und Keil (2020). Keil (2021a) konkretisiert diese entlang der drei Dimensionen räumliche, institutionelle und …
Magazin
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„Meine fotografische Arbeit ist Spiegelbild meines politischen Engagements.“ — Interview mit der Fotografin Marily Stroux
MagazinDas Gespräch mit der Fotografin Marily Stroux führten Stefan Höhne und Verena Schreiber.
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Kinderräume in der Coronakrise? — Eine kritische Betrachtung aktueller Studien zur Situation in Deutschland
MagazinKinder stehen seit Beginn der Pandemie in Zusammenhang mit Kinderbetreuung, der Übertragung des Virus, der Bewältigung des homeschooling im Fokus öffentlicher und wissenschaftlicher Debatten. Im Zuge dessen wird Kindheit in der Krisenzeit auf – selbstv…
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Mini-München findet Stadt — Aushandlung von urbanem Raum im Kontext generationaler Ordnungen
MagazinEins der vielen Ziele der Spielstadt Mini-München ist es, Kindern und Jugendlichen, die Prozesse einer Stadt zugänglich machen. Alle zwei Jahre werden in den ersten drei Wochen der Sommerferien in der Modell-Stadt Einrichtungen und Strukturen einer reale…
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Kinder bewegen Stadt — Choreografische Beobachtungen räumlicher Aneignungspraktiken
MagazinDer Text untersucht das Raumaneignungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in städtischen Räumen aus einer choreografischen Perspektive. Unter Rückgriff auf fünf Gespräche mit Expert_innen aus Pädagogik, Tanz/Choreographie und Kulturvermittlung entsta…
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Stadt der Zukunft
MagazinIn diesem Buch geht es darum, wie sich die Vorstellungen der Menschen von Städten im Laufe der Geschichte und in verschiedenen Kulturen verändert haben. Hier findet Ihr mittelalterliche Stiche, Zitate und Illustrationen aus der Science-Fiction, Standbild…
Rezensionen
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(Un)gefragte Expert_innen: kindliche Erfahrungen im nachhaltigen Urbanismus — Rezension zu Pia Christensen / Sophie Hadfield-Hill / John Horton / Peter Kraftl (2018): Children living in sustainable built environments. New urbanism, new citizens. Abingdon/New York: Routledge.
RezensionDas rezensierte Buch setzt sich mit den Alltagen von Kindern in nachhaltig gebauten Gemeinden auseinander. Durch verschiedenste Beispiele aus den Lebenswelten der Kinder in diesen Gemeinden wird ersichtlich, welche Rollen und Räume Kindern zugeschrieben …
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Wahrnehmung und Darstellung von Räumen der Kindheit — Rezension zu Jürgen Hasse / Verena Schreiber (Hg.) (2019): Räume der Kindheit – Ein Glossar. Bielefeld: transcript.
RezensionDie Rezension bespricht das 2019 von Jürgen Hasse und Verena Schreiber herausgegebene Glossar Räume der Kindheit . Das Buch widmet sich auf insgesamt 420 Seiten in 63 Beiträgen unterschiedlicher Autor*innen solchen Orten und Räumen aus sozial-, kultur- …
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Blickpunkte austesten: Forschung inmitten von Kindheiten und anderen Umständen — Rezension zu Peter Kraftl (2020): After Childhood. Re-thinking environment, materiality and media in children’s lives. London: Routledge.
RezensionDas Leben von Kindern als verbunden mit ihrer Umwelt zu verstehen, ist gegenwärtig ein wichtiger Ausgangspunkt für Kindheitsforscher_innen. Peter Kraftl testet in seinem Buch After Childhood. Re-thinking environment, materiality and media in children’s …
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Krisenbearbeitung durch digitale Plattformen — Rezension zu Moritz Altenried / Julia Dück / Mira Wallis (Hg.) (2021): Plattformkapitalismus und die Krise der sozialen Reproduktion. Münster: Westfälisches Dampfboot.
RezensionDer im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienene Sammelband Plattformkapitalismus und die Krise der sozialen Reproduktion , herausgegeben von Moritz Altenried, Julia Dück und Mira Wallis, bietet einen aktuellen Überblick zum Forschungsfeld Gig-Economy …
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Raum- und Wissensgeschichte urbaner Problemzonen — Rezension zu Christiane Reinecke (2021): Die Ungleichheit der Städte. Urbane Problemzonen im postkolonialen Frankreich und der Bundesrepublik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
RezensionChristiane Reineckes herausragende Monografie Die Ungleichheit der Städte analysiert, wie in Frankreich und Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit urbanen Problemzonen umgegangen wurde. Entstanden ist eine beeindruckende kritische S…
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Tolerante Rassist*innen: Kämpfe um Anerkennung in der deutschen Stadt — Rezension zu Peter Bescherer / Anne Burkhardt / Robert Feustel / Gisela Mackenroth / Luzia Sievi (2021): Urbane Konflikte und die Krise der Demokratie – Stadtentwicklung, Rechtsruck und Soziale Bewegungen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
RezensionDer rezensierte Sammelband markiert den Auftakt für ein neues Forschungsfeld kritischer, deutscher Stadtforschung. Das ist nicht nur zeitgemäß, sondern überfällig. Die Autor*innen der Studie fokussieren insbesondere das städtische Moment rechter Narrativ…
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Die Zukunft war jetzt — Rezension zu Christina Schwenkel (2020): Building socialism. The afterlife of East German architecture in urban Vietnam. Durham: Duke University Press.
RezensionDie US-amerikanische Kulturanthropologin Christina Schwenkel legt mit Building socialism eine quellengesättigte ethnografische Studie über Zerstörung, Wiederaufbau und Nutzungsperspektiven der vietnamesischen Stadt Vinh vor. Ein besonderes Augenmerk li…
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(Un-)besetzte Räume — Rezension zu Friederike Landau / Lucas Pohl / Nikolai Roskamm (Hg.) (2021): [Un]Grounding. Post-foundational geographies. Bielefeld: transcript.
RezensionDie vorliegende Rezension gibt einen Überblick über Aufbau und zentrale Themen des Sammelbandes [Un]Grounding. Post-foundational geographies , der an einer Schnittstelle zwischen Postfundamentalismus und Raumtheorie angesiedelt ist. Neben Einblicken in …
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Die Verteilung des Bodens mitbestimmen — Rezension zu Brigitta Gerber / Ulrich Kriese (Hg.) (2019): Boden behalten – Stadt gestalten. Zürich: rüffler & rub.
RezensionDie Vergesellschaftung von Grund und die Eigentumsfrage in der Wohnungspolitik ist sowohl eine seit Jahren wiederkehrende als auch eine hochaktuelle Debatte. Im Sammelband Boden behalten – Stadt gestalten , herausgegeben von Brigitta Gerber und Ulrich K…
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Angestaubt — Rezension zu Jürgen Hasse (2020): Wohnungswechsel. Phänomenologie des Ein- und Auswohnens. Bielefeld: transcript.
RezensionJürgen Hasse hat mit Wohnungswechsel. Phänomenologie des Ein- und Auswohnens einen Essay vorgelegt, der auf Erfahrung mit Umzügen schließen lässt. Es ist ein seltsamer und schöner Text. Seltsam, weil die literarisch-phänomenologische Schreibweise und S…
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Die Stadt als „Werkzeug“ – ein neuer Ansatz für die Stadtforschung? — Rezension zu Uwe Prell (2020): Die Stadt. Eine Einführung für die Sozialwissenschaften. Opladen/Toronto: Barbara Budrich.
RezensionDas Buch bietet eine Einführung und eine theoretische Reflexion über die Stadt, die mit zwei grundsätzlichen Fragen beginnt: Was ist eine Stadt? Wie lässt sich das bisher über sie gesammelte Wissen sinnvoll unter einem Blickwinkel zusammenfassen? Der Aut…
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Wie sähe eine Landforschung aus, die vom Land aus und mit dem Land mit forscht? — Rezension zu Lisa Maschke / Michael Mießner / Matthias Naumann (2021): Kritische Landforschung. Konzeptionelle Zugänge, empirische Problemlagen und politische Perspektiven. Bielefeld: transcript.
RezensionDie Verfasser*innen des Bands „Kritische Landforschung“, Lisa Maschke, Michael Mießner und Matthias Naumann, stellen Ansätze aus der anglo-amerikanischen Landforschung vor, anhand deren aktuelle Transformationen ländlicher Räume in der Bundesrepublik erk…